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Wchmtz-Mmz Verantwortlicher Redacteur: Carl Ichnk in Dippoldiswalde. Amtsblatt für die Königliche Amishauptinannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstetn Inserat«, welche bei der bedeutenden Auflage det Blattes eine sehr wirk, sanie Berbreituna^ finden, werden mit 10 Pfg. die Spaltenzeile ober deren Raum berechnet. — Ta» bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen» dein Aufschlag.— Einge sandt, im redaktionelle« Theile, die Spaltenzell« 20 Pfg. Die „Wrißerih-Zeitung" «scheint wöchentlich drei» mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis »ierteljährlich 1 M. 25 Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Pfg. Einzeln- Nummern 10 Pfg. — Alle Postan» statte», Postboten, sowie di« Agenten nehmen Be stellungen an. Nr. 54. Donnerstag, den 7. Mai 1885. ' .,^n^ - 51. Jahrgang. Rußlands Mission und Gebiets erwerbungen in Asien. In dem russisch-englischen Konflikte, der nicht wegen der afghanischen Grenze, sondern in Folge der Neben buhlerschaft der beiden Großmächte in Asien entstanden ist, bietet es einen interessanten Beleg zur Situation dar, einen Blick auf die Mission und Gebiets erwerbungen zu thun, welche Rußland in Asien bereits vollzogen hat. Es darf dabei als richtig angenommen werden und ist auch von russischen Staatsmännern und hervorragenden Schriftstellern bestätigt worben, daß Rußland in seiner Ausdehnung nach Asien nicht nach Ländererwerb trachtet, sondern instinktiv einen Weg zum Weltmeere, eine gute Verbindung zur See für seine abgelegenen und dem Verkehr mit den übrigen Kulturinächten verschlossenen Länder sucht. Thatsache ist ja auch, daß Rußland in Asien sehr viel werth loses Land in Besitz genommen hat, dessen Verwaltung bedeutend mehr kostet als es Einnahme bringt, aber um zum Meere, zu Weltstraßen für seine Hinterländer zu gelangen, mußte Rußland die unwirthlichcn Ge stade Sibiriens und die unermeßlichen Steppen Cen- tralasiens in Besitz nehmen und steht nun vor einer weiteren Etappe nach dem inoischen Ozean oder ara bischen Meerbusen, wo das Riesenreich der Moskowiter einen Hafen erwerben möchte. Zieht man ferner in Erwägung, daß es barbarische, von Nomaden, Jägern und Räubern bewohnte Länder gewesen sind, mit denen ein dem civilisirten Verkehre entsprechendes Nach- barverhältuiß nicht herzustellen war, wenn man diese Barbaren nicht unterwarf, so wird man zugeben müssen, daß nicht die rohe Eroberungspolitik, sondern die politische Nothwendigkeit den Rusien ihre Rolle in Asien anfgedrängt hat. Wahrhaft erstaunlich ist es nun, welche ungeheueren Länderstrecken Rußland während der letzten dreißig Jahre in Asien erworben hat. Was den Gebietsstand in Centralasien betrifft, so zog die Neichsgrenze im Jahre 1847 vom Nord rande des Aralsees über den Unterlauf des Syr-Darja zum Flusse Tschu und längs desselben zum Jffk-Kul hin. Sie war gänzlich offen und infolgedessen den Einfällen der benachbarten Nmnadenvölker preisge geben. Um eine gesicherte, Natürliche Grenze zu erlangen, nahmen die Rusien den Kokanzen, deren Reich sich nördlich bis zum Aralsee und dem Flusse Tschu erstreckte, im Jahre 1852 die Stadt Perowski, 1859 Djulek, 1860 das Gebiet südlich des Tschu, 1864 Turkestan und hiermit den ganzen Landstrich am mittleren und oberen Laufe des Syr-Darja. Die Kokanzen befestigten nun Tschemkent, von welchem Orte Turkestan bedroht werden konnte. Die Rusien ergriffen, rrm dieser Gefahr zu entgehen, die Offensive und eroberten Tschemkent noch im selben Jahre. Da die neue Grenze unablässig allarmirt wurde, nahmen die Ruffen 1865 Taschkent in Besitz. Nun aber warf sich der Khan von Buchara als Vertheidiger des Is lam auf und zog mit 40,000 Mann gegen die Rusien. Eine russische Abtheilung von 3600 Mann mit 20 Geschützen schlug dieses Heer südlich von Taschkent in die Flucht und nahm Chodzent ein. Gegen Buchara wurde der Feldzug erfolgreich fortgesetzt. Die Folge war, daß 1866 Utratjube und Djisak, dann nach einem vom General Kaufmann errungenen Siege 1868 Samarkand genommen wurden. Beim Friedensschlüsse erhielten die Rusien nebstbei das Recht, in 3 bucha rischen Städten Garnisonen zu halten. Im Jahre 1875 empörten sich die Kokanzen gegen ihren Khan, der die Hilfe Rußlands anrief. Nach Niederwerfung des Ausstandes erhielt Rußland das nördlich des Syr- Darja gelegene Gebiet. Die Kokanzen, hierüber erbittert, verjagten ihren Khan, wurden jedoch von den Rusien neuerdings überwältigt und baten schließ lich selbst 1876 um die Aufnahme Kokands in den russischen Staatsverband. Die Unterwerfung des Ge bietes zwischen dem Kaspi- und Aralsee begannen 1860. Ehiwesen sollten für die Unterstützung eines Auf standes der Kirgisen, sowie für einige an russischen Unterthanen verübte Gewaltthätigken bestraft werden. Bei der geschützten Lage Chiwas inmitten weiter Wüsten konnte aber erst 1873 der Zug gegen Chiwa unter General Kaufmann erfolgreich durchgeführt werden. Chiwa mußte nach der Einnahme seiner Hauptstadt 1873 das Land am rechten Ufer des Amu- Darja an Rußland abtreten. Chiwa selbst wurde, gleich Buchara, ein vollkommen abhängiger Vaffallen- staat. Im Jahre 1880 begann infolge von Grenz räubereien die Expedition gegen die Achal-Tekinzen unter Skobelew; 1881 wurde Geoktepe erstürmt und 1884 fiel das Gebiet von Merw auf Grund freiwilliger Unterwerfung an Rußlanh. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Im Bezirke der 2. Infanterie- Brigade Nr. 46 findet das diesjährige Aushebungs geschäft in der nachersichtlichen Weise statt. Den 12., 13. und 15. Mai in Bautzen (den 16. und 18. Mai Jnvalidenverfahren daselbst); den 19. Mai Aushebung in Bischofswerda, den 20. und 21. in Kamenz, den 27., 28., 29. und 30. in Zittau (den 1. und 2. Juni Jnvalidenverfahren daselbst); den 3. und 4. Juni Aushebung in Löbau, den 5. und 6. Juni in Neu salza, den 8. Juni in Neustadt, den 9. und 10. Juni in Schandau, den II. und 12. Juni in Pirna (den 13. und 15. Juni Jnvalidenverfahren daselbst; den 16. und 17. Juni Aushebung in Dippoldiswalde, den 18. und 19. Juni in Nossen, den 20. und 22. Juni in Meißen (den 23., 24. und 25. Juni Jnva lidenverfahren daselbst) und den 26., 27. und 29. Juni Aushebung in Großenhain. — Geschäfts-Bericht des Vorschußvereins für Dippoldiswalde und Umgegend auf Monat April. 3567 Mark 54 110 — 21 60 16978 13 2925 — 245 40 12500 » 16680 — 315 45 903 11 Einnahme: Pf. Kasienbestand vom vor. Monot. - Stamm-Einlagen. - Eintrittsgelder und Bücher. - eingezahlte Spar-Einlagen. - verkauftes Staatspapier. - Zinsen von Staatspapieren. - Darlehne. - zurückgezahlte Vorschüsse. - Provision von Vorschüssen. - Zinsen von Vorschüssen. 54246 Mark 23 Pf. Summa der Einnahme. Ausgabe: 20803 Mark — Pf. gegebene Vorschüsse. 43658 Mark 72 Pf. Summa der Ausgabe. 2000 — zurückgezahlte Dahrlehne. 20089 69 zurückgezahlte Spareinlagen. 48 36 Stückzinsen auf Staatspapiere. 717 67 zurückgezahlte Stammeinlagen. — Am 21. April Nachmittags wurde einem zwei jährigen Kinde 1 Paar goldene Ohrringe ausgehangen und gestohlen. Es ist nunmehr gelungen, in dem 10jährigen Schulmädchen Lina Emma Wolf, Tochter des Kommunearbeilers Wolf, die Thäterin zu ermitteln. — „Die Königlich Sächsische Gesetzgebung über Jagd und Fischerei. Mit Anmerkungen und Sach register von Haubold v. Einsiedel, Negierungsasseffor" betitelt sich ein uns vorliegendes Merkchen, das in übersichtlicher chronologischer Reihenfolge sämmtliche in unserem Vaterlande gellenden Gesetze über die Jagd und Fischerei uns vorführt und mit höchst werthvollen Anmerkungen, die jeden Jrrthum über die Auslegung des betr. Gesetzes völlig ausschließen, versehen ist. Da der Preis (broch. 1 M. 20 Pf., geb. I M. 50 Pf.) ein mäßiger ist, kann allen Interessenten die An schaffung desselben dringend angerathen werden. — 6. Mai. Einem Akte niederträchtiger Bosheit ist am gestrigen Tage glücklich noch Herr Restaurateur H. Kästner hier entgangen. Derselbe erhielt eine große Fuhre Scheitholz, das sofort zerkleinert wurde; als er nun Nachmittags gegen 2 Uhr ein kleines Scheitchen zu Spähnen verarbeiten will, findet er dasselbe an beiden Seiten angebohrt, mit Pulver gefüllt und so dann wieder mit einem Holzkeil verschlossen. Der Nichtswürdige, der seine Schandthat gegen Mittag ausgeführt haben muß, hatte wahrscheinlich gehofft, daß das Stück Holz mit in die Feuerung geworfen würde, worauf die entstehende Explosion den Ofen oder den Kessel unfehlbar auseinander gerissen haben würde. Hoffentlich führt die sofort eingeleitete Unter suchung zur Entdeckung des Thäters. — Einem Berichte der Prager „Bohemia" vom 4. Mai entnehmen wir über einen in Eger abge haltenen Prozeß Folgendes: Der Verübung eines am 15. Febr. 1883 an der sächs.-böhm. Grenze geschehenen Raubmordes angeklagt, schienen dringend verdächtig die beiden Kraus (Vater und Sohn) aus Perlsberg und Dickler, von denen letzterer und Kraus sen. be reits zum Tode verurtheilt sind. Am 30. April be gann vor dem Schwurgericht zu Eger die Hauptver handlung gegen die beiden Krause, von denen der jüngere bezüglich des obigen Raubmordes, wegen zwei weiterer zu Mordversuche, der ältere wegen Mordver suches und Beide wegen einer Reihe von Einbrüchen sich zu verantworten hatten, von denen die meisten — darunter ein Uhrendiebstahl im Schadenbeträge von mehr als 4000 Mark — in Sachsen-Altenburg, Roch litz, Di p p e l s w a l d e rc. verübt worden sind. Die An geklagten suchten das geivallige, bis ins Detail ganz klare Beweismaterial — das nebenbei erwähnt, in erstaunlich kurzer Zeit gesammelt worden war — durch keckes Leugnen zu entkräften. Zum Schluffe des Be- weisverfahrerns gab der Vorsitzende noch bekannt, daß in weiteren 31, sage einunddreißig Fällen Mangels vollkommen ausreichenden Verdachtsmaterials das Ver fahren eingestellt worden ist. Nachdem die Geschwo renen die auf Raubmord, Mordversuch und Diebstahl gestellten Fragen einstimmig bejahten, hat der Gerichts hof über Kraus jun. eine schwere Kerkerstrafe in der Dauer von 20 Jahren und bei Johann Kraus oeu. eine solche von 10 Jahren verhängt. — Sollte der Uhrendiebstahl in „Dippelswalde" mit dem s. Z. beim hiesigen Uhrmacher Dietrich auf dem Oberthorplatze ausgeführten Einbruch zusammenhängen? Pretzschendorf. Bei der hiesigen Sparkasse wurden im Monat April 37 Einzahlungen im Betrage von 3754 Mark 70 Pfg. gemacht; dagegen erfolgten 8 Rückzahlungen im Betrage von 507 Mark 27 Pfg. Rabenau. Bei der hiesigen Sparkasse wurden im Monat April 207 Einzahlungen im Betrage von 9491 M. 37 Pf. gemacht, dagegen erfolgten 44 Rück zahlungen im Betrage von 7396 M. 50 Pf. — Spar marken ä 10 Pf. sind 840 Stück verkauft worden. Rabenau. Unter den der Fischerei so schädlichen Fischottern in unserer rothen Weißeritz wird glück licherweise mehr und mehr aufgeräumt. So schoß am verflossenen Sonntag des Morgens Herr Paul Schiefner aus Somsdorf am sogen. Einsiedlerfelsen ein ganz besonders starkes und großes Thier. — Dem Besitzer der Kammgarnspinnerei Coßmanns- dorf, Dietel, ist im Verein mit noch zwei Anderen, wegen ihrer Bemühungen um das Zustandekommen der sächs. Textilberufsgenossenschaft, der Albrechtsorden I. Klaffe verliehen worden. Dresden. König Albert und Königin Karola werden Mitte der Woche Bellaggio verlassen und direkt »ach Dresden zurückkehren, wo sie am Freitag ein treffen werden. — In der Zeit vom 4. bis mit dem 13. d. M. finden auf dem Platze hinter dem letzten Heergeräth- schuppen der Artilleriekaserne Krankenträger übungen statt, zu welchem Unteroffiziere und Mann schaften sämmtlicher Infanterie-Regimenter und der