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Wchmtz-ZkitW Verantwortlicher Redakteur: Carl Ikhne in Dippoldiswalde. Dienstag, den 10. Juni 1884. Nr. 68. 49. Jahrgang. Amtsblatt für die Königliche Umishauptmannschast Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Inserate, welche bei der bedeutenden Auslage deS Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden, werden mit 10 Pfg. die Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate nut entsprechen dem Ausschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeile 20 Pfg. Die „Weißeritz. Zeitung" «scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 25 Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg-, «inmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — All« Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Deutschland Stellung im Welthandel. In einem früheren Artikel haben wir dargethan, daß der überseeische Handel Deutschlands nach West- und Südwestafrika vor allen anderen Ländern den ersten Rang einnimmt; aber auch mit Hinterasien ist der deutsche Handel sehr bedeutend, denn er rivalisirt dort unter großem Erfolge mit demjenigen Englands, Frankreichs und Nordamerikas; ja selbst mit Indien, welches die natürliche Domäne Englands ist, treibe» die deutschen Kaufleute einen beträchtlichen Handel. Ohne Kolonialmacht zu sein, ist also Deutschland er folgreich an dem wirthschaftlichen Weltkampfe der Na tionen betheiligt, aber es hieße doch wohl die Art und das Ziel dieses Weltkampfes verkennen, wenn Deutschland niemals Kolonien und überseeische Länder erwerben und dieselben lediglich den anderen Groß mächten überlasten wollte. Mit Freuden begrüßt man vielmehr jetzt die deutliche Stellungsnahme der deut schen Negierung in der Kolonialfrage durch die über das Unternehmen des Kaufmanns Lüderitz in Angra Peguena ausgesprochene Protektion des deutschen Reichs und die von demselben ebenfalls an den Tag gelegte Theilnahme an der Kongofrage, in welcher viele frucht bare Länderstrecken zu gewinnen sind. — Mit den Schattenseiten und Gefahren, welche Kolonien dem Mutterlande bereiten können, wird man wohl auch seitens der deutschen Negierung rechnen, dafür bürgt der erprobte, praktische Blick unseres Reichskanzlers, aber man hat deshalb noch lange keine Ursache, bei deutschen Kolonialbestrebungen auf die bitteren Er fahrungen zu exemplifizieren, die Spanien, Frankreich und England mit ihren Kolonien zu gewissen Zeiten gemacht haben. Deutschland dürfte schon auf ganz andere Art und unter ganz anderen Voraussetzungen Kolonien gründen, wie es seiner Zeit die vorgenannten Seemächte gethan haben und man kann mit Recht be zweifeln, daß es in einer deutschen Kolonie Ursache oder Gelegenheit zu einer Revolution der Kolonisten oder Eingeborenen geben wird. Deutsche Ordnung, Disziplin und Gerechtigkeit würden wohl auch die staatliche Grundlage in deutschen Kolonien werden und dem revolutionären Unkraut und dem Abenteurerthum, welche Plagen vieler Kolonialländer sind, den Boden entziehen. — Schwerlich ist auch anzunehmen, daß England oder Frankreich deutschen Kolonialbestrebungen irgend welche ernsthafte Schwierigkeiten bereiten werden. England ist zur Zeit in Egypten und Frankreich, in Cochinchina und Anam engagirt, auch wird Deutsch land nicht dort Fuß fasten, wo es bereits vorhandene Besitztitel Englands, Frankreichs oder anderer Länder vorsindet. Die deutsche Nation, deren Welthandel sich bereits über fast alle Länder der Erde ausbreitet, sucht für die Zukunft dieses Welthandels nur weitere und erlaubte Stützen und bei diesem Bestreben mußte zu mal auch im Hinblick auf die Entwickelung der deutschen Flotte auch die Kolonialpolitik in Berechnung gezogen werden. Mag das Schritt vor Schritt und mit Her stellung der nöthigen Vorbedingungen begonnene Werk von kleinen Anfängen allmählig zu großen Leistungen reifen und Deutschlands Gesammtwohlstand fördern! 3. Sitzung des Bezirks-Ausschusses am 31. Mai 1884. Die Gesuche Gustav Goldammers und August August Schindlers in Fürstenau um Konzession zumBranntweinklcinhandel wurden, da ein diesfallsiges örtliches Bedürfniß nicht anerkannt werden konnte, ab gelehnt; die weiteren Schankkonzessionsgesuche Friedr. Herm. KtzrnerS in Beerwalde (blose Uebertragung) und Friedrich Wilhelm Klemms in Rückenhain (neue Konzession) dagegen genehmigt. Ebenso ertheilte der Bezirks-Ausschuß bedingungs weise Genehmigung zu den Schlächtereianlagen Schulz' in Ruppendorf und DietzeS in Obercunnersdorf. Eine aus Altenberg vorliegende Beschwerde über Abweisung einer Reklamation gegen die Höhe der Ein schätzung zu den kommunlichen Anlagen wurde für beachtlich befunden. Anlangend das Regulativ über Erhebung einer Biersteuer in Geising, so soll hiernach auch das aus Böhmen eingeführte Bier der Besteuerung mit unter liegen. Dies ist nach den bezüglichen zollvereinsgesetz lichen Bestimmungen unzulässig und erklärte sich des halb der Bezirks-Ausschuß mit der Rückgabe der Sache an den Stadtgemeinderath behufs anderweiter Er wägung einverstanden. In Bezug auf die von den Grundstücksbesitzern Einhorn u. Gen. bei hiesigem Stadtrathe beantragte und infolgedessen von Letzterem beschlossene Einziehung des Fußweges zwischen Dippoldiswalde und Reichstädt, soweit er die Grundstücke der Antragsteller in hiesiger Flur durchschneidet, sprach sich der Bezirks-Ausschuß dahin aus, daß der fragliche Fußweg im Interesse des öffentlichen Verkehrs, dem er zeither ohne allen Wider spruch gedient habe, zu erhalten sei. Behufs Ausführung des Reichskrankenversicherungs gesetzes vom 15. Juni 1883 ist der Betrag des orts üblichen Tagelohns gewöhnlicher Tagearbeiter, welcher für Bemessung des Krankengeldes, der Versicherungs beiträge u. s. w. den Maßstab zu bilden hat, behörd lich festzustcllen. Die Kgl. Amtshauptmannschaft hat nun den Gemeinden folgende Lohnsätze vorgeschlagen: Für den Amtsbezirk Dippoldiswalde: n) 1 M. 40 Pfg. für erwachsene männl. Arbeiter, b) — - 80 - - - weibl. Arbeiter, o) — - 70 - - jugendliche männl. Arbeiter, ck) — - 50 - - - weibl. Arbeiter; für die Amtsbezirke Frauenstein, Lauenstein und Altenberg: 1 M. 30 Pfg. für Kategorie a, — - 70 - - - b, — - 60 - - - o, — - 50 - - - ck. Der Bezirks-Ausschuß erklärte diese, von der Mehr zahl der Gemeinden acceptirten Lohnsätze für ange messen und den lokalen Verhältnissen entsprechend und nur rücksichtlich der Orte Altenberg, Zinnwald und Georgenfeld eine Herstellung des Satzes von 1 M. 30 Pfg. auf 1 M. 20 Pfg. für gerechtfertigt. Schließlich genehmigte man die vom Direktorium der Bezirks-Anstalt vorgeschlagene Anstellung des Ser geanten Blank meister von Dresden als Aufseher genannter Anstalt an Stelle des wegen anderweiter Anstellung abgegangenen Aufsehers Hiltscher. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Infolge Wegzugs des bis herigen stellvertretenden Hauptmanns der hiesigen frei willigen Feuerwehr, des Herrn Kaufmann R. Hand- werck, mußte diese Stelle neu besetzt werden und ist in der Generalversammlung des Korps am 7. Juni Herr Strohhutfabrikant I. G. Reichel als stellver tretender Hauptmann gewählt worden. Die Wahl bedarf der Bestätigung des Stadtraths. — Der heutigen Nummer liegt Nr. 1 der von jetzt ab regelmäßig allmonatlich erscheinenden „Monats- Beilage" der Weißeritz-Zeitung bei. — Nachdem die abschließenden Arbeiten für unsere Bahn beendet sind, wird das hiesige Baubureau für die Eisenbahnlinie Hainsberg-Kipsdorf mit dem I. Juli aufgelöst und werden uns bis dahin sämmtliche Be amten desselben verlassen. — In Reinhardtsgrimma mird Montag, den 16. Juni, eine größere Feierlichkeit stattfinden, in dem das in seinem Baue fertiggestellte neue Schulhaus nach Beschluß des Schulvorstandes an gedachtem Tage zur Einweihung gelangen soll. — In Vereinigung mit der Orts-Postanstalt wird vom 9. Juni an in Bärenstein eine Telegraphen Betriebsstelle mit Fernsprecher mit beschränktem Tages dienst eröffnet werden. — In Pretzschendorf ist am 5. Juni Abends gegen 8 Uhr das im Oktober 1879 geborene Töchterchen des dasigen Haus- und Feldbesitzer Johann Heinrich Lohse in ein im Garten ihres Vaters befindliches Wafferloch gefallen und in demselben ertrunken. — Muthmaßlich infolge von Lebensüberdruß er- hing sich, und zwar jedenfalls schon am Vormittag des 5. d. M., der 67 jährige Schuhmachermeister Carl Friedrich August Oehlschlägel in Dittersdorf bei Glashütte. Derselbe war verheirathet und hinterläßt Frau und drei Kinder. — Der Bau der Strecke Klostergrab-Mulda der Prag-Duxer Bahn geht rasch vorwärts; die Strecke von Klostergrab bis zur Kopfstation Eichwald ist im Oberbau fast ferliggestellt, und auch die Tunnelarbeiten in der weiteren Strecke sind soweit fortgeschritten, daß der Eröffnungstermin (am 1. Oktober) jedenfalls wird eingehalten werden können. Rabenau. Am gestrigen Sonntag fand die erste festliche Begehung des von der Sektion Rabenau des Gebirgsvereins für die sächsisch-böhmische Schweiz an gelegten neuen Weges durch die Hainleithen nach dem Brautbett und Predigtstuhl statt und hatten sich dazu auch Theilnehmer der Gebirgsvereine von Tharandt, Stolpen und Dippoldiswalde eingefunden. Ein statt licher Festzug bewegte sich den schönen, viel reizende Ausblicke bietenden, und mit Ruhebänken versehenen Weg entlang zum Brautbett, wo nach einem ein leitenden Gesänge der Vorsitzende der Sektion Rabenau, Herr Pfarrer Weißbach, die Erschienenen mit herzlichen Worten begrüßte, die Sagen, die sich um die Stelle gewoben, erläuterte, der Stadtgemeinde und der Forst verwaltung den Dank für ihr freundliches Entgegen kommen aussprach und mit einem Hoch auf König Albert und Prinz Georg schloß. Nachdem noch Herr Kantor Kind den Vorschlag gemacht, den noch namen losen Weg „Friedensweg" zu nennen, sprach Herr Stadtgutsbesitzer Müller aus Dippoldiswalde den Dank an Rabenau aus. Nach längerem Verweilen ans dem herrlichen Platze beivegte sich der Festzug nach der großen Mühle und löste sich hier auf. Dresden. Nach der Rückkehr von Ems und Brennerbad wird der König und die Königin das Sommerlager in Pillnitz am 20. Juni beziehen. — In den letzten Tagen der vor. Woche fanden in Dresden drei Jahres-Hauptversammlungen statt: die des Nealschulmännervereins, die der Bezirksschul inspektoren Sachsens und die des deutschen Anwalts tages. — Im Geschäftsbereiche des evangelisch-lutherischen Landeskonsistoriums sind gegenwärtig 22 Stellen er ledigt. — Der evangelisch-lutherischen Diakonissenan stalt in Dresden sind im Jahre 1883 18 Stiftungen und Legate im Betrage von 26,113 M. vermacht worden. Meißen. Die hiesige Albrechtsburg und der Dom waren während der Pfingstfeiertage sehr zahl reich besucht, und zwar am ersten von ca. 700, am zweiten von über 1000 und am dritten von ca. 800 Personen. Meist waren sie aus Norddeutschland, Rheinland, Westphalen nnd Böhmen, diesmal weniger aus Berlin als sonst. Weinböhla bei Meißen. In den hiesigen Wein bergspflanzungen ist die Reblaus entdeckt worden. Sach verständige Ermittelungen sind sofort angestellt worden. Freiberg. Nach dem erschienenen offiziellen Be richt über das Bergrevier Feiberg für 1883 hat das Ausbringen sämmtlicher dortiger Gruben und Berg gebäude im genannten Jahre rund 566,200 Centner Erz betragen: Darin waren enthalten: 0,09 Pfund Gold, 62,397 Pfund Silber, 84,627 Centner Blei