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Mchmh-MiW Verantwortlicher Nedaeteur: Curl Ikhnc in Dippoldiswalde. Kaufmann Reichel, beantwortete der Vorsitzende Zeltler- Chemnitz mit herzlichem Danke für das warme Ent gegenkommen der hiesigen Einwohner, insbesondere der Turner, und brachte dann ein von dem ehemaligen hiesigen Turnlehrer Victor Thurm, jetzt in Crefeld, abgesendetes begrüßendes Telegramm zur Verlesung. Bei verschiedenen Ansprachen und Gesängen und den Klängen des Orchesters verfloß rasch und angenehm die Zeit, und erst spät suchten unsere Gäste die zur Stärkung für den folgenden Tag nöthige Ruhe. Den Morgen des 4. Juni benutzten die Gäste zur Besichtigung der Nicolaikirche, wobei Hr. Kantor Hell riegel die Führung übernommen hatte, und wohnten sodann dem Turnen der hiesigen beiden ersten Schul klassen, geleitet von den Herren Lommatzsch und Schröter bei, und sprachen sich die sachverständigen Zuschauer wiederholt sehr anerkennend über den Stand unseres Schulturnens aus. Nach 10 Uhr begannen die Verhandlungen im Saale des Gasthofes zum Stern. Eingeleitet wurden diese durch Ansprachen, bez. Be grüßungen der Versammlung durch den Vorsitzenden, ferner durch Herrn Bürgermeister Voigt im Namen der Stadt und durch Herrn Schuldirektor Engelmann im Namen des Lehrerkollegiums. Auf der Tagesordnung standen folgende Punkte : 1. Geschäfts- und Kaffen bericht (Schettler-Auerbach). 2. Ueber die Mittel zur Erreichung einer guten Haltung der Knaben und Jüng linge (Frohberg-Dresden). 3. Ueber unsere Stellung zur Spielfrage (Kreisig-Cheinnitz). 4. Antrag des Turn lehrervereins zu Dresden, einen deutschen Turnlehrer verein in's Leben zu rufen (Bier-Dresden). 5. Die Stellung der Turnlehrer an den höheren Schulen (Zett- ler-Chemnitz). — Gewählt wurden in den Ausschuß: Zettler-Chemnitz, Schettler-Auerbach, Frohberg-Dres den, Heeger-Dresden, Dinter-Bautzen. Während der Verhandlungen wurde ein Telegramm nach Schnepfen thal gesendet, da vor gerade 100 Jahren die dortige Anstalt mit dem ersten deutschen Turnplätze gegründet worden. Als Ort der nächsten, 1886 stattfindenden Versammlung wurde Oschatz bestimmt. Nach Schluß der Verhandlungen fand ein einfaches Mittagsmahl „Wekßeritz-Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis »ierteljährlich 1 M. LS Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — All« Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Amtsblatt für die Königliche Amtshauptmannschast Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Ein gegen Mittag wolkenbruchartig hereinbrechender Regen vereitelie leider den beabsichtigten Auszug und das Turnen auf dem Turnplätze, so daß dasselbe in der Turnhalle abgehalten werden mußte, ein Umstand, der insofern bedauerlich war, als dadurch die Möglich keit benommen war, die turnerischen Arbeiten auch einem größeren Kreise vorzuführen. Es wurden nun zunächst von den Gästen Eisenstabübungen ausgeführt, denen sich Uebungen am Barren und Pferd anschlossen. Die Betheiligung mar eine zahlreiche und die Aus führung, wie nicht anders zu erwartens, eine vorzüg liche. Ein Spiel „Den Dritten abschlagen", bei dem sich manch ergötzliche Episode zeigte, bildete den Schluß des Turnens der Gäste. Nach kurzer Pause trat unser Turnverein an und führte zuerst ebenfalls Eisenstab übungen auf, die, wie der lebhafte Beifall bekundete, allseitig gefielen. Das hierauf folgende Gerätheturnen und das Turnen der Vorturnerschaft gab ein schönes Bild frischer, fröhlicher Turnerarbeit. Es wurde von den Turnlehrern wiederholt und mit Freude anerkannt, daß die edle Turnerei in unserer Stadt eine gute Pfleg stätte gefunden, daß unsere turnerischen Zustände volle Anerkennung verdienten — ein Zeugniß, dessen sich, weil es von so berufener Seite kommt, unser Turn verein von Herzen freuen kann. Ein Kürturnen am Reck feiten der Gäste beschloß die turnerische Arbeit des Tages. Hierbei sei noch bemerkt, daß Hr. Stell macher Klemm eine Ausstellung von Turngeräthen arrangirt hatte. — Nach gethaner Arbeit wollte man sich nun auch etwas gütlich thun, und so führte denn unser Turnverein unter Klang und Sang seine Gäste nach dem Schiebhaus, allwo ein Kommers mit Tänz chen abgehalten werden sollte. Der in frischem Grün prangende Saal war dicht gefüllt, eine frohe Stimmung Inserate, welche bei der bedeutenden Auslage de» Blattes eine s«hr wirk« same Verbreitung^ finden, werden mit 10 Pfg. die Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirt« Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt. Theile, die Spaltenzeile Politische Wochenschau. Deutsches Reich. Das politische Räderwerk, welches während der Psingstpause theils ganz still ge standen, theils sich nur in leisen Schwingungen ge dreht hatte, beginnt jetzt allgemach wieder stärker zu arbeiten. Die regelmäßige Thätigkeit auf dem Gebiete der inneren Politik wird sich in ihrem vollen Umfange allerdings erst in kommender Woche mit dem Wieder beginn der Plenarverhandlungen des Reichstages be merklich machen; doch wird die parlamentarische Arbeit noch in dieser Woche von mehreren Bundesrathsaus- schüssen und der Aktiengesetzkommission des Reichstages von Neuem ausgenommen. — Mit großer Erwartung sieht man allseitig der feierlichen Grundsteinlegung zum neuen Reichstagsgebäude am Montag entgegen, deren Programm vom „Reichs- und Staats-Anzeiger" mit- getheilt wird. Hiernach geht das Fest unter Theil- nahme des Kaisers, des Kronprinzen und'der Kron prinzessin, sowie des gesammteii künigl. Hauses vor sich, und wird für die hohen Herrschaften vor dem Grundsteine ein Pavillon errichtet, von welchem ans der Blick den Festraum bis zur Siegessäule hin be herrscht. Zur Rechten und zur Linken des Grund steines gruppiren sich der Reichskanzler, die Vertreter der Bundesregierungen, der Vorstand des Reichstages, Vertreter der Armee rc. Dem Pavillon gegenüber, stellen sich die Abgeordneten auf; links und rechts reihen sich sodann an den Pavillon je zwei Tribünen, auf denen dis Mitglieder des Bundesrathes, des diplo matischen Corps, der Neichsbehörden rc. placirt werden, vor diesen Tribünen nehmen die Generalität und die Wirkl. Geh. Näthe ihren Stand. Schließlich folgen noch weitere Tribünen für das Publikum mit ca. 800 Plätzen. Nach diesen Vorbereitungen zu schließen, wird die ganze Feier einen imposanten Eindruck machen und denjenigen Verlauf nehmen, welcher ihrer Be deutung entspricht. Die eigentliche Festrede wird der Oberhof- und Domprediger vr. Kögel halten. Das Neichstagsplenum wird sich in seinen beiden ersten Sitzungen nach den Pfingstferien mit den kon servativen Anträgen auf Umgestaltung des § 100 der Gewerbeordnung (Innungen) und auf Errichtung von Gemerbekammern, sowie mit dem Anträge Windthorst auf Aufhebung des Gesetzes über die unbefugte Aus übung von Kirchenämtern und mit der Dampfersub ventionsvorlage beschäftigen. Im Uebrigen herrscht über die parlamentarische Situation, wie sie sich für den Rest der Situation gestalten wird, noch ziemliche Unsicherheit und gilt dies namentlich bezüglich des Termins für den Schluß des Reichstages. Jedenfalls hat die in Aussicht stehende Vermehrung der parla mentarischen Arbeiten die Hoffnungen auf einen bal digen Schluß der Neichstagssession wieder einigermaßen erschüttert. — Die Kaiserin von Rußland ist auf ihrer Rückreise von Rumpenheim nach Petersburg am Mitt woch in Berlin eingetroffen. Der Aufenthalt der hohen Frau in der Reichshauptstadt war jedoch nur ein beschränkter, da sie bereits gegen Mitternacht die Reise nach Petersburg wieder fortsetzte. — Die An gelegenheit der mit dem Großherzoge von Hessen in morganatischer Ehe verbundenen Frau v. Kolemine ist einem für beide Theile befriedigenden Abschlüsse nahe. Es handelt sich nur noch um die Erfüllung legaler Formalitäten bei der Ehescheidungsklage, worauf letztere ihre baldige Entscheidung finden wird. Frau v. Ko lemine wird den gräflichen Titel mit der Namens bezeichnung einer Gräfin v. Romrod verliehen erhalten. Oesterreich-Ungarn. In Oesterreich ist die Wahl bewegung durch die Auflösung der Landtage von Mähren, Nieder- und Oberösterreich, Salzburg, Steier mark, Kärnten, Bukowina, Schlesien und Vorarlberg nun auch diesseits der Leitha erwacht, und finden die Neuwahlen zu den betreffenden Landtagen schon im . .. Laufe des nächsten Monats statt. Jenseits der Leitha Mitglieder von hier bet! ist der Wahlkampf anläßlich der Neuwahlen zum un- > ' garischen Reichstage bereits im vollen Gange und hat jüngst wieder eine jener „Eigenthümlichkeiten" gezeitigt, durch welche sich die Wahlen im Reiche der Stesans- krone auszuzeichnen pflegen. In Klausenburg (Sieben bürgen) attakirte der Pöbel den Kandidaten der libe ralen Partei, Alexander Hegedüs, und dessen Freunde, die ihn zu Wagen in die Stadt geleiteten, am Pfingst montag mit Steinwürfen, wodurch gegen 60 Personen mehr oder weniger schwer verletzt worden sind. Auch in Gyergyolfälu (Siebenbürgen) hat die Wahlbewegung ebenfalls zu einem blutigen Zusammenstöße der Par teien geführt. Die einschreitende Gensdarmerie, mit Steinwürfen empfangen, gab Feuer, wodurch 8 Per sonen getödtet wurden. Frankreich. Für die französische Negierung nimmt die Entwickelung der Dinge in Ostasien einen immer günstigeren Verlauf. Jetzt hat auch der Hof von Hue den mit Frankreich abgeschlossenen Vertrag von Hue, welcher die französischen Beziehungen zu Anam regelt, im Prinzip angenommen, und soll die definitive Unter zeichnung desselben erfolgen, sobald die hiermit zu sammenhängenden Fragen untergeordneter Bedeutung gelöst sind. England. In den Londoner politischen Kreisen ist ein Artikel der „Fortnightly Review" das Tages ereignis;, hinter welchem selbst das Interesse an den letzten Dynamitexplosionen zurücktritt. Der Artikel behandelt Englands auswärtige Politik und ist be sonders bemerkenswerth durch eine geradezu beleidigende Sprache gegen den Fürsten Bismarck und andrerseits durch ein stark aufgetragenes Lob des französischen Ministerpräsidenten Ferry. Der großes Aufsehen er regende Aufsatz ist mit G. unterzeichnet und glaubt man deshalb, daß er von Gladstone verfaßt oder von ihm wenigstens inspirirt sei. Der englische Premier hat sich freilich beeilt, erklären zu lassen, daß er mit dem betreffenden Artikel nichts zu thun habe, welche Erklärung aber vielfach auf Unglauben stößt. Falls Mr. Gladstone dem betreffenden Artikel wirklich nicht fernsteht, dann dürfte hierdurch auch die Haltung Deutschlands auf der Konferenz beeinflußt werden und zwar keinesfalls zu Gunsten der englischen Pläne. Ostasien. Auch die nördlichste Position der Schwarzflaggen in Tonkin, Tuyenquän, ist jetzt den französischen Truppen nach kurzem Kampfe in die Hände gefallen. General Millot meldet, daß er in Tuyenquän eine Garnison zurücklaffen und dann nach Hanoi zurückkehren werde; eine Abtheilung der Schwarz flaggen habe ihre Unterwerfung angeboten. Die Orte Langson, Chatke und Caobang sollen ebenfalls fran zösische Garnisonen erhalten. Egypten. Das meiste Interesse an den jüngsten über die Sudanrebellion eingelaufenen Nachrichten er regt unstreitig diejenige von einem angeblich in der Landschaft Darfur aufgetauchten neuen Mahdi. Der alte Mahdi, Achmet Mohammed, soll gegen seinen Konkurrenten Truppen ausgesandt haben, die aber von diesem vollständig geschlagen worden seien. Die Versammlung des Sächsischen Turnlehrervereins in Dippoldiswalde, vom 3.-5. Juni. Nachdem in de» Nachmittagsstunden des 3. Juni die erwarteten Theilnehmer der Versammlung, größ- tentheils zu Fuß, hier eingetroffen und vom Turn verein am Bahnhofe mit Musik empfangen und in die Stadt geleitet morden waren, fand Abends von 8 Uhr an eine gesellige Vereinigung auf dem Rathhaussaale statt, an welcher sich, nach Beendigung einer vorbe reitenden Sitzung, auch der Vorstand des Vereins, die Herren Oberturnlehrer Zettler-Chemnitz, Schettler- Auerbach, Heeger-Dresden, Frohberg-Dresden, sowie eine große Anzahl Quartierwirthe und Turnvereins- lheiligten. — Die begrüßenden Worte des Vorsitzenden des hiesigen Turnvereins, Hrn. lsschlag. — Eilige« im redaktionellen 20 Pfg.