Volltext Seite (XML)
Mchmh-MW Amtsblatt ... ! ' Inserate, welche bei der bedeutenden Auslage de» Blattes eine sehr wirk same Verbreitung findan, werden mit 10 Pfg. Vie Spaltenzeile oder der« Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen den« Aufschlag. — Ei«M«- sandt, tm redaktionellen Theile, die Spaltenzeile 20 Pf«. Di» „Wtkßeritz-Zeitung" «scheint wöchentlich drei ¬ mal: Dienstag, Donn«s- tag und Sonnabend. —- Preis vierteljährlich 1 M. 85 Pfg., zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 48 Psg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan- palten, Postboten, sowie di« Agenten nehmen Be ¬ stellungen an. für die Königliche Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte wd die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Verantwortlicher Redacteur: Carl Ikhne in Dippoldiswalde. Nr. 25. Donnerstag, den 26. Februar 1885. 51. Jahrgang. Zur Lage im Sudan. Trotz der blutigen, fanatischen Bewegung, welche den Fußtapfen des Mahdi im Sudan folgt, muß man doch anerkennen, daß es diesem neuen Propheten des Islam und seinen Anhängern furchtbarer Ernst ist, die verrotteten Zustände der Nilländer zu verbessern, und darf man es dem Mahdi auch nicht übel nehmen, daß er in muhamedanisch-arabischer Weise zu Werke geht. Danach sind an dem Elende der muhameda- nischen Welt, speziell Egyptens und des Sudan, die entarteten Egypter Schuld, welche auch noch Fremd linge, das sind jetzt die Engländer, ins Land ließen und dadurch noch mehr Unheil anstifteten. Die ganze vom Mahdi Achmed Muhamed herrührende Bewegung ist also kein Schwindel, keine nur ehrgeizige Revolution, sondern eine sehr urwüchsige Reaktion der arabischen Stämme der oberen Nilländer gegen die Fremdherr schaft. Trotz der Halbbarbarei dieser Araber und ihres neuen Propheten verdienen sie also immer eine gewisse Achtung, zumal da es jetzt fest steht, daß der Mahdi kein hergelaufener Schwindler und ehemaliger Thier- und Sklavenhändler, sondern ein für arabisch- muhamedanische Verhältnisse durchaus gebildeter und einflußreicher Mann ist. Er hat sich ganz in den Dienst des Propheten Muhamed, des großen Begrün ders muhamedanischer Religion, gestellt und will auf dessen Weise und in dessen Sinne die muhamedanische Welt reformiren. Gegen den Sultan der Türkei, den Padischah, tritt der Mahdi Achmed Muhamed nicht direkt feindlich auf, obwohl er auf die Würde eines Khalifen, wie die arabisch-muhamedanischen Oberherrn genannt wurden, Anspruch macht; der Mahdi rechnet im Gegentheile darauf, daß sich ihm der Sultan an schließen werde, wenn er als neuer Khalif in Kairo seinen Einzug gehalten habe. Im Heere des Mahdi herrscht innerlich und äußer lich daS altmuhamedanische Gepräge. Seine Streiter sind tapfer und furchtbar wie die Tiger, aber vor und nach der Schlacht beten und fasten sie in der von der Religion vorgeschriebenen Weise. Würden die Eng länder nicht im Stande gewesen sein, durch ihre über legenen Schußwaffen sich die Streiter des Mahdi einigermaßen vom Leibe zu halten, so wäre schon längst der letzte Engländer im sudanesischen Sande begraben. Die Kämpfer des Mahdi verstehen es, blitzschnell vor den Augen der vorrückenden Engländer zu verschwinden, um dann in wenigen Minuten einen tollkühnen Angriff mit gezückten Schwertern und Lanzen zu machen. Gegen die erbärmlichen egyptischen Sol daten stechen die Sudanesen äußerst vortheilhaft ab, und hätten sie mehr Kanonen und Gewehre und wüßten dieselben gut zu gebrauchen, so würden zweifellos die Engländer aus dem Sudan und Egypten herausge worfen werden. Die fanatische Tapferkeit der Kämpfer des Mahdi ist wirklich erstaunlich, sie gehen mit ihren nackten Leibern im dichtesten Kugelregen und Kartätschen - Hagel auf die englischen Stellungen los und haben sogar schon einzelne englische Vierecke gesprengt. Ge lingt es dem General Wolseley in den nächsten Monaten nicht, den Mahdi bei Kartum vollständig zu schlagen oder gefangen zu nehmen, so geht der Krieg im Sudan auch noch lange nicht zu Ende. Der Mahdi zieht sich dann nach el Obeid oder Darfour zurück und rückt später wieder vor. (Lokales imd Sächsisches. Dippoldiswalde. Herr vr. Hermann, derselbe, welcher beim Aufruf an die deutschen Turner mit unterzeichnet ist, hat sich durch Vermittlung eines Mit gliedes des hiesigen Militärvereins bereit erklärt, nächsten Sonntag einen Vortrag über „Streifzüge im Frieden" in genanntem Verein zu halten. Der Vortragende ist in Dresden als höchst geistreicher und gewandter Sprecher allgemein beliebt und geschätzt und so darf man versichert sein, auch hier einen für Herren und Damen gleich interessanten und anziehenden Vor trag zu Gehör zu bekommen. Da derselbe, laut In serat, öffentlich ist, versäume Piemand die Gelegenheit und belohne somit den Redner für seine uneigennützige Bereiterklärung durch eine zahlreiche Zuhörerschaft. Dresden. An der Salzproduktion ist das Königreich Sachsen bekanntlich nicht betheiligt, und sind wir deshalb gezwungen, unfern Salzbedarf ein zuführen. Von den deutschen, salzproduzirenden Län dern steht im Import an das Königreich Sachsen, wie wir der „Zeitschr. des kgl. sächs. stat. Bureaus" ent nehmen, die Provinz Sachsen mit dem bei Weitem größten Quantum voran. Im Durchschnitt der elf Jahre von 1872 bis 1882/83 machte das in den Ver brauch des Königreichs Sachsen übergegangene Salz jährlich eine Quantität von 360733 Zentner aus. Hiervon lieferte die Provinz Sachsen im Durchschnitt jährlich 314 601 Zentner (87,sa Prozent), dann folgt Thüringen mit 42112 Zentnern (11,«s Prozent). Anhalt, Hannover und Braunschweig haben nur ge ringe Salzmengen an das Königreich Sachsen geliefert; außerdeutsches Salz wurden durchschnittlich 614 Ztr. jährlich importirt, u. A. aus Oesterreich jährlich 1 Ztr. — Der etwas bedrückende Punkt in dem allgemeinen Krankenkassengesetz, „bei eintretenden Erkran kungen von Mitgliedern einer dreitägigen Karenzzeit unterworfen zu sein," ist seitens der König!. General- Direktion der Sächsischen Staatsbahnen mildernd da hin geändert worden, daß den Mitgliedern, welche das Unglück trifft, zu erkranken, auch die gesetzliche Unter stützung in Höhe der Hälfte der Lohnsatzes zu Theil wird, sobald die Krankheit 3 Tage und länger an dauert. Diese humane Handlungsweise hat unter den Tausenden von Eisenbahnarbeitern eine wahre Herzens freude hervorgerufen und selbige zu größtem Danke verpflichtet. Vor Einführung dieser gesetzlichen Kranken- unterstützungskasssn fand eine Karenzzeit bei den Ar beitern der Königl. Sächs. Staatsbahnen, wo denselben auch bei Nichtzahlung von Beiträgen ebenfalls die Hälfte Lohn 60 Tage lang fortgewährt wurde, nicht statt. — Der sächsische Bundesbevollmächtigte und außer ordentliche Gesandte am kgl. preußischen Hofe, wirk!, geh. Rath von No st iz-Wallwitz, ist am 24. Februar an den Folgen einer inneren Verblutung gestorben. Pirna. Vom hiesigen „Anz." wird über eine bübische Rohheit Folgendes berichtet: „Nachdem die betreffenden Strolche — wahrscheinlich sind es die selben, welche vorher im Nehn'schen Steinbruche ihr Wesen trieben — in der Nacht zum Sonnabend in die Werkbude des Lotze'schen Steinbruchs Nr. 511 zu Klein-Kotta eingebrochen waren und dortselbst Ver schiedenes entwendet hatten, verübten sie einen gleichen Einbruch in der sogenannten niederen Bude des Bruches von Fröde L Pieschel, wobei man u. A. auch ein Faß Branntwein total auslaufen ließ. Alsdann begaben sie sich nach der oberen Bude, woselbst wieder einge brochen und herumgewüstet wurde, wie man auch in dem daneben befindlichen Komtoirraume sämmtliche Papiere verbrannte. Das Scheußlichste bei der Sache ist jedoch, daß die vandalische Ausartung sogar so weit führte, ein vorgefundenes Fäßchen Sprengpulver anzuzünden, wodurch das betreffende Gebäude arg zerstört worden ist. Die Fenstergewände sind nach Außen geworfen, die Giebel geborsten und das Dach ziemlich abgehoben. Außerdem berichtet man uns auch noch von Einbrüchen bei den Bruchschankwirthen von Danowsky, Rudolph und Männchen, wobei ebenfalls gestohlen und zertrümmert wurde." Freiberg. In hiesiger Stadt zeigt seit einiger Zeit das Wasser der Wasserleitung, noch das der Brunnen, diejenige Reinheit und Geruchlosigkeit, welche schon aus Gesundheitsrücksichten zu wünschen ist. Man fordert dringend die Inangriffnahme solcher Bauten, welche zur Reinhaltung des Wassers erforderlich sind. — Für die gewerblichen Berggebäude „Junge hohe Birke Fdgr." an der Münzbachhütte, „Friedrich Erbst." im Rammelsberge, „Krüner Fdgr." über dem Schaf hofe vor der Stadt, „Augustus Vereinigt Feld" zu Weigmannsdorf, „Beistand Gottes Erbst." zu Klin genberg, „Friedrich August" zu Reichenau, „Gottes neue Hilfe" zu Großdorfhain, „König August Erbst." zu Randeck, „Neujahreswechsel" an der Wei ßeritz, „Wagner's Grubenfeld" in Großdorfhain, „St. Michaelis Erbst." zu Höckendorf, „Prinz Ge org" zu Weigmannsdorf, sowie eventuell für die zur Zeit unbelegten Berggebäude „Aurora Erbst." in Großdorfhain, „Lobegott Fdgr." in Großdorf hain und „Edle Krone Fdgr." zu Höckendorf ist unter dem Namen „Knappschaftskrankenkaffe für »Junge hohe Birke Fdgr/ und umliegende Gruben" eine ge meinschaftliche Knappschaftskrankenkasse mit dem Sitze in Langenrinne bei Freiberg errichtet worden. — Vom Schwurgericht zu Freiberg wurde am 24. Februar die erste diesjährige Schwurgerichts periode feierlich eröffnet. Die erste Verhandlung war gegen den, wegen Beamten- und einfacher Unter schlagung angeklagten, 1857 geborenen vormaligen Posthilfsboteu Hofmann in Hermsdorf, früher beim Postamte in Frauenstein angestellt. Er ist der ihm beigemeffenen Unterschlagungen allenthalben geständig und giebt in glaubwürdiger Weise an, durch Noth zu den Verbrechen getrieben worden zu sein. Die Unter schlagungen betrugen (in 6 Fällen) zusammen circa 70 Mark. Hofmann wurde zu 1 Jahr Gefängniß, wovon 3 Monat auf die Unsuchungshast in Anrech nung kommen, und 2 Jahr Ehrenrechtsverlust ver- urtheilt. — Ein entsetzliches Unglück hat sich in dem nahe bei Freiberg gelegenen Wegefahrt ereignet. Am Montag Abend 9 Uhr entstand, jedenfalls durch ruchlose Hand angelegt, im Rittergut ein Feuer, das alle Scheunen- und Wirthschaftsgebäude alsbald in Asche legte: nur das Herrenhaus und die Brauerei blieben unversehrt. Das Entsetzlichste aber geschah beim Brande des Pferdestalles, wo nicht nur 8 Pferde erstickten und verbrannten, sondern auch 5 Menschen, und fürchtet man, daß noch mehr unter dem Schutte gefunden werden. Die Verbrannten sind: Gutsbesitzer Börner aus Wegefahrt; Wegewärter Fleischer; zwei Knechte und ein Tagelöhner Dietze. Beim Einsturz der Stalldecke retteten sich noch mehrere Personen, doch sollen noch einige Frauenzimmer verschüttet und ver unglückt sein. Jetzt versucht man, die Leichen der Ver unglückten aus dem Schutt zu holen; Erörterungen über den Urheber des gräßlichen Unglücks sind im Gange. Mulda. Der hiesige Spar- und Vorschußverein verzinst vom 1. April die bei ihm gemachten Spar einlagen mit 3'/,«/». Meißen. Auch die hiesige Amtshauptmannschaft nimmt gegen die Bockbierfeste Stellung. In einer Bekanntmachung weist sie darauf hin, daß Schank- wirthe, welche es begünstigen, daß in ihren Schank stätten Trinkgäste sich in geistigen Getränken über nehmen, nach § 135 der Armenvrdnung mit Geld strafe bis zu 60 Mark oder mit Haft zu bestrafen sind. Mühltroff. Eine von hier aus abgegangene Pe tition wegen Anlage des Bahnhofes (die Stadt wird Station der Schönberg-Schleizer Eisenbahn) ist vom Finanzministerium abschläglich beschieden worden, es wäre denn, daß sich der Stadtgemeinderath zur Tragung der Mehrkosten verpflichtete. Annaberg. Die Hauptversammlung des allge meinen sächsischen Lehrervereins wird Michaelis in hiesiger Stadt abgehalten. Löbau. Am 21. Februar fand man in Alterbai» den 39 Jahr alten Haus- und Feldbesitzer Luft mit eingeschlagener Stirn und durchschnittenem Halse er- , mordet auf, alle Kasten waren erbrochen und Geld, /