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DK „Weißeritz-Zeitung" «scheint wöchentlich drei» mal: DienStag, Donners tag und Sonnabend, — Preis vierteljährlich 1 M. 25 Pfg., zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie vie Agenten nehmen Be stellungen an. Mchmtz-MW. Amtsblatt Inserate, welche bei der bedeutenden Auflage deS Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden, werden mit 10 Pfg. die Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarisch« und complicirte - Inserate mit entsprechen den, Aufschlag. — Einge sandt, «m redaktionellen Theile, di« Spaltenzeile A) Pfg. für die Königliche Umishauptrnannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Verantwortlicher Redakteur: Carl Ichne in Dippoldiswalde. Nr. 72. Donnerstag, den 19. Juni 1884. 49. Jahrgang. ' ' ' " -— ' — «8 Aic Anorckir in Egypten vnd Sudan. In der neueren Zeit hat sich wohl kaum jemals ein Staat in einer trostloseren Lage befunden als Egypten mit seinem Nebenlande Sudan. Im Sudan herrscht die aktive Revolution, geleitet und betrieben vom Mahdi und drei bei Khartum, Berber und Suakim stehenden Häuptlingen der Araber und Sudanesen, in Egypten selbst existirt aber die passive Revolution und äußert sich dadurch, daß Handel und Wandel vollständig darniederliegen, Niemand Achtung vor Recht und Gesetz hat. Niemand Steuern zahlt und bei jeder Gelegenheit Zwistigkeiten und Messeraffairen zwischen Engländern nndEgyptern, Mohamedanern und Christen stattfinden. Wahrlich, es ist nicht zu viel gesagt, wenn man behauptet: durch Egypten und den Sudan habe sich England zwei Wespennester auf den Rücken ge bunden. Welche Wendung die Zustände in diesen Unglücks ländern noch nehmen werden, ist ganz räthselhaft. Die sogenannte egyptische Konferenz der Großmächte hängt noch in der Schwebe und im Sudan soll ein noch gar nicht gebildetes Heer später Ordnung schaffen. Inzwischen machen die Aufständischen im Sudan große Fortschritte, haben Berber erobert und die Besatzung und Einwohner niedergemetzelt. Khartum steht ein ähnliches Schicksal bevor, und von Gordon Pascha hört man gar nichts mehr und weiß nicht, ob er ge- tödtet oder gefangen ist oder sich auf der Flucht nach Abefsynien befindet. Der Mahdi würde den Eng ländern und Egypten aber noch viel furchtbarer werden, wenn er nicht selbst unter den Sudanesen Gegner hätte. Es war eine Täuschung, wenn man glaubte, daß der Mahdi im Gebiete des Sudans nur Anhänger habe und auf keinen Widerstand stoße. Er hat im Gegentheil mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen, und insbesondere seitens dreier Feinde, des Sultans von Takale, des Groß-Scheikhs Saleh vom Stamme Cababris und des Sklavenhändlers Abd-el-Samat, Gefahren zu besorgen. Sultan und Volk von Takale stehen dem Mahdi feindlich gegenüber, weil dieser den Vater des Sultans, sowie den Gaddi, das ist das re ligiöse Oberhaupt des Volkes, und zwar aus dem Grunde tödtete, weil weder der frühere Sultan noch der Gaddi an die göttliche Mission des Mahdi glaubten. Der Groß-Scheikh Saleh ist ein erbitterter Feind des Mahdi, weil dieser seinen Bruder, den Groß-Scheikh Tom, tödtete. Der Mahdi, der auf das Ansehen des Groß-Scheikhs Tom eifersüchtig war, ließ diesen, als er mit großen Geschenken beim Mahdi erschien, in Ketten legen. Aus Furcht vor der Rache des Stammes Cababris, welcher der zahlreichste in dem Sudangebiete ist, setzte er ihn bald wieder in Freiheit. Als er jedoch an der Treue des Groß-Scheikhs zweifeln zu sollen und wahrzunehmen glaubte, daß dieser zwischen seiner Fahne und jener der egyptischen Negierung schwanke, berief er ihn zu sich, ließ Ihn in Ketten legen und tödten. Der Stamm der Cababris rief hierauf den Bruder des Ermordeten, Saleh, zum Groß-Scheikh aus. Abd-el-Samat bekämpft den Mahdi, weil dieser, obgleich er ihm Befreiung von allen Abgaben ver sprochen hatte, nunmehr von ihm einen regelmäßigen Tribut fordert. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Der sächsische Forstverein, der in wenigen Tagen, wie bekannt, in unseren Mauern seine 30. Versammlung abhalten wird, wurde bereits 1847 gegründet und zwar von 26 Forstleuten, von denen nur noch 3 gegenwärtig am Leben sind. Diese Herren, welche dem Vereine als Ehrenmitglieder an gehören, sind der geh. Hofrath Preßler in Tharandt, Oberforstmeister Nüling in Dresden und Forstrentamt mann Wettengel in Eibenstock. Mitglieder zählt der Verein gegenwärttig ca. 620. Nach den Statuten des Vereins giebt es noch Theilnehmer, das sind Herren, welche, ohne Mitglieder zu werden, nur für die je weilige Session Karten lösen, die zur Theilnahine an allen Verhandlungen, Exkursionen rc. berechtigen. Die Anmeldungen zur diesjährigen Versammlung, welche erfahrungsmäßig bedeutend hinter der wirklichen Fre quenz zurückbleiben, haben die Hundert überschritten. Das Hauptkontingent stellen die Forstleute; es sind aber auch eine Anzahl Rittergutsbesitzer und Personen anderer Berufe, als Juristen, Geistliche rc. angemeldet. Als Vertreter fremder Forstvereine werden aus Preußen 3 Herren, aus Böhmen 5, unter ihnen der Viceprä sident des böhmischen Forstvereins, Graf Thun, der Besitzer der Herrschaft Tetschen an der Elbe, erwartet. Dippoldiswalde. Die Tage, an welchen die 30. Versammlung des sächsischen Forstvereins in un serer Stadt abgehalren werden wird, rücken immer näher, und wir glauben, allen Einwohnern und be sonders auch Denen, welche einen oder mehrere der Gäste beherbergen werden, einen Dienst zu erweisen, wenn wir nachstehend aus dem, früher schon mitge- theilten Programm die hauptsächlichsten Veranstaltungen nochmals aufführen. Am Sonntag, 22. Juni, wird Abends 8 Uhr die Begrüßung der am Nachmittag bereits eingetroffenen Gäste und ein geselliges Bei sammensein im Nathhaussaale stattfinden. Montag, 23. Juni, von früh '/«8 bis 12 Uhr Sitzung im Rathhaussaale. Um 2 Uhr Festessen ebendaselbst. Nachmittags 5 Uhr Concert und später Ball im Schieß hause. (Eintritt für Mitglieder und deren Quartier- wirthe frei.) Dienstag, 24. Juni, Exkursion nach Rehefeld. (Abfahrt früh '/-> 7 Uhr mit Extrazug nach Kipsdorf; Rückkunft von da gegen 9 Uhr Abends.) Mittwoch, 25. Juni, früh y-8 bis 12 Uhr Sitzung im Nathhaussaale. Mittagsessen beliebig in verschie denen Gasthöfen. Nachmittags 2 Uhr Exkursion auf das Wendischcarsdorfer Revier. Schluß in Seifersdorf. — Se. Maj. der König haben den Bezirksassessor Herrn Haubold von Einsiedel bei der hiesigen kgl. Amtshauptmannschaft zum Regierungsassessor Aller- gnädigst zu ernennen geruht. — Am Nachmittag des 11. Juni hat sich der Bierfuhrmann Rudolph Adam aus Döbra (in Stel lung beim Brauer Lindner daselbst) durch Fall vom Wagen am Kopfe und Oberkörper schwere lebensge fährliche Verletzungen zugezogen, sodaß derselbe in ohn mächtigem Zustande vom Platze getragen worden ist, und auch Tags darauf noch ohne Bewußtsein gelegen hat. Das Unglück selbst hat sich beim Bierabladen bei dem Flasche'schen Gasthof in Döbra zugetragen. Adam scheint mit dem einen Fuße am Boden des Wagens hängen geblieben und zu Fall gekommen zu sein, hat (um sich zu halten) unglücklicher Weise eine Biertonne ergriffen, welche auf ihn gefallen ist und ihn in der erwähnten Art verletzt hat. — Am Nachmittag des 16. Juni ist der 63jährige Böttcher Karl H. Pirn bäum in Geising zwischen Rad- und Triebwerk einer Schneidemühle gekommen und hat sich hierbei tödtliche Verletzungen zugezogen, an deren Folgen er auch wenige Stunden nachher ver schieden ist. Der Unglückliche hinterläßt Frau und 3 Kinder. — Beim Eintritt der warmen Jahreszeit stellen sich bekanntlich immer die lästigen Insekten, Stech fliegen rc. ein, namentlich in der Nähe stagnirender Gewässer. Bekanntlich können diese kleinen Thierchen sehr gefährlich werden, wenn sie, nachdem sie vorher mit todtem Vieh, Aas rc. in Berührung gekommen, das aufgenommene Gift durch einen im Anfänge kaum beachteten Stich auf Menschen übertragen. In solchen Fällen ist es dringend gerathen, mit einigen Tropfen Ammoniak, womit man sich bei Landparthien rc. wohl weislich zu versehe» hat, sofort nach geschehenem Stich die betreffende Stelle einzureiben; dadurch wird Schmerz und Jucken gelindert, eine Anschwellung verhindert und einer etwaigen Blutvergiftung vorgebeugt. Reinhardtsgrimma. Sonntag, den 22. Juni, wird die in der bekannten Fahnen- und Stickerei- Manufaktur von Bessert-Nettelbeck in Dresden für den hiesigen Militärverein angefertigte Fahne feierlich ge weiht werden. Der damit verbundene festliche Auf zug rc., an dein sich eine große Anzahl von Militär vereinen betheiligen wird, verspricht nach den getroffenen Arrangements ein sehr interessanter zu werden. Dresden. Zu Schwurgerichtsvorsitzenden für die im dritten Kalendervierteljahr 1884 beginnende Sitzungsperiode sind beim Landgericht Dresden der Landgerichtsdirektor von Mangoldt und beim Landge richt Freiberg der Landgerichtsdirektor von Hellmann ernannt worden. — Der Kriegsminister von Fabrice begeht am 1. Juli sein 50jähriges Dienstjubiläum. Freiberg. Eine Versammlung von Vertrauens männern der konservativen Partei hat beschlossen, die gemäßigt liberale Partei zu einem Zusammengehen bei Aufstellung eines Reichstags-Kandidaten einzu laden. Hoffentlich findet dieses Entgegenkommen bei der andern Partei Annahme, denn nur durch einmü- thiges Zusammengehen aller Ordnungsparteien ist es möglich, den Freiberger (Frauensteiner) Wahlkreis den Sozialdemokraten zu entreißen. Roßwein. Bei einer beim königl. Amtsgericht vorgenommenen Kaffenrevision stellte sich ein Defizit von mehreren Tausend Mark heraus und wurde des halb der Kaffenrendant wegen dieser Unterschlagungen in Haft genommen. Leisnig. An der seit l. Mai hier bestehenden deutschen Fachschule für Drechsler und Bildschnitzer haben in neuerer Zeit die Regierungen von Baden, Sachsen-Weimar und Sachsen-Meiningen für ihre Staatsangehörigen Freistellen gegründet, Leipzig. Die Landesuniversität hat noch in keinem früheren Sommerhalbjahre eine so starke Fre quenz aufzuweisen gehabt, wie in dem jetzigen. Die Gesammtziffer der immatrikulirten Studenten, welche 3160 gegen 3097 im vorigen Sommer beträgt, setzt sich aus 1350 Sachsen und 1810 Nichtsachsen zusammen. Auf die vier Fakultäten vertheilen sich die 3160 im- mairikulirten Studenten in folgendem Verhältnisse: 704 Theologen (vorigen Sommer 638), 663 Juristen (gegen 626), 608 Mediziner (gegen 604), Philosophen 1185 (gegen 1229). Die Zahl der hier stndirenden Preußen beträgt genau wie im Vorsommer auch in diesem Semester 992. Ausländer aus den nicht zum deutschen Reiche gehörigen Ländern Europas studiren gegenwärtig 183, Ausländer aus anderen Erdtheilen 58 Hierselbst. Unter den Ausländern sind in diesem Semester die Amerikaner (53) am zahlreichsten ver treten. Die 1185 Studirenden der philosophischen Fakultäten gruppiren sich aus 323 Philologen (gegen 336), 232 Naturwissenschaftern (254), 137 Mathe matikern (145), 136 Linguisten (151), 114 Philosophen im engeren Sinne (90), 99 Pharmaceuten (108), 67 Landwirthen (67), 50 Cameralisten (46) und 27 Pä dagogen (32). Mit Gymnasialzeugnissen studiren 2434, mit Realgymnasialzeugnissen 381, ohne Reifezeugnisse (sogenannte Studenten zweiter Klasse) 345 Studirende. Geithain. Dem hiesigen Lotteriekollekteur Weiske sind am 13. Juni 16 Loose der sächs. Landeslotterie, deren Nummern ihm aber sämmtlich bekannt sind, gestohlen worden. Ein etwa in den 60 er Jahren stehender Mann mit langen, grauen Haaren frug nach einer bestimmten Nummer und als er sich darauf unter einem Vorwande entfernt hatte, fehlten auch die Loose. — Im Laufe von 5 Jahren haben sich 9 solche Dieb stähle in verschiedenen Gegenden Sachsens ereignet und das Signalement des Diebes paßt in allen diesen Fällen auf Den, der in Geithain den Diebstahl aus führte. Chemnitz. In der Generalversammlung der