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„Weißeritz-Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis Vierteljährlich I Ai. SK Pfg., zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — All« Postan italten, Posttoten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. MeWtz-ZkitW Amtsblatt Inserat«, welche bei der bedeutenden Auflage deS Blatte« «ine sehr wirk same Verbreitung finde«, werden mit 10 PsS- di« Spaltenzeile oder der« Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirt« Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, nn redaktionellen Theile, die Spaltenzetl» 20 Pfg. für die Königliche Umtshauptmann schäft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Verantwortlicher Redacteur: Carl Ikhnc in Dippoldiswalde. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Die Frequenz auf der schmal spurigen Sekundärbahn Hainsberg-Kipsdorf im Monat Januar gestaltete sich in folgender Weise auf den einzelnen Stationen und Haltestellen: Tourbilleis. TaacsbilletS. Militär- H. 411. II. III. billets. Dresden . . . 49 237 93 466 14 Hainsberg. . . 27 397 43 385 11 Dippoldiswalde . 48 575 93 904 12 an den Haltestellen 316 762 412 1202 18 Sa. 440 1971 641 2957 55 6064 Befördert wurden 1,532,865 Kilogramm Güter. Gegen den gleichen Monat des Vorjahres wurden 610 Billets weniger verkauft und 366,332 Kilogramm Güter mehr befördert. — Die am vorigen Sonnabend abgehaltene Ge neralversammlung des hiesigen Vorschuß-Vereins war wohl infolge des eingetretenen schlechten Wetters nicht so zahlreich wie sonst besucht. Von dem Rechen schaftsbericht auf das abgelaufene Jahr nahm man Kenntniß und erklärte die auf 1883 abgelegte Rech nung für richtig , worauf die aus Direktorium und Ausschuß austretenden Mitglieder fast einstimmig wie dergewählt wurden. — Im Anschluß an die in unserer letzten Nummer dieses Blattes gebrachte Mittheilung können wir weiter berichten, daß die Sektion der erhängt aufgefundenen Magd Bertha Kempe in Löwenhein erst am Freitag den 19. d. M. stattgefunden hat und daß hierbei ge waltsame Erdrosselung konstatirt worden ist. Die wegen Verdachts der Verübung fraglichen Ver brechens am 14. durch Gendarm Hartmann in Lauen stein bereits festgenommene und an bas Kgl. Amts gericht daselbst eingelieferte Kleinmagd Amalie Reichelt ist zwar von letztgedachter Behörde am 15. d. M. wieder entlassen und auf freien Fuß gesetzt, am Tage der Sektion durch die Kgl. Staatsanwaltschaft indeß von Neuem in Haft genommen worden. Altenberg. Bei der am 19. d. M. hier vorge nommenen Wahl eines Vertreters der 6 Städte Alten berg, Bärenstein, Frauenstein, Geising, Glashütte und Lauenstein ist für die Bezirksversammlung Herr Bürger meister Kühnel in Glashütte mit 17 von 18 Stimmen gewählt worden. Dresden. Das im Juli abzuhaltende allgemeine deutsche Turnfest stellt an Alle, die sich der Vor bereitung desselben unterziehen, die größten Anforde rungen. Neben der Ausführung der Bauten, die im Monat März begonnen werden sollen, denkt man bereits an Besorgung der Freiquartiere, die Ermäßi gung der Fahrpreise auf fremden Bahnen rc. Die Pferdebahngesellschaft hat es leider abgelehnt, ein direktes Gleis nach dem Festplatze zu legen. — Für diejenigen jungen Leute, welche gesonnen sind, als Dreijährig-Freiwillige in das stehende Heer einzutreten, ist die Zeit bis zum 31. März d. I. insofern die günstigste, als allen bis dahin einge stellten Mannschaften später ihre Dienstzeit schon vom 1. Oktober v. I. an gerechnet wird, während dieselbe bei allen vom 1. April als Dreijährig-Freiwillige Eintretenden erst vom 1. Oktober d. I. an zählt. Wer eintreten will, hat die Erlaubniß zur Meldung bei einem Truppentheil bei dem Zivilvorsitzenden nach zusuchen. Derselbe giebt seine Erlaubniß durch Er- theilung eines Meldescheins, welcher von der Ein willigung des Vaters oder Vormundes und von der obrigkeitlichen Bescheinigung, daß der zum freiwilligen Dienst sich Meldende durch Zivilverhältnisse nicht ge bunden ist und sich untadelhaft geführt hat, abhängig gemacht wird. Die crtheilten Meldescheine haben nur bis zum nächsten 1. April Giltigkeit. Außerdem sei bemerkt, daß den mit Meldeschein versehenen jungen Nr. 24. Ein Riese auf thönernen Füßen. Stolz schwärmt und träumt der Britte von seinem Weltreich, das Meer und weite Länder beherrscht, die größer find als das einst viel bewunderte Römerreich, aber es scheint, als wenn dem stolzen England schon einige Male recht deutlich ein „Menetekel" an die historische Wand geschrieben worden wäre und gar seltsame Stimmen für den Niesen die ersten, fernen Grabgesänge einstudirten. An Irland, dem mit Rauch und Trümmern, Blut und Unruhen gezeichneten Schmerzenslande, martert sich die englische Staatskunst vergeblich ab, um tausendjährige Sünden wieder gut «r machen; in Südafrika zeigt England eine krankhafte Unfähigkeit, das Scepter richtig zu führen, indem die Boern nicht gemeistert werden konnten und die Kap- kolonie mit der Kolonialregierung starke Differenzen hat, in Egypten und dem Sudan sitzt England in den Dornen und Gruben und muß erst zusehen, seine Niederlagen wett zu machen; gegenüber Deutschland zeigt Britanien in der Kolonialpolitik eine grosse Scheel sucht, verbunden mit einer beschränkten Staatskunst, die dem englischen Kabinet schon eine ganze Reihe diplomatischer Niederlagen beibrachte, und zum Letzten ist nicht zu vergessen, daß England stets wie aus einem bösen Traume auffährt und zu den lächerlichsten Ver- theidigungsmitteln greifen will, wenn, wie es in den letzten Tagen wieder geschah, einmal die Kunde durch die Welt läuft, daß die Russen nach Herat marschiren und sich der Grenze Indiens nähern wollen. Ja, Verlegenheiten und Ohnmacht zeigt überall das englische Weltreich und es darf sich nicht wundern, daß andere Mächte diesen Zustand auszunutzen und sich bei der Theilung der Erde auch noch dieses und jenes anzueignen suchen. Hat doch England am wenigsten der eigenen Macht, sondern vielmehr der ohnmächtigen Zerfahrenheit der übrigen europäischen Mächte in früheren Jahrzehnten und Jahrhunderten es zu verdanken gehabt, daß es sein Weltreich bequem und leicht aufrichten und die Schätze der Erde vor wiegend einheimsen konnte. Diese schönen Zeiten sind nun aber vorbei! Die gewinnbringenden Kunststückchen, mit ein paar Schiffen und ein paar Tausend Matrosen und Soldaten ganze Länder zu annektiren oder in Schach zu halten, lassen sich nicht mehr durchführen, die halbe Welt läßt sich nicht mehr von London aus leiten, denn der Niese, den England darstellt, ist keine organische, staatlich lebensvolle Macht, sondern nur ein Monstrum auf thönernen Füßen, ein Schreckbild für Kinder und kin dische Halbbarbaren, oder mit anderen Worten: die wirkliche Macht Englands an Soldaten und Kriegs schiffen entspricht der Ausdehnung des brittischen Welt reiches nicht und im Ernstfälle wird England nicht im Stande sein, sein Kolonialreich zu vertheidigen, wenn es einmal gilt, einen wirklichen Strauß auszufechten. Englands Miethstruppen und Milizen siud eine über lebte Institution und hat es sich schon in Egypten und dem Sudan gezeigt, daß England zu wenig ver fügbare Truppen hat. Was sollte erst der thönerne Riese für drollige Bewegungen machen, wenn Rußland einmal mit einem Heere von hunderttausend Mann, an die Thore Indiens anklopft oder Frankreich seine Aussöhnung mit Deutschland vollständig vollzieht und sich zu einer mannhaften That erhebend von Algier aus mit 50000 Mann in Egypten einrückt, um die Engländer aus diesem unrechten Gute, welches durch französische Kultur der Barbarei entrissen wurde, wieder hinaus zu jagen. Das deutsche Reich, dem ohnedies von England in der Kolonialpolitik jeder Schritt sauer gemacht wird, hat sicher kein Interesse daran, Rußland von Indien oder Frankreich von Egypten fern zu halten. Dies mögen sich die ger manischen „Vellern" in London hinter die Ohren schreiben. Dienstag, den 24. Februar 1885. 51. Jahrgang. Leuten die Wahl des TruppentheilS, bei dem sie die nen wollen, frei steht. — König Albert hat, wie vom Landesausschuß bekannt gemacht wird, das Protektorat über die sächsi schen Feuerwehren übernommen. — Der sächsische Bureau-Beamten-Verein zu Dresden, dessen Mitglieder zum größten Theile auf Rechtsanwalts-Expeditionen beschäftigt sind und sich die Aufgabe gemacht haben, die Interessen des Bureau-Beamten-Standes zu fördern, hat in letzter Zeit einen bedeutenden Mitgliederkreis erworben und mit 1. Februar d. I. eine allgemeine Unterstützungs kaffe, welcher sehr günstige Bedingungen zu Grunde liegen, errichtet. Der Verein ladet alle innerhalb Sachsen wohnhaften Kollegen des genannten Standes zum baldigen Beitritt ein und erbittet diesbezügliche Anmeldungen an seinen Vorsitzenden Conrad Roßmann in Dresden, Langestraße 34. Bauhen. Vor einigen Tagen fand auf dem kürz lich im Bau vollendeten Schützenhause ein sogenannter Tanzstundenball statt. Während eines Tanzes, welcher die jungen Leute im Hauptsaal vereinigte, stürzte plötzlich der Kronleuchter im Nebensaal herab. Weiter stürzte vor einigen Tagen in demselben Grund stück um Mitternacht die im Hauptportal brennende circa 1 Zentner schwere Gaslaterne zur Erde nieder. In beiden Fällen ist glücklicher Weise Niemand verletzt worden. > Leipzig. In diesem Jahre wird hier wieder ein internationaler Maschinenmarkt abgehalten, den der Leipziger landwirthschaftliche Kreisverein seit längerer Zeit in zweijährigem Turnus zu veranstalten pflegt und der in der Regel von den Interessenten und Land- wirthen aus dem Königreich Sachsen und der Provinz Sachsen, sowie aus Thüringen stark besucht wird. — Nachdem das hiesige Schlachtenpanorama einige Wochen geschlossen war, ist dasselbe jetzt wieder geöffnet worden. Zumal im Vordergründe sind Ver änderungen und Verbesserungen vorgenommen worden, durch die dasselbe sehr gewonnen hat. Chemnitz. Der Buchdruckereibesitzer und Verlags buchhändler Christian August Hager aus Chemnitz, welcher im Sommer vorigen Jahres den Chefredakteur des „Kladderadatsch" in Berlin überfiel und demselben einen Schlag aus den Kopf versetzte, wurde zu vier Monaten Gefängniß verurtheilt. Hager hatte bekannt lich an die Redaktion genannten Witzblattes mehrere seiner Schriften zur Beurtheilung eingesendet, die von der Amtshauptmannschaft Glauchau wegen Unzüchtig keit und Irreligiosität von der Kolportage gestrichen worden waren. Zwickau. Der hiesige Branddirektor Becher, der sich um das gesammte Feuerlöschwesen sehr ver dient gemacht hat, wird am, 1. Juni sein Amt nieder legen. Tagesgefchichte. Berlin. Die feierliche Schlußsitzung der Kongo - konferenz, der Fürst Bismarck persönlich präsidiren wird, soll nächsten Donnerstag stattfinden. — Das Sperrgesetz ist bereits durch den Reichs anzeiger veröffentlicht worden. — Der Minister des königlichen Hauses, Graf von Schleinitz, der vor 1866 auch mehrere Male preußischer Minister des Auswärtigen war, ist am 19. Februar verstorben. —Der Reichstag genehmigte in der fortgesetzten Zollberathung für Schaumwein 80 Mark. Der dazu gestellte Antrag Ausfeld (freisinnig), die Einführung der Besteuerung inländischen Schaumweins, die Ver wendung des Ertrages zur Ermäßigung des Kaffee zolles bis dahin zum Zollsatz von 48 M., wurde ab gelehnt, nachdem die Regierung und die äußerste Linke sich dagegen erklärt. Kraftmehl, Puder, Stärke, Stärke-