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Wkikritz-MW Amtsblatt für die Königliche Umtshauplmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte nnd die Ktadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Inserate, welche bei der bedeureiiden Auflage de- Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden, werden mit 10 Pfg. die Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaltionellerr Theile, die Spaltenzeil« 20 Pfg. Die „Weiheritz.Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis Vierteljährlich I LI. 2b Pfg., zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postau- fialten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Verantwortlicher Redacteur: Carl Ahne in Dippoldiswalde. Nr. 72. Sonnabend, den 20. Juni 1885. 51. Jahrgang. Politische Wochenschau. Deutsches Reich. Der herbe Verlust, den das erlMene Haus der Hohenzollern durch das so uner- wanete Hinscheiden des Prinzen Friedrich Karl von Preußen erlitten, hat nicht nur in ganz Deutschland, sondern auch weit über die Grenzen des deutschen Reiches hinaus die lebhafteste Theilnahme an diesem tiefschmerzlichen Trauerfalle hervorgerufen. Nament lich sympathisch berühren die von den Wiener Blättern dem verewigten Heerführer gewidmeten Nachrufe, in denen den kriegerischen Eigenschaften und Triumphen des Prinzen die aufrichtigste Bewunderung gezollt wird, obwohl derselbe im Kriege von 1866 der öster reichischen Armee so empfindliche Niederlagen bereitete; auch die leitenden Londoner Blätter widmen dem ver storbenen Prinzen ehrende Nachrufe. Auch König Humbert von Italien hat dem Kaiser Wilhelm tele graphisch sein tiefempfundenes Beileid anläßlich des Ab lebens des Prinzen Friedrich Karl ausgedrückt. Be reits am Montag Abend hatte im Jagdschlösse Klein- Glienicke eine Trauerandacht im engeren Kreise statt gesunden, worauf in der Nacht vom Mittwoch zum Donnerstag die Uebersührung der Leiche nach der Garnisonskirche zu Potsdam folgte. Hier ist am Donnerstag die eigentliche Trauerfeier im Beisein zahlreicher deutscher und fremdländischer Fürstlichkeiten vor sich gegangen. .Die Beisetzung der Leiche erfolgt in aller Stille in der Gruft zu Nikolskoe, wo auch die erlauchten Eltern des nun verewigten Prinzen ruhen. — Unsere innere Politik sinkt allmälig in den Sommerschlaf, kaum, daß die braunschweigische Thron folgefrage noch einigermaßen das Interesse an den Borgängen auf diesem Gebiete wach hält. Die Sgche nimmt einen sehr langsamen Verlauf; der bekannte, dem Bundesrathe vorliegende preußische Antrag ist noch nicht einmal vom Justizausschusse erledigt und läßt sich deshalb noch nicht absehen, wenn die Ent scheidung des Plenums fallen wird. Es ist aber kaum zu bezweifeln, daß diese Verzögerung nur äußerlichen und formalen Gründen entspringt und daß der Kern des preußischen Antrages, die Ausschließung des Her zogs von Cumberland von der Thronfolge in Braun schweig, der Zustimmung des bei weitem größten Theiles der Bundesrathsmitglieder sicher ist. Mit der braunschweigischen Angelegenheit bringt man den Be such in Verbindung, welchen der Großherzog von Sachsen-Weimar dem Könige von Sachsen, wie ver sichert wird, auf spezielle Einladung des letzteren, dieser Tage in Dresden abgestattet hat. Darüber, ob sich der Gedankenaustausch zwischen den beiden Monarchen in einer den Ansprüchen des Herzogs von Cumber land freundlichen oder aber ungünstigen Richtung voll zogen hat, lassen sich natürlich blos Vermuthungen aufstellen, bei der bewährten nationalen Gesinnung beider Herrscher wird man indessen über das Resultat ihrer Berathungen schwerlich in Zweifel sein können. — In dem so viel Aufsehen erregenden Beleidigungs prozesse des Hospredigers und Reichstagsabgeordneten vr. Stöcker gegen die Berliner „Freie Zeitung" ist am Dienstag das gerichtliche Urtheil verkündigt worden. Dasselbe lautet gegen den Redakteur der „Fr. Ztg.", Bäcker, wegen Beleidigung Stöckers auf drei Wochen Gesängniß und Tragung der Gerichtskosten, unter Annahme mildernder Umstände. Ob Herr Stöcker selbst mit dem Ausgang des Prozesses sehr zufrieden sein wird, steht dahin; zum Mindesten hat ihn der ganze Verlauf der gerichtlichen Verhandlungen in einem Lichte erscheinen lassen, welches schwerlich ge eignet sein dürfte, die politische und soziale Stellung des Herrn vr. Stöcker zu stärken. England. Unter den Vorgängen auf dem Ge biete der auswärtigen Politik nimmt die englische Ministerkrisis fortdauernd den ersten Rang ein. Die Bildung eines neuen Kabinets ist den Führern der englischen Konservativen bis zur Stunde, trotz aller Gerüchte, welche von einer Beendigung der Minister krisis wissen wollten, augenscheinlich noch nicht ge lungen. Es wird sogar von ernsten Zwistigkeiten, die zwischen den älteren und den jüngeren Häuptern der Torypartei, so namentlich zwischen Salisbury und Churchill, herrschen sollen, berichtet und wenngleich eine Londoner Depesche vom Dienstag meldet, daß infolge einer an diesem Tage abgehaltenen Konferenz der konservativen Führer sich die der Kabinetsbildung entgegenstellenden Hindernisse vermindert hätten, so wird offenbar noch mancher Stein zu beseitigen sein, ehe die Konservativen zum Antritt der politischen Erb schaft Gladstones gelangen. Die Konferenzen Salis burys mit den übrigen Führern der Konservativen dauerten übrigens den ganzen Dienstag Nachmittag fort. Wie verlautet, hätte Northcote eingewilligt, einen Sitz im Oberhause anzunehmen. Hicks-Beach würde alsdann die Führung der Konservative» — welche bekanntlich bisher Northcote hatte — übernehmen. Nach diesen Meldungen zu urtheilen, bedarf demnach die Lage in London noch sehr der Klärung. Frankreich. Der plötzliche Tod des Admirals Courbet hat die französischen Verlustlisten in Ostasten noch nachträglich in sehr schmerzlicher Weise erweitert. Admiral Courbet hat sich durch die ostasiatischen Händel einen allgemein bekannten Namen gemacht und avan- cirte vom ursprünglichen Oberbefehlshaber der fran zösischen Flotte in den chinesischen Gewässern zum Obcrstkommandirenden sämmtlicher Streitkräfte der Franzosen zu Wasser und zu Lande in Tonkin. Als solcher erfüllte er jedoch nicht die Erwartungen, welche seine Negierung auf ihn setzte und trotz mancher glänzender Waffenthaten Courbets nahmen die Opera tionen in Tonkin doch nicht den gewünschten Verlauf, so daß die Negierung Admiral Courbet vom obersten Kommando abrief und ihm nur dasjenige über die Flotte wieder übertrug. Es ist bezeichnend für die patriotische Selbstverläugnung Courbets, daß er sich auch unter diesen Umständen entschloß, sich mit seiner früheren Stellung zu begnügen und nicht aus falschem Ehrgefühl das Flottenkommando niederzulegen. Sein Tod hat in Frankreich einen tiefen Eindruck gemacht; die Senatssitzung vom Dienstag wurde zum Zeichen der Trauer aufgehoben. In der Deputirtenkammer beantragte Baudry d'Affon Namens der Rechten für seinen Vorschlag, für Courbet eine nationale Leichen feier zu veranstalten, die Dringlichkeit. Letztere wurde indessen mit 292 gegen 94 Stimmen abgelehnt, nach dem die Negierung erklärt hatte, sie habe an und für sich nichts gegen eine nationale Leichenfeier einzu wenden, aber es sei doch nothwendig, vorher das Testament Courbets und den Willen seiner Familie kennen zu lernen. Die Kammer setzte hierauf die Be- rathung des Rekrutirungsgesetzes fort. Rußland. Das offiziöse „Journal de St. Peters- bourg" bezeichnet die Timesnachricht von der russischer seits angeblich erfolgten Besetzung eines Hakens in Korea als gänzlich unbegründet. Den Engländern wird dieses Dementi einen Stein vom Herzen nehmen, da die Festsetzung der russischen Macht auf Korea, also an einem Punkte, von welchem Rußland im Kriegsfälle den englischen Handel im chinesischen Meere ernstlich bedrohen konnte, ihnen nicht gleichgültig erscheinen konnte. — Die russische Kriegsmarine hat einen empfindlichen Verlust erlitten. Die Panzer batterie „Kreml", eine sogenannte Popowka (rundes Panzerschiff mit Drehthürmen) erhielt bei einem Un wetter ein derartiges Leck, daß sich Kapitän Scham- rhin, um das Leben der Bemannnng zu retten, ent- chlicßen mußte, das Schiff bei Port Kunda auf den Sand laufen zu lassen; die „Kreml" gilt als definitiv verloren. Italien. In der Dienstagssitzung der italienischen Deputirtenkammer hat der Minister des Auswärtigen, Herr Mancini, wieder einmal eine seiner wortreichen, aber belanglosen Erklärungen über die Kolonialpolitik Italiens abgegeben. Aus der Rede des Ministers ist lediglich die Versicherung hervorzuheben, daß sich die Negierung auf kein weiteres Vorgehen am Rothen Meere einlassen werde, ohne das Parlament um Rath zu fragen, aber man dürfe die Truppen nicht zurück ziehen. Als im weiteren Verlaufe der Sitzung die Opposition sich gegen die auswärtige Politik Mancinis wandte, erklärte sich Ministerpräsident Depretis Namens des ganzen Kabinets für solidarisch mit dieser Politik. Die Sitzung endete mit einer Art Vertrauenskund gebung für die Negierung, indem die Kammer mit 147 gegen 126 eine vom Ministerium gutgeheißene Tagesordnung annahm. Ostindien. In Ostindien, und zwar in Kaschmir, wiederholen sich die Erderschütterungen mit größerer Heftigkeit. Im Distrikte Muzufurabad hat ein Erd beben stattgefunden, bei welchem über 2000 Personen umgekommen sein sollen. Hoffentlich bewahrheitet sich die Meldung von dieser grausigen Katastrophe nicht in ihrem vollen Umfange. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Das Komitö für den Bau eines Aussichtsthurm es auf dem Funke'schen Stein bruchsgrundstücke hat, wie sich aus den neulich er lassenen Bekanntmachungen ersehen läßt, in mehreren Sitzungen sich über die zunächst zu thuenden Schritte schlüssig gemacht. Wie aus dem wiederholten Auf rufe zur Unterstützung des Projekts ersichtlich, sollen freiwillige Beiträge mit Verzicht auf Rückzahlung an genommen, außerdem aber ausloosbare Antheilscheine zu 3 M. ausgegeben werden. Angenommen, daß der Thurmbau mit den nöthigen Ausstattungsstücken (Fernrohr u. s. w.) mindestens 3000 M. zu stehen kommen könnte, sind 1000 solcher Antheilscheine, unter zeichnet vom Vorsitzenden, Herrn Stadtrath Bucher, und Kassirer, Herrn Rendant Ulbricht, aufgelegt worden und ist auch an dieser Stelle der dringende Wunsch auszusprechen, daß der ganz glücklich be gonnene Verkauf der Scheine einen guten Fortgang haben möchte, damit der Thurmbau alsbald gesichert erscheint und unverzüglich in Angriff genommen werden kann. Der Thurm, den man sich vorläufig in Stein denkt, wird nicht blos eine Zierde der Umgegend der Stadt werden, sondern er wird auch nach den ein gehenden Erörterungen über Höhenlage u. s. w. der benachbarten Berge, dem Besteiger desselben unbe stritten eine sehr befriedigende Rundschau gewähren. Der Thurm ist nach den vorläufigen Beschlüssen zu 15 Meter Höhe angenommen; die definitive Beschluß fassung hierüber u. s. w. ist ausgesetzt, bis feststehen wird, welche Mittel zur Verfügung stehen werden. Eine Anzahl Herren hat sich erfreulicherweise zum Verkaufe und Angebot von Antheilscheiwen sofort be reit gefunden und läßt sich bei dem wahrzunehmenden Interesse für die Sache und bei dem Gemeinsinn der Bevölkerung von Dippoldiswalde und Umgegend hoffen, daß diese Herren glücklich operiren werden. Mit der Empfangnahme eines Antheilscheines hat der Erwerber Anspruch in Höhe von 3 M. an die Thurmbauver waltung und sollen diese Ansprüche nach und nach aus der Einnahme an Auftrittsgeldern zur Befrie digung gelangen. — Für nächsten Dienstag ist zum Besten des Thurmbaufonds ein Concert in hiesiger Steinbruchsrestauration in Aussicht genommen. Das Nähere hierüber folgt in nächster Nummer und wünschen wir auch dieser Veranstaltung den besten Erfolg. I,. — Gesunde Personen vorgerückten Alters, welche Niemanden mehr zu versorgen haben, können für ihre Zinsen- und Kapitaleinnahmen im Allgemeinen keine wssere Anlage finden, als wenn sie dieselben bei der önigl. Altersrenten bank in Dresden (Landhaus trabe 16) behufs Erwerbung von sofort beginnenden Altersrenten unter Kapitalverzicht einzahlen. Durch solche Renten erhält der 75jährige in 5 Jahren, der