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Wchmtz-ZeitW. 51. Jahrgang Nr. 26 noch nicht ganz festzustehen. Doch wird versichert, daß diese Form eine monarchische sein werde, und für oen Fall, daß der König der Belgier selbst gesonnen fern sollte, der Souverain des neuen Staates zu werden, würde er Stanley zu seinem Vertreter mit dem Titel Vicekönig oder Generalgouverneur ernennen; unter dem Befehle Stanley's sollen dann drei oder vier Gouverneure die Provinzen des Kongostaates verwalten, lieber die weitere Organisation des Staates wird ferner mitgetheilt, daß das dirigirende Komitö, das Ministerium des Kongostaates, in Brüssel seinen steten Sitz haben wird. , Oesterreich-Ungarn. Das österreichische kron- prinzliche Paar hat in diesen Tagen abermals eine Reise nach der Balkanhalbinsel angetreten, die gewisser maßen als eine Ergänzung seiner Reise vom vorigen Jahre zu betrachten ist, auf welcher dem erlauchten Paare an den Höfen von Bukarest und Belgrad, be sonders aber in Konstantinopel eine so glänzende Auf nahme zu Theil geworden ist. Diesmal gilt der Aus flug Kronprinz Rudolfs und seiner jugendlichen Ge mahlin Stefanie mit dem Fürsten Nikita, dem Beherrscher Montenegros, sowie dem griechischen Königshofe, und es ist unverkennbar, daß besonders der Besuch des österreichischen Thronfolgers in Cettinjr seinen bedeut samen politischen Hintergrund hat. Seitdem das Reich des Doppelaars durch die Besetzung Bosniens und der Herzegowina festen Fuß auf der Balkanhalbinsel gefaßt hat, ist sein Verhältniß zu dem Fürstenthum der „Schwarzen Berge" ein sehr eigenthümliches ge wesen. Man hegte in Cettinje offenbar selbst Absichten auf die von dem mächtigen Nachbar occupirren Länder striche, und die mehr als zweifelhafte Nolle, welche Montenegro bei den wiederholten Ausständen der Bos niaken, Herzegowzen und Bocchesen spielte, ließ einen Schluß auf seine Gesinnung gegen Oesterreich zu. In neuerer Zeit hat sich das Verhältniß zwischen beiden Staaten etwas freundschaftlicher gestaltet und man wird nicht fehlgehen, wenn man annimmt, daß der Besuch des österreichischen Kaisersohnes in Cettinje mit die Bestimmung hat, die Beziehungen zwischen Oester reich und Montenegro noch fester zu knüpfen, als dies bisher geschehen ist. Frankreich. Die französische Deputirtenkammer steckt noch immer in der ersten Berathung der von der Regierung vorgeschlagenen Zollerhöhungen, mit denen sie sich schon seit zwei Wochen beschäftigt, doch sind hierbei verschiedene Unterbrechungen in Berücksichtigung zu ziehen. Die Kammer scheint es indessen aufgegeben zu haben, der Negierung in der Frage der Zollerhöhungen nachhaltige Opposition zu machen, trotz der ablehnen den Haltung der Tarifkommission, da in der Montags sitzung verschiedene, die betreffende Regierungsvorlage abschwächende Amendements wieder zurückgezogen wur den. — Vom ostasiatischen Kriegsschauplätze liegt seit der Einnahme von Langson und dem Seesieg Admirals Courbet bei Sheipoo nichts wesentlich Neues vor. Letzterer kreuzt mit seiner Flotte an der chinesischen Küste, um zu verhindern, daß auf dem Seewege Pro viant und Munition nach China gelange und vom General Briore de l'Jsle liegt die Erklärung vor, daß die jüngst gesandten Verstärkungen vollständig genügten, um Tonkin vom Feinde zu säubern. Italien. In der italienischen Deputirtenkammer wie im englischen Oberhaus ist in den letzten Tagen die Frage nach dem Stande des italienisch-englischen Einvernehmens am Rothen Meere wiederum erörtert worden. Dort wie hier ist aber hierbei wiederum nichts herausgekommen; in der italienischen Deputirten kammer mußte Minister Mancini in seiner gewöhnlichen aalglatten Weise jeder bestimmten Definition dieses Einvernehmens aus dem Wege zu gehen und die Dar legungen, welche Lord Granville im englischen Ober hause über dieselbe Angelegenheit gab, trugen ebenfalls den Charakter der Halbheit an der Stirn. Es kann sich also Jeder über das Verhältniß Italiens zu Enq- Inserate, welche bei der bedeutenden Auflage deS Blattes eine seh, «irl. same Berbreitunä finden werden mit 10 Psg. die Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Ausschlag. — Eirme- sandt, im redaktionell» Theile, die Spaltenzeile 20 Ps«. Politische Wochenschau. Deutsches Reich. Die einwöchentliche Vertagung des Reichstages wird vom preußischen Abgeordneten hause zur Abhaltung großer Nedetourniere benutzt, bei denen der „Kulturkampf" wieder einmal seine parla mentarische Auferstehung feiert. Es ließ fick dies bei Beginn der Berathung des Kultusetats voraussehen und das Zentrum hat denn auch in der Generaldebatte tvie jetzt in der Spezialdiskussion über den Kultusetat die Situation weidlich ausgenützt und durch seine Wort führer, die Herren Windthorst, Schorlemer-Alst rc., die schon so oft abgehandelten kirchenpolitischen Fragen wieder aufs Tapet bringen lassen. In Anbetracht der kirchenpolitischen Lage in Preußen, wie sie sich zur Zeit darstellt, wird durch lange Auseinandersetzungen an dem Stande der Dinge nichts geändert; indessen, wir erleben es ja auch im Reichstage, daß hier lang- athmige Debatten um nichts und wieder nichts geführt werden und so ist es nicht zu verwundern, daß in der preußischen Volksvertretung ebenfalls Dinge des Langen und Breiten erörtert werden, die, wie der „Kultur kampf" und Alles, was d'rum und d'ran hängt, schon längst nach allen Seiten hin gründlich durchsprochen worden sind. Eine Hauptrolle spielte in den Ver handlungen des Abgeordnetenhauses vom Montag und Dienstag die polnische Frage, die ja überhaupt mit den Kulturkampfdebatten stets verquickt erscheint. Es zeigte sich hierbei wieder einmal, wie sehr es das Zen trum liebt, sich als Verfechter der national-polnischen Sache aufzuspielen, und das muß endlich zu bedenk lichen Konsequenzen führen, wenn man erwägt, wie von polnischer Seite fast unverblümt zugegeben wurde, daß man hier an der Hoffnung, Polen wieder herge stellt zu sehen, festhält. Wenn einmal die hierauf ge richtete polnische Agitation erst in vollen Fluß kommt, wie wird sich dann das deutsche Nationalbewußsein des Zentrumssührers mit diesen Bestrebungen abfinden? — Die sächsische Regierung hat den Verlust ihres Ver treters am preußischen Hofe und Bevollmächtigten zum Bundesrathe, des Wirkt. Geh. Raths v. Nostitz-Wall- witz, zu beklagen. Derselbe, schon längere Zeit leidend, weilte zur Wiederherstellung seiner Gesundheit in Er langen, wo er aber am Dienstag infolge einer inneren Verblutung plötzlich verschieden ist. Der verewigte Staatsmann war am 30. März 1826 zu Oschatz ge boren, besuchte die Fürstenschule in Meißen, studirte sodann die Rechte in Leipzig, war 1851—57 Landes bestallter der sächsischen Oberlausitz und 1857—62 Amtshauptmann in Löbau. 1862 zum Kreisdirektor in Bautzen ernannt, verblieb er bis 1866 in dieser Stellung; in dem letzgenannten Jahre übernahm er die Leitung des Ministeriums des Innern. Seit 1874 vertrat v. Nostitz-Wallwitz die sächsische Regierung im Bundesrathe und im Reichstage, wo er fast nur in sächsischen Ängelegenheiten das Wort nahm. Der Ver ewigte genoß den Ruf eines namentlich im Finanzfach sehr tüchtigen Beamten und genoß wegen der hohen Bildung und wegen seines edeln Charakters in der Berliner Gesellschaft lebhafte Sympathien. Der offizielle Schluß der Kongo-Konferenz ist, wenn nicht noch in letzter Stunde irgend eine Ver zögerung eingetreten ist, am Donnerstag durch den Fürsten Bismarck erfolgt. In der am Montag abge haltenen Plenarsitzung, welcher die Anerkennung des Kongostaates auch seitens Belgiens und Dänemarks vorausgegangen war — so daß derselbe nunmehr von allen auf der Konferenz vertretenen Mächten, die Türkei ausgenommen, anerkannt ist — wurden dem König Leopold II., dem Begründer der afrikanischen Gesell schaft, und seinem Lande allseitig sympathische Kund gebungen dargebracht, für welche der Vertreter Belgiens, Baron Lambermont, dankte, hierbei versichernd^ daß sich Belgien für diese Kundgebungen dankbar erweisen werde. In welche endgültige Form indessen das neue Staatengebilde am Kongo gekleidet werden wird, scheint land am Rothen Meere so viel oder so wenig denken wie er will. England. Jenseits deS Kanals ist das Interesse augenblicklich den Debatten des Unterhauses über das von den Konservativen gegen das Kabinet Gladstone wegen dessen egyptischer Politik beantragte Tadels votum zugewendet. Von Seiten der Radikalen wurde hierbei am Montag der Zwischenantrag Morley ein gebracht, der es ablehnt, über die egyptische Politik der Negierung ein Urtheil zu fällen und nur dem Be dauern über den Beschluß derselben, indische Truppen nach dem Sudan zu schicken, Ausdruck verleiht. Es war dies eine goldene Brücke für Mr. Gladstone, über die er sich zurückziehen konnte, da die Radikalen im Falle der Annahme ihres Antrages gegen das konservative Tadelsvotum stimmen wollen. Gladstone bekämpfte aber sowohl das konservative Tadelsvotum, wie den radikalen Antrag und läßt sich darum noch nicht beurtheilen, wie die definitive Entscheidung des Parlaments ausfallen wird, von welcher das Schicksal des englischen Kabinets abhängt. — Aus dem Sudan sind noch keine bemerkenswerthen Nachrichten einge laufen. Die englische Vorhut unter Buller befindet sich nach wie vor in Abuklea, wo sie immer heftiger von den Aufständischen bedrängt wird. Die Befürch tung, daß General Buller von dem Wolseley'schen Hauptkorps abgeschnitten werden könne, erscheint daher nicht unbegründet. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Der am 26. Februar, Abends 8 Uhr, von Hainsberg snach Kipsdorf abgegangene Zug erlitt von Seifersdorf ab Verspätigung, weil da selbst, wie wir hören, einige Lomrys entgleisten. — Nächste Mittwoch, den 4. März, wird zum Anschluß an den 11 Uhr 10 Min. von Dresden ab gehenden Zug auf unserer Linie von Hainsberg bis Kipsdorf ein Extra zug verkehren. — Heute Sonnabend Abend werden im Gasthaus zu „Stadt Dresden" die im Laufe des letzten Jahres gesammelten Cigarrenabschnitte zusammengeschüttet. Aus dem Erlöse wird ein bedürftiger Konfirmand aus gestattet werden. Altenberg. Seit einiger Zeit sind hier mehrere Füchse Wahrgenomnien worden, welche sich sogar bis in die Stadt herein wagten. Es waren deshalb hier und da im Walde Fuchseisen gelegt worden. Leider sind diese Fuchseisen dem Zimmermann Hermann Geißdorf die Ursache einer ziemlich bedeutenden Ver letzung geworden: Derselbe war beim Holzbesehen einem solchen Fuchseisen mit der linken Hand zu nahe ge kommen, das Eisen schnappte zu und wurde ihm dabei ein Finger total abgeschnitten. (B. v. G.) Poffendorf. Die in Nr. 5 d. Bl. in Aussicht gestellte Rundschau über die bei der Abnahme des hiesigen Kirchthurm knopfes vorgefundenen Anti quitäten hat dadurch ihre Erledigung gefunden, daß ein von Herrn Pastor Nadler verfaßtes Schriftchen unter dem Titel: „Der Kirchthurm zu Poffendorf und seine Neparaturbauten. Ein Beitrag zur Chronik der Kir chengemeinde Possendorf" im Druck erschienen ist, dessen Reinertrag mit zu den Thurmbaukosten verwendet wer den soll. Dasselbe wird hiermit allen Freunden der Kirche bestens empfohlen und ist zu erhalten beim Herrn Kirchenvorsteher und Gemeindevorstand Som merschuh in Possendorf, sowie in der Expedition d. Bl. * Höckendorf. Im Sinne des Landes - Komitö für die Einsammlung der Bismarckspende hat sich Herr Dr. Wirthgen hier mit den Herren Gemeinde vorständen von Seifersdorf, Spechtritz, Lübau, Malter, Paulsdorf mit Seifen, Berreuth, Reichstädt, Röthen- bach, Pretzschendorf, Colmnitz, Grillenburg, Dorfhain, Klingenberg, Obercunnersdorf, Beerwalde, Ruppendorf, Paulshain, Börlas und Höckendorf in Verbindung ge- Die „Wel-rrih - Zeitung" «scheint wöchentlich drei- mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 25 Psg-, zweimonatlich 84 Psg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 1V Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen »e- , A M S d l ssmattcken Amtsgerichte und die Stadträthe für die Königliche Amtshauptmannschaft Alppoldiswalde sonne für dre Komgl ch A ' zu Dippoldiswalde und Irauenstem Verantwortlicher Redacteur: Carl Ahne in Dippoldiswalde. Sonnabend, den 28. Februar 1885