Volltext Seite (XML)
Wchnitz-AitiW Verantwortlicher Redactenr: Carl Irhnc in Dippoldiswalde. Inserate, welche bei der bedeutenden Auslage de» Blattes eine sehr wirk- same Verbreitung finden, werden mit lO Pfg. di« Spaltenzeile oder oeren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirt« Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeil« 20 Pfg. Di» „Weißerisz-Zeitung" «scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 28 Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern so Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie vie Agenten nehmen Be stellungen an. Amtsblatt für die Königliche Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Nr. 48. Z«M SA. In alter Treue und Anhänglichkeit an sein edles Fürstenhaus begeht Sachsens Volk den morgenden Tag, an welchem König Albert die Schwelle zu einem neuen Lebensjahre überschreitet. Mit den Gefühlen freudigster Theilnahme blickt das ganze Land an diesem bedeutungsvollen Tage auf seinen allgeliebten Herrscher, welcher nun seit mebr als einem Decennium in rastlosem Pflichteifer, in unermüd licher Fürsorge die Geschicke des Landes lenkt, dessen segensreiches Wirken auf allen Gebieten des öffentlichen Lebens hervortritt und unter dessen Regierung unser engeres Vaterland zu einem der wichtigsten Glieder des deutschen Staatenbundes geworden ist. Letzterer Thatsache entspricht die einflußreiche Stellung, welche König Albert im Nathe der deutschen Fürsten einnimmt, sowie die innige persönliche Freundschaft, die ihn mit dem greisen Oberhaupte des Reiches verbindet und welche in der unerschütterlichen Hingabe des sächsischen Monarchen für Kaiser und Reich wurzelt. Vornehmlich stammt aber diese Freundschaft aus jener großen Zeit, in welcher das neugeeinte Deutschland den Niesenkamps mit seinem Erbfeind bestand; für immer wird König Albert unter den deutschen (Fürsten.) Heerführern in dem gewaltigen Kriege um Deutschlands Macht und Einheit in erster Linie mit glänzen. Als Führer des 12. Armeecorps und dann, hierzu berufen durch das Vertrauen des obersten Kriegsherrn, der Maasarmee, hat er den ruhmvollsten Antheil an den denkwürdigen Schlachten von Gravelotte, Beaumont und Sedan und später an den Kämpfen vor Paris genommen, so daß der deutsch-französische Krieg den glänzenden Abschluß der militärischen Vergangenheit unseres Königs bildet, die ja schon auf den Höben von Düppel ihren Anfang nahm. Wenn wir aber einerseits den Eigenschaften König Alberts als Regent und Feldherr unsere Bewunderung zollen, so müssen wir dieselbe auch anderseits seinen rein menschlichen Eigenschaften zu Theil werden lassen. Gerecht und gütig, ein 49. Jahrgang. April. wahrer Berather seines Volks, nimmt er auch innigen Antheil an den Geschicken des Einzelnen und es ist hinlänglich bekannt, wie er in Gemeinschaft mit seiner erlauchten Gemahlin immerdar bemüht ist, die Thränen der Noth und Sorge zu trocknen und unverschuldetes Mißgeschick zu lindern. Gerade in dieser Beziehung hat sich König Albert Anrecht auf die unverlöschliche Dankbarkeit seines Volkes erworben, das treulich die so oft gespendeten Zeichen der königlichen Huld und Gnade in seinem Herzen bewahrt. — Ein herzliches Einvernehmen verbindet ihn und seine erhabene Gemahlin mit den übrigen Gliedern der königlichen Familie; leider warf das plötzliche Ableben der Prinzessin Georg einen Schatten auf dieses glückliche Familienleben, aber es war auch dieses nicht nur für das Herrscherhaus, sondern auch für das gesainmte Land so tief betrübende Erreigniß nur ein Anlaß, dem Könige als Haupt der so schmerzlich heimgesuchten Herrscherfamilie von Neuem die innigste Theilnahme des sächsischen Volkes an allen Geschicken seines Fürsten geschlechtes zu bezeugen. So steht denn König Albert vor uns, gleich groß in seinen menschlichen Eigenschaften, wie auch als Regent und Feldherr, ein eifriger Förderer des Wohles seines Volkes, ein treuer Bundesgenosse des Kaisers und eine feste Stütze des Reiches, zu dessen Einigung er ja in so ruhmvoller Weise beigetragen hat. Mit tiefbewegten Herzen bringen wir daher ihm, unserem allverehrten, gütigen Mo narchen, unsere innigsten Segenswünsche zum morgenden Tage dar, ihm gelobend, daß wir auch ferner in alter Sachsentreue und Ergebenheit zu ihm und seinem ganzen Hause stehen wollen. Mit diesen Wünschen geleiten wir König Albert hinüber in sein neues Lebensjahr — möge er noch lange zum Heile unser Aller seines Herrscheramtes walten! Dienstag, den 22. April 1884. Das rechte Maß. Die Forderung in dem Parteiprogramme der „Frei sinnigen", der jetzt vereinigten Fortschrittler und Se- cessionisten, nach weiterer Ausbildung der Reichsver- fassung und Schaffung von Neichsministerien, führte in voriger Woche zu einer lebhaften Debatte zwischen den Parteiorganen und veranlaßte auch den Bundes rath durch die Vertreter Preußens, Bayerns und Sachsens die Erklärung abzugeben, daß zwar der weitere Ausbau des Reichs im nationalen Sinne er strebt werde, aber an den bisherigen Grundlagen der Neichsverfassung in unitarischer und centralistischer Richtung nichts geändert werden könne. Vergleicht man nun die Forderung nach Reichsministerien und die Ablehnung derselben und das Festhalten an dem bisherigen Regierungsmodus mit der vorhandenen Neichsverfassung und deren staatspolitischer Unterlage, so erkennt man sofort die Anmaßung und Ungerechtig keit, welche in der ohne Weiteres aufgestellten Forde rung nach Neichsministerien liegt. Zunächst steht doch schon als ganz zweifellos fest, daß die Basis unserer Neichsverfassung eine bundes staatliche ist, daß die einzelnen deutschen Staaten unter einander im Bündnißvertrage stehen und der König von Preußen als Kaiser von Deutschland Führer und Präsident im Fürsten- und Bundesrathe ist. Natürlich giebt es nun Neichsinteressenten und Interessenten der Bundesstaaten; aber soll die Existenz der Bundesstaaten keine ungesunde, schattenhafte werden, sollen sie freudig an ihrer eigenen Verwaltung arbeiten, aber auch freudig dem Reiche geben, was des Reiches ist, so mußte auch streng geschieden werden, was gemeinsame Reichsinter' cssen nnd getheilte Bundesstaatsinteressen sind. Und wenn wir nun zu diesem Zwecke die Reichsverfassung nochmals durchlesen, so finden wir auch bereits die Grenzen zwischen Reichs- und Staatenverwallung. Dem Reiche gehört die auswärtige Politik, das Heer, die Mariye und das gemeinsame Recht in allen den An gelegenheiten, wo Trennung und Vielseitigkeit Benach- theiligung des Ganzen wie des Einzelnen mit sich bringen würde, nnd wie es fiir die Praxis des sozialen und wirthschaftlichen Lebens erwünscht ist, in allen übrigen Fragen bleibt die Landesgesetzgebung nnd Landesverwaltung im Rechte. Was will man nun wohl mit Reichsministern und Verfassungsänderung erreichen?! — Entweder müssen den Bundesstaaten noch verschiedene Rechte genommen und dem Reiche übertragen werden, um den Reichs ministerien eine wirkliche Centralgewalt zu verleihen oder man thäte dies nicht und schaffte schattenhafte Reichsministerien, die als fünfte Räder am Wagen sunktioniren könnten. Das Unnütze einer der letzteren ähnlichen Institution sieht Jedermann ein und bezüglich der ersteren, auf eine Verstärkung der Centralgewalt abzielenden Neuerung darf man wohl darauf aufmerk sam machen, daß auch der Centralismus seine schweren Gefahren in sich birgt und derselbe den deutschen Stämmen stets verhaßt gewesen ist, weil er ihr Frei heitsgefühl und ihre uralten Stammeseigenthümlich- keite» bedrohte. Das Ueberwuchern des Partikularis- mus und der ohnmächtigen Stammeszersplitterung hatte allerdings in früheren schlimmen Perioden das deutsche Reich vernichtet, aber ein Uebermaß der Cen tralgewalt könnte für die Zukunft dem neuen Reiche ebenfalls verhängnißvoll werden. Das politische Ge deihen Deutschlands beruht auf dem rechten Maße der Reichs- und Staatsgewalten und nachdem oem alten, schädlichen Partikularismus iu der Neichsverfassung der Boden entzogen und dem Kaiser und Reiche die gemeinsamen Lebensinteressen übertragen worden sind, dürfte in den Cardinalpunkten das rechte Maß wohl erreicht sein. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde, 21. April. Die Erweiterte Fortbildungsschule, deren ehemalige Konsortial mitglieder sich bei Gründung derselben verbindlich ge macht hatten, den Bestand des Instituts auf wenigstens 3 Jahre zu garantiren, beginnt diese Ostern ihr 10. Lebensjahr. Wie damals bei ihrer Gründung, so ist auch jetzt noch die genannte Anstalt ein Bedürfnis! für unsere Stadt und insbesondere für den Handels stand, und gewiß mancher der abgegangenen Schüler wird froh sein, da ihm nicht vergönnt war, eine gröbere Handelsschule besuchen zu können, in der Er weiterten Fortbildungsschule einen Ersatz für eine solche gefunden zu haben. Haben nun die Prinzipale, welche ihre Lehrlinge der Anstalt übergeben haben, den Bestand nicht ohne Opfer aufrecht erhalten können, so ist sehr zu wünschen, daß durch zahlreiche Anmel dungen diese gemindert und eine größere Ermäßigung deS Schulgeldes möglich werde. Wir wollen also nicht verfehlen. Alle, die in der Lage sind, für Söhne oder Lehrlinge bezüglich des Fortbildungsunterrichts sorgen zu müssen, auf die Anstalt aufmerksam zu machen, weisen aber noch besonders auf Folgendes hin. Da die Schule einen dreijährigen Kursus hat, so kommt von den Kontorwiffenschasten nach einander Kours- rechnung, Terminrechnung mit Konto - Korrenten und schließlich Buchhaltung an die Reihe. Dieses Jahr wird speziell Buchhaltung gelehrt werden und können an dem betreffenden Kursus auch Extraner theilnehmen. Vielleicht ist mit dieser Hinweisung manchem jungen Manne (Schreiber, Verwalter, Handwerker) gedient, und zwar umsomehr, als wir Privatlehrer, die nach Belieben der Schüler zur Ertheilung von Kursen ge neigt wären, hier nicht haben. — Seit vorigen Sonnabend ist nach Tagen lachen den Sonnenscheins der Winter bei uns eingezogen und ohne Unterbrechung schneit es fort, so daß bereits Sonnabend Abend mit dem Schlitten ein besseres Fort kommen war als mit dem Wagen und auch ein Guts besitzer der Umgegend mit demselben zur Stadt kam. ' Glücklicher Weise ist bisher noch keine Kälte einge- ireten und kann man wohl hoffen, der Schnee habe bisher den blühenden Bäumen und Sträuchern noch keinen Schaden zugefügt. Da unter dem Schnee das abgethaute Wasser steht, sind Wege und Stege schreck lich zu passiren, und dürfte der heutige Jahrmarkt voraussichtlich leider ein ganz schlechter werden. — Anfang Mai und voraussichtlich Sonntag, den 4. Mai, beabsichtigt das „Erste Steyersche Männer- Quartett Edelweiß" im Saale der „Neichskrone" hier nach einem Programm ernsten, abwechselnd mit sehr heiteren/Jnhalts ein Concert zu veranstalten. Einige im „Volksfreund" und „Dresdner Anzeiger" erschie nene, sehr günstige Rezensionen über die Leistungen dieses Quartetts lassen uns hoffen, daß dasselbe etwas Außergewöhnliches zu bieten vermag. Unter den an erkannt tüchtigen Kräften wird insbesondere des Ko mikers in lobender Weise gedacht. Freunde des Ge sanges und Humors seien hierauf aufmerksam gemacht. — Nächsten Sonnabend (Nachts verkehrt bekanntlich der Extrazug von Hainsberg nach Kipsdorf) wird im Altstädter Hostheater „Der Troubadour" mit Herrn Greve vom Stadttheater in Mainz als Gast in der Nolle des Luna, und im Theater in der Neustadt zum ersten Male „Gerettet," Schauspiel in 4 Akten vow Spielhagen, gegeben werden.