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71jährige in 6, der 68jährige in 7 Jahren u. s. w. seine Einlage zurück; jedes weitere Lebensjahr bringt ihm Gewinn, da die Renten ganz gleichmäßig bis zu seinem Tode fortgezahlt werden. Dieselben werden vierteljährlich postnumerando fällig; wer bis zum 30. d. Mts. noch einzahlt, erhält zum ersten Male am 30. September d. I. Rente, es sei denn, daß er be stimmt, die Rente soll erst von einem späteren Alters jahre an zahlbar werden, in welchem Falle sie sich noch wesentlich höher stellt. Die Altersrentenbank nimmt fortdauernd an Ausbreitung im Lande zu. Im laufenden Jahre sind bis Ende Mai 524736 M. in 2233 Einlagen, gegen 398686 M. in 759 Einlagen in denselben 5 Monaten des vorigen Jahres, bei ihr eingezahlt worden. Von Einwohnern der Amtshaupt mannschaft Dippoldiswalde sind im vorigen Jahre 61 Einzahlungen, gegen 31 im Jahre 1883, geleistet worden, der Zuwachs im Jahre 1884 betrug 30 Ein lagen. — 19. Juni. Wiederum kommt die Zeith wo, wie alljährlich, der Sammelbote des Gustav-Adolf- Vereins an die Thüren und Herzen pocht, um für die nothleidenden evangelischen Gemeinden, die in der Zerstreuung leben und gar oft des geistlichen Zuspruchs entweder ganz entbehren oder nur unter den dürftig sten Verhältnissen ihr Kirchen- und Schulwesen auf recht erhalten können, ein Scherflein zu erbitten, und nie hat er dies vergeblich gethan. Auch bei uns nicht. Und durch die ihm reichlich zugeflossenen Gaben ist der Gustav-Adolf-Verein eine Macht geworden, die weit über Deutschlands Grenzen hinaus als ein Helfer in der Noth bekannt ist und als solcher von allen Seiten um Unterstützung angegangen wird. Die fliegenden Blätter des Vereins, von denen uns Nr. 65 vorliegt, berichten von Drang und Noth, aber auch von thatkrästiger Hilfe, durch die manche Gemeinde, die fast der evangelischen Kirche verloren gegangen wäre, erhalten und gekräftigt worden ist. An den Liebeswerken des Vereins mitzuwirken, dazu bietet sich, wenn der Sammelbote herumgeht. Jedem Gelegenheit; jede, auch die kleinste Gabe wird dankbar angenommen. Ueber die Verwendung der in unserem Zweigvereine eingehenden Beträge beschließt die Hauptversammlung, die, wie wir hören, dieses Jahr in Glashütte durch Festgottesdienst und öffentlichen Vertrag, und zwar am 12. Juli gehalten werden soll. Wir machen vor läufig darauf aufmerksam mit dem Wunsche, daß der Ertrag in den einzelnen Gemeinden des Vereinsbezirks ein recht reichlicher werden möge. Rnppendorf. Am 17. d. M., Nachmittags gegen 5 Uhr, schlug der Blitz — ohne zu zünden — in das Wohnhaus des Hausbesitzers und Kaufmann Karl Friedrich Neubert und beschädigte die Fangspitze, die Stange, sowie die Vergoldung der Blitzableitung der selben. Glashütte. Der „Bote vom Geising" bringt in seiner Nr. 70 vom 17. Juni eine Berichtigung in Bezug auf das Erlebniß einiger Uhrmacherschüler auf dem Mückenthürmchen (s. Nr. 64 d. Bl.) und ent schuldigt der betr. Wirth sein Benehmen damit, daß ihm die Speisen ausgegangen seien und er sich aus dem nächsten Orte nicht so schnell wieder hätte ver sorgen können. Demgegenüber wird nun konstatirt, daß die betr. Herren ca. 1 Stunde warten mußten und wiederholt mit dem Essen vertröstet wurden, bis sie schließlich den Bescheid erhielten, daß nichts mehr da sei, trotzdem der Wirth anderen Gästen, und zwar Czechen, die später ankamen, Speisen verabreichte. Wenn die Herren vorher darauf aufmerksam gemacht worden wären, daß Das, was sie bestellten, nicht zu haben sei, so würden sie auch etwas Anderes bestellt haben. Es ist überhaupt eine komische Entschuldigung für den Wirth eines Restaurants, wie das stets und hauptsächlich zu Pfingsten stark besuchte Mückenlhürm- cken, wenn er schon den 1. Pfingstfeiertag kurz nach Mittag sagt: Die Speisen sind mir ausgegangen. Das Benehmen des Wirthes vom Mückenthürmchen verdient, man mag es betrachten wie man will, die schärfste Rüge. Börnersdorf bei Liebstadt. Während des am 17. Juni des Abends gegen '/^ Uhr über hiesigem Orte lagernden Gewitters schlug der Blitz in die Scheune des Gutsbesitzers Robert Fraulob, zündete und legte dieselbe vollständig in Asche nieder, während das daneben befindliche Wohnhaus durch angestrengte Thätigkeit der Löschmannschaften gerettet wurde. Außer der Ortsspritze sind am Brandplatze noch die Spritzen der Gemeinden Breitenau und Liebstadt erschienen, die letztere aber ist, da Gefahr nicht mehr vorhanden gewesen, gar nicht zur Tbätigkeit gelangt. Liebenau bei Lauenstein. Infolge Blitzschlages brannte am 17. Juni das neuerbaute Wohnhaus des Gutsbesitzers Karl Gottlieb Friedrich Mühle bis auf die Umfassungsmauern nieder. Dresden. Als König Albert am 17. Juni Abends vom Kronprinz von Preußen vom Anhalter Bahnhofe in Berlin nach dem kgl. Schlosse geleitet wurde, scheuten beim Durchfahren des Brandenburger Thores die Pferde, gingen durch und stürmten die Linden hinab. Endlich gelang es einem zuspringenden Mann, die rasenden Pferde mit kräftigem Ruck zum Stehen zu bringen, wobei der Wagen zwar auf das Trottoir flog, doch nicht zum Umstürzen kam. Die beiden hohen Herren verließen den Wagen und fuhren alsdann in dem Wagen des Adjutanten das Stück bis zum Schlosse. Freiberg. Der hiesige „Anz." veröffentlicht fol genden lehrreichen Fall zur Warnung: Ein Mühlen besitzer aus der Umgegend mußte am 13. Dezember v. I. eine erkrankte Kuh tödten lassen. Da der Thierarzt das Fleisch dieser Kuh als zum menschlichen Genüsse ungeeignet erklärt, der betreffende Gemeinde vorstand außerdem im Nothschlachtzeugnisie attestirt hatte, daß das Fleisch vollständig vergraben worden sei, erfolgte die gänzliche Befreiung des Mühlenbesitzers von Entrichtung der Schlachtsteuer, die bei einem krankheitshalber getödteten Rinde (wenn das Fleisch noch genießbar ist) 6 Mark beträgt. Nachträglich wurde indessen festgestellt, daß der Mühlenbesitzer den Lokal-Schlachtsteuereinnehmcr bei Ueberreichung des vom Gemeindevorstand ausgestellten Nothschlachtzeug- nisses insofern in Jrrthum versetzt hatte, als der Schlachtsteuereinnehmer auf Grund dieses Zeugnisses annehmen mußte, daß das gesummte Fleisch vollstän dig beseitigt, dessen Genuß also unmöglich gemacht war, während tatsächlich der Mühlenbesitzer nur einen Theil des Fleisches in den Teich geworfen, den anderen Theil zu jener Zeit aber noch in seiner Behausung hatte, den er später einem Dritten angeblich als Hundefutter überließ. Die Steuerbehörde erblickte in diesem Gebühren eine Hinterziehung der Schlachtsteuer und belegte deshalb den Mühlenbesitzer mit einer Ordnungsstrafe von 24 Mark (das ist der vierfache Betrag der hinterzogenen Steuer) und Nachzahlung des betreffenden Steuersatzes. Diese Strafe wurde auf die Reklamation des Mühlenbesitzers sowohl vom Königlichen Schöffengericht als auch von der Berufungs-Strafkammer beim Königl. Landgericht auf recht erhalten und demgemäß die eingemendete Be rufung als völlig unbegründet verworfen. Chemnitz. Am vergangenen Sonntage ereignete sich in dem benachbarten Halbersdorf ein schwerer Unglücksfall. Während eine große Anzahl fremder, namentlich Chemnitzer Gäste in dem Garten des dor tigen Gasthauses weilte, wurde plötzlich eine Dame aus Chemnitz durch eine Gewehrkugel an der Stirn schwer verwundet. Die Kugel kam aus der Richtung des Lohse'schen Gasthauses in Altchemnitz, woselbst die dortige Teschin-Schützengesellschaft ihr diesjähriges Vogelschießen abhielt. Es dürfte dieser betrübende Vorfall ein neuer Mahnruf an die Behörden sein, im Ertheilen von Genehmigungen zu Scheiben- und Vogelschießen mit Schießgewehren sehr vorsichtig und sparsam zu sein. Limbach. Ein eingesetzter Ausschuß der städtischen Kollegien hat beschlossen, denselben einen Antrag zu unterbreiten, der in der Aufnahme einer Anleihe von 400,000 Mk. gipfelt. Dieselbe soll mit 4 Proz. verzinst, mit I Prozent abgestoßen und je nach Be- dürfniß ausgegeben werden. A dorf. Die Nachricht, daß der wandernde Wolf, der nun schon seit Wochen die Bewohner deS Ober- voigtlandes beunruhigt, in unserer Nähe sei, hat furcht same Gemüther sehr unangenehm berührt. Daß er in dem benachbarten Freiberg von einer Frau gesehen und durch deren Hülferuf verscheucht worden ist, scheint nach allen Erörterungen ziemlich sicher zu sein. Ge wiß ist die Abhaltung einer Treibjagd sehr Wünschens werth, aber es fragt sich, ob sie Erfolg haben wird, denn jetzt, wo man für den Aufenthaltsort des un steten Gastes gar keinen Anhalt hat, könnte man nur auf gut Glück lostreiben. Im Winter, wo man die Spuren im Schnee verfolgen könnte, wäre die Sache weit einfacher. Die Tour, welche der Wolf genommen, läßt sich nunmehr so feststellen. Er kam aus Thü ringen, durchzog das obere Voigtland von der bayri schen Grenze bis Rautenkranz und Umgebung, kehrte dort um, hielt sich längere Zeit bei Schöneck auf und scheint nun auf der Rückwanderung begriffen zu sein. Vor drei Jahren hat man ja im Fichtelgebirge auch zwei Wölfe gesehen, von denen jedoch nur einer erlegt wurde. Zittau. Der hiesige Spar- und Vorschuß- verein hat in einer kürzlich abgehaltenen außer ordentlichen Generalversammlung seine Auflösung be schlossen. Die Mitglieder erleiden keinen Verlust, sondern erhalten vielmehr noch Beträge aus dem Vereinsvermögen ausgezahlt. — Nach den bisherigen Ermittelungen beträgt die vom Kassirer Nessenius veruntreute Summe nicht unter 16 000 M. Dem Zittauer Stadtrath ist übrigens von der königl. Kreishauptmannschaft der Vorwurf nicht erspart geblieben, zu viel Vertrauen in den Flüchtigen und der Revisionsthätigkeit des jüngst ver storbenen Steuersekretärs Grohmann gesetzt zu haben. Der Stadtrath habe eine schwerwiegende Verantwort lichkeit auf sich geladen, da er in nicht zu rechtfer tigender Weise an der vorschriftsmäßigen Kontrole es fehlen ließ und einer persönlichen Empfindlichkeit zu viel Rücksicht trug. Kein Mensch, auch der tüchtigste, sei unfehlbar. Auch ergäbe» die Beweisaufnahmen, daß Grohmann in nicht zu billigender Weise seinen Untergebenen gegenüber die Aufsicht unterlassen habe. Vollkommen unentschuldbar sei es, daß der Stadtrath in Rücksicht auf die persönliche Empfindlichkeit von einer Revision absah; kein Beamter könne sich durch die Vornahme einer Revision beleidigt sehen. Dazu kam ferner, daß der Stadtrath wiederholt von den Stadtverordneten aufgefordert wurde, seiner Pflicht nachzukommen und eine Revision vorzunehmen. Schon dieses Verlangen beweise, daß das blinde Vertrauen in den verstorbenen Steuersekretär nicht überall ge- theilt wurde. Tagesgeschichte. Berlin. Stiller und stiller wird es um die Person des Kaisers, die ehrfurchtgebietende 88 jährige Gestalt des Kaisers Weißbart steht fast allein noch da, auf recht und unerschüttert. Noch hat sich der Grabhügel nicht über der Gruft seines Neffen, des Prinzen Friedrich Karl, gewölbt, und schon wieder hat der unerbittliche Sensenmann einen der Heerführer der Jahre 1870/81 abgerufen; der Generalfeldmarschall, Statthalter von Elsaß-Lothringen, von Manteuffel, ist am 17. Juni Vormittags in Karlsbad an einer Lungenentzündung plötzlich verstorben. Geboren am 24. Februar 1809 in Dresden, ward er 1828 Lieute nant, 1848 Rittmeister, 1854 Oberst. König Wil helm verwendete ihn öfters zu diplomatischen Missi onen, die er stets zur Zufriedenheit löste. 1870 kämpfte er glücklich gegen die Nord- und Südarmee und zwang durch seine Operationen den General Bourbacki zum Uebertritt in die Schweiz. Als Lohn ward ihm eine Dotation und die Feldmarschallswürde. 1879 ward er Statthalter von Elsaß-Lothringen, welche hohe Stelle er im Sinne einer Versöhnungspolitik verwaltete. — Von den neun Generalfeldmarschällen, welche in der preußischen Armee in Folge des Krieges von 1870/71 ernannt wurden, sind nach dem Tode des Prinzen Friedrich Karl und des Freiherrn v. Man teuffel nur noch zwei, der Kronprinz und Graf Moltke, am Leben. Ende 1873 zählte die preußische Armee 12 General-Feldmarschälle bez. General-Obersten und General-Feldzeugmeister, nämlich den Prinzen Karl (ernannt 2. März 1854), den Grafen von Wrangel (15. August 1856), den Prinzen Friedrich Karl (28. Oktober 1870), den Kronprinzen (28. Oktober 1870), Herwarth v. Bittenfeld (charakterisirt 8. April 1871), v. Steinmetz (charakterisirt 8. April 1871), Graf von Moltke (16. Juni 1871), Prinz Friedrich der Nieder lande (1. Januar 1873), Graf v. Noon (1. Januar 1873), Großherzog von Mecklenburg (2. September 1873), Prinz August von Württemberg (2. Septr. 1873) und Freiherr v. Manteuffel (19. Septr. 1873). Seitdem sind neue Ernennungen nicht erfolgt. Von diesen 12 Marschällen sind nunmehr 10 gestorben, zunächst 1877 Graf Wrangel und v. Steinmetz, dann 1879 Graf v. Roon, 1881 Prinz Friedrich der Nieder lande, 1883 Prinz Karl und der Grobherzog von Mecklenburg, 1884 Herwarth v. Bittenfeld und im laufenden Jahre Prinz August von Württemberg, Prinz Friedrich Karl und Freiherr v. Manteuffel. — Der Bundesrath ist dem Antrag Sachsens auf Verlängerung des kleinen Belagerungszustandes für Leipzig auf 1 Jahr beigetreten. Kiel. Der Stapellauf des für den Gouverneur von Kamerun bestimmten Dampfers fand am 18. Juni statt, derselbe trägt den Namen des kürzlich ver storbenen Afrikareisenden vr. Nachtigal. Oesterreich. Am Abend des 16. Juni fanden an läßlich von Differenzen über die Arbeitszeit in Brünn Arbeitskrawalle statt. Die Arbeiter überfielen rottenweise die Fabrikgebäude mehrerer Firmen und zertrümmerten durch Steinwürfe die Fensterscheiben und Thüreingänge. Militär mußte einschreiten und von der Waffe Gebrauch machen, wobei mehrere Ver wundungen vorkamen. 2 Offiziere und 6 Soldaten wurden durch Steinwürfe verwundet. Gegen Mitter nacht war die Ruhe wieder hergestellt. England. Die Königin hat dem zurücktretenden Ministerpräsidenten Gladstone in Anerkennung seiner dem Lande geleisteten Dienste die Grafenwürde angeboten, welche Auszeichnung aber von diesem ab gelehnt worden ist. Frankreich. Offiziellen Nachrichten zufolge ist nunmehr der Friede zwischen China und.Frankreich unterzeichnet worden.