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bei der ! > I' i !I-cht70fvf Dienstag, den 7. Oktober 1884. ^s' Ek)!8 - i.iüf W.i Jahrgang. Nr. 119 „WeiSeri-. Zeitung" scheint, »üchentlich dr«- Ml: DiknStvg, Donners» tag uü» Sonnabend. -- Preis »ierietjährlich 1 M. 25 Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern Iv Pfg. - All« Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Frankreichs auswärtige Politik. Immer mehr stellt es sich heraus, daß die franzö sische Regierung unter der geschickten und zielbewußten Leitung Jules Ferrys auf auswärtigem Gebiete im Anschlüsse an die Kaisermächte die Sicherung und Wahrung der Interessen Frankreichs verfolgt und da durch allmählig ein vollständiger Umschwung in der ganzen auswärtigen Stellung Frankreichs, zumal in Hinblick ans Deutschland, stattfindet. Einige radikale Pariser Zeitungen klagen deshalb allerdings den Mi nisterpräsidenten Ferry des Servilismus gegen Deutsch land an, finden aber bei allen anderen maßgebenden französischen Zeitungen mit diesen Anklagen wenig Ge hör, denn wenn man auch in Frankreich keine Freund schaftsgefühle für Deutschland empfindet, so weiß nian doch den Werth zu schätzen, den das Wohlwollen des deutschen Reiches in der jetzigen kritischen Lage, in der sich Frankreich wegen der egyptischen und chinesischen Affaire befindet und dabei England theils als offenen, theils als versteckten Gegner hat, für die französische Republik besitzt. Aller Welt ist bekannt, daß die Forderungen der französischen Negierung auf der Lon doner Konferenz von England schroff abgelehnt wurden und die Niederlage Frankreichs eine vollendete gewesen wäre, wenn nicht auch die Kaisermächte unter dem Vortritte Deutschlands die Forderungen Frankreichs gebilligt hätten. Im weiteren Verlaufe der egyptischen Affaire und dem bekannten von England begünstigten Finanzstreiche Egyptens ist nun die ursprünglich haupt sächlich französische Forderung zu einer europäischen geworden. Europa, resp. Deutschland, Oesterreich, Rußland und Frankreich, wollen sich von England in der egyptischen Frage nicht majorisiren lassen und haben gemeinsam protestirt. Dieser Protest geschah auch nicht etwa nur wegen der egyptischen Finanzaffäre, sondern Europa will nicht, daß Egypten sammt dem Suezkanal in die ausschließliche Macht und Willkür des beutegierigen England gerathe, was dann auch die anderen Mächte ganz wesentlich in ihrem Handel mit dem fernen Osten beeinträchtigen könnte. Es ist sogar wahrscheinlich, daß die festländischen Großmächte ihren Willen bezüglich Egyptens unter allen Umständen durchsetzen und eventuell England mit Krieg bedrohen werden. England dürfte wohl schon vorher den Rück zug anlreten und die Neutralität des Suezkanals und Egyptens verbriefen. Von einem solchen Ausgangs der egyptischen Affaire hat aber gerade Frankreich den meisten Vortheil, denn Frankreich, welches ein bedeu tendes Kolonialreich in Afrika und Asien besitzt, hälfe gerade am meisten von dem Festsetzen Englands in Egypten zu fürchten. Es unterliegt aber keinem Zweifel, daß Frankreich diese Erfolge hauptsächlich dem vom Fürsten Bismarck geleiteten einmüthigen Vorgehen der drei Kaisermächte in der egyptischen Frage zu ver danken haben würde und dieser Umstand dürfte noch mehr, als es bisher der Fall war, die auswärtige Politik Frankreichs an diejenige der Kaisermächte an schließen. Das friedliche Bollwerk des neuen Drei kaiserbundes ist eben so mächtig, daß sich kein Staat seiner Tendenz entziehen kann. Was Deutschland, Rußland und Oesterreich durchsetzen wollen, setzen sie eben in der auswärtigen Politik durch und der fried liche und gerechte Sinn des Stifter des Kaiserbundes bürgt dafür, daß diese Machtfülle nur gerechten Zwecken dienen wird. ' Lokales rmd Sächsisches. Dippoldiswalde, 6. Oktober. Die Exkursion des Gewerbevereins am vorigen Sonnabend war leider durch den, nach anderer Richtung hin so außerordentlich erwünschten Regen wesentlich beeinträchtigt. Doch waren immerhin 34 Personen, darunter auch einige tapfere Frauen, betheiligt, und es dürften die durch die „Ausstellung für Haudwerkstechuik" gewonnenen Eindrücke wohl Alle mit der unvermeidlichen Zugabe Inserate» welche bedeutenden Ausl Blattes eine sehr nnri- b- ,same Verbreitung kiftden, werdku . uM -ä<MG die MM 'Heren 4",. SWLMVS8S istmdtpl itn «daltionellen bemerken wir noch, daß nach Ländern des Weltpost vereins nur die von der Reichsjchstverwaltung ausge gebenen Postkarten zulässig sind und deshalb alle von Privatpersonen hergestellten Formulare nicht zur Ab sendung gelangen. Z. B. können die in neuerer Zeit in größeren Buch- und Papierhandlungen käuflichen Postkarten mit Abbildungen von Dresden rc. nur zu Mittheilungen nach in Deutschland und Oesterreich- Ungarn gelegenen Orten Verwendung finden. Im eigenen Interesse der Korrespondenten ist denselben dringend zu empfehlen, die vorstehenden Bestimmungen genau zu beachten und die Sendungen vor der Auf lieferung bezüglich des Vorhandenseins der Aufschrift einer Prüfung zu unterziehen. j-^,jAM den am 25. v. M. allhier abgehaltenen Amis läge wurde das Statut für die gemeinsame GemssindekWikenversicherung der Landgemeinden und selbstständigen Gutsbezirke des Amtsbezirks Dippoldis walde definitiv genehmigt und vollzogen. Von einer Ausdehnung der VersicherungSpflicht auf die in Z 2 des Reichskrankenversicherungsgesetzes bezeichneten Per sonen sah die Versammlung ab. Es sind daher von i der Grsneindeversicherung ausgeschlossen: 1) Personen, deren Beschäftigung ihrer Natur nach eine vorüber gehende oder durch den Arbeitsvertrag im voraus auf einen Zeitraum von weniger als einer Woche beschränkt ist; 2) Handlungsgehilfen und Handlungslehrlinge, Gehülfen und Lehrlinge in Apotheken; 3) Personen, welche in anderen als den in ß l des Gesetzes be zeichneten Transportgewerben beschäftigt werden; 4) Personen, welche von Gewerbtreibenden außerhalb ihrer Betriebsstätten beschäftigt werden; 5) selbst ständige Geiverbtreibende, welche in eigenen Betriebs stätten im Auftrage und für Rechnung anderer Ge- werbtreibender mit der Herstellung oder Bearbeirung gewerblicher Erzeugnisse beschäftigt werden (Hausindu strie) und 6) die in der Land- und Forstwirthschaft beschäftigten Arbeiter. — Von einer Ausdehnung des Versicherungszwanges ist auch bei der' gemeinsamen Gemeindekrankenversicherung des Amtsbezirks mit 1l gegen 10 Stimmen vorläufig abgesehen, dagegen ist auf dem letzten Anitstage in Lauenstem für die Amts bezirke Lauenstein und Altenberg die Ausdehnung des Versicherungszwanges auf alle vorbezeichneten Personen, ingleichen die Beitragspflicht der Arbeitgeber (niit Ausnahme der Arbeitgeber unter 1 und 5) beschlossen worden. Diese Ausdehnung des Versicherungszwanges wird sicherlich sehr wohlthätige Folgen haben, denn beispielsweise wird gerade der Hausindustriearbeiter und der Tagelöhner, zumal wenn sie Familienväter sind, der Krankenunterstützung dringend bedürfen. — Hiernächst steht in allen vorwiegend Landwirthschaft treibenden Gegenden der mit der Bildung eines Ver bandes nicht zu vermeidende Verwaltungsapparat zu der Zahl der Versichernngspflichtigen (in kleinen Ge meinden sind mitunter gar keine oder nur wenige vor handen) in keinem Verhältnis;, wenn man nicht die Zahl derselben durch statutarische Erweiterung des Ver sicherungszwanges erhöht. Ohne eine solche Erweite rung wird übrigens bei den wenigen Versicherungs pflichtigen in den Landgemeinden unserer Gegend das neue Institut der Gemeindekrankenversicherung sich nur langsam Eingang und Anerkennung in der Bevölkerung verschaffen. Die Beschlüsse auf dem Amtstag in Lau enstein sind daher nur freudig zu begrüßen. — Nach dem nun auch die Orte des Amtsbezirkes Frauenstein die Errichtung einer gemeinsamen Dienstbotenkranken kaffe beschlossen haben, werden vom 1. Januar 1885 an 3 solche Kassen ins Leben treten. Nücksichtlich dieser Kassen ist noch zn erwähnen,, daß der von der Dienstherrschaft und dem Dienstboten zu gleichen Theilen zu tragende jährliche Beittag vorläufig auf 2 M. 40 Pf., bez. im Dippoldiswaldaer Bezirk auf 2 M. 50 Pf. festgesetzt worden ist. Die Beschlußfassung über Erhöhung oder Ermäßigung steht dem aus den Bür germeistern, Gemeindevorstäüden und Gntsvorstehern des nassen Wetters ausgesöhnt haben. Denjenigen Gewerbtreibenden, welche diese Ausstellung noch nicht gesehen haben, sei hiermit nochmals der Besuch drin gend empfohlen, und denjenigen, die denselben nicht mehrmals wiederholen können, sondern' sich mit ein maliger Besichtigung begnügen müssen, möchten wir den Rath geben, zunächst nur die für ihre Facharbeit ausgestellten Werkzeuge und Maschinen in Augenschein zu nehmen, da ein flüchtiges Durchwandern der Aus stellungsräume eine kläre Vorstellung natürlich nicht gewähren kann. Durch eine Anfrage bei den Auf sehern wird man sehr bald den betreffenden Platz er fahren, wo Jeder das Wissenswertheste zu suchen hat. Nichtgewerbtreibenden, die.die. Ausstellung nur einmal besuchen können, möchten Mr«äesonMk'die ÄbtMütrg im Max'schen Pakais M 'Ängehenderer Besichtigung empfehlen. Hier erhält mgn ibesondzxrs Einblick in das! Patent- und bas gewerbliche^IntettschtWefen, wozu auch der Handfertigkeitsunterricht «Clausen-Kassier Schuljugend zu rechnen. Die technischen Staatslehr anstalten von Chemnitz, die Uhrmacherschule und die' Schule für Älecharbeiten in Aue (vorzügliche, gewerb liche Zeichnungen v. a.) liefern überzeugende BÄDisei ihrer Vortrefflichkeit. Die Holz- und Metallbearbeitung in verschiedenen Stadien (eine interessante HerstelliMs- folge der Stahlfedern, Kupferrohre rc.) und vieles Andere fesselt hier besonders die Aufmerksamkeit. Wie wir hören, wird die Ausstellung noch den Oktober über geöffnet sein. Es empfiehlt sich aber, für den Besuch der Abtheilung im Max'schen Palais die Vormittags oder die erste Nachmittagszeit zu wählen, da hier bei eintretender Dunkelheit geschlossen werden muß, indem Beleuchtungs-Vorrichtungen, wohl wegen möglicher Feuersgefahr, nicht vorgesehen sind. — In der hiesigen erweiterten Fortbildungs schule wird in diesem Winterhalbjahre (vom Oktober beginnend) ein Kursus in der Buchhaltung ertheilt werden, an welchem auch Nicht-Schüler als Extraner Theil nehmen können. Wir machen alle sich hierfür Jnteressirende auf die in der heutigen Nummer d. Bl. befindliche Anzeige aufmerksam und bemerken, daß dieser Theil der Handelswiffenschaften nur aller drei Jahre wiederkehrt. — Das hiesige Kirchweihfest wird, einem Be schlüsse des Kirchenvorstandes vom vorigen Jahre zu folge, stets an dem letzten Montage in der ersten Hälfte des Oktobers gefeiert-, iwchiesem Jahre also nächsten Montag, den 13. Oktober. 'Wie wir hören, wird der Gottesdienst zum Kirchweihfeste ausnahms weise in der Nikolaikirche gefeiert. — Nächsten Don nerstag, Vormittag 9 Uhr, wird eine Wochenkom munion in der Stadtkirche abgehalteu werben. Dippoldiswalde. Seit mehreren Tagen weilt im Auftrage der schwedischen Negierung eine junge Dame aus Schweden in der hiesigen Strohhutfabrik von H. H. Reichel, um auch hier, nne bereits während eines mehrwöchentlichen Aufenthaltes im Schwarzwald geschehen, Kenntniß der in die Strohwaarenbranche einschlagenden Arbeiten zu erlangen. — Die Fälle, daß Postkarten ohne Adresse, un- frankirt oder mit aufgeklebten Zeitungsausschnitten rc. durch die Briefkasten eingeliefert werden, haben sich nach einer Mittheilung der Postbehörde in letzter Zeil so bedeutend vermehrt, daß wir im Interesse des korrespondirenden Publikums ganz besonders auf die bezüglichen Bestimmungen der Postordnung aufmerksam machen, wonach unfrankirte und ungenügend frankirte Postkarten, Postkarten beleidigenden Inhalts, oder solche, welche nach Beseitigung der ursprünglichen Auf schrift oder der auf der Rückseite zuerst gemachten schriftlichen Mittheilungen mit anderweiter Aufschrift bez. mit neuen Mittheilungen versehen worden sind, und Postkarten mit Beklebungen, z. B. mit aufgeklebten Photographien, sowie mit angefüaten Waarenproben von der Postbeförderung ausgeschlossen werden. Ferner für die Königliche Umishauptmannschast Dippoldiswalde, sowie jur die Königlichen WnLsgenchie uvd die Wdträthe zu Dippoldiswalde W Irauenstein Verantwortlicher Redacteur) Carl Irhnk in Dippoldiswalde. ' '' ' ' ' ' ' '' AI! uNolE Aj,j'