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für die Königliche Di. „Wrl»tritz. 3«itung" «scheint wöchentlich dre>- mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis »ierteljiihrlich t M. 25 Psg., zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Psg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — All« Postau- statten, Postboten, sowie »i« Agenten nehnien B<-' stellungen an. Mchmtz-IkitWji. Inserate, welche bei der bebrütenden Auslage de» Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden, werden nut 10 Pfg. die Spaltenzene oder deren Raun, berechnet. — Ta bellarische und complicirt« Inserate mit entsprechen dem Ausschlag. — Eiiige- sandt, im redaktionellen Theil«, die Spaltenzeile 20 Pfg. Amtsblatt Umtshauptmamschast Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen zu Dippoldiswalde und Irauenstein "Amtsgerichte und die Stadträthe Verantwortlicher Redactenr: Carl Ahne in Dippoldiswalde. Donnerstag, dm 10. Juli 1884. Nr. 81. 49. Jahrgang. Deutschland als Kolonialmacht. Die Postdampfervorlage hat ungeachtet ihres Schei terns im Reichstage in den weitesten Kreisen eine Bewegung von ungeahnter Mächtigkeit hervorgerufen, die stch unzweifelhaft zur Unterstützung einer ziel bewußten kolonialen Politik Deutschlands ausspricht. Mit der Erwerbung des südwestafrikanischen Küsten gebietes von Angra-Pequena durch die Firma Lüderitz ist denn auch bereits der erste Schritt auf diesem Wege gethan worden, und wenn auch Angra-Peqnena sich vorläufig in privatem Besitze befindet, so steht es doch unter dem Schutze des Reiches; die deutsche Flagge ist fest an jenen entfernten Gestaden aufgepflanzt und es kann wohl nur noch eine Frage von absehbarer Zeit sein, daß sich Angra-Pequena und sein Hinterland zu einer wirklichen deutschen Kolonie entwickelt. Eigent lich kann man aber Deutschland jetzt schon als eine große Kolonialmacht betrachten, denn unter dem Schutze des Stern- und Streifenbanners leben Hunterttausende von Deutschen in festen, kompakten Mafien, in Chili, in Brasilien, in den La-Plata-Staaten, auf den west indischen Inseln, auf Japan, an der chinesischen Küste bestehen zahlreiche deutsche Handelssaktoreien, in Bra silien wie ini Süden Rußlands und in Kaukasien giebt es blühende deutsche Kolonien, die schon seit Genera tionen dort wurzeln und noch treu an Wesen, Sitte und Sprache der Heimath hängen, und auf dem austra lischen Kontinente spielt das deutsche Element ebenfalls eine wichtige Nolle. Insoweit könnte man schon be haupten, daß Deutschland in allen Welttheilen Kolo nien besitze, aber diese Kolonien befinden sich sämmtlich auf Grund und Boden, über den frenide Staaten die Oberhoheit haben; in diesen Kolonien gelten die Ge setze der betreffenden Staaten, ihre Bewohner sind Bürger des Landes, unter dessen Flagge sie leben, und politisch sind sie deshalb für das deutsche Mutter land verloren. Es ist daher begreiflich, daß sich das Augenmerk der Reichsregierung bei ihren kolonialen Bestrebungen auf Gegenden richtet, die unbestritten noch nicht unter der Oberhoheit eines fremden Staates stehen, und die Zeit rückt immer näher, wo der glü hende Wunsch eines großen Theiles des deutschen Volks, ein „größeres Deutschland" zu sehen, zu einem neuen Anlasse in der koloniale» Politik des Reiches sichren wird. Das Drängen nach Afrika hin, das in der nächsten Zukunft bestimmt scheint, ein Kapitel in der internationalen Politik auszufüllen, soll den dabei betheiligten Mächten nicht allein überlassen bleiben. Deutschland, dies deutete Fürst Bismarck in seinen jüngsten Reden im Reichstage ziemlich deutlich an, soll die Hand dabei im Spiele haben. — Es ist ein glück licher Umstand, daß dieser neue Schritt in der Er weiterung Deutschlands unter der Leitung eines Staatsmannes, wie der gegenwärtige Kanzler ist, ge than werden wird. Mit der Klugheit, die sich einmal wieder in der Bemerkung über die Vertheidigung des deutschen kolonialen Wohles „in der Gegend von Metz" zeigte, und mit dem unbeugsamen Muthe, mit dem er stets bereit ist die Vortheile ausznnutzen, die er so schnell wahrnimmt, verbindet Fürst Bismarck die Mäßigung bewußter Kraft. Nichts kann nachdrücklicher sein als die Art, wie Fürst Bismarck die Idee zurück wies, Kolonien auf Spekulation zu gründen, oder die Grenzen deutscher Herrschaft in fernen Welttheilen um des bloßen Vergnügens der Vergrößerung willen ans- zudehnen. Wo deutsche Unternehmungslust sich natür lich und gesetzlich niederläßt und dennoch unbeschützt bleibt, da will er seinen Schild vorhalten, um sie zu schirmen. Weiter will er nichts. Bei solchen Gesin nungen des Fürsten Bismarck müßte eine englische Regierung in der That sehr thöricht oder sehr quer köpfig sein, wenn die geringe koloniale Unternehmung, nach welcher Deutschland jetzt strebt, zum Zankapfel beider Völker werden sollte. Wir sehen daher auch, daß mit Verstand und Mäßigung die Angra-Pequena- Angelegenheit in einer Weise geordnet ist, welche die guten Beziehungen zwischen beiden Ländern nur för dern kann. Es handelt sich aber um mehr als uni unabhängige deutsche Kolonien. Deutschland wünscht vielleicht nie und wird vermuthlich niemals viele eigne Niederlassungen jenseits des Meeres anlegen. Was es aber begehrt, ist: eine Stimme, und eine bedeutende, bei Besiedelung jener Gegenden zu haben, die wieder Kongo, obgleich sie für ganz Europa von der größten Handelsbedeutsamkeit sind, bis jetzt noch in die Hand keiner einzigen Macht gefallen sind und daß dies Deutsch land gelingen wird, kann nicht bezweifelt werden. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde, 7. Juli. Daß unser Städtchen, seitdem es durch das Dampfroß in den weiteren Ver kehr eingesührt worden ist, mehrfach ein anderes An sehen gewonnen hat, fällt am meisten Demjenigen auf, der es nach längerer Abwesenheit wieder besucht. Und in der That, Jeder wird es zu seinem Vortheile ver ändert finden. Wenn auch die Baulust sich immer noch sehr in Schranken gehalten hat, so ist doch das Bestreben, das Alte zu erneuern und zu verschönern, nicht zu verkennen. Wir können der Beispiele dazu mehrere anführen, wollen aber heute nur darauf hin- weis-u, daß die äußere Erscheinung und innere Ein richtung der zur Aufnahme und Bewirthung der Frem den bestimmten Etablissements einen sichtbaren Fort schritt erkennen läßt. Nachdem schon vor mehreren Jahren „Stadt Dresden" bedeutend erweitert und eleganter eingerichtet worden war, ist neuerdings aus der „grünen Pansel" ein „Bahnhofs-Restaurant" ent standen, das an Eleganz und Vollständigkeit der Ein richtung sich nicht zu verstecken braucht, und es ist zu erwarten, daß bei völliger Vollendung des ganzen Baues und seiner Umgebung dasselbe als eine wahre Zierde des neuentstandenen Stadttheils sich darstellen werde. — Wer vor 30 bis 40 Jahren unfern „Raths keller" besuchte, mit seinen kleinen, niedrigen Fensterchen, zu denen man auf hohem Tritte emporklettern mußte, sammt der für die Wirthsleute bestimmten „Schlaf bühne" ini niedrigen Gastzimmer, der wird völlig er staunt sein, wenn er jetzt das wirklich elegant aus gestattete Restaurant betritt. Die sauber in altdeutschem Geschmacke ausgemalte, mit kernigen Sprüchen ge schmückte, mit neuen Steinfließen versehene Hausflur, das elegant tapezirte, mit geschmackvollem Mobiliar ausgestattete Gastzimmer, sowie das gegenüberliegende Gesellschaftszimmer, gewähren den Einheimischen wie Fremden einen höchst anmuthigen Aufenthalt, zumal auch die Bewirthung allen billigen Anforderungen ent spricht. Neuerdings haben sich namentlich unsere Gäste vom Sächsischen Forstvereine hinsichtlich der in den hiesigen Gasthöfen, insbesondere auch im „Nathskeller", vorgefundenen Bewirthung sehr zufriedengestellt erklärt, und möchten wir wünschen, daß unfern, im Geiste der Zeit fortschreitenden und sich uni das Wohlbefinden ihrer Gäste bemühenden Wirthen der von ihnen ge machte Aufwand durch recht lebhaften Besuch von Nah und Fern reichlich vergolten werden möge! — .Im Jahre 1883 ist in den Causieeinspektions- bezirken des Königreichs Sachsen von den Chaussee- und Straßen-Alleebäumen ein Obstnutzungsertrag von 112,438 M. 85) Pf. erzielt worden. Am wenigsten erzielte Bautzen mit 95 M., am meisten Leipzig mit 16,301 M. Auf den Chaufieeinspektionsbezirk Frei berg kommen 2132 M. 80 Pf. und zwar 1388 M. 50 Pf. auf Dippoldiswalde und 744 M. 30 Pf. aus Freiberg; der Bezirk Pirna erzielte 11,252 M. 85 Pf. und zwar Pirna 6540 M. 50 Pf. und Schandau 4712 M. 35 Pf. — Aus dem amtlichen Berichte der Kommission für das Veterinärwesen über die im Monat Juni im Königreich Sachsen aufgetretenen ansteckenden Thier- krankheitcn geht hervor, daß in der Amtshaupt mannschaft Dippoldiswalde nur in einem Gehöfte in Hartmannsdorf der Milzbrand aufgetreten ist, wo von einem Thierbestande von II Rindern I erkrankte und vom Besitzer getödtet wurde. — Im postalischen Verkehr kann eine vortheilhafte Neuerung zur Einführung gelangen, welche nicht un bedeutend auf beschleunigte Abfertigung des am Post schalter verkehrenden Publikums einwirken wird. Es darf nämlich von jetzt ab über mehrere gleichzeitig auf gegebene und von einem und demselben Absender her rührende Postanweisungen eine gemeinschaftliche An- nahmebcscheinigung ertheilt werden. — Die Hoffnung, daß der sächsische Turnlehrertag, welcher in der Pfingstwoche bei uns seine Hauptver sammlung abhielt, auch auf unsere eigenen Turnan gelegenheiten von besonderem Einflüsse sein werde, hat sich bereits erfüllt. In jener Versammlung wurde besonders die Pflege der Turnspiele warm empfohlen. Obschon nun unsere Herren Turnlehrer diese Form turnerischer Uebungen bisher keineswegs unbeachtet > gelassen hatten, so konnte doch bei 2 wöchentlichen Turnstunden denselben nur eine sehr beschränkte Zeit zugetheilt werden; es konnte höchstens eine Anweisung zu den betr. Spielen gegeben, dieselben aber als eigent liche Belustigung nicht geübt werden. Jetzt haben wir auch hierin einen wesentlichen Fortschritt zu verzeichnen. Unsere Turnlehrer haben sich versuchsweise freiwillig bereit erklärt, außer dem ungestört fortgehenden Unter richte wöchentlich je eine Stunde der Einübung und Ausführung von Turnspielen zu widmen und ist da mit bereits der Anfang gemacht worden. Die Theil- nahme an den nach dem Nachmittagsunterrichte statt findenden Spielen ist den Schülern der ersten 3 Klaffen völlig freigestellt. Möchten sie die Gelegenheit, die ihnen hier freundlich geboten wird, eifrig benutzen; der beste Dank für die von den Herren Lehrern über nommene Mühe. — Der Firma A. Lange L Söhne in Glashütte ist seitens der Jury der vorjährigen internationalen Ausstellung zu Amsterdam die silberne Medaille verliehen worden. Dieselbe ist vom königl. Ministerin! des Innern an die königl. Amtshauptmannschaft ge langt und mit dem zugehörigen Diplome am 7. Juli durch Herrn Regierungsafiefior v. Gnsiedel dem Mit inhaber der genannten Firma, Herrn Richard Adolph Lange, in Glashütte ausgehändigt worden. Reinberg. Am vergangenen Sonntage feierte der hiesige Auszügler, frühere Ortsrichter und Gemeinde vorstand, Johann Gottlob Dittrich mit seiner Ehe gattin das 50jährige Ehejubiläum. Die Gemeinde hatte unter zahlreicher Betheiligung in den Morgen stunden eine Feier veranstaltet, wobei der Ortsvorstand in gebundener Rede die Gedanken ausführte, daß die verflossene 50 jährige Ehe des Jubelpaares einer großen Zeit angehört habe und eine von Gott begnadete ge wesen sei. Das gütige Erscheinen des Herrn Kantors Hellriegel mit den Mitgliedern des Kirchen- nebst Knabenchores, verlieh durch einen Choral und ausge führter Motette der schönen, einfachen Feier eine wür dige Umrahmung. Möge dem kinderlosen Jubelpaare ein froher Lebensabend beschicken sein! Ammelsdorf. Bei dem am Sonntag Nachmittag hier mit einzelne» Schloßen ausgetretenen Gewitter hat der Blitz etwa 50 Schritt vom Erbgericht entfernt in ein Kleefeld geschlagen und ein Stück von drei Quadratmetern völlig verbrannt. In der Mitte dieses Fleckes, wo der Blitz in die Erde geschlagen, war ein Loch von der Grüße eines MäuselocheS. — Während des Gewitters am letzten Sonntag Mittag schlug der Blitz in das Haus Aug. Klemens Seiferts in Schönfeld, ohne zu zünden. Der Strahl ist in den Giebel des Hauses gefahren und hat einen Theil des Bretverschlages demolirt, sowie auch einige Säulen beschädigt.