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76 lasse», um den Diebstahl auszusühren und während der Frühmesse sodann mit seinem Raube zu enkommen. Chemnitz. Der hier bestehende Verein gegen Mißbrauch geistiger Getränke zählt bereits gegen 500 Mitglieder. In der am 9. Oktober v. I. eröffneten Kaffeestube Wurden bis zum Jahresschluß 21583 Tassen Kaffee, Thee, Chokolade, Warmbier und Milch ver- schänkt, demnach täglich durchschnittlich 260 Tassen. Dieser Erfolg ermunterte zur Anlegung einer zweiten Stube, der wohl bald die Eröffnung der dritten folgen wird. Tagesgeschichte. Berlin. Ueber den Schluß des Reichstages sind noch keine bestimmten Beschlüsse gefaßt. Alle bisherigen Gerüchte sind demnach mindestens als ver früht zu bezeichnen. — Im Reichstage gelangte am 10. Februar die Zolltarifnovelle zur Berathung, die nach längerer Debatte, in der auch der Reichskanzler das Wort er griff, auf Mittwoch vertagt wurde. — Die weiteren Sitzungen der Kommission für das Poftsparkassengesetz haben bestätigt, daß die Vorlage hoffnungslos verloren ist. Der einzige bis her erzielte Beschluß will die Postanstalten zu bloßen Agenturen der Kommunalsparkaffen und auch nur da, wo die letzteren es wünschen, herabdrücken. Dieser Beschluß wird aber, da das Centrum nachträglich gegen denselben bedenklich geworden, in zweiter Lesung nicht aufrecht erhalten werden, und so ist es mehr als wahr scheinlich, daß die Kommissionsberathungen mit der Empfehlung an das Plenum endigen werden, die Vor lage pure abzulehnen. Diese Aussichtslosigkeit des Postsparkassengesetzes wird für die Postbeamten nicht un ingenehm sein, da sie, namentlich bei größeren Aemtern, mit Dienstgeschäften überbürdet, bei jeder Neuerung nur vermehrte Arbeitslast zu erwarten ge wöhnt sind. — Das Centrum wird im preußischen Abgeord netenhause die früheren Anträge Windthorst's auf Strafbefreiung des Sakramentspendens und Messelesens wieder einbringen. — Der Landwirthschaftsrath beschloß nach langer Debatte, folgende Zollsätze zu beantragen: Für Weizen und Roggen 3 M„ für Gerste und Buchweizen 2 M., für Mais I V» M., für Hafer, Hülsenfrüchte und nicht besonders genannte Getreidearten 2 M., für Anis, Koriander, Fenchel und Kümmel 3 M., für Raps, Rübsen und andere Oelsaaten 3 M., für frische Weinbeeren 15 M., für neues Gemüse 5 M., für Malz 3 Ai. 70 Pf.> für getrocknete Cichorie und ge dörrte Rüben 1 M., für Mühlenfabrikate aus Ge treide und Hülsenfrüchten, für geschabte Körner, Grau pen, Gries, Grütze, Mehl, gewöhnliches Backwerk und Bäckerwaare aller Art 7'/» M., für ausgeschlachtetes, frisches und zubereitetes Fleisch, für Fleischextrakte und Tafelbutter 20 M., für nichtlebendes Vieh und Ge flügel 30 M., Alles pro 100 kß; für Pferde 30 M., für Stiere und Kühe 9 M., für Ochsen 30 M., für Jungvieh bis zu 2'/» Jahr 6 M., für Schafe 2 M., für Lämmer 1 M., für Kälber 3 M., für Schweine 6 M. und Spanferkel 1 M., alles pro Stück; für rohen Flachs 1 M., für gehechelten Flachs 5 M., für Schafwolle in Schmutz 15 M., für Bürstenwäsche 30 M., für Fabrikwäsche 45 M. pro 100 Kilo. — Die Erklärung des Vertreters des Auswärtigen Amtes auf Anfragen über die staatsrechtliche Stel lung der Kolonien ist den Mitgliedern der Kommission gedruckt zugegangen und lautet folgendermaßen: „Die deutschen Schutzgebiete in Westafrika sind, so lange sie nicht durch ein Reichsgesetz dem Gebiete des deutschen Reichs einverleibt sind, als Ausland anzusehen. Wie überall im Auslande, so auch hier, werden die Beamten des Reichs den Deutschen und den Unterthanen be freundeter Staaten gegenüber nach den bestehenden Gesetzen des Reiches zu verfahren haben. Insoweit die bisherige Gesetzgebung über deutsche Rechtsprechung im Auslande hierzu nicht auSreichen sollte, werden die zu ihrer Erklärung nöthigen Vorlagen im Bundesrath gemacht werden, sobald die Einrichtung deutscher Recht sprechung in den Schutzgebieten infolge der Bewilligung der erforderlichen Mittel überhaupt in Aussicht ge nommen werden kann. Der Gerichtsstand der Ein geborenen, welche das deutsche Jndigenat nicht erlangt haben, hat bisher durch die Besitzergreifung der Küsten eine Aenderung nicht erlitten. Bevor die kaiserliche Regierung neue Einrichtungen in dieser Beziehung in Angriff nimmt, wird die Einsetzung von amtlichen Organen stattfinden müssen, deren Gutachten in Ver bindung mit dem des Syndikats die Unterlage der zu erstrebenden Einrichtungen bilden wird. Sollte sich dann die Nothwendigkeit zu weiteren Akten der Reichsgesetzgebung Herausstellen, so wird der Reichs kanzler die kaiserliche Ermächtigung nachsuchen, um im Bundesrathe die erforderlichen Anträge einzu bringen." — Die Bundesrathsvorlage über Abänderung des Gerichtsverfassungsgesetzes und des Strafprozesses, welche eine Verminderung der Zahl der Ge schworenen herbeiführen will, stößt schon im Bun desrathe auf viele Schwierigkeiten und hat auch im Reichstage keine Aussicht auf Annahme. Oesterreich. Die Statthalterei in Böhmen hat die Gründung des „Deutschen landwirthschastlichen Central-Verbandes" untersagt, weil dieser Verband angeblich den bestehenden Landeskulturrath lahmlegen sollte. Der Rekurs gegen diesen Bescheid soll erhoben werden. " Frankreich. Ein Telegramm des Generals Briöre de I'Jsle meldet, die französischen Truppen hätten bei dem Angriffe auf die das verschanzte Lager von Dong song beherrschenden Befestigungen 80 Mann an Todten und Verwundeten verloren. Ueber die Verluste, welche die französischen Truppen bei der Einnahme des Lagers am 6. Februar hatten, liegen noch keine genauen Nach richten vor. — Am Montag Abend zertrümmerte ein Haufe von etwa 100 jungen Leuten in Paris die Fenster eines Waffenhändlers und raubte Gewehre und Re volver; die Polizei verhaftete mehrere der Plünderer, darunter den jugendlichen Führer. Auch die Fenster eines Optikers wurden eingeschlageu. Italien. Die italienischen Schiffe haben nunmehr auch in Maffanah Truppen ausgeschifft und die italie nische Flagge aufgehißt. Die Eingeborenen kamen angeblich freundlich entgegen, während die egyptischen Behörden gegen die Besetzung Protest einlegten. England. Es verlautet, daß 8000 Mann Ver stärkungen unter dem Befehle des Generals Newdegate für Egypten bestimmt seien, welche über Suakin nach Berber dirigirt werden sollen. Eine am 9. Nach mittags eingegangene Depesche des Generals Wolseley sagt, über das Schicksal des Generals Gordon sei vor läufig nichts weiter ermittelt worden; man hoffe, der Oberst Wilson befinde sich auf dem Rückwege in Sicherheit. — Die großen englischen Blätter lassen sich ihre Kriegsberichte was kosten. O'Kelly, der Kriegs berichterstatter der „Daily News" in Egypten, hat bei seiner Abfahrt 150000 Francs mitgenommen. Da rüber hinaus hat er ungefähr ebensoviel ausgegeben und nach seinem Vertrage muß das Blatt seiner Wittwe abermals 150000 Francs auszahlen. Der Tod Her- bert's und Cameron's wird dem „Standard" und der „Morning Post" nicht weniger kosten. Nach dem Krim kriege erhielt Ruffel, der Berichterstatter der „Times", 100000 Francs Ehrensold. Sein Vertrag lautete dahin, daß die Wittwe im Falle seines Todes 50000 Francs zu bekommen habe. Egypten. Die Truppen des Mahdi sind augen blicklich damit beschäftigt, die in der nächsten Umgebung von Metamneh befindlichen Gebäude durch Herstellung von Schießscharten zur Vertheidigung einzurichten. Die vom Feind ausgestellten Wachen sind sehr rührig und aufmerksam. Am 30. vor. M. wurde ein englischer Transportzug, etwa 3 Mellen von Gakdul entfernt, durch einen gegen tausend Mann zählenden Trupp angegriffen, die Engländer wiesen den Angriff mit Geschützfeuer zurück, der Transportzug setzte seinen Marsch fort und befindet sich jetzt in Sicherheit. Königliche- Landgericht Freiberg. (AuS dem »Frcib. Anz."» Berhandlung vom 7. Februar. Der am Bahnbau Bienenmühle-Moldau beschäf tigt gewesene Handarbeiter August Hermann Reichelt aus Gleisberg wollte sich am Abend des 6. Januar d. I. an der im Gasthof zu Bienenmühle stattstndenden Tanzmusik betheiligen. Um sich aber hierzu die nöthigen Tanzgroschen zu verschaffen, stieg er im NiederlagS- raum des Kohlenhändlers Karl Augnst Meyer in Bienenmühle durch ein von ihm zertrümmertes Parterre fenster ein, erbrach im Komptoir auch einen verschlossenen Tisch und entfernte sich wieder, nachdem er statt des erwünschten Geldes nur drei Stück Cigarren gefunden hatte. Um aber dennoch zu Baarmitteln zu gelangen, orach Reichelt unmittelbar darauf in ganz gleicher Weise in den Nie verlagsraum des Produkten händlers Hermann Louis Meyer ein, wo er denn auch ca. 1 M. Kleingeld vorfand und sich dasselbe aneignete. Der Angeklagte untersteht den Bestimmungen über Rück fallsdiebstahl und wird er deshalb zu einer Gesammt- strafe von 1 Jahr 3 Monaten Gefängniß (wovon 2 Wochen als verbüßt gerechnet werden) und 2 Jahren Ehrenrechtsverlust verurtheilt. Dresdner Produktenbörse vom 9. Februar. Mark. i, weiß, inl. 168—174 fremd weiß 169—>77 gelb inl. . 162-168 fremd gelb 163-177 engl. Äbk. 156-162 neu, inländ. gelb . . Weizen, do. do. do. do. do. do. Roggen, inländischer 145-148 do. neuer. . — — ds. rußisch . 146—149 do. fremder . 150—154 do. galizisch . 137-143 Gerste, inländ. 150—160 do. böhm. u.mähr. 160—180 do. Futter . . 118—128 Hafer, inländ.. . 134—142 do. neuer . . Mais, Cinquantine 145—155 do. rumän. alt 136—139 do. amcrik.. . 140 do. rumäu. neu Erbsen, Kochwaare 18—20 do.Futterwaare13,30—14,00 Saaterbsen. . — Bohnen. . . . Wicken .... 130—140 Buchweizen, inländ. 140—145 Mark WinterrapS. . . 243 Winterrübsen, inl. 220-225 Leinsaat, seine. . 255—275 do. mittel. . 225 - 245 Rüböl, rasfinirl . . 57,50 Rapskuchen, inländische 13,00 d». runde . 12,50 Mal, 25-28 Kleesaat, roth . . 80—100 do weiß . . 80—116 do gelb . . Tymothee . . . 36—45 Wcizenm., Kaiserausz. 33.50 Griesler. Auszug. 30,50 Semmelmehl . . 28,00 Bäcker-Mundmehl 24,00 Griesler-Mundm. 19,50 Pohl-Mehl. . . 17,00 Roggenmehle, Nr. 0. 24,50 Nr. 0/> ... 23,50 Nr. 1 ... . 22,50 Nr. 2 ... . 19,50 Nr. 3 ... . 17,00 Futtermehl .... 13,00 Weizenkleie.... 9,50 Roggenkleie . . . 11,00 Spiritus per 100 Liter 43,00 Dresdner Schlachtviehmarkt vom 9. Februar. Auf deni heutigen Schlachtviehmarkte waren 387 Rinder, 780 Land- und 220 Ungalschweine oder in Sumina 1000 Schweine, 1010 Hammel und 165 Kälber aufgelrieben. Bei mittelmäßigem Besuche seilen hiesiger wie auswärtiger Fleischer gestaltete sich das Verkaussgeschäst in Rindern und Hammeln schleppend, in Schweinen dagegen recht leidlich und in Kälbern ziemlich flott. Rinder mußten im Preise abermals etwas weichen,, wie es denn überhaupt in volkswirthschaftlicher Hinsicht als aus fällige Erscheinung bezeichnet werden muß, daß Dressen trotz der stetigen Zunahme seiner Bevölkerung gegenwärtig wesentlich we niger Rindfleisch konsumirt als früher. (Nach dem neuesten Ge schäftsberichte deS hiesigen Eentralschlachlviehhofes, welcher in diesen Tagen zum Drucke vorbereitet wird, sind 1884 ca. 400' Rinder weniger geschlachtet worden als 1883.) Heute wurde der Etr. Schlachtgewicht von Primaqualität in Rindern mit nur 58 bis 61 M., Mittelwaarc niit 52 bis 55 M. und dritte Sorte mit 36 M. bezahlt. Für das Paar englischer Lämmer zu 50' Kilo Fleischgewichl legte man 60 bis 63 M., sür jenes der Land hammel in derselben Schwere 54 bis 57 M. und für das Paar Ausschußschöpse 36 M. an. Der Etr. Schlachtgewicht von Land schweinen englischer Kreuzung galt 48 bis 51 und von Schlesiern auf 44 bis ^7 M., indeß der Etr. lebendes Gewicht von unga rischen Bakoniern bei 40 bis 45 Tara zu 48 und 49 M. und von 60 Oswicinern bei 40 Pfund Tara durchschnittlich zu 50 Ni. abgegeben wurde. Alle übrigen ausländischen Schweinesor« ten fehlten. Kälber erzielten einen Preisaufschlag und wurden je nach Qualität Stücke mit 90 bis 110 Pf. pro Kilo Fleisch bezahlt. In allen Rinder- und Hammelsorten blieben ansehn liche, in Schweine» dagegen nur einzelne Posten unverkauft stehen. Im Laufe der vorigen Woche wurden in den Schlacht häusern des Etablissement« 280 Rinder, 370 Ha»unel, 86K Schweine und 462 Kälber oder in Summa 1980 Stücke ge schlachtet. Sparkasse zu Höckendorf. Nächster Erpeditions-Tag: Sonntag, dm 15. Februar, Nachmittags 3—6 Uhr. Haucke. Z Bekanntmachung. Um Irrungen und Mißverständnissen vorzubeugen, wird hiermit erneut be kannt gemacht, daß für die Festung Königstein ein besonderes Standesamt besteht und daß, unter Uebertragung der Funktionen der Aufsichtsbehörde über dieses Standesamt an die Kommandantur der Festung Königstein, zum Standesbeamten der Untercommandant und Platzmajor daselbst, z. Z. Hauptmannn Blumstengel, daselbst, bestellt ist. Dre-drn, am 7. Februar 1885. Kriegs - Ministerium. v. Fabrice. Amtliche^Theil. Bekanntmachung. Nachdem heute Frau Amalie Gmilie verehel. Lamm, geb. Böhnisch, in Schellerhau als Hebamme sür den die Ortschaften Schellerhau, Bärenfels, Bärenburg und Rehefeld-ZaunhauS umfassenden Hebammendistrict in Pflicht genommen worden ist, wird dies hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht. Dippoldiswalde, am 9. Februar 1885. Königliche Amtshauptmannschaft von Keßinger.