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Verantwortlicher Redacteur: Citrl Ikhne in Dippoldiswalde „Wer-eri--3«!tnng>- rrschemt wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend, — Preis vierteljährlich 1 M. SS Pfg-, zweimonatlich 84 Psg-, eimnonatlich 4S Pfg. Einzelne Nummern jo Pfg. - All« Postau- stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. — Der Vorstand des Zweigvereins Dippoldiswalde der evangelischen Gustav-Adolf-Stiftung hat in seiner letzten am Montag stattgefundenen Sitzung be schlossen, das Jahresfest am 20. oder 27. d. Mts. und zwar in Hennersdorf abzuhalten. Die definitive Bestimmung des Tages blieb dem Vorsitzenden über lassen und ist von demselben besondere Bekanntmachung zu erwarten. Möchte die Zeichnung von freundlichen Beiträgen eine recht lebhafte werden, damit Dippoldis walde, welches voriges Jahr die Freude und Ehre hatte, die Jahresversammlung des Dresdner Haupt vereins in seiner Mitte zu begrüßen, den alten Ruhm bewahre, unter den Gliedern desselben, was Opfer freudigkeit anbelangt, mit in vorderster Reihe zu stehen. — Wir verfehlen nicht, hiermit darauf aufmerksam zu machen, daß nächsten Freitag, den 4. Juli, Nachts ein Extrazug von Hainsberg nach Kipsdorf ver kehren wird. — In Dresden sind allerdings leider sämmtliche Theater geschlossen. — Am Morgen des vergangenen Sonntages sind dem Haus- und Feldbesitzer Karl Gotthold Estler aus Lauenstein auf dem Rückwege vom Felde seine vor einen Kleewagen gespanut gewesenen Kühe durch gegangen und ist er hierbei in ganz unglücklicher Weise vom Wagen gestürzt und ein Stück Weges geschleift worden; infolge des Falles aber ist ihm die Kugel eines Hüstengelenkes zerschlagen worden. Bei der noch am Sonntag Vormittag durch Herrn vr. Hotopp in Lauenstein unter Zuziehung des Herrn Di. Haase von Altenberg vorgenommerien Einrichtung rc. ist Estler in noch chloroformirtem Zustande verschieden. Derselbe war 65 Jahre alt. /^Glashütte. Am Sonntag beehrte der Männer gesangverein von Löbtau bei Dresden unsere Stadt mit seinem schon vorher angekündigten Besuche. Auf 3 großen Omnibussen langten etwa 60 bis 70 Personen, darunter 40 Sänger, gegen Mittag hier an. Mit einem harmonischen Gruß wurden dieselben vom hiesigen Gesangvereine am Gasthofe „Zum goldenen Glas" empfangen. Leider fing es dann an zu regnen, so daß die Gäste den für Mittag geplanten Spazier gang durch die Anlagen des Gebirgsvereins unterlassen mußten. Unter Gesang verfloß der Nachmittag jedoch sehr rasch. Unter Gesang fuhren die Gäste gegen 6 Uhr wieder ab. Hoffentlich haben wir zu dem nächsten Sonntag stattfindenden Sängerfeste schöneres Wetter. Dresden. Am I. Juli feierte der Staats- und Kriegsminister Georg Friedrich Alfred von Fabrice sein 50jähriges Dienstjubiläum. Geboren am 23. Mai I8l8 in Quesnoy sur Deule in Frankreich, wo sein Vater als Husarenmajor bei den Okkupationstruppen stand, trat er am 1. August 1830 in das königlich sächsische Kadettenkorps und wurde am 1. Juli 1834 Portepeefähnrich im 2. leichten Reiterregiment. 1835 wurde er Lieutenant, 1840 Oberlieutenant und im Feldzuge gegen Dänemark avancirte er zum Rittmeister, 1850 in den Generalstab berufen, avancirte er 1853 zum Major, 1861 zum Oberstlieutenant, 1863 zum Obersten, 1865 zum Chef des Generalstabes und zum Generalmajor. Die Feldzüge von 1863 und 1866 sehen ihn an der Seite des Kronprinzen Albert in mancher Schlacht im Felde, und nach dem Friedens schluffe mit Preußen wurde von Fabrice am 21. Ok tober 1866 zum Staats- und Kriegsminister und zwei Monate darnach zum Generallieutenaut ernannt. Mit der ihm eigenthümlichen durchgreifenden Energie, Um sicht und Konsequenz wußte der Minister sodann in kürzester Zeit die nun beginnende neue Organisation der Armee durchzusühren, und war es seine feste Hand, welche die Waffen geschärft hatte, als die sächsischen Truppen von ihren königlichen Prinzen in Frankreich von Sieg zu Sieg geführt wurden und einen Ehren platz im großen deutschen Heere sich errangen. Wäh rend des Feldzuges mit Frankreich war es dem Ge- Die Ergebnisse der Nrichstags-StWn. Nach fast viermonatlichem Zusammensein hat der Reichstag am Sonnabend seine Tbätigkeit beschlossen und hiermit ist zugleich die letzte Session der gegen wärtigen Legislaturperiode zu Ende gegangen. Unter welchen Gestirnen sich die nächsten Wahlen vollziehen und welche Verschiebungen sie in den Stärkeverhält- nissen der einzelnen Neichstagsfraktionen Hervorrufen werden — dies jetzt schon zu erörtern, wäre eine müßige Aufgabe, zumal da die Neuwahlen wohl erst im Herbste vor sich gehen dürften. Wohl aber er scheint es angezeigt, noch einmal einen Blick auf Das, was der Reichstag in der nun zu Ende gegangenen Session erreicht hat, zurückzuwerfen und dies umsomehr, als gerade dieselbe in qualitativer Beziehung die ver flossene Legislaturperiode in günstigster Weise abschließt. Als die hervorragendste Frucht der Session erscheint die Unfallversicherungsvorlage, welche jetzt nach ver schiedenen verunglückten Anläufen früherer Sessionen in einer Form endlich zu Stande gekommen ist, welche im Vergleich mit den ursprünglichen Entwürfen eine wesentlich verbesserte zu nennen ist. Das Unfallver sicherungsgesetz in seiner jetzigen Gestalt, wie sie durch die konservativ-klerikale Reichstagsmajnrität meist in Uebereinstimmung mit den Wünschen und Absichten der Neichsregierung festgestellt worden ist, bedeutet einen entschiedenen Schritt nach vorwärts auf der von dem leitenden Staatsmann des deutschen Reiches be tretenen Bahn der sozialpolitischen Reformen und be rechtigt sein Zustandekommen zu der Erwartung, daß auch die Altersversorgung der Arbeiter in absehbarer Zeit zu ihrer praktischen Durchführung gelangen wird. In das sozialpolitische Gebiet hinein spielt auch die Novelle zum Hilfskasiengesetz, welche der Reichstag noch in der ersten Hälfte seines Beisammenseins definitiv erledigte und wodurch das Krankenkassenwesen einen weiteren Ausbau erfahren hat. In diese Zeit hinein fällt ferner die nach bewegten Verhandlungen am 28. April erfolgte definitive Zustimmung des Reichs tages zur Vorlage, betreffend die Verlängerung des Sozialistengesetzes, und daß sich das Parlament nach einigem Schwanken doch noch entschloß, der Reichs regierung auf vorläufig zwei Jahre die Vollmachten zu einem energischen Vorgehen gegen das agitatorische Treiben einer an den Grundsäulen des Staates wie der Gesellschaft und der Familie rüttelnden Partei zu verlängern, beweist, daß man auch im Parlament trotz des Widerspruches der deutschfreisinnigen Partei die Nothwendigkeit dieser Vorlage erkannte. Von größeren Gesetzentwürfen, die dem Reichstage ebenfalls von seinen Vorgängern überkommen waren und welche nun seine definitive Zustimmung erhalten haben, sind noch die Novelle zum Aktiengesetz und das Militär- und Marine-Reliktengesetz zu nennen, und wie Erstere eine zeitgemäße Reform auf dem Gebiete der Aktien gesetzgebung bedeutet, so wird Letzteres den Hinter bliebenen der Angehörigen des Reichsheeres und der Neichsmarine in einer praktischeren und besseren Weise gerecht, als dies bisher geschah. Mit Etatsdebatten hatte sich das Haus infolge der zweijährigen Etats periode nicht viel zu befassen, und waren daher nur der Nachtrag zum Marine-Etat, betreffend das Tor pedowesen, sowie der Nachtrags-Etat bezüglich der Er richtung des Reichsversicherungsamtes zu erledigen. Von kleineren Vorlagen, welche in der vergangenen Session genehmigt wurden, sind das Gesetz über den Feingehalt der Gold- und Silberwaaren, das Dotations- Gesetz für die deutsche Cholera-Kommission und einzelne Verträge verschiedenen Inhalts mit fremden Staaten zu erwähnen. Unter den aus der Mitte des Hauses gestellten Jnitativanträgen erscheinen der Antrag Acker mann auf Abänderung des § 100o der Gewerbeord nung (Lehrlingswesen) und der Antrag Windthorst auf Aufhebung des Expatriirungsgesetzes als die wichtigsten und sind dieselben vom Reichstage definitiv ange ¬ nommen morden. Die verflossene Reichstags-Session hat demnach große positive Resultate auszuweisen, denen gegenüber es wenig in Betracht kommt, daß die dem Reichstage noch kurz vor Thoresschluß zuge gangenen Vorlagen über die Stempelsteuer und über die Zuckersteuer, sowie die Novelle zum Zolltarif un erledigt geblieben sind. Ein gleiches Schicksal ist auch der Vorlage über die Subventionirung der für Ost- asien und Australien geplanten Dampferlinien zu Theil geworden und dies kann allerdings nicht lebhaft genug bedauert werden. Gerade diese Vorlage schien den Beginn einer regeren aktiven überseeischen und koloni alen Politik der Reichsregierung zu bedeuten, die Vor lage war dadurch in den weitesten Kreisen populär geworden, und die Besorgniß, das Scheitern des Ge setzes werde den ersten Anlauf nach dieser Richtung entmuthigen und lähmen, berührte an dem parlamen tarischen Verlauf dieser Angelegenheit so schmerzlich. Man darf jedoch die Hoffnung hegen, daß derDampfer- subventionsentwurf in dem nächsten Reichstage, dem er unzweifelhaft wieder vorgelegt werden wird, eine freundlichere Aufnahme finden werde. Abgesehen hier von ist aber das Resultat der Session ein im hohen Grade befriedigendes und hoffentlich wird auch die bevorstehende Legislaturperiode uns nur Erfreuliches bringen. Lokales and Sächsisches. Dippoldiswalde, I. Juli. Mit gestern haben die abschließenden Arbeiten unseres Bahnbaues ihr Ende erreicht, das Baubureau ist ausgelöst, und die Pio niere, die das Thal der Rothen Weißeritz durch das Schienenband in den Weltverkehr eingefügt, haben uns verlassen. Nachdem im Juni 1880 die speziellen Vor arbeiten ihren Anfang genommen hatten, wurde im Dezember das Baubureau errichtet, die Theilstrecke Hainsberg—Schmiedeberg am 30. Oktober 1882, und die bis Kipsdorf am 3. Septbr. 1883 eröffnet, und der bisherige Erfolg des nach langen Bemühungen endlich ausgeführten Werkes hat auf das Ueberzeu- gendste dargethan, daß die Bahnlinie Hainsbcrg—Kips dorf einem dringenden Bedürfnisse aufgeholfen hat und unsere Wünsche wohlberechtigte gewesen sind. Es ist hier nicht der Ort, zu untersuchen, ob denselben nicht noch in weitergehender Weise hätte Genüge geleistet werden können; indem wir hier nur der Freude über das Erlangte Ausdruck geben, drängt es uns, den Männern, die an der Ausführung unserer Bahn ge arbeitet und dieselbe glücklich zu Ende geführt haben, zum letzten Abschiede noch aufrichtigsten Dank zu sagen auch für das im geselligen Verkehr unserer Stadt und ihrer Umgebung gezeigte allezeit freundliche Wohlwollen und Entgegenkommen. Mögen sie als Pioniere des Fortschritts noch vielen anderen Gegenden des Vater landes die Wohlthat eines regeren Verkehrs bringen und überall die dankbare Anerkennung finden, wie sie ihnen von unserer Bevölkerung allseitig entgegen ge bracht worden ist. — Nächsten Freitag wird Hr. Lehrer Böhme aus Dresden im Gewerbeverein einen Vortrag über die von I)r. Jäger-Stuttgart angebahnte und bereits viel fach durchgeführte Umgestaltung der Bekleidung halten, wobei die verschiedenen nach dem betreffenden System angefertigten Ober- und Unterkleider, Ruhe- tätten u. s. w. vorgelegt und erläutert werden sollen. Bei dem allgemeinen Interesse, welches das Jägersche System bereits gewonnen hat, ist wohl auf eine zahl reiche Zuhörerschaft, auch der Damen, zu hoffen und verweisen wir in dieser Hinsicht noch besonders auf die am Schluffe dieser Nummer befindliche Einladung. — Bei der hiesigen Sparkasse wurden im Monat Juni 645 Einzahlungen im Betrage von 61,864 Mk. 73 Pf. gemacht, dagegen erfolgten 434 Rückzahlungen m Betrage von 56,000 Mk. 6 Pf. Sparmarken ä 5 Pfg. sind 500 Stück verkauft worden. Inserate, welche bei der bedeutenden Auflage de- Blattes eine sehr wirk same Verbreitung^ finden, werden mit 1l) Psg. die Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirt« Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im reoaltionellen Theile, die Spaltenzeile Sv Pfg.