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Den Mancherlei widersprechenden Nachrichten der letzten Wochen über Zeit und Ort der Zusammenkunft zwischen dem Fürsten Bismarck und dem Grafen Kal- noky hat jetzt die am Freitag Nachmittag erfolgte An kunft des Letzteren in Varzin ein Ende gemacht. Es konnte nicht fehlen, datz sich um ein politisches Er- eigniß von so hoher Bedeutung, als welches die Zu sammenkunft zwischen dem Kanzler des deutschen Reichs und dem Leiter der auswärtigen Angelegenheiten des österreichischen Kaiserstaates unstreitig zu betrachten ist, sofort ein Ning von allerhand mehr oder minder ge wagten Vergleichen und Vermuthungen bildete, und dies ist denn auch geschehen. Namentlich wurden und werden noch die egyptische Frage, dann die Stellung der centraleuropäischen Kaisermächte einerseits zu Ita lien, andrerseits zu Rußland, weiter die Angelegenheit der fremden Postämter in der Türkei und endlich auch die Anarchistengefahr, als Punkte bezeichnet, welche vermuthlich in der Varziner Diplomatenkonferenz eine Hauptrolle spielen würden. — Selbstverständlich er scheint Alles, was zwischen den beiden Staatsmänner» in diesen Tagen besprochen und vereinbart worden ist, noch als in den Schleier des Geheimnisses gehüllt und können darum auch alle Vermuthungen, die man hieran knüpft, vorläufig nur einen ungewissen Charakter haben. Wenn man aber die jüngsten internationalen Vorgänge in Europa in Betracht zieht, und hierbei besonders berücksichtigt, daß sich durch das Scheitern der Londoner Konferenz aller Wahrscheinlichkeit nach eine Verschiebung in den gegenseitigen Beziehungen der Großmächte ergeben hat, so liegt die Annahme allerdings sehr nahe, vaß diese hier nur leise ange deuteten Vorgänge mit einen Theil des „Programms" der Varziner Zusammenkunft gebildet haben. Es er- giebt sich dies auch aus der hochpolitischen Erklärung, mit welcher das offiziöse „Wiener Fremdenblatt" die Unterredung Bismarcks mit Kalnoky begleitete, und in welcher das Blatt „die Sorge um die Hintansetzung von Aktionen, welche zu europäischen Verwickelungen führen könnten," als den Beweggrund der Zusammen kunft bezeichnet. So schwerwiegend indessen dieselbe ohne allen Zweifel für die künftige Gestaltung der Politischen Lage Europa's auch sein wird, so können doch alle Erörterungen über diese besondere Bedeutung der Begegnung zwischen den beiden Staatsmännern, so lange man nichts Positives hierüber weiß, eben nur «inen ungewissen Charakter haben. Es tritt daher einstweilen ihre allgemeine Bedeutung mehr hervor, und diese ergiebt sich bei dem innigen Verhältnisse, in welchem die beiden mitteleuropäischen Kaiserreiche zu einander stehen, von selbst: Die Varziner Zusam menkunft erscheint als eine erneute Besiegelung dieses engen Freundschaftsbündnisses und sie tritt diesmal um so deutlicher hervor, als ihr erst die Jschler Kaiser begegnung unmittelbar vorangegangen ist; beide hoch bedeutsamen Ereignisse, die Monarchenzusammenkunft in der Sommerresidenz des österreichischen Herrschers und die diplomatische Unterredung auf dem pommer- schen Landsitze des deutschen Reichskanzlers, ergänzen sich und demonstriren vor Allem immer wieder die erfreuliche, nun fast historisch gewordene Thatsache von der unveränderten Fortdauer der deutsch-öster reichischen Allianz. — Daß man in letzterer im Aus lände eine feste Bürgschaft für die Aufrechterhaltung des europäischen Friedens erblickt, davon zeugten ge nugsam die sympathischen Artikel, welche von der Presse aller Länder — selbst die französische nicht ausgenom men — der Kaiserbegegnung in Ischl gewidmet wurden, und so wird man hoffentlich im Auslande auch die Ministerkonferenz von Varzin in gleich freundlicher Weise beurtheilen. Sie wird auf's Neue dazu bei tragen, daß Alles, was irgend den Frieden in Europa stören und die guten Beziehungen der Mächte unter einander beeinflussen könnte, nach Thunlichkeit beseitigt und unschädlich gemacht wird, und daß dies dem ge waltigen Staatsmanns, durch dessen Hände alle Fäden der europäischen Politik laufen, gelingt, möchte Wohl Niemand bezweifeln. Mag auch darum aus den Ver handlungen zwischen Bismarck und Kalnoky die poli tische Spekulation ein noch so großes Netz von Ver muthungen, Wünschen, Hoffnungen und Befürchtungen sich zurecht stricken — jene haben trotz alledem doch den einen unbestreitbaren Kern, der keinem Zweifel und keiner Beschränkung unterliegt, daß sie wiederum ein entschiedener Beweis der unverbrüchlichen Freund schaft Deutschlands und Oesterreichs, des treuen und dauernden Bündnisses beider Reiche sind. In diesem Zeichen begrüßen darum die deutsche Nation wie die Völker der habsburgischen Monarchie, wie seinerzeit die Kaisertage von Ischl, so jetzt die Ministerzusammen kunft in Varzin, und mit voller Zustimmung, mit freudigem Herzen kann man den Schlußsatz des der Varziner Begegnung gewidmeten Artikels des „Wiener Fremdenblattes" unterschreiben: „Die Einmüthigkeit beider Minister und ihre gegenseitige rückhaltslose Offenheit sind wichtige Faktoren für die Fortführung des Friedenswerkes." Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Dem in diesen Tagen aus gegebenen Geschäftsberichte über das Berggebäude Edle Krone Fundgrube zu Höckendorf entnehmen wir, daß sich der Grubenvorstand im vorigen Jahre zum Zwecke der ausgedehnteren Fortführung der Auf- schließungsarbeiten mit dem Gesuche um Erlangung eines unverzinslichen Vorschusses von 36,000 M. an das königl. Finanzministerium gewendet hat. Dieses Gesuch ist aber aus den, im Geschäftsberichte ausführ lich angegebenen Gründen abfällig beschieden worden, und hat sich infolge dessen der Grubenvorstand mit Genehmigung des königl. Finanzministeriums veranlaßt gefunden, den Betrieb einstweilen einzustellen. Die Generalversammlung der Gewerkschaft findet am 28. d. Mts. Vorm. '/,I0 Uhr in Brauns Hotel zu Dresden statt. Auf der Tagesordnung befindet sich u. A.: „Beschlußfassung über die Beschaffung weiterer Betriebs mittel bez. zeitweilige Sistirung des Betriebes, event. über Auflösung und Liquidation der Gewerkschaft und Ermächtigung des Grubenvorstandes zum Verkaufe der Grube und Tagegebäude, event. auch Consolidirung mit einem benachbarten Berggebäude." Mit Rücksicht auf die Wichtigkeit dieses Berathungsgegenstandes wird eine besonders zahlreiche Theilnahme an der Versamm lung erwartet. Aus der Rechnung ist zu entnehmen, daß die Einnahmen im abgelaufenen Geschäftsjahre 6922 M. 4 Pf., die Ausgaben 5693 M. 28 Pf. be trugen, mithin 1228 M. 76 Pf. Kassenbestand ver blieben. Im klebrigen gewährt die Rechnung einen Einblick in die durchaus geordnete und relativ günstige Finanzlage der Gewerkschaft, so daß von einer zwangs weisen Liquidation nicht die Rede sein kann; die letztere vielmehr, wenn sie von Seiten der Generalversamm lung beschlossen werden sollte, lediglich in der Theil- nahmlosigkeit der Gewerken ihren Grund haben würde. Sollte die Gewerkschaft ihre Auflösung beschließen, so kann man übrigens mit Wahrscheinlichkeit annehmen, daß das nach sachverständigem Urtheile vorzüglich an gelegte und mit großen Kosten ausgeführte Unter nehmen selbst nicht liegen bleiben, sondern einen Käufer finden wird, welcher dann die von Anderen angebauten Früchte erntet. — Die drei ersten Knaben- und Mädchenklaffen unserer Stadtschule (ca. 200 Kinder) besuchten am 19. Ang. unter Führung ihrer Lehrer den zoologischen Garten zu Dresden und in demselben die Singhalesen. Von der Generaldirektion der Staatsbahnen und der Verwaltung des zoologischen Gartens waren bedentende Preisermäßigungen gewährt worden. — Für Auffindung des Leichnams des selbstent leibten Böttchers Göpfert aus Dittersbach ist der Tage arbeiterin Amalie verm. Kaden in Dittersbach die. gesetzliche Remuneration von 4 M. bewilligt worden. — An Stelle des verstorbenen Gemeindeältesten Heinrich Hermann Lotze in Rein berg ist vom dor tigen Gemeinderath in seiner Sitzung am 1. August der Wirthschaftsbesitzer Felix Oswald Rothe als Ge meindeältester und Stellvertreter des Gemeindevor standes für Neinberg gewählt und am 18. dss. Mts. für dieses Amt bei der königl. Amtshauptmannschaft in Pflicht genommen worden. Hennersdorf. In der Nacht vom Sonntag zum Montag wurden dem hiesigen Gutsbesitzer Traugott Heymann mittelst Einsteigen durch das Fenster ver schiedene Gegenstände, als 2 Paar Stiefel, Schürzen, Röcke rc. gestohlen. Die Diele sind noch nicht er mittelt. Dresden. General-Feldmarschall Prinz Friedrich Karl von Preußen, welcher bekanntlich seit dem am 16. Juli 1871 erfolgten Truppeneinzug in Berlin die Funktion als General-Inspekteur der Hl. Armee-In spektion begleitet, wird nach dem 20. d. M. die zu letzterer gehörigen deutschen Armeekorps brigadeweise besichtigen. Zu der III. Armee-Inspektion gehört das 7., 8., 10. und 12. (königlich sächsische) Armee korps. Das Letztere hat der berühmte Heerführer und Reiter-General bereits zwei Mal und zwar im Jahre 1875 und 1878 inspizirt. Bei den diesmaligen Besichtigungen gedachten Korps wird es sich in der Hauptsache um die Kavallerie-Manöver handeln, welche seitens der sächsischen Reiter-Division in der Nähe der Ulanen - Garnisonstadt Oschatz abgehalten und ganz neuartige Uebungen, vor Allem aber größtmöglichste Massenwirkung der Reiter-Geschwader, repräsentiren werden, wie sie infolge der veränderten Rolle, die der Kavallerie in zukünftigen Kriegen zufallen soll, einzu üben sind. — Die Herbst-Manöver der 1. Infanterie- Division Nr. 23, zu welcher die Brigaden Nr. 45 (I. Grenadier-Regiment Nr. 100, 2. Grenadier-Re giment Nr. 101 und Schützen-Regiment Nr. 108) und 46 (3. Infanterie-Regiment Nr. 102, 4. Infanterie- Regiment Nr. 103 und 2. Jäger-Bataillon Nr. 13) gehören, beginnen in diesem Jahre am 5. September. Vorher hält jede Division Brigade-Uebungen ab gegen markirten Feind und zwar die Brigade Nr. 45 am 3. und 4. Septbr. bei Oederan, die Brigade Nr. 46 an denselben Tagen bei Freiberg. Das 2. Bataillon des Schützen-Regiments bleibt in Dresden, um den Garnison-Wachdienst in der Residenz zu versehen. — Sächsische Landsleute sind es, 7 Freiberger Bergleute, welche unter Direktor Pohle von dort den Auftrag von dem Kaufmann Lüderitz in Bremen er halten haben, die südafrikanische Kolonie Angra Pe- quena zu bereisen, um sie beziehentlich ihrer Metall schätze zu untersuchen. Die Expedition geht auf dem Dampfer „Trojan" nach der Kapstadt ab, wo sie ein eigener Schooner von Lüderitz an Bord nimmt, um sie zunächst nach der Mündung des Oranjefluffes, an der Südgrenze von Angra Pequena, zu befördern. Beigegeben ist dieser Expedition auch der Naturforscher I)r. Schinz aus Zürich. Wir zitiren dabei eine Mit theilung der „Weser-Zeitung", in welcher Lüderitz, der unter massenhaften Zuschriften leidet, die ihn um Auf nahme der Briefschreiber in seiner Expedition bitten, erklärt, daß dieselben ungelesen bleiben, weil das Per sonal der Expedition vollständig vorhanden ist. Ge genwärtig beabsichtige er nur die Anlegung einer Handelskolonie. Ob eine Auswanderung nach Angra Pequena zu empfehlen sei, könne erst nach einer ge nauen Erforschung des Landes festgestellt werden. Aus anderen Berichten entnehmen wir, daß die Küste in einer Breite von 5 Meilen aus unfruchtbarem, aber Kupfer- und Eisenerze enthaltendem Gestein besteht, während sich einige Meilen landeinwärts große mit