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Schulhause zu pilgerten. Und erst der Rückweg! Be laden mit einer mehr oder weniger inhaltreichen Zucker düte — man lasse doch der Jugend dieses süße Hand geld unverkümmert — ging es nun viel rascher heim, um dort zu erzählen, wie es in der Schule gewesen sei. Möchten unsere Kinder alle Tage mit gleicher Lust und Befriedigung den Weg zur und aus der Schule zurücklegen können und möchten sie tagtäglich daheim erzählen können, ivie schön es dort sei. — Es wurden, wie wir hören, überhaupt 85 Neulinge, 36 Knaben und 49 Mädchen, vorgestellt, so daß mit einigen, in höhere Klassen eintretenden Schülern aus anderen Schulen überhaupt 92 Kinder ausgenommen wurden, wodurch die Schülerzahl auf 647 steigt. — Nachmittags ivar die Aufnahme der Fortbildungs schüler, die auffällig schwach ausfiel, da 30 abge gangenen gegenüber nur 15 Schüler angemeldet wurden. — Wir machen auf das Inserat des Gewerbe vereins in heutiger Nummer auch an dieser Stelle noch aufmerksam und fordern zu recht lebhafter Be theiligung sowohl bei dem nächsten Montag stattfin denden Vortrage als auch bei dem Dienstag abzuhal tenden Familienabende auf. Daß beide Veranstaltungen unmittelbar hinter einander fallen, liegt in nicht zu ändernden Verhältnissen. — Am 15. und 16. April wurden hier die ersten Schwalben gesehen. Dresden. Das königl. sächs. Ministerium des Innern hat beschlossen, die große silberne Me daille „Für Treue in der Arbeit" in Zukunft nur noch solchen Personen zu verleihen, welche nach er fülltem 25. Lebensjahre ununterbrochen wenigstens 30 .Jahre lang auf der nämlichen Arbeitsstelle oder bei dem nämlichen Arbeitgeber bez. bei der nämlichen Familie beschäftigt gewesen sind. Auch sollen in jedem einzelnen Falle genaue Erörterungen darüber angestellt werden, ob der zu solcher Auszeichnung Empfohlene sich während jener Zeit gut geführt und sowohl seine gemeinde- als seine staatsbürgerlichen Verpflichtungen gewissenhaft und treu erfüllt hat. Die Gemeindebe hörden sind hiervon zur Nachachtung in Kenntniß gesetzt worden. — Mehreren Amtshauptleuten, darunter v. Bosse- Meißen, früher in Dippoldiswalde, und Le Maistre- Pirna, ist der Rang als Oberregierungsrath verliehen worden. — Mit Genehmigung des Finanzministeriums hat die hiesige Handels- und Gewerbekammer beschlossen, zu theilweiser Deckung ihres Aufwandes — soweit derselbe nicht von dem festen Jahreszuschusse aus der Staatskasse bestritten werden kann — von den Bei tragspflichtigen ihres Bezirks am ersten diesjährigen Einkommensteuertermine, dem 30. April d. I., einen Beitrag von drei Pfennigen auf jede Mark desjenigen Steuersatzes zu erheben, welcher auf das Einkommen aus Handel und Gewerbe (Spalte <1 des Einkommen- Katasters) nach der im Einkommensteuergesetz enthaltenen Skala entfallen würde. — Aus dem kürzlich vom sächsischen Landes-Me- dizinal-Kollegium dem Ministerium des Innern über reichten Jahresbericht über das Medizinalmesen im Königreich Sachsen im Jahre 1883 erfährt man hin sichtlich der Nahrungsmittel, das die Fleisch kontra le, die anerkanntermaßen nur in öffentlichen Schlachthäusern mit Schlachtzwang vollständig und durchgreifend aus geführt werden kann, zur Zeit nur an wenig Orten besteht. Was die Trichinenschau anlangt, so ist dieselbe wieder an einer Anzahl Orten, größtentbeils obligatorisch, zum Theil aber auch nur fakultativ, etngeführt worden. Da, wo die Zahl der untersuchten Schweine angegeben ist, ergiebt sich, daß von 70 388 Schweinen 15 trichinös waren; im ganzen Lande sind 33 Schweine trichinen haltig befunden worden. Von allgemeinem Interesse ist das Gutachten des Landes-Medizinal-Kollegiums über die Frage, ob unreifes Kalbfleisch für die mensch liche Gesundheit schädlich sei und bis zu welchem Alter eines Kalbes dessen Fleisch als unreif und als nicht brauchwürdig zu gelten habe. Das Kollegium sprach sich dahin aus, daß das Fleisch von Kälbern in den ersten 10—14 Tagen nach der Geburt zwar wasser reicher und reicher an leimgebender Substanz, ärmer dagegen an Eiweiß und Fett als das Fleisch älterer Kälber, daher als Nahrungsmittel minderwerthig sei, aber sofern es von sonst gesunden Thieren stammt und frisch ist, nicht als gesundheitsschädlich erachtet werden kann. — Der Termin für die 31 Neuwahlen zum Landtage ist noch nicht festgesetzt; in der Regel finden dieselben in der zweiten Hälfte des August statt. — Die offizielle Festschrift für das 6. allgemeine deutsche Turnfest in Dresden, welches bekanntlich im Juli stattfindet und zu welchen! bereits überaus zahlreiche Anmeldungen eingelanfen sind, erscheint im Juni im Verlage der Herren Lehmann und Pierson in einer Auflage von 20,000 Exemplaren. Jeder Turner erhält ein Exemplar gratis durch den Central- Ausschuß zugestellt. Die Festschrift wird vom Preß- Ausschuß herausgegeben und enthält mehrere turne rische Aufsätze, einen Führer nebst Plan von Dresden und einen Situationsplan des Festplatzes. — Aus den 16 sächsischen Lehrerseminarien wurden bei den diesjährigen Reifeprüfungen 366 Schulamts kandidaten entlassen, und zwar aus Dresden (Fried richstadt) 32, Nossen 27, Schneeberg 27, Zschopau 26, Löbau 24, Plauen 24, Annaberg 23, Oschatz 23, Waldenburg 23, Auerbach 22, Grimma I 22, Bautzen 21, Borna 20, Dresden (Fletcher) 18, Pirna 18, Grimma II 16. Meißen. Der bekannte Ort Gruben bei Meißen geht durch die auf dem Grundstücke des Schneider meisters Rüdiger dortselbst vor drei Jahren gefundene Quelle zweifellos einer großen Zukunft entgegen. Das Wasser, welches vermittelst eines Brunnens zu Tage gefördert wird, ist nach den Untersuchungen des Hof- rathes Fleck in Dresden das eisenhaltigste in ganz Deutschland. Freiberg. Der Bergingenieur Pohl, der die in Angra Pequena gefundenen Mineralien als höchst werthvoll bezeichnete, während sie in Wirklichkeit nichts weniger als dies sind, hat zwar auf der Freiberger Bergakademie einige Jahre studirt, jedoch zu einer Zeit, wo noch nicht die Einrichtung bestand, daß die Studirenden nach bestandener Abgangsprüfung ein Diplom erhalten, welches sie zur Führung des Titels „Ingenieur" berechtigt. Nach seiner akademischen Zeit hat sich Pohl wohl einige 20 Jahre auf Kohlengruben, bei Eisenbahnen und sonst mit markscheiderischen, geo dätischen und ähnlichen Arbeiten, nicht aber mit Erz bergbau beschäftigt; da ist es denn möglich, wenn auch von einem ehemaligen Freiberger Bergakademiker kaum glaublich, daß derselbe ein Eisenerz für Roth- giltigerz (ein Erz, welches im reinen Zustand etwa 60 Prozent Silber enthält) ansah. Die Direktion der Bergakademie kommt gar nicht selten in die Lage, junge Bergingenieure montanistischen Unternehmungen zu empfeblen, Pohl hat sich einer solchen Empfehlung nicht zu erfreuen gehabt. Riesa. Der hiesige Verschönerungsverein, der sich namentlich die Unterhaltung und Erweiterung des Stadtparkes zur Aufgabe gestellt hat, hat auch im vergangenen Vereinsjahre eine ausgebreitete Thätig- keit entfaltet. Einschließlich des vorjährigen Kassen bestandes betrug die Einnahme 3677 Mark, die Aus gaben betrugen 1880 M., so daß ein Kassenbestand von 1797 M. vorhanden ist. Eine neue Verpflichtung ist dem Verein durch Uebernahme der Kolonnaden und des Musikpavillons erwachsen. Nossen. Die Anmeldungen zur hiesigen Ge werbeausstellung mehren sich in recht erfreulicher Weise; bereits sind über 800 Quadrat-Meter in der Gewerbehalle und 2500 Qu.-M. im Freien angemeldet, wozu noch 500 Qu.-Bk. im halbverdeckten Raume kommen. — Zur Viehausstellung hat der Pferdehdlr. Heinze sein Neithaus und die event. leeren Ställe zur Verfügung bestellt. Leipzig. An der hiesigen Universität beginnen die Vorlesungen für das bevorstehende Sommersemester am 20. April. — Die 5. Klasse der 107. Landeslotterie wird vom 4. bis 26. Mai gezogen werden. Die Erneuerung der Loose hat bis zum 25. April zu geschehen. — Der Rath zu Leipzig hat jetzt das vorgelegte Projekt für den Bau eines Siechen Hauses nach den Anträgen der Bau- und Stiftungsdeputation genehmigt und die auf 865,500 M. veranschlagten Kosten, vor behältlich der Zustimmung der Stadtverordneten, ver- willigt. Tagesgeschichte. Berlin. Der Reichstag lehnte in der Sitzung am 16. April in dritter Berathung den Gesetzentwurf, betr. die Ergänzung des Reichsbeamtengesetzes von 1873, gegen die Stimmen der Nationalliberalen und Konservativen ab, und setzte dann die Berathung des Zolltarifs fort. — Bezüglich dec aus der Bismarckspende zu errichtenden Stiftung hört die „N. Allg. Ztg.", daß der Reichskanzler der Ueberzeugung sei, dieselbe müsse einem mehr als lokalen Zwecke dienen, da die Beiträge zu der gedachten Spende aus allen Landestheilen her stammen. Auf dem Gebiete der Sozialpolitik wird sich mit einem Kapital, daß etwa 50,000 M. Zinsen jährlich abwirft, nichts Lebensfähiges schaffen lassen. Für eine allgemeine Stiftung, etwa im Sinne der Altersversorgung, reichen die vorhandenen Mittel nicht aus. Aus diesen Erwägungen ist der Reichskanzler zu der Ansicht gekommen, daß sich als Stiftungszweck die Gewährung von Universitätsstipendien empfehlen würde, und zwar speziell zu Gunsten der Studirenden des höheren Lehrfachs. Dafür dürfte insbesondere sprechen, daß die bezeichneten Kreise nach Ihrem Aus gangspunkte und ihrer Dotation in Bezug auf Kinder erziehung nicht besser gestellt sind, als die Studirenden der Theologie, und daß die Schwierigkeiten, welche in konfessionellen Verhältnissen liegen, bei ersteren Weg fällen. — Die deutsche Kreuzer-Fregatte „Prinz Adalbert" stattete kürzlich auch der Hauptstadt der Sandwichs - Jnseln einen Besuch ab. Der durch seine Reise um die Welt auch in Deuschland bekannt gewordene König Kalakaua — so heißt es dabei in einer von Bord des genannten Schiffes kommenden Schilderung — verlieb unseren! Kommandanten, Kapitän z. S. Mensing, und de»! ersten Offizier, Korvettenkapitän Geißler, noch am Tage vor unserem Ausgehen den Kalakaua - Orden erster und zweiter Klaffe und besuchte das Schiff am Morgen des 10. Nov., um den Ankerlicht-Manövern und dem Ausgange des Schiffes aus dem Hafen bei- zuwohnen. Der König ist noch immer eine stattliche, hübsche Gestalt von weltmännischen Manieren. Seine kleine Leibgarde besteht aus etwa 60 Mann, die übrigens das ganze stehende Heer bilden. Die durch weg gegen 5'/» Fuß hohen und sehr strammen Sol daten, welche vollständig deutsche Uniform, und zwar die des 2. Garderegiments zu Fuß trugen, machten einen guten Eindruck und waren auch in der Hand habung der Waffen sehr gut unterrichtet. Saarbrücken. Bei dem letzten Grubenunglück in der Grube Camphausen hat nach der Schlußauf stellung die Zahl der Todten sich bis auf 180 gesteigert. Von diesen Opfern des Unglücks fanden 176 den schnellen — meist plötzlichen — Tod in der Grube selbst; 4 von den Ueberlebenden starben im Lazarett) Snlzbach. Unter den 180 Todten waren 141 ver- heirathet, 4 sind Wittwer, 35 ledig. Darmstadt. Das nunmehr definitiv feststehende Programm für den zu Pfingsten hier abzuhaltenden 26. allgemeinen deutschen Lehrertag lautet, kurz gefaßt, folgendermaßen: Montag, 25. Mai, Abends 8 Uhr, Vorversammlung. Dienstag, 26. Mai, Vor mittags 9 Uhr, erste Hauptversamlung, Nachmittags 5 Uhr, Festessen, Abends 8 Uhr, gesellige Zusammen kunft. Mittwoch, 27. Mai, Vormittags 7 Uhr Sek tionssitzungen, Vormittags 10 Uhr, zweite Hauptver sammlung, Nachmittags 3 Uhr, turnerische Vor führungen, Abends 7 Uhr, festliche Vereinigung. Donnerstag, 28. Mai, Vormittags 8 Uhr, dritte Hauptversammlung, Nachmittags Ausflug in die Berg straße. Die Hauptversammlungen und Festlichkeiten finden im Saalbau, die turnerischen Vorführungen in der städtischen Turnhalle statt. Frankreich. Emile Ollivier, der Exminister Napoleons III., der 1870 hauptsächlich den Krieg mit schüren half, soll beabsichtigen, wiederum sich an der Politik zu betheiligen und sich als — republikanischer Kandidat bei den nächsten Kammerwahlen aufstellen zu lassen. — Der Abgeordnete Jules Roche entwirft im „Lyon Republicaine" (also einem gut republikanischen Blatte) die Geschichte der französischen Verwal tung seit 1870 und gelangt dabei zu folgenden Ziffern: Es wurden in dieser Zeit 20 Ministerien gebildet, 15 je des Krieges und der Marine, 14 Minister des Aeußeren, 27 Minister des Innern verbraucht. Seit 1871 hatte Frankreich 7 Botschafter in Italien be glaubigt, Italien hatte seit 1861 deren nur 4 in Frankreich; das gleiche Verhältniß stellt sich auch der Oesterreich heraus. Nach Rußland sind 6 Botschafter geschickt worden, indeß der Czar nur den Fürsten Orlow und dessen Nachfolger beglaubigt hatte; Eng land läßt sich seit 1867 in Paris durch Lord Lyons vertreten und hat seit 1871 14 französische Botschafter erlebt; Deutschlands Vertreter seit 1874 ist Fürst Hohenlohe, und in diesen II Jahren kamen 3 fran zösische Botschafter nach Berlin. Jedermann hält sich über den beständigen Wechsel auf allen wichtigen Posten auf und die Parteien schieben einander die Schuld an diesen Uebelständen zu; aber wie sie dies thun, läßt am besten errathen, daß die Beständigkeit auch in Zu kunst der geringste Fehler der französischen Verwaltung sein wird. Belgien. Es bestätigt sich, daß der König der Belgier demnächst von den Vertretungskörperschafte)! des Landes ermächtigt werden dürfte, die Leitung des Kongostaates zu übernehmen. Ausdrücklich wird dabei erklärt werden, daß Leopolds II. Souveränem im Kongostaate nicht im Geringsten seine Verantwort lichkeit als König der Belgier, noch die des Landes Belgien berührt. Man sieht einer unbeanstandeten Annahme der betreffenden Vorlage seitens beider Kammern entgegen. Als Arbeitskräfte für Bahn- und Kanal- rc. Bauten im Kongostaate wird auf chinesische Kulis reflektirt, und wird behufs glatterer Erledigung, einer Gesandschaft in Brüssels resp. eines General konsulats in Antwerpen verhandelt.