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Zum Sedanfest. In« Kreisläufe des Jahres ist nun wiederum der Tag gekommen, an welchem vor nunmehr vierzehn Jahren die deutschen Heere auf den blutgetränkten Gefilden von Sedan die letzte Armee des dritten Kaiser reiches zu Boden schmetterten und den stolzen Fran zosenkaiser selbst gefangen nahmen. Wohl folgten hierauf noch lange und harte Kämpfe mit den Heeren der französischen Republik, ehe der für Deutschland so glorreiche Friede verkündet werden konnte; dennoch aber wird die Schlacht von Sedan mit Recht als der entscheidende Wendepunkt in dem deutsch-französischen Riesenkampfe und als der eigentliche Geburtstag der deutschen Einheit betrachtet. Mit voller Berechtigung feiern wir Deutsche daher den 2. September als unser größtes nationales Fest, als den Tag der im Schlacht gewühl erfolgten politischen und nationalen Wieder geburt Deutschlands, und so schickt man sich in allen deutschen Gauen auch diesmal an, denselben in der, seiner Bedeutung entsprechenden, würdigen Weise zu begehen. — Man begegnet aber hierbei immer wieder der Meinung, daß das Sedanfest sich überlebt habe, daß seine Feier nicht mehr zeitgemäß sei und daß schließlich deren stete Wiederholung eine Herausforde rung der französischen Nation bedeute. Nichts kann aber irriger sein, als gerade letztere Anschauung, denn dem Charakter des deutschen Volkes liehen Hohn und Spott auf den besiegten Gegner wahrlich fern, und bei den Franzosen selbst hat sich schon längst die Ein sicht eingebürgert, daß es edlere Motive sind, welche uns alljährlich von Neuem diese Feier begehen lassen. Würde aber Der zu den wahrhaft patriotisch Gesinnten zählen, welcher im Ernste behaupten wollte, daß die Sedanfcier nicht mehr zeitgemäß sei? Gerade sie bildet für unser Volk eine immer wiederkehrende patriotische Anregung, eine stete Erinnerung an jene große und erhebende Zeit von 1870 und 1871, und diese Er innerung soll nicht nur allen Denen, welche jene ge waltige Epoche in unserer vaterländischen Geschichte noch selbst mit erlebt haben, immer lebendig vor Augen stehen, sondern auch auf die Heranwachsende Generation übergehen. Unsere Jugend soll durch die Sedanfeier an die heldenmüthigen Kämpfer von 1870 und ihre großen Thaten erinnert werden und sich hieran ein Beispiel der treuesten Pflichterfüllung und aufopferndsten Vaterlandsliebe nehmen; für uns Alte aber soll die Feier des Sedanfestes eine ernste Mahnung sein, so wohl der Tausende deutscher Männer, welche in dem großen Kampfe den Heldentod für's Vaterland starben, als auch seiner noch unter uns lebenden Theilnehmer in Dankbarkeit zu gedenken, die Angehörigen der ge fallenen Helden zu trösten und zu unterstützen, dann jedoch auch, das mit dem Einsätze so kostbarer Kräfte Errungene festzuhalten und uns dessen allzeit würdig zu erweisen. Es sind dies heilige Pflichten und nur durch deren Erfüllung kann das deutsche Reich im Sinne seiner erleuchteten Schöpfer weiter wachsen und gedeihen. Diese Pflichten nun, sie ruft uns der Sedantag wieder in's Gedächtniß, zugleich mit der eindringlichen Mahnung, an ihm alle politischen und konfessionellen Gegensätze bei Seite zu stellen und uns nur als Deutsche, als Angehörige Eines großen Stammes zu fühlen. In diesem erhebenden Sinne ist der Tag von Sedan immer begangen worden und in dieser weihevollen und patriotischen Stimmung, die allen kleinlichen Zank und Hader der Parteien ver gessen macht, wird das deutsche Volk hoffentlich auch diesmal seinen größten Ruhmestag feiern. «Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Ein Rückblick auf den Zeit raum von 14 Jahren, der seit der Besiegung unseres Erbfeindes verflossen, muß uns besonders am heutigen Tage mit Dank und Freude erfüllen. Mit Dank gegen die Vorsehung, die die Geschicke unsers theuren Vaterlandes geleitet und uns zu Sieg und Selbst ständigkeit verhalfen, mit Dank gegen die Tapferen, die in dem großen Kampf gestritten, in ihm selbst ihr Leben gepofert, mit Dank gegen unfern Kaiser, seine Nathgeber und die Vertreter unseres Volkes, die mit Kraft das Errungene festgehalten und mit Weisheit den Ausbau des deutschen Reiches gefördert haben. Manch schöne und beglückende Frucht ist ihrem Wirken entsprossen. Daß Deutschland einiger und gefestigt dasteht feindlichen Angriffen gegenüber; daß es seine Stimme erheben darf im Rathe der Völker; daß andere Nationen seine Bundesgenoffenschaft suchen; daß der deutsche Staatsbürger iin Auslande nicht mehr schutz los dasteht; daß Handel und Gewerbe, Kunst und Wissenschaft in einem gesicherten Friedensstande sich immer segenbringender entwickeln: das verdanken wir dem großen Siegesjahre 1870, und sollten wir darum nicht de» 2. September, der Frankreichs Uebermuth brach, als Nationalfest mit inniger Freude begehen? So oft er nunmehr gefeiert worden ist, so oft ist es mit Entschiedenheit ausgesprochen worden, daß seine Bedeutung und sein Zweck nicht liegt in einer Auf regung der Leidenschaften und des Nationalhaffes gegen den unterlegenen Gegner, sondern in der Erneuerung des Dankes gegen die allwaltende Vorsehung, in der Befestigung des Gelübdes der Treue gegen das theure Vaterland und in der Anregung zu dem ernsten Streben, durch immer allgemeinere innere Tüchtigkeit und der gewonnenen größeren politischen Bedeutung werth zu machen. Und die Thaten sind mit den Worten nicht in Widerspruch gerathen. Allmählig sehen dies auch unsere Gegner, die Franzosen, wenn auch vorerst nur mit Widerstreben ein. Was aber die Bedeutung der heutigen Feier ganz besonders erhöht, das sind die Ereignisse der letzten Wochen und Tage. Deutschland hat gezeigt, daß es entschlossen ist, seine Angehörigen, auch in fernen Landen, mit mächtiger Hand zu schützen. Die Pionniere des deutschen Handels an der afrika nischen Westküste sind nicht mehr hilflos den Angriffen der neidischen englischen Nachbarn und den von diesen aufgereizten Negerstämmen preisgegeben; der deutschen „Möwe," die den Faktoreien an der Kamerunkttste zu e r. Macht und Größe war's, daS in dem heißen Streit Hilfe geflogen, würden, wenn es noth thäte, auch noch andere deutsche Schiffe folgen, um den schwarzen Kraus köpfen kund zu thun, daß wir auch nicht zu verachten sind, daß sie künftig nicht nur die englische, sondern auch die deutsche Flagge zu respektiren haben werden. Daß Deutschland nicht in unfruchtbarer Kolonialpolitik seine Kräfte zersplittern werde- dafür bürgt uns der praktische Sinn unseres Kanzlers, des Fürsten Bis marck ; daß das deutsche Reich aber jede sich bietende günstige Gelegenheit ergreifen werde, dem deutschen Handel bisher verschlossene Gebiete zu eröffnen und die gewonnenen zu schützen und festzuhalten: das er kennen wir aus dem maßvollen aber bestimmten Vor gehen der deutschen Regierung in der afrikanischen Angelegenheit. Wer hätte denken sollen, daß der leb hafteste Anstoß zur herzlichen Feier des heutigen Na tionalfesttages von der Küste des schwarzen Erdtheils kommen würde? Das Verdienst unseres Heldenkaisers und seines Berathers, im rechten Augenblicke Entschluß und Thatkraft gezeigt zu haben, erkennt jedes patriotisch fühlende Herz heute mit Dank und Freude an und darum ist die heutige Feier gewiß um so herzlicher und allgemeiner. — 1. September. Wir machen nochmals auf die in unserer Stadtschule zum Nationalfesttage, früh '/-10 Uhr, stattfindende Feier aufmerksam und geben uns der Hoffnung hin, daß der betreffenden Einladung recht vielseitig entsprochen werden wird. Daß es an Fahnenschmuck der Häuser nicht fehlen wird, setzen wir als selbstverständlich voraus. — Nächsten Donnerstag, Nachts gegen 12 Uhr, verkehrt bekanntlich ein Extrazug von Hainsberg bis Kipsdorf. — Im Altstädter Hoftheater wird an diesem Abende „Lohengrin," Oper in 3 Akten von Wagner, aufgeführt, während das Neustädter Theater noch ge schlossen bleibt. — Die Jagdsaison beginnt heute Montag, den 1. September, in dem Leben eines jeden echten Freun des des edlen Waidwerks ein bedeutungsvolles Ereig- niß, das er immer mit großer Ungeduld erwartet, die um so größer wird, je näher dieser Termin heran rückt. Zwar gilt der von Neuem erklärte Jägerkrieg vorerst den geselligen Völkern der Hühner, aber wenn noch vier Wochen ins Land gegangen sein werden, werden die graugrünen Nimrode ihr Feuerrohr auch auf Lampe richten. Die Ausbeute an Hühnerwild verspricht keine reiche zu werden; man trifft die Hühner sehr vereinzelt an, mindestens ist von starken Völkern keine Rede. Die Hühner sollen durch den Frost und die Nässe des Spätfrühjahres sehr gelitten haben. Ergiebiger wird dagegen nach dem Urtheil der Jagd kundigen die Hasenjagd sein. — Wir können die Bewohner von Orten ohne Postanstalt nicht oft genug darauf aufmerksam machen, daß den Landbriefträgern auf ihren Bestellgängen Briefpostseudungen aller Art, Postanweisungen, Nach nahmesendungen, kleinere Packele, Sendungen mit Werthangabe, im Einzelnen bis znm Merthbetrage von Inserat«, welche bei der bedeutenden Auflage des Blatte« eine sehr wirk- „«eißeritz-Zeitung" erscheint wöchentlich drei« mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis »ierteljährlich 1 M. 25 Pfg-, zweimonatlich 84 Psg., einmonatlich 42 Psa. Einzelne Nummern L) Psg. - All. Postan- sialten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Zum 2. Kling hinaus, du alte Weise von dem Tage von Sedan, Bon dem grimmig.heißen Streiten dort auf jenem weiten Plan, Wo daS Reich des stolzen Korsen endlich doch in Trümmer brach, Wo es Deutschlands ringen Stämmen, ihrem Heldenmuth erlag. Wohl hat in dem blut gen Ringen dort bei Sedan auf dem Feld Tausende von Deutschlands Söhnen Schnitter Tod so rasch gefällt Aber nicht vergebens kämpften, starben sie für ö Vaterland Und e« bleiben ihre Thaten spät sten Zeilen noch bekannt. Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische uud complicirte Inserate mit entsprechen dem Ausschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeile 20 Pfg. lbim chl Verantwortlicher Redacteur: Carl Ikhne in Dippoldiswalde. , i , Deutschlands Einheit, Sie mit ihrem Blut errungen, dem sie sich zum Tod geweiht — D rum wird ihrer nie vergessen Deutschlands Volk, obwohl sie nun Ja schon längst, fern deutschem Boden, dort in fränk'scher Erde ruh'». Möge «nS erhalten bleiben jenes Tages großer Lohn — Deutsches Volk, laß nimmer rauben — wenn auch Feinde ringsum droh'» Waö errungen Deine Söhne in der blut'gen Sedanschlacht: Deine Einheit, Deine Größe, Deines neuen Reiche« Pracht! Fest d'rum haltet stets zusammen, deutsche Stämme allzumal! Möge dieser Mahnruf brausen heute über Berg und Thal — Aller Hader sei vergessen, und dem großen Vaterland Sei für heut' und alle Zeiten Euer Sinn nur zugewandt!