Volltext Seite (XML)
Verantwortlicher Redakteur Nr. 106 berühmten .Lokales und Sächsisches — Vom Gemeinderath zu Kreischa ist beschlossen worden, für gedachten Ort die obligatorische Tri chinenschau einzuführen, und ist das zu diesem Zwecke ausgestellte Regulativ von der königl. Amtshauptmann schaft, unter Mitwirkung des Bezirksausschusses bereits genehmigt worden. — Das heurige Erntedankfest soll in hiesiger Stadt Sonntag über 8 Tage, am 14. September ge feiert werden. — Der Extrazug auf unserer Bahn am 4. Sept, war sehr gut besetzt. Theile, die Spaltenzeile LO Pfg. Amtsblatt.. für die Königliche Hlintshauptmamischaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadtläthe zu Dippoldiswalde und Htauenstein Schmiedebcra. Der Neubau der hies. Schule ist Herrn Baumeister Otto Schmidt übertragen worden. Mit dem Bane wird bereits nächste Woche begonnen werden und soll, wenn es die Witterung erlaubt, das Gebäude Heuer noch unter Dach gebracht werden. — An Stellv des 2. Gemeindeältesten, Hrn. Guts besitzers Ernst Rühle in Kreischa, welcher sein Amt niedergelegt hat, ist vom dasigen Gemeinderath der Hausbesitzer Herr Leberecht Böthig gewählt worden. Jngleicheu hat der gedachte Gemeinderath seinen zeit- herigen Gemeindevorstand, Herrn August Liebscher, dessen Funktion mit Ende d. I. abläuft, auf die Dauer der nächsten 6 Jahre als Gemeindevorstand einstimmig wiedergewählt, und sind die Genannten für ihre Aemter am I. d. M. von der königl. Amtshauptmannschast — bez. von Neuem — in Pflicht genommen worden. Inserate, welche bei der bedeutenden Auflage deS Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden. Dippoldiswalde. Einen Akt der Pietät vollzog der hiesige Turnverein am Donnerstag, indem er auf die Gräber derjenigen Männer, die vor 40 Jahren, am 4. September 1844, in hiesiger Stadt den ersten Turnverein gründeten, durch eine Deputation Kränze niederlegte. In einer am Abend abgehobenen Ver sammlung wurde nach einigen, die Bedeutung des Tages erläuternden Worten von dem Turnwart, Hrn. Lehrer Lommatzsch, ein sorgfältig ausgearbeiteter Vor ¬ begleitet vom Kronprinzen Alexander, ist in Wie» ein getroffen, wo die hohen Herrschaften bis zu ihrer Weiterreise nach Wiesbaden oie Gäste des Kaisers sind. Die Eisenbahnfahrt der serbischen Majestäten von Bel grad nach Wien hatte infolge eines bei Semlin er littenen Achsenbruches des königlichen Zuges eine Unter brechung erlitten, was zu dem Gerüchte von einem beabsichtigten Attentate auf die hohen Reisenden Anlaß gab; dieses Gerücht ist indessen nicht im Blindesten begründet. > Frankreich. Der bisherige Verlauf der kriege rischen Ereignisse in den ostasiatischen Gewässern hat die militärische Ueberlegenheit Frankreichs über das chinesische Riesenreich zur Genüge dvkumentirt. Trotz dem sind hierdurch die chinesischen Regierungsmänner noch in keiner Weise zu einem Einlenken bewogen worden, im Gegentheil ist der chinesische Fanatismus durch die Nederlagen am Minfluffe nur noch mehr angefacht worden. Die Aussetzung eines Preises auf jeden Kopf eines Franzosen, die Anschläge, welche in den Straßen Pekings angeheftet worden sind und in denen der Krieg gegen Frankreich proklamirt wird, und endlich die Thalsache, daß Li-Hung-Chang, die Seele der chinesischen Friedenspartei, abgesetzt und seines Ranges als Großsekretär und Vicekönig für verlnstia erklärt worden ist, deuten entschieden darauf hin, daß China trotz der Erfolge der französischen Flotte nicht gesonnen ist, nachzugeben. Demgemäß trifft auch Frankreich jetzt Vorbereitungen, um den Krieg mit mehr Nachdruck zu führen. Wenn noth- wendig, soll eine Division neuer Truppen nach China geschickt werden. England. Der englische Premier scheint das Be- dürfniß zu fühlen, seinen schottischen Wählern Mit theilungen über die auswärtige Politik Englands, namentlich gegenüber Deutschland, zu machen. So verbreitete sich Mr. Gladstone in einer zu Edinburg gehaltenen Rede über das Verhältniß der Engländer und Schotten zu den kolonialen Bestrebungen der Deutschen. Er wies mit Entschiedenheit die Behaup tung deutscher Blätter zurück, daß man in Großbri tannien die koloniale Politik Deutschlands mit Eifer sucht betrachte; er sei vielmehr vom Gegentheil über zeugt. — Nun, wenn wirklich England keinerlei Miß gunst gegen die deutschen Kolonial-Unternehmungen kennt, desto bester; bis jetzt schien es aber gerade nicht so zu sein. Auch über das Scheitern der Londoner Konferenz und über seine egyptische Politik ließ sich Mr. Gladstone aus, ohne indeffen wesentlich Neues zu Tage zu fördern. Spanien. Nachdem die Cholera längst die Alpen überschritten, hat sie nun auch die Pyrenäen über stiegen und ihren Einzug in das Land der Kastanien gehalten. In Alicante, Novelda und Elche sind Cho lerafälle vorgekommen, und wurden von der spanischen Negierung sofort die nölhigen Vorbeugungsmaßregeln getroffen. Schweiz. Die Verhandlungen zwischen der Schweiz und dem Vatikan wegen Regelung der schweizerischen Diözesanverhältnisse sind jetzt zu einem für beide Theile befriedigenden Abschlüße gelangt. Man hat sich auf der betreffenden, in Bern stattgefundenen Konferenz dahin geeinigt, daß ein apostolisches Vicariat im Kanton Tessin errichtet und ein Bisthum in Basel neu ge gründet werden soll. — Dem fiskalischen Straßenwärter Baldauf in Reichstädt ist wegen Auffindung des Leichnams des selbstcntleibten Maurers Lorenz Meister aus Sonburg in Hannover die gesetzliche Nenumeration von 4 M. bewilligt worden. trag über „die erste Blüthe des deutschen Turnens" gehalten. Redner schilderte in anregender und inter essanter Weise die Entstehung der Turnkunst, ihre Ein führung in Deutschland, die durch die Reaktion her- beigeführten Rückschritte derselben und ihr Wiederauf leben in den vierziger Jahren, zu welcher Zeit (1844) auch hier in Dippoldiswalde durch einige opferfreudige deutschfühleude Männer die Turnkunst Eingang ge funden habe. Zum Schluß gedachte Redner der in folge der politischen Zeitverhältniffe wiederholt be schränkten Freiheit der Turnsache, welcher auch der Dippoldiswaldaer Verein zum Opfer gefallen sei. Im Jahre 1860 erst gelangte die Turnkunst wieder zu all gemeiner Geltung und ist in diesem Jahre der jetzt noch bestehende Verein ins Leben gerufen worden. Reicher Beifall belohnte den Vortragenden für seine Mühe. — Mehrere Lieder, der Vortrag eines Gedichts rc. beschlossen die einfache aber würdige Gedenkfeier. „Wkißeritz-Zeitung" «scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis »icrteljvhrlich 1 M. 25 Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzeln« Nummern 10 Pfg. — All, Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. — Wie nicht anders zu erwarten war, war die Versammlung des hiesigen Gebirgsvereins, in der zunächst wiederum ein neues Mitglied ausgenommen ivurde, etwas schwach besucht. Die Gegenstände der Tages-Ordnung beschäftigten sich lediglich mit der General-Versammlung des Gesammtvereins am 28. September. — Zu der mit derselben verbundenen Ausstellung mehren sich jetzt recht erfreulich die An meldungen, wenn es auch erwünscht ist, daß dieselben immer noch zahlreicher einlaufen. i,- . .81 psW mfltoll Carl Ichnr in Dippoldiswalde. Deutsches Reich. Mit der am 2. September bei Berlin stattgefundsnen großen Parade des Gardekorps hat für Kaiser Wilhelm wieder eine Zeit ernster An strengungen begonnen, da kurz darauf die Kaiser- Manöver am Rhein an den greisen Monarchen aber mals große Anforderungen stellen werden. Daß in-, besten der kaiserliche Kriegsherr auch ihnen in vollen« Maße genügen werde, dafür bürgt das besonders frische Aussehen, welches man am Paradetage am Kaiser beobachten konnte; stramm saß er im Sattel, und von dem ihm jüngst zugestoßenen Unfälle war nicht eine Spur zu bemerken. Als so der greise Held, umgeben von den Mitgliedern des König!. Hauses und einer glänzenden Suite, die langen Reihen der Truppen abritt, da brachen die Tausende und Aber tausende, welche gekommen waren, dem militärischen Schauspiele beizuwohnen, in stürmische, nicht enden wollende Hochrufe auf den allgeliebten Monarchen aus. Daß diesmal der 2. September, der ruhmreichste Tag in der Geschichte der deutschen Armee, für dieses mi litärische Schauspiel gewählt wurde, verlieh demselben daher eine ganz besondere Bedeutung, deren sich auch Jeder bewußt war. — Die Dreikaiserzusammenkunst, welche allgemeiner Erwartung nach noch in dieser Woche stattfinden sollte, ist wieder verschoben worden, und fragt es sich überhaupt, ob sie in dem bisher an genommenen Rahmen stattfinden wird. Gerüchtweise verlautet jetzt, daß die Begegnung Kaiser Wilhelm's nut dem Czaren Anfang Oktober in Stettin stattfinden werde. Da indessen sich bis jetzt alle Gerüchte über Zeit und Ort der Zusammenkunft als ungenau, resp. verfrüht herausgestellt haben, so wird man auch den neueren Meldungen hierüber vorläufig mit einer ge wißen Zurückhaltung zu begegnen haben. — Die Wahlbewegung anläßlich der Neichstagswahlen wird mit der täglich zu erwartenden offiziellen Bekannt- gebung des Wahltecmins in ihr lebhaftestes Tempo gerathen. Auch in Betreff des Wiederzusammentrittes des Bundesrathes werden noch Beschlüsse zu gewär tigen sein. Vorläufig ist die dritte Septembcrwoche für diesen Wiederzusammentritt in Aussicht genommen. An Arbeitsmaterial wird es gewiß nicht fehlen, da noch mancherlei Vorlagen, die schon seit längerer Zeit in den Neichsämtern vorbereitet waren, der Erledigung durch den Bundesrath harren. — Wiederum ist einer der alten Waffengefährten unseres Kaisers zur „großen Armee" abberufen worden. Wie die „Bonn. Zeitung" meldet, ist Generalfeldmarschall Herwarth v. Bittenfeld in Bonn gestorben. Der verstorbene Heerführer war am 4. September 1796 zu Großwerther in Sachsen geboren und hat demnach fast genau ein Alter von 88 Jahren erreicht. Herwarth v. Bittenfeld trat 1811 in preußische Militärdienste und machte die Freiheits kriege von 1813—15 mit; die folgenden Friedensjahre brachten ihm das gewöhnliche Avancement. Nachdem er 1852 Generalmajor und Brigadekommandeur, 1856 Generallieutenant und Divisionär geworden war, er hielt er 1860 das Kommando des 7. Armeekorps. 1864 befehligte er im Kriege gegen Dänemark die preußischen Truppen unter dem Oberbefehle des Prinzen Friedrich Karl und zeichnete sich besonders durch den berühmten Uebergang nach Alsen aus. 1866 führte er die preußische Elbarmee nach Böhmen, wo er zu den Erfolgen der preußischen Waffen bei Hünerwaffer, Münchengrätz und namentlich bei Königgrätz wesentlich mit beitrug. 1870 wurde Herwarth v. Bittenfeld zum Generalgouverneur des westlichen Deutschlands (7., 8. und II. Armeekorps) ernannt und machte sich in dieser Stellung hauptsächlich durch die Organisation des Transportes der Reserven, wie der Gefangenen und deren Unterbringung verdient. Jin April 1871 erhielt er den Charakter als Feldmarschall und lebte seitdem, in den Ruhestand versetzt, in Bonn. Oesterreich. Ungarn. Das serbische Königspaar, — Ueber einen erneuten Fall von Milzbrand wird aus Börlas berichtet. Beim dasigen Gutsbe sitzer Friedrich Ebert ist ain 30. vor. M. eine Kuh umgestanden, welche nach dem Gutachten des Herrn Thierarzt Schweißer aus Tharandt mit Milzbrand be haftet gewesen, was auch am I. d. M. durch den königl. Bezirksthierarzt, Herrn Lehnert, bestätigt worden ist. Der bestehenden Vorschrift gemäß ist der Kadaver vergraben, sowie gehörige Desinfektion vorgenommen, und sind gegen Weiterverbreitung der Seuche alle sonstigen Vorsichtsmaßregeln getroffen worden. Die noch in Ebert's Besitze weiter befindlichen 16 Stück Rinder erschienen am Tage der Untersuchung — am 1. d. M. — insgesammt gesund.