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Verantwortlicher Nedacteur: Carl Ahne in DiPpoldiswalde^^E Nr. 101 Dienstag, den 26. August 1884. 49. Jahrgang '.r .y- derseits zu säen, vollkommen gescheitert. Dagegen ist auch nicht mehr die Rede von der Wiederherstellung des früheren Dreikaiserbündnisses und wird zur Er neuerung desselben auch schwerlich bei einer der drei Mächte Neigung vorhanden sein, da eben die politische Zusammenstellung in Europa in den letzten 10 Jahren eine vollständig veränderte geworden ist. Es hat ja allerdings eine Zeit gegeben, in der eine gewisse Spannung in den Beziehungen des Czarenreiches zu Oesterreich und namentlich auch zu Deutschland sich nicht verkennen ließ, eine Spannung, aus welcher ängstliche Gemüther auf den bevorstehenden deutsch russischen Riesenkampf schließen wollten. Aber dieselbe ist längst wieder geschwunden, besonders seit dem Be suche des Herrn v. Giers in Varzin, und hat dem freundschaftlichen Einverständnisse Platz gemacht, welches jetzt unzweifelhaft zwischen der deutsch-österreichischen Allianz und Rußland besteht und es kann daher auch ferner diese Allianz, Italien in sie mit einbegriffen, als die beste Bürgschaft für die weitere Aufrechterhal tung des europäischen Friedens betrachtet werden. ein Einbrnchsdiebstahl versucht. Die Diebe hatten behufs Einsteigens in das in der 1. Etage gelegene Geschäftslokal 2 kurze Leitern aus dem einige Häuser entfernt liegenden Gehöfte des Böttchers Pirnbaum geholt, mehrere näher zu habende aber ignorirt, und die kleinere dieser beiden Leitern an ein an der Giebel seite des Hauses gelegenes Fenster angelegt, eine Fensterscheibe durchgedrückt und den mit Eisenblech beschlagenen inneren Fensterladen mittelst meiselartigen Instrumentes aufzubrechen gesucht. Bei diesem Ge räusch war Oelschlägel erwacht und feuerte, nachdem er einen der Diebe wahrgenommen, zwei Schüsse nach denselben ab, worauf die Diebe auch sofort mit Schüssen antworteten und sich entfernten, ohne ihren Zweck erreicht zu haben. Ob die Schüsse Oelschlägels eine Wirkung gehabt haben, weiß man nicht. (B. v. G.) Dresden. Das gesammte Vermögen der Stadt Dresden hatte am 31. Dezember 1883 die Höhe von 43,343,273 M. 11 Pf., so daß gegen das Vorjahr eine Vermehrung desselben um 895,058 M. 47 Pf. eingetreten ist. — Am selben Tage verblieb von der 3prozentig. Anleihe vom Jähre 1837 ein Passivdestand von 132,000 M., von der 4prozentig. Anleihe vom Jahre 1863 ein Passivbestand von 4,080,000 M., von der 4- (früher 5-) prozentig. Anleihe vom Jahre 1871 ein solcher von 10,050,000 M., und endlich von der Anleihe vom Jahre 1875 ein Passivbestand von 6,994,500 M. Von der letztgenannten Anleihe, deren Betrag mit 7,500,000 M. norniirt wurde, sind nur 5,500,000 M. in 4'/»prozentigen Schuldscheinen be geben worden. — Königin Karo la wird sich am 27. August nach Schloß Rehefeld begeben und daselbst bis Sonn abend verweilen, während König Albert Jagdaus flüge von Pillnitz unternehmen wird. — Die Eröffnung der Eisenbahnstrecke Bienen mühle-Moldau der Strecke Bienenmühle-Klostergrab ist für den nächsten Herbst bestimmt zu erwarten. — Das Albertfest am 24. August ist vom besten Wetter begünstigt unter ungeheuerem Menschenbesuch verlaufen und dürfte einen ganz erheblichen Reingewinn abwerfen. — In der Staatsschuldenverwaltung ist man eifrig mit den vorbereitenden Schritten zur Einführung des Staatsschuldenbuches beschäftigt, dessen Eröffnung zu Neujahr 1885 erfolgen soll. — Den gewerblichen Kreisen bringen wir in Er innerung, daß mit dem 1. September die Frist «bläust, innerhalb deren die Anmeldung der nach dem Un fallversicherungsgesetze versicherungspflichtigen Be triebe zu erfolgen hat. Unternehmer, welche sie bis dahin nicht bewirkt haben, gewärtigen, dazu durch Geld strafen bis zu 100 M. angehalten zu werden. Zur Anmeldung verpflichtet ist der Unternehmer (Pächter, Nießbraucher), bezw. dessen gesetzlicher Stellvertreter. Die Anmeldung hat zu enthalten den Namen des Unternehmers (Firma), den Gegenstand des Betriebes (d. h. die nähere Angabe dessen, was gefertigt wird), die Art des Betriebes (ob Handbetrieb oder Betrieb mit Dampf-, Wind-, Wasser-, Gas- rc. Motoren), und die Zahl der durchschnittlich beschäftigten versicherungs pflichtigen Personen (Arbeiter männlichen oder weib lichen Geschlechts, sowohl Erwachsene als Kinder, Lehr linge nut oder ohne Lohn, Beamte mit einem Jahres verdienst bis zu 2000 M.). Bei Betrieben, welche regelmäßig nur eine bestimmte Zeit deS Jahres ar beiten, ist die Arbeiterzahl während des regelmäßigen vollen Betriebes anzugeben. Arbeiter, welche in der Hausindustrie beschäftigt sind, brauchen nicht aufgeführt zu werden. Die Stellen, bei welchen die Anmeldung zu bewirken ist, sind in Sachsen in den Städten mit revidirter Städteordnung der Stadtrath, im Uebrigen die Amtshauptmannschaft. Die anzumeldenden Be triebe sinv, wie wir in Erinnerung bringen: Bergwerke, DI» „Weißer«-. Zeitung" «scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis »ierteljährlich I M. 25 Pfg., zweimonatlich 84 Psa., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 1V Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen au. Inserate, welche bei der bedeutenden Auslage deS Blattes eine sehr wirk- same Berbreituuä finden, werden mit 10 Pfg. die Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen den: Aufschlag. — Einge sandt, in: redaktionellen Theile, die Spaltenzeile A>Pfg. Das mitteleuropäische Bündniß. Die Varziner Ministerzusammenkunft hat den Blick wieder auf das Verhältniß der deutsch-österreichischen Allianz, einerseits zu Italien, anderseits zu Rußland, gelenkt, zumal da dieser Gegenstand in den Besprech ungen zwischen dem Fürsten Bismarck und dem Grafen Kalnoky ebenfalls mit zur Erörterung gelangt sein soll. Namentlich sind es die Beziehungen zwischen Deutschland und Oesterreich einer- und dem Appeninen- staate anderseits, welche jetzt mit kritischen Augen be trachtet werden, da man verschiedentlich wissen will, diese Beziehungen hätten sich gelockert und sei zur Zeit die Stellung Italiens im mitteleuropäischen Bunde ungewisser als je. Schwerwiegende Gründe für diese Behauptungen werden indessen nicht angeführt; nur die Unterstützung, welche Italien der englischen Re gierung auf der Londoner Konferenz angedeihen ließ, und wofür jene dem römischen Kabinet bekanntlich ihren Dank hat aussprechen lassen, wird als ein Zeichen hingestellt, daß sich das Verhältniß Italiens zu der deutsch-österreichischen Allianz bedenklich gelockert habe. Es wäre indessen sehr falsch, aus dieser zeitweiligen Annäherung Italiens an England auf eine Trübung der Beziehungen des ersteren Staates gegenüber seinen „ Alliirten" zu schließen. Die Italiener sind eben praktische Leute und suchen für sich ein Profttchen zu machen, wo es nur angeht. Hierzu scheint ihnen die Londoner Konferenz und eine engere Verbindung mit England diesmal geeignet zu sein; nächst England und Frankreich ist ja auch Italien an der egyptischen Frage wegen seines starken Handelsverkehrs nach Egypten und seiner zahlreichen Kolonisten im Nillande am meisten betheiligt, und man kann die italienische Re gierung nicht tadeln, daß sie, um in den egyptischen Streitigkeiten ihren Vortheil zu wahren, beschloß, auf der Konferenz möglichst mit England zu gehen. Deutsch land und Oesterreich standen der egyptischen Frage mit 4iner gewissen Gleichgiltigkeit gegenüber, die Haltung Rußlands war ungewiß, an Frankreich mochte man sich, schon wegen der italienisch-französischen Eifersucht im Mittelmeere, nicht anschließen, und so beschloß man denn in Nom, auf der Konferenz die Pläne Englands fördern zu helfen, wahrscheinlich, weil die italienischen Staatsmänner durch ein Zusammengehen mit England in der egyptischen Frage eher die Interessen ihres Landes am Nil zu wahren glaubten. Ob diese Be rechnung richtig ist, mag dahingestellt bleiben, jeden falls folgert aber daraus, daß Italien in seiner Mittel meer-Politik Beistand von Mr. Gladstone erwartet, aber noch nicht, daß man sich in Rom nun der Ver pflichtungen— wenn solche überhaupt existiren — gegen Deutschland und Oesterreich zu erledigen sucht. Herr Depretis und seine Ministerkollegen sind klug genug, um einzusehen, wie werthvoll unter allen Um ständen die Freundschaft der beiden so eng verbundenen, centraleuropäischen Kaiserreiche für Italien ist, und daß ebenso eine Erkaltung in diesen Beziehungen für letzteren Staat leicht eine Jsolirung im europäischen Concert zur Folge haben könnte, trotz der englischen .„Freundschaft". Von einer „Lockerung" des Verhält nisses des italienischen Königreiches zu den beiden Kaiserreichen kann daher nicht die Rede sein, um so weniger, als thatsächlich weder von Berlin noch von Wien aus die geringste öffentliche Andeutung vorliegt, daß eine solche Lockerung eingetreten wäre. Was aber das Verhältniß der deutsch-österreichischen Allianz zu Rußland anbelangt, so ist dasselbe noch das ^lte, freundschaftliche, auf gegenseitiges Vertrauen be ruhende. Die Versuche, die von verschiedenen Seiten gemacht worden sind, das enge Bündniß zwischen den centraleuropäischen Kaiserreichen als eine Drohung gegen das Czarenreich hinzustellen, sind nirgends ernst genommen worden und daher ist auch der anderweitige Versuch, Mißtrauen zwischen den Kabincten von Berlin und Wien einer- und dem Petersburger Kabinet an «Lokakes und Sächsisches. Dippoldiswalde, 25. August. Die Theater- Vorstellungen der Triebel-Schlegelschen Gesellschaft haben gestern Abend begonnen und zwar mit einem Erfolg, der für die nächsten Abende gleich günstige Urtheile hoffen läßt, der aber auch der Direktion flei sigen Besuch des Theaters sichern möchte. „Die Rantzau," ein bei uns noch nicht gegebenes neueres Lebensbild voll spannender Handlung, fand in allen, ganz besonders aber in den Hauptrollen, die würdigsten Vertreter durch Herrn Direktor Triebel, die Herren Woltmann, Uding, Wagler und die Damen Frl. von Jarzebowska und Frau Woltmann. Das Zusammen spiel war ein ganz vortreffliches, und reicher Beifall .ward den Spielern nach jedem Akte und am Schluß zu Theil. Ferner ist das durchgängig gute Memo- riren, der pünktliche Beginn der Vorstellungen, passende Garderobe, weniger die Dekoration zu loben. Die vielen guten und neuen Stücke, namentlich Lustspiele, die uns noch in Aussicht gestellt sind, werden hossent- lich bei recht vollem Hause stattsinden, und dazu möge doch Jeder männiglich beitragen und sich einen hier längere Zeit nicht gebotenen Genuß verschaffen. sxj Fraucnstein, 22. Aug. Sonntag, den 7. Sept, soll in hiesiger Kirche ein geistliches Concert statt sinden. Wir verfehlen nicht, die Leser unseres Blattes schon jetzt darauf aufmerksam zu machen, mit dem Be merken, daß Näheres über dieses Concert seiner Zeit bekannt gegeben wird. — Zum größten Leidwesen der Bewohner unserer Stadt wurde bemerkt, daß die am Lutherfeste vor hie sigem Gotteshause gepflanzte, bis jetzt kräftig dastehende Luthereiche zu kränkeln anfing; die Blätter des Wipfels sind bereits verdorrt. Heute legte man um den Stamm einen Verband und begoß den Baum tüchtig; vielleicht gelingt es doch noch, das Erinnerungs zeichen an die Lutherfeier zu erhalten. Man vermuthet, daß frevelnde Bubenhände dem Baume einen Schaden zugefügt haben. Möchte d?r Frevler entdeckt werden und für seine That den verdienten Lohn empfangen. — Vorgestern nahm man hier Abends 11 Uhr einen Feuerschein in der Richtung Obernaffau wahr. Wie wir hören, soll in Böhmisch - Grünwald ein Bauergut durch Blitzschlag eingeäschert worden sein. — An dem selben Tage zogen Abends mehrere schwere Gewitter über Böhmisch-Moldau, Holzhau, Rechenberg und Bienenmühle, wobei der Regen wolkenbruchartig herab stürzte. In Holzhau zertrümmerte ein Blitzstrahl einen hart an einein Wohnhause stehenden Kirschbaum. Die Bewohner des Hauses blieben unversehrt; sie kamen mit einem gewaltigen Schrecken davon. Geising. Vorige Mittwoch Nachts '/»I Uhr wurde bei dem Handelsmann Oelschlägel hier wieder Amtsblatt für die Königliche Umtshauptinannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein