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'' 47: Mchnih-ZtiiilW Verantwortlicher Redacteur: Carl Ikhne in Dippoldiswalde 51. Jahrgang Sonnabend, den 17. Januar 1885 Nr. 8 bei Mr. Gladstone die Hand mit im Spiel, der die Kolonisationspläne Italiens am Rothen Meere trotz der hierdurch England drohenden Konkurenz offenbar begünstigt, um sich hierdurch die Unterstützung Italiens namentlich in der egyptischen Frage zu sichern. Das Verhältniß Italiens zu Deutschland lieb überhaupt in letzter Zeit die wünschensmerthe Klarheit vermissen und über die Stellung des Appeninen - Königreiches zum deutsch-österreichischen Bündniß herrscht hente noch größere Ungewißheit als je; vielleicht bringt diemächste Zeit Aufklärungen hierüber. Frankreich. Die französischen Kammern sind am Dienstag zu ihrer diesjährigen ordentlichen Session zusammengetreten und gaben in beiden Häusern des Parlaments ihrer Theilnahme und Wünschen für die Armee in Tonkin Ausdruck. Wahrscheinlich dürften aber die Kammern sofort wieder vertagt worden sein, da die Negierung wünscht, daß die weiteren Verhand lungen erst nach den am 25. Januar stattfindenden Senatswahlen wieder ausgenommen werde». England. Die beifälligen Aeußerungen, welche die tonangebende Londoner Presse den beruhigenden Erklärungen des Fürsten Bismarck im deutschen Reichs tage über die Tendenzen seiner kolonialen Politik spendet, sind ein erfreulicher Beweis dafür, daß das unverholene Mißtrauen der Engländer gegen letztere verschwunden ist. Nur eine gänzlich mißverständliche Auffassung des Vorgehens Deutschlands jenseits des Ozeans konnte überhaupt in der öffentlichen Meinung Englands den Argwohn erwecken, als gehe man deut scherseits darauf aus, den wohlerworbenen Rechten und Interessen Englands Abbruch zu thun.' Das Verdienst der offenherzigen Erklärungen des Fürsten Bismarck ist cs, dieser Auffassung ein für alle Mal entgegengetreten zu sein und das Vertrauen zu der Aufrechterhaltung friedlicher und freundschaftlicher Be ziehungen, wie zu den festländischen Mächten, so auch zu dem meerbeherrschenden England, neu gestärkt zu haben. Dies erkennt auch die „Times" in einem neuerlichen kolonialpolitischen Artikel an; sie betont aber, vaß da, wo der englische Einfluß durch einen gefährlichen Mitbewerb bedroht sei, England unver züglich handeln müsse. Das auswärtige Amt dürfe Zanzibar nicht außer Augen lassen und vor Allem müsse die Negierung die Interessen Englands in Egyp ten sicherstellen, wenn solche Vorschläge, wie die fran zösischen, gestellt werden. - Italien. Am Dienstag und Mittwoch haben die nach Assab am rothen Meer bestimmten italienischen Truppentransportschiffe die heimathliche Küste verlassen, um das lange vorbereitete Vorgehen Italiens am rothen Meere in Szene zu setzen. Die italienische Ne gierung ist bemüht gewesen, Zweck und Ziel dieses kolonialen Vorgehens möglichst zu umschleiern und noch jüngst erklärte Ministerpräsident Depretis im italienischen Senate auf eine bezügliche Anfrage: er müsse sich über die zu ertheilenden Aufschlüffe erst mit dem Minister des Auswärtigen, Herrn Mancini, ins Einvernehmen setzen. Offenbar verfolgt die italienische Negierung bestimmte und weitangelegte Pläne am rothen Meere, sie würde sonst wohl mehr mit der Sprache kerausrücken. Ost-Asien. In Ost-Asien drohen den Franzosen neue Verwickelungen. Im Königreich Kambodscha, dem westlichen Nachbar der französischen Besitzungen in Cochinchina, giebt sich eine gewisse Erregung gegen die Franzosen kund und es ist bereits ein Angriff auf einen Posten derselben gemacht worden. Der Leiter der Bewegung ist der Bruder des Königs, Prinz Sivolha, der sich zugleich auch gegen den König em pört hat. Der überfallene französische Posten befand sich zu Sambur, der mit einer kleinen französischen Garnison und anamitischen Schützen besetzt war; der Kommandant und mehrere Leute wurden nach tapferem Widerstande getödtet und ist der Gouveneur von Cochin china mit Verstärkungen nach Sambur aufgebrochen. Politische Wochenschau. Deutsches Reich. Kaiser Wilhelm hat wiederum bas Hinscheiden eines seiner alten Waffengenossen zu beklagen, indem am Montag Prinz August von Würt temberg, der frühere langjährige Befehlshaber des Gardekorps, den Folgen eines Schlaganfalles, ver ihn am 9. Januar während einer Jagd im König!. Forste zu Zehdenick betroffen, erlegen ist. Der da hingeschiedene Heerführer war am 24. Januar 1813 als zweiter Sohn des Prinzen Paul von Württemberg geboren und trat 1831 als Rittmeister in die preußische Armee ein, wo er verhältnißmäßig rasch avancirte, da er bereits 1850 zum Generallieutenant und 1856 zum Kommandeur der Gardekavallerie ernannt wurde. 1858 zum kommandirenden General des Gardekvrps ernannt, führte er dasselbe mit Auszeichnung in den Feldzügen 1866, wo die Garde besonders durch die Erstürmung von Chlum, dem Schlüssel der österreichischen Haltung bei Königgrätz, mit zum Gewinn dieser Schlacht bei trug, und von 1870—71, wo sich das Gardekorps in den Schlachten bei St. Privat und St. Marie aux Chönes, dann in der Riesenschlacht von Sedan und später in den Belagerungskämpfen von Paris und besonders bei Le Bourget rühmlichst auszeichnete. 1873 wurde der Prinz zum Generaloberst mit dem Range eines Generalfeldmarschalls ernannt und erhielt Ende August 1882 den erbetenen Abschied. Die herzliche Sympathie, welche den Entschlafenen mit unsenn greisen Kaiser in Krieg und in Frieden verband, ist allgemein be kannt und wird darum die Trauerbotschaft von dem Ableben des Prinzen ihres tiefschmerzlichen Eindruckes auf den allerhöchsten Kriegsherrn nicht verfehlen. — Der Reichstag hat am Dienstag die Kamerun-Vorlage ohne besondere Abstimmung definitiv genehmigt, nach dem er derselben schon in der zweiten Lesung vom vorigen Sonnabend mit überwältigender Mehrheit zu gestimmt hatte. Vom Reichstage ist hiermit der Be weis geliefert worden, daß er nicht gesonnen ist, sich den Mahnungen der Nation zu einer kräftigen Unter stützung der kolonialen Politik des Reichskanzlers länger zu entziehen und wird hieraus der leitende Staats mann neuen Muth schöpfen können zu einem ent schlossenen Vorwärtsschreiten auf der von ihm betretenen Bahn der kolonialen Entwickelung des Reiches. Der Beschluß des Reichstages über die Kolonialpolitik mußte mit um so größerer Genugthuung ausgenommen werden, als es mit den Nachrichten über die blutigen Vorgänge in Kamerun gerade zusammentraf. Wenn man aber im Auslande der Meinung gewesen, daß sich die koloniale Begeisterung in Deutschland durch derartige allerdings beklagenswerthe Ereignisse abkühlen würde, so bedeutet dies einen Jrrthum; die Reichs regierung wird auch ferner auf die vollste Zustimmung der großen Mehrzahl der Nation zu ihrer überseeischen Politik rechnen können. Ueberhaupt scheint seit der Kamerun-Debatte ein besserer Geist — wenn man so sagen darf — im Reichstage eingezogen zu sein. Wenig stens bewegten die sich hieran schließenden Verhand lungen über deü Militär-Etat — im Gegensatz zu den früheren Debatten über diesen Gegenstand — am Montag wie am Dienstag in den Grenzen der Sach lichkeit, wodurch die Verhandlungen natürlich nur ge wannen. Allerdings mußte sich die Negierung auch diesmal verschiedene Abstriche am Militär-Etat ge fallen lassen, doch wurden die größeren Forderungen fast sämmtlich, und nur hie und da mit kleinen Ab strichen bewilligt. — In der gegenseitigen Stellung der europäischen Mächte vollzieht sich anscheinend eine bcmerkenswerthe Veränderung. Verschiedene Anzeichen deuten darauf hin, daß zwischen Deutschland und Italien nicht mehr Alles so steht, wie bisher, und daß Letzteres mehr und mehr in das englische Fahrwasser einlcnkt. Was die eigentliche Ursache für diese Schwenkung des italienischen Kabinets bildet, liegt noch nicht klar zu Tage, wahrscheinlich hat aber hier Amtsvlatt für die Königliche Amishauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Inserate, welche bei d« bedeutenden Auslage de< VlatteS eine sehr wirl- same Verbreitung^ finde«, «»erden mit 10 Pfg. die Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirt« Inserate mit entsprechen, dein Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeile 20 Pf«. Die „WeiSeritz. Zeitung" «scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — «reis vierteljährlich 1 M. Ä6 Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie Die Agenten nehmen Be- Egypten. Die Nachrichten über den Fortgang der englischen Nil-Expedition lauten fortgesetzt günstig und hat General Wolseley erklärt, er bedürfe keiner weiteren Verstärkungen. Wie verlautet, wird die Bri gade Herwart, welche die Vorhut der eigentlichen Ex pedition bildet, unmittelbar nach ihrer Ankunft in Metamneh die Verbindung mit Chartum herzustellen suchen. -Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Nach einer Bekanntmachung des Ministeriums des Innern werden auf der Be schälstation Dippoldiswalde vom 2. Februar bis 1. Juli die drei Hengste Markgraf, Hüon und Norfolk anwesend sein. — 16. Januar. In der ersten diesjährigen Sitzung des hiesigen GebirgsVereins wurde, nachdem meh rere neue Mitglieder ausgenommen und verschiedene Eingänge mitgetheilt worden waren, zunächst der Jahres-' und Kassenbericht erstattet; letzterer schließt mit einer Einnahme von 315 M. 45 Pf., einer Ausgabe von 281 M. 60 Pf., demnach mit einem Kassenbestande von 33 M. 75 Pf. ab, zu welchem Vermögen noch einige außenstehende Nester kommen. Die Luchberg thurmkasse verzeichnet eine Einnahme von 63 M. 20 Pf., eine Ausgabe von 26 M. 65 Pf., also einen Bestand von 26 M. 55 Pf. In einer dritten Kaffe befindet sich noch ein größerer Geldposten, der Heuer stiftungs- . gemäß zur nachträglichen Bescherung für einen Kon firmanden verwendet werden soll. Bei der folgenden Vorstandswahl gingen die bisherigen Vorstandsmitglieder mit grober Stimmenmehrheit aus der Wahl hervor, die demnächst die Vereinsamter unter sich zu vertheilen haben werden. Einem eingegangenen Antrag, die Er richtung eines Alterthumsmuseums in hiesiger Stadt betreffend, wurde in kurzer Debatte, die allseitiges Ein- verständniß mit dem Antragsteller ergab, Folge gegeben und beschlossen, eine fünfgliedrige Kommission zum weiteren Verfolg der Angelegenheit zu wählen, was auch sofort geschah. Zum Schluß entwickelte sich noch eine äußerst lebhafte Debatte über den neuen, mit vier Zügen täglich in jeder Richtung zu erhoffenden Sommcrfahrplan. Der Jahresbericht des Erzgebirgs vereins, der in der Generalversammlung erstattet wurde, hebt zunächst die im September v. I. in hiesiger Stadt abgehaltene Generalversammlung des Gesammtvereins hervor, die zwar, und namentlich die mit derselben verbundene Ausstellung, viel Arbeit für die Vereins mitglieder brachte, die aber beide in jeder Hinsicht zur allgemeinsten Zufriedenheit verliefen. Der Verein, der gegenwärtig 66 Mitglieder, von denen 45 in Dippol diswalde wohnen, zählt, hielt im vergangenen Jahre 8 Versammlungen ab, in denen fast stets Vorträge gehalten wurden. — In der Aride wurde eine große Menge Wegweiser angebracht. — Eingaben an die Generaldirektion der Staatsbahnen um Einlegung eines täglichen vierten Zuges in den Sommerfahrplan, sowie um Gestattung der Beilage von Reisevorschlägen zu den die hiesige Gegend berührenden Rundreisebillets, fanden erfreulicher Weise Berücksichtigung. — Den Sammlungen wurde im abgelaufenen Jahre große Berücksichtigung zu Theil, und wurde namentlich die Bibliothek in sehr reichem Maße vermehrt. — Nur ein einziger Ausflug gelangte zur Ausführung, und zwar betheiligten sich 8 Mitglieder am 4. Juni bei der Einweihung des von der Sektion Rabenau des Gebirgsvereins für die sächsisch-böhmische Schweiz ge schaffenen „Friedensweges". Möge auch im neuen Jahr der Verein seines hohen Zweckes eingedenk bleiben! — Von der kaiserlichen Postverwaltung ist der Gastwirth Richard Tränk« er in Hermsdorf im Erz gebirge als Postagent daselbst ernannt worden. — Vom künigl. Ministerium des Kultus und öffent lichen Unterrichts ist der zeitherige Lehrer in Bären burg — seiner Zeit Vikar an der hiesigen Stadtschule