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Inserate, welche Lei der bedeutenden Auflage de< Vlattes eine sehr wirk same Verbreitung finden, werden mit 1ü Pfg. die Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta» bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen den, Aufschlag. — Einge sandt, m, redaktionelle» Theile, die Spaltenzeile MPfg. Die „Weißerltz-Zeitung" «scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis »ierteljiihrlich 1 M. LS Pfg., zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Stummer« 10 Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be- ^ungen« Amtsblatt für die Königliche UmtshauptmarmschafL Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Verantwortlicher Redacteur: Carl Irhnr in Dippoldiswalde. Nr. 53. Zur Hebung der deutschen Industrie. Bei aller Fürsorge für die deutsche Landwirthschaft ist doch nicht zu verkennen, daß die wirthschastliche Zukunft unseres von einer rasch wachsenden Bevölke rung bewohnten Vaterlandes im Wesentlichen von der auf der Höhe der Zeit sich entwickelnden Industrie ab hängen wird. Große Fortschritte hat nun allerdings unsere Industrie in den letzten Jahren gemacht, ob wohl vor zwei Jahrzehnten noch in den Kinderschuhen wandelnd, kann sie sich gegenwärtig schon so ziemlich mit der französischen, ja selbst mit der englischen messen. Diese Erfolge verdanken wir neben dem Fleiße unserer Nation, dem rühmenswerthen Wetteifer, wie solcher nach den Ergebnissen der Weltausstellung hervorge rufen wurde. Wir begegnen nun dabei der merk würdigen Thatsache, daß England, Frankreich und selbst Amerika und Australien wiederholt Weltaus stellungen veranstaltet haben, während Deutschland noch keine einzige besessen hat. Ja, wir machen sogar die seltsame Beobachtung, daß Deutschland noch nicht ein mal eine eigene nationale Industrie- und Gewerbe ausstellung gehabt hat. Prooinzialausstellungen oder Ausstellungen von gewissen Gewerbegebieten sind in Deutschland allerdings schon öfter veranstaltet worden, aber noch keine volle, gemeinsame deutsche Industrie ausstellung. Eine Zeit lang hat man wohl nun eine deutsche Weltausstellung geplant, aber in deu letzten Jahren haben sich die ungeheuer kostspieligen und nicht immer den gehegten Erwartungen entsprechenden Weltausstellungen etwas überlebt, weshalb ein Welt ausstellungsprojekt für Deutschland wohl jetzt mit vielen Hindernissen zu kämpfen haben müßte. Ein einfacheres, glücklicheres und dem nationalen Gedanken dienendes Projekt wäre aber wohl dasjenige einer deutschen Industrie- und Gewerbeausstellung, bei welchem eine Menge Schwierigkeiten und Bedenken, die bei einer Weltausstellung eine Nolle spielen, ganz Wegfällen, oder nur im geringen Maße vorhanden sind. Neben den wirthschaftlichen Vortheilen muß auch die nationalpolitische «Bedeutung einer deutschen Gewerbe ausstellung hoch angeschlagen werden. Schon die Ausstellungen der letzten Jahre, welche in Berlin statt fanden, haben, obgleich sie räumlich oder dem Gegen stände nach nur eine verhältnißmäßig beschränkte Be deutung hatten, überaus zahlreiche Beschauer aus allen - Theilen Deutschlands in Berlin zusammengeführt; eine Ausstellung, an welcher ganz Deutschland betheiligt ist, wird diese Wirkung in noch viel höherem Grade ausübe» und vermöge des persönlichen Verkehrs von Angehörigen aller deutschen Volksstämme mährend einer Anzahl Monate auf den immer festeren Zu sammenfluß der Nation auch an ihrem Theile hin wirken. Ohne Ueberhebung darf die deutsche Haupt stadt hoffen, dazu das Ihrige beizutragen, denn seit Jahren kann man von allen Süd- und Westdeutschen in deren Heimath Berlin bekanntlich ehedem nichts weniger als beliebt war, hören, wie sie von jedem Besuche in der Residenz des deutschen Kaisers mit Be friedigung und Genugtuung heimkehren. Eine Haupt stadt, welche diesen Eindruck auf das Land macht, ist kein gering anzuschlagendes Element des Gefühls der nationalen Einheit; und jede Gelegenheit, denselben in Wirksamkeit treten zu lassen, ist deshalb werthvoll. Eine deutsche Gewerbeausstellung wird einer der erfreulichsten Anlässe dazu sein. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Bei der hiesigen Sparkasse wurden im Monat April 585 Einzahlungen im Be trage von 38867 Mk. 61 Pfg. gemacht, dagegen er folgten 453 Rückzahlungen im Betrage von 56554 Mk. 33 Pfg. — Sparmarken ä 5 Pfg. sind.400 Stück verkauft worden. — In aller Ssille beging am vergangenen Freitag, den 1. Mai, der Sekretär der hiesigen kgl. Amtshaupt- Dienstag, den 5. Mai 1885. Mannschaft, Herr Moritz Haucke, sein 30jähriges Dienstjubiläum als Staatsdiener. — 3. Mai. Am gestrigen Tage kehrten die 385 Reservisten und Wehrmänner der Fußartillerie der Jahrgänge 79 und 76, welche zur lLtägigen Uebung eingezogen waren, vom Schießplatz Wahn bei Köln in ihre Heimath zurück. Auch aus unserer Stadt hatte ein Wehrmann daran Theil genommen. — Der hiesige Militärverein rüstete seinen Schützenzug mit zwölf neuen Gewehren, Hinterlader, System Tabatier, aus, welche bei der letzten Königs-Geburtstags-Reveille zum ersten Mal in Gebrauch genommen wurden. — Nächsten Freitag verkehrt zum Anschluß an den Nachts 11 Uhr 10 Min. von Dresden abgehenden Zug ein Extrazug auf der Linie Hainsberg-Kipsdorf. — An diesem Abende wird im Altstädter Theater „Wallensteins Tod" (Ans. '/'? Uhr) gegeben werden, während das Theater in der Neustadt geschlossen bleibt. — Mit Eintritt der wärmeren Jahreszeit sind wir auch wieder gewaltigen Naturereignissen ausgesetzt, gegen die mehr oder weniger sich zu schützen Jeder in der Lage ist; wir meinen Gewitter mit Blitzschäden und Hagelschlag. Da sei denn dem Landwirth zuge rufen: Versichere Deine Feldfrüchte gegen Hagel schaden! Viele Landbewohner hegen noch Mißtrauen gegen diese Hagelversicherungsanstalten oder unter lassen die Versicherung aus übertriebener Sparsamkeit; es möge aber Jeder bedenken, daß, wenn die Früchte vor Schaden bewahrt bleiben, die geringe Prämie durchaus nicht drückend ist, tritt aber Hagelschlag ein, dann bietet die Versicherung Schutz gegen große Ver luste und die wirthschaftlichen Nachtheile, die eigentlich aus der Verhagelung entstehen mußten, können nicht wirksam eintreten. Dann sei in Stadt und Land das Anbringen von guien Blitzableitungen empfohlen und dort, wo Leitungen schon jahrelang vorhanden, lasse man dieselben jetzt prüfen, damit sie intakt sind, denn bekanntlich sind schlechte Blitzableiter sehr gefahrvoll, und wer daher von Zeit zu Zeit eine Prüfung nicht vornehmen lassen will, der unterlasse das Anbringen von Blitzfangstangen lieber ganz. — Wie ein alter erfahrener Forstmann versichert, giebt es in diesem Jahre viele Ottern und Nattern. Wer sich daher viel im Freien bewegt, wird gut thun, immer eine Waffe in Gestalt eines Stockes oder der gleichen bei sich zu führen, um eventuell einer ihm begegnenden Kreuzotter den Garaus machen zu können. Leider giebt es noch sehr viele Menschen, welche in jeder Natter eine gefährliche Schlange erblicken, und dieselbe tödten. Die so häufig vorkommenden Blind schleichen und Ringelnattern sind ganz harmlose Thiere und nicht gefährlich, die letzteren durch ihr Vertilgen von zahlreichen Insekten und Mäusen sogar sehr nütz lich. Beim Anblick eines Menschen flüchten diese Thiere früher wie die Kreuzotter, welche sich oft in Position setzt und durch ein vernehmliches Zischen kund giebt, daß sie bereit ist, den Kampf aufzunehmen. Die Kreuzotter wird bei uns höchstens 75 Centimeter groß, ist am deutlichsten durch ein auf dem Kopfe be findliches Kreuz und durch ihre zickzackartige schwarze Binde am Rücken zu erkennen. Die Ringelnatter ist am deutlichsten an zwei weißen Bäckchen, welche links und rechts am Kopfe sich befinden, zu erkennen. Bei der Kreuzotter fehlen diese gänzlich. Von Farbe ist die Ringelnatter bläulich- oder grünlich-grau auf dem Rücken mit zwei Reihen schwärzlicher Flecken, also überhaupt dunkler wie die Kreuzotter, auch wird sie bedeutend größer als die letztere. Dittersdorf. Das 18 jährige aus Altenberg ge bürtige Dienstmädchen Marie Geisberg, welche erst seit 27. März beim hiesigen Gastwirth Esser in Dienst gestanden hat, hat nunmehr eingestanden, 11 Tage nach ihrem Dienstantritt, in der Nacht zum 8. April das hiesige Erbgericht angezündet zu haben. Im Amtsgericht Lauenstein, wo sie mehrerer Diebstähle 51. Jahrgang. halber inhaftirt ist, hat sie eingestanden, daß sie, um ihrer Stellung ledig zu werden, die Brandstiftung vorgenommen habe. Kreischa. Wie der „Pirn. Anz." berichtet, ist der hiesige Buchbinder B., dessen Geschäft flott ging und der sich allgemeiner Beliebtheit erfreute, seit 27. April flüchtig und wird steckbrieflich verfolgt, da er verschiedener Sittlichkeitsvergehen angeklagt wird. Frauenstcin, 3. Mai. Im vorigen Monat passirten 155 Handwerksburschen hiesige Stadt. Durch Verabreichung des Ortsgeschenkes erwuchs der Armenkasse eine Ausgabe von 15 M. 50 Pf. — Bei der hiesigen Sparkasse wurden im Monat April in 214 Posten 35,859 Mark 71 Pf. eingelegt und in 152 Posten 15,879 Mark 85 Pf. zurückgezahlt. Die Gesammteinnahme betrug in 267 Posten 38,990 M. 8 Pf., die Gesammtausgabe in 191 Posten 37,393 M. 3 Pf. — Wir verfehlen nicht, die geschätzten Leser dieses Blattes in Frauen stein und Umgegend auf das, Donners tag, den 7. Mai, Abends 7 Uhr, im Rohland'schen Gasthause hier stattfindende, vom Freiberger Stadt musikchor zu spielende zweite Abonnenients-Concert auf merksam zu machen, da wir von diesem tüchtigen Chor abermals einen feinen Kunstgenuß erwarten dürfen. — Die im Laufe voriger Woche sehr gnädig über unsre Gegend hinziehenden Gewitter haben durch warmen, milden Regen die lechzende Natur reichlich erquickt, so daß es eine Wonne ist, jetzt im frisch grünenden Walde zu wandeln. Felder und Wiesen zeigen das kräftigste Grün und die überaus reiche Baumblüthe präsentirt sich in. schneeiger Weiße. Die Temperatur ist heute früh bis auf 6 Grad R ge fallen. Möchten wir von Nachtfrösten gnädig ver schont bleiben, damit nicht die fröhlichen Obsternteaus sichten rc. mit einem Schlage zu Schanden werden. — Der seit Wochen wehende trockene Ostwind, welcher dann und wann vom Nordwind abgelöst wurde, hat in hiesiger Gegend ungemein viel Lungen entzündungen herbeigeführt, die glücklicher Weise theils schon geheilt sind, theils ihrer Heilung entgegen gehen. — Der verschiedenen Meinungen halber, die über die Verpflichtung zum Besuch der kirchlichen Katechis- musunterredungen unter dem Publikum gebräuch lich sind, sei an dieser Stelle bemerkt, daß die konfir- mirte Jugend beiderlei Geschlechts bis zum 17. Lebens jahre gesetzlich verpflichtet ist, dieselbe zu besuchen. Nächsten Sonntag findet Nachmittags V-2 Uhr in hiesiger Kirche die zweite diesjährige Katechismusunter- redung statt. Möchten die Eltern und Lehrherren die jungen Leute zum fleißigen Besuche der genannten Unterredungen anhalten. Dresden. In einer der letzten Wochen ves Juli findet hier ein Kongreß der sächsischen Lederprodu zenten statt, womit eine größere Lederausstellung verbunden sein wird. Da auch die deutschen Schuh macher ihre 5. Fachkonferenz nach Dresden einberufen haben, so wird dieselbe auch zu gleicher Zeit abgehalten. — Bei Gelegenheit der Feier des 50 jährigen Be stehens des weltbekannten Hauses Gehe u. Co. stiftete der derzeitige Chef der Firma einen Pensionsfond für invalid gewordene Angestellte des Hauses resp. für die Hinterbliebenen derselben in Höhe von 100,000 M. und behielt die weitere Vermehrung desselben aus den Erträgnissen des Geschäftes sich vor. — Die Mannschaften der Reserve-Kavallerie kommen diesmal in 3 Raten zur Einziehung, und zwar am 6. Mai auf 42 Tage, am 28. Mai auf 28 Tage und am 16. Juni auf 12 Tage; die Mann schaften der Reserve der Grenadiere, Schützen und Jäger üben vom 1. bez. 2. Juni d. I. ab auf 12 Tage; die Feldartillerie übt vom 15. bez. 16. Juni d. I. ab auf 12 Tage und die Pioniere üben vom 8. bez. 9. Juni d. I. ab auf 12 Tage.