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WHeritz-AitW sse. Verantwortlicher Redacteur: Carl Irhne in Dippoldiswalde 51. Jahrgang Donnerstag, den 14. Mai 1885 Nr. 57. s. ann ). an. fest. >r. ük U :de- ber inler nuß, wird zur M. ixpe- Um- Messe t den »ern. : ver- !2. mit steht H. m e. >rt e alben steht dt. -Lokales «nd Sächsisches. Dippoldiswalde, 13. Mai. Schon seit lange besteht bei vielen Bewohnern der hiesigen Stadt der Wunsch, von den, eine herrliche Aussicht bietenden Steinbrüchen durch Erbauung eines Thurmes wo möglich eine Rundsicht erreichen zu können. Nachdem nun der Gebirgsverein, wenn er nicht seine sonstige Italien in Afrika. Alle Welt war erstaunt darüber, als sich vor einigen Monaten Italien dazu bereit erklärte, gemein sam mit England in Oberegypten und dem Sudan vorzugehen und wirklich haben sich eine italienische Panzerflotte und 8000 italienische Soldaten und Matrosen nach dem Rothen Meere begeben und Mafsauah besetzt. Was soll aber nun weiter mit der italienischen Expedition auf dem heißen Sande Afrikas geschehen? fragte sich alle Welt und fragte sich beson ders die Opposition in den italienischen Kammern. Will Italien für sich nach Abzug der Engländer erobern oder will es weiter südlich an der Küste Afrikas ein Stück Land an sich bringen, denn in der Stadt Mafsauah kann doch unmöglich die italienische Expedition stehen bleiben? Eine diesbezügliche Anfrage der italienischen Kammern gelangte deshalb alsbald an das italienische Ministerium; doch der Minister des Auswärtigen, Mancini, hat darauf eine sehr seltsame Antwort gegeben. Er meinte, die Großmachtsstellung Italiens.erlaube demselben nicht, unthätig die Hände in den Schooß zu legen, wenn die anderen Mächte Kolonialpolitik trieben, aber Italien werde sich auch hüten, sich in kostspielige und gefährliche Abenteuer einzulassen. — Nun, wenn diese Worte besagen sollen, daß Italien zugreifen wird, wenn ihm ein Apfel in den Schooß fällt, daß es aber die Hand davon lassen wird, wenn man Gefahren beim Ergreifen des Apfels bestehen muß, da mag Mancini nicht so unrecht die italienische Politik gekennzeichnet haben, nur entspricht diese Kennzeichnung der Kolonialpolitik Italiens nicht der wirklichen Lage mehr. Was soll es heißen, wenn der Minister sagt, die Negierung wolle keine Politik der Unthätigkeit, sei jedoch jedem gefährlichen Aben teuer beständig und systematisch abhold? Ist das eine Antwort auf die dringende Frage, wozu die italienischen Soldaten nach Massauah geschickt wurden? War das kein Abenteuer? Oder war es nicht vielmehr im Hin blicke auf die Verwickelungen, welche daraus entstehen konnten, ein sehr kostspieliges und gefährliches Aben teuer, in das sich die italienische Regierung unter Voraussetzungen einließ, die sich später als irrig herausstellten? Hatte man ein Programm für Aus breitung und Eroberung, warum fürchtet man sich jetzt, es zu verwirklichen? Wenn man aber keins hatte, sondern die Expedition nur veranstaltete, um unklare Wünsche der öffentlichen Meinung zu be friedigen, warum bekennt man sich nicht offen zu dem Jrrthum; warum legt Mancini nicht das Geständniß ab, daß der Herrscher von Abyssinien den Italienern den Sommeraufenthalt in Keren nicht gestattet? Die Vertrauen erweckenden Beziehungen zu Abyssinien und Schoa, von denen Mancini spricht, sind nicht vor handen, und darum erklärt der Minister, der Vor marsch nach Keren wäre ein militärischer Fehler. Uns scheint vielmehr, die Besetzung von Massauah sei ein großer politischer Fehler gewesen. Man kann als mildernden Umstand vielleicht die Täuschung geltend machen, in der man sich in Rom bezüglich der englischen Politik befand; man könnte möglicherweise dort sogar sagen, wenn man dies zu betonen wagte, daß man von England hintergangen worden sei — aber der Versuch, die völlig verunglückte italienische Expedition nach dem Rothen Meere zu beschönigen, sie als ein Ergebniß schlauer Berechnung zu schildern, ist keines Erfolges fähig. Italien hat mit dieser Ex pedition Fiasko gemacht. hr, r- n- nd Thätigkeit auf viele Jahre lahm legen wollte, die Er bauung der großen Kosten wegen leider ablehnen mußte, versammelten sich am gestrigen Abend eine Anzahl Herren, um über den beregten Gegenstand sich zu besprechen. Die Besprechung erstreckte sich zunächst aus den etwa einzunehmenden Standpunkt des Thur mes und auf das zu verwendende Material zu dem selben. Da aber am gestrigen Abend ein endgiltiger Beschluß nicht gefaßt werden konnte, wählte man zur Klärung und Vorbereitung der ganzen Sache em Komitee, das aus den Herren Uhrmacher Bucher, Bürgermeister Voigt, Brandversicherungs - Inspektor Groh, Steinbruchsbesitzer Funke und Expedient Ludwig besteht. — Wir werden s. Z. nicht verfehlen, auf die Angelegenheit zurückzukommen. — Der Obstbauverein zu Dippoldiswalde beab sichtigt, den 3. Pfingstfeiertag die diesjährige Wander versammlung in Lauenstein abzuhalten, wozu noch besondere öffentliche Einladung ergehen wird. — Pankraz und Servaz, nach welchen Tagen einer alten Witterungregel zufolge, die aber sehr ost nicht zutrifft, kein Frost mehr eintreten soll, sind glück lich vorübergegangen. Am ersten Tage sank zwar die Temperatur bis auf 2« 6., doch haben wir von einem etwaigen Erfrieren der Pflanzen an diesem Tage nichts gehißt, wohl aber war die Nacht zum vergangenen Sonnabend die bisher kälteste und sind derselben leider viele junge Auswüchse an Bäumen, Sträuchern und Gartenblumen zum Opfer gefallen. Hoffentlich hebt sich nunmehr bald die Temperatur wieder. — Bekanntlich soll Freitag, den 19. Juni, hier das diesjährige Kinderfest gefeiert werden. Ist auch der Zuschuß zu demselben von der Schulkaffe ein be deutender, so deckt derselbe doch bei weitem die nöthigen Kosten nicht. Möchten deshalb die freiwilligen Gaben der Bürgerschaft zu der Ergötzung unserer Kinder recht reichlich fließen. — Unser Turnverein beging am vergangenen Sonntag das Fest seines diesjährigen Anturnens, welches vom prächtigsten Wetter begünstigt mar. Der ergangenen Einladung waren zur Freude der hiesigen Turner die Vereine zu Seifersdorf, Rabenau I. und Rabenau „Vorwärts", Großölsa, Colmnitz, Nieder bobritzsch und Schmiedeberg (Seifersdorf und Rabenau mit Fahne) nachgekommen und stellten dieselben die ansehnliche Zahl von ca. 60 Theilnehmern. Nachdem die Gäste in die Turnhalle geleitet worden, erfolgte von da unter Vorantritt des Stadtmusikchores um 3 Uhr der Auszug nach dem Sommerturnplatz, um dort die turnerischen Kräfte zu messen. Der Turnwart hieß die erschienenen Gäste in kurzen Worten herzlich willkommen, und wurden sodann unter dessen trefflicher Leitung die Freiübungen vorgeführt, welche die 9.—16. Gruppe der zum deutschen Turnfest im Juli d. I. bestimmten Freiübungen umfaßten. Unmittelbar hieran reihte sich das Gerätheturnen mit einmaligem Wechsel, an dem sich auch die Gäste zahlreich betheiligten. Den Schluß des Schauturnens bildete ein allgemeines Kürturnen. Es wurde wacker und fleißig geturnt und zeigte unser Turnverein ein erfreuliches Bild seiner Bestrebungen, was auch das zahlreich anwesende Publikum veranlaßte, bis zum Schluffe dem munteren Treiben zuzuschauen. Mit Musik und Sang zog man wieder in die Stadt zurück, um nach einer kurzen Ruhepause sich im Vereinslokal den Freuden des Tanzes hinzugeben. In dem mit frischem Grün dekorirten Saale entwickelte sich bald ein munterer Verkehr und nachdem die Sängerschaft des Vereins unter lebhaftem Beifall einige Lieder zum Vortrag gebracht, zeigten die Turner, daß die turnerische Ar beit ani Tage keinen Einfluß auf die Beine ausge übt, denn es wurde flott und lange getanzt. Der Ball, welcher durch mehrfache Arrangements und Lieder vorträge unterbrochen wurde, verlief in schönster Weise und erst der frühe Morgen trennte die Theilnehmer' Inserate, welche bei der bedeutenden Auflage de- Blattes ein« sehr wirk same Aerbreitungfinden, werden mit 10 Psg. di« Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirt« Inserate mit entsprechen dem Ausschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeil« 20 Psg. ' Die „Weißeritz. Zeitung" «rscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners lag und Sonnabend. — Preis »ierteljährlich 1 M. 25 Psg., zweimonatlich 8t Psg-, «inmsnatlich tü Psg. Einzelne Nummern 10 Psg. — Alle Postan- kalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be- , Stellungen am N M 1 8 V I 11 sm di- Königliche UmtslMplmannschast Dippoldiswalde sowie für dl- Königlichen Amtsgerichte nnd die Stadtrathe ' zn Dippoldiswalde und Irauenstem Ein Zeugniß des in unserem Turnverein herrschenden kameradschaftlichen Geistes wurde bei Gelegenheit deS Festes dadurch gegeben, als einem verdienstvollen Vor turner, welcher wegen Wegzug von hier zum letzten Male unter seinen hiesigen Turngenoflen weilte, unter dankenden anerkennenden Worten für seine bewiesene Thätigkeit ein Album zum Andenken überreicht wurde. — Möge unser Turnverein unter seiner bewährten Leitung auch ferner so förderlich wirken, wie bisher. „Gut Heil!" — Bekanntlich sind kürzlich in Sachsen wiederholt Vergiftungsfälle von Wasserschierling konstatirt worden. Dies mahnt daran, die Kinder schon in frühester Zeit'mit den bei uns vorkommenden Gift pflanzen bekannt zu machen. Vom Schierling giebt es 3 Arten: Der gefleckte Schierling (6ooiuw maou- latum) mit weißer, rübenförmiger Wurzel, einem glatten, innen hohlen Stengel von '/«—1 Meter Höhe, groben braunrothen, gefleckten, durch widrigen Geruch auffallenden Blättern. Sein gewöhnlicher Standort sind Hecken, Wiesen und an alten Gebäuden. Der Wasserschierling (Oieuta, virosa), noch giftiger als der gefleckte Schierling, hat eine dicke weiße, inwendig hohle Wurzel, einen gestreiften, unten röthlichen Stengel, bis zur Höhe von 1 Meter mit Neben stengeln aus Knotenansätzen, gefiederte, am Rande ge zackte Blätter, denen gegenüber die rundlichen weißen Blumendolden sitzen; er wächst an Sümpfen, auf nassen Wiesen und an den Ufern der Bäche. Der kleine Schierling, bekannter unter dem Namen „Hunds petersilie" (^ötkusa oMLpium), kommt in Gärten und an Wänden vor, ist der Petersilie ähnlich, unterscheidet sich jedoch leicht von dieser durch den Glanz seiner Blätter an der unteren, der Rückseite. In derartigen Vergiftungssällen ist zu empfehlen, wenn Erbrechen nicht von selbst hinreichend erfolgt, solches durch Kitzeln des Gaumens rc. zu erregen, dem Kranken viel warmes Wasser, Camillenthee, Baumöl oder geschmolzene Butter und soviel Milch zu geben, als er nur irgend zu trinken vermag, wie man überhaupt bei jeder Ver giftung als erstes Mittel Milch und in kurzen Pausen Oel nehmen lassen soll neben kalten Wasserumschlägen über den Kopf, während man selbstverständlich nicht versäumen darf, für schleunigste Herbeischaffung ärzt licher Hilfe zu sorgen. Glashütte, 12. Mai. Am vergangenen Sonntage fand unter überaus reger Theilnahme, auch des Publikums, das Anturnen des hiesigen Turnvereins statt. Am Auszüge, Nachm. V'3 Uhr, betheiligten sich auch viel auswärtige Turngenossen. Die Turnübungen zeigten, daß sich auch im Winter der Verein redlich gemüht hat und daß derselbe ganz entschieden weitere Fortschritte in seinen Leistungen gemacht hat. Ist derselbe doch gewillt, zum deutschen Turnfest in Dres den eine Musterriege zu stellen. Nach dem Einzuge Abends Uhr fand im Saal des Hotels „zum goldnen Glas" der übliche Ball statt, der sich, wie immer die Turnvereinsvergnügen, durch reichen Damen- flor auszeichnete und Gäste und Mitglieder in be kannter „Turnerlaune" bis in die frühen Morgen stunden zusammenhielt (von einzelnen Spätlingen erzählt man sich, daß sich sogar der Morgen vor ihnen „gegraut" habe). Das „Katerfrühstück" wurde in Bringkmann's Restaurant geleistet. Mi Frauenstein, 10. Mai. Das Bestreben des hiesigen Erzgebirgsvereins, ein Bad für Frauen stein zu schaffen, geht seiner Verwirklichung immer mehr entgegen. Die hierfür gewählte Kommission hat sich für einen Platz im Gimmlitzthale entschieden und bereits die Zustimmung des Besitzers des Grund und Bodens, des Rathsmühlenbesitzers Thiele erhalten. Nach Fertigstellung des bereits in der Arbeit befind lichen Kostenanschlages soll die Angelegenheit der dem nächst abzuhaltenden Generalversammlung zur ent- giltigen Entschließung unterbreitet werden. Eine zweite