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Mkißmh-AitWS Verantwortlicher Redakteur: Carl Ichnt in Dippoldiswalde. Sonnabend, den 2. Februar 1884. 49. Jahrgang. Nr. 15. Inserate, welche bei der bedeutenden Auslage de« Blattes eine sehr wirl- same Verbreitung finden, werden mit 10 Psg. die Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirt« Inserate mit entsprechen dem Ausschlag.Einge sandt, un redaktionellen Theile, die Spaltenzeile 20 Psg. Die „SSelßeritz. Zeitung" erscheint wöchentlich drei- nial: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 26 Psg-, zweimonatlich 84 Psg., einmonatlich 42 Psg. Einzelne Nummern N Psg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be- . Amtsblatt für di- Söniqliche UmtshMptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Aomglichen Amtsgerichte und die Kladträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Politische Wochenschau. Deutsches Reich. Der Kaiser ist von dem leichten Unwohlsein, welches ihn jüngst infolge einer Erkältung befallen, nunmehr wieder gänzlich hergestellt. Er wird darum auch auf dem nächsten großen Hofball im könig lichen Schlosse erscheinen können, welcher jedoch vom 31. Januar auf den 4. Februar verschoben worden ist, da die Aerzte dem hohen Herrn noch einige Tage Schonung angerathen haben. — Das preußische Ab geordnetenhaus hat in dieser. Woche wieder einmal eine „Kulturkampf-Debatte" zu verzeichnen, wie sie von der Berathung des Kultusetats fast unzertrennlich erscheint. Gelegentlich der am Dienstag begonnenen zweiten Berathung des Kultusetats konnte es sich Ab geordneter Di. Windthorst nicht versagen, das Kultur kampfgebiet wieder zu berühren, indem er an den Mi nister v. Goßler die Frage richtete, ob die Regierung eine organische Revision der Maigesetze beabsichtige oder doch in der jetzigen Session Spezialgesetze zur Abhilfe der vom Redner vorgebrachten Beschwerdepunkte, die sich namentlich auf die Aufhebung der Priester konvikte bezogen, vorzulegen beabsichtige. Namens der Konservativen gab Abgeordneter von Hammerstein die Erklärung ab, daß seine Partei einer organischen Re vision der Maigesetze nicht abgeneigt sei, doch müsse man vorher über die Absichten der nationalliberalen Partei unterrichtet sein, infolge dessen Abgeordneter v. Eynern auf die von den Nationalliberalen am 17. April 1883 abgegebene Erklärung hinwies. Der Kultusminister erwiderte dem Abgeordneten Windthorst, daß die Erklärungen, welche die Negierung bezüglich der Revision abgegeben habe, in aller Händen seien und von denen könne sie weder etwas hinzufügen noch etwas hinwegnehmen. — Der preußische Volkswirth- schaftsrath hat am Montag seine Session mit der fast einstimmig erfolgten Annahme der „Grundzüge" des Unfallversicherungsgesetzes geschlossen. Es ist dieses Resultat um so erfreulicher, als sich sowohl in der Generaldiskussion als auch bei der Spezialberathung ein nicht unerheblicher Widerspruch aus der Mitte des Volkswirthschaftsrathes gegen verschiedene Bestimmungen des Entwurfes erhoben hatte. — Auf dem Gebiete der hohen Politik ist seit acht Tagen wieder das Ka pitel von der mitteleuropäischen Trippelallianz an der Tagesordnung. In erster Linie wird hierbei das Ver- hältniß Italiens zu den beiden Kaisermächten erörtert und hieran soviel herumgedeutelt und gedüftelt, daß eigentlich kein Mensch aus der Sache klug werden kann. Die Insinuation der „Köln. Ztg.", Italien könne der deutsch-österreichischen Allianz vielleicht nur deshalb beigetreten sein, um sich in einem eventuellen Kriege gegen Frankreich Savoyen und Nizza wieder zu holen, wird von den italienischen Blättern mit Heller Entrüstung zurückgewiesen und legten dieselben unisono plötzlich eine auffallende Hinneigung zu Frank reich an den Tag. Es ist indessen schwerlich anzu nehmen, daß in der italienischen Politik nunmehr eine demonstrative Wendung nach der französischen Seite hin eintreten werde, und im römischen Kabinet wird man nur zu gut wissen, welch' einen sichern Rückhalt Italien in der Freundschaft zu Oesterreich und Deutsch land hat. Oesterreich-Ungarn. Die fünftägige Redeschlacht im österreichischen Abgeordnetenhause über den Wurm- brandt'schcn Sprachenantrag hat am Dienstag mit der Ablehnung desselben geendet. Es ließ sich dieses Re sultat unschwer voraussehen, aber man konnte wenigstens erryarten, daß eine der eingebrachten vermittelnden Tagesordnungen angenommen werden würde, aber auch dieses ist nicht geschehen, und „kalten Herzens" ging die czechisch-polnisch-slovenisch-feudale Majorität zur einfachen Tagesordnung über. Die Sprachenfrage hat nun hiermit vorläufig ihre parlamentarische Erle digung gefunden, aber sie wird und muß trotzdem die brennendste Tagesfrage in Oesterreich bleiben und die Mahnung, welche der Generalredner der Linken bei der Spezialdiskussion, der Deutschböhme Plener, am Montag an die slavischen Abgeordneten richtete, sie möchten es nicht so weit kommen lassen, eines Tages zu erfahren, was die nationale Ehre der Deutschen in Oesterreich verlangen werde, war durchaus am Platze. Frankreich. Die wirthschaftliche Krisis und der Nothstand der Pariser Arbeiter beschäftigt noch immer die öffentliche Meinung in Frankreich in hervorragender Weise. In der Deputirtenkammer, welche sich durch vier Sitzungen hindurch mit diesem Gegenstand befaßte, ergriff endlich auch der Ministerpräsident Ferry das Wort, um die Ansicht der Negierung darzulegen. Herr Ferry erkannte den Ernst der Lage zwar unumwunden an, indessen meinte er, daß dieselbe vielfach sehr über trieben dargestellt werde. Als Hauptursachen der Krisis bezeichnete der Minister die übermäßige Baulust, durch welche in Paris zahlreiche Bauten hervorgerufen worden wären, die sich nur schwer vermiethen ließen, und dann die übertriebene Steigerung der Löhne, die der Kon kurrenz des Auslandes Thor und Thür öffne. Ent schieden sprach er sich gegen Kredit-Bewilligungen zur Beseitigung der Krisis aus, die von ihm als Bettel system charakterisirt wurden. Positive Vorschläge zur Linderung des Nothstandes scheint aber Herr Ferry nicht gemacht zu haben, und doch muß in dieser Be ziehung von Seiten der Regierung etwas geschehen. Vielleicht, daß die weitere Berathung über die wirth schaftliche Krisis, welche die Deputirtenkammer am Donnerstag wieder ausgenommen hat, einen Ausweg zeigen wird. Spanien. Seit der Auflösung der spanischen Cortes durch das Ministerium Canovas del Castillo ist in dem Parteigetriebe Spaniens eine gewisse Ruhe eingetreten. Es dürfte dies indessen nur die Ruhe vor dem Sturme sein, und das gegenwärtige spanische Kabinet trifft denn auch alle Vorkehrungen, um sich gegen denselben zu sichern, möge er nun von einer Seite kommen, von welcher er wolle. Unter Anderem hat die Regierung beschlossen, alle Bankets anläßlich des Jahrestages der Proklamation der Republik am 11. Februar zu ver bieten. Freilich wird dieser Beschluß unter den spa nischen Repnblikanern viel böses Blut machen, aber von der bekannten Energie Sennor Castillo's steht zu erwarten, daß er ihn unter allen Umständen durch führen wird. Italien. König Humbert hat ein Handschreiben an den Ministerpräsidenten Depretis gerichtet, in wel chem der Monarch seinem Danke für die jüngste Wall fahrt zuni Grabe Viktor Emanuels Ausdruck giebt. Die Wallfahrt habe das Vertrauen des italienischen Volkes in die nationalen Einrichtungen und zugleich dessen moralische Erziehung bewiesen. Der König ge denkt schließlich der Gastfreundlichkeit und der edlen Haltung der Stadt Nom und beauftragt Depretis, der Dollmetscher der königlichen Dankbarkeit bei der ganzen Nation zu sein. Egypten. In der egyptischen Frage konzentrirt sich gegenwärtig das Hauptinteresse auf die Mission General Gordon's nach dem Sudan. Derselbe be findet sich jetzt unterwegs nach seinem Endziel Chartuni; die reichlichen Geldmittel, welche ihm von der egyp tischen Negierung zur Verfügung gestellt morden sind, lassen ein befriedigendes Resultat seiner Mission erhoffen, denn mit Gold läßt sich auch bei den unzivilisirten Eingeborenen des Sudan, viel, wenn nicht Alles er/- reichen. In der Begleitung Gordon's befindet sich der neue Sultan von Darfur, Emir Abdel Schakur, an welchen die egyptische Regierung diese aufständische Provinz förmlich abgetreten hat. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Im Bezirke der königl. Amts- hanptmannschaft Dippoldiswalde (einschließlich der Stadt Dippoldiswalde) sind im Dezember vor. Jahres im Ganzen 3861 Pferde und 25799 Rinder con- signirt worden, und vertheilen sich diese Zohlen wie folgt: Dippoldiswalde 139 P. u. 269 R., Altenberg 44 P. u. 149 R., Bärenstein mit Hammerbärenclau und Geisingsgrund 29 P. u. 120 R., Frauenstein 51 P. u. 247 R., Geising 40 P. u. 134 R., Glashütte mit Gleisberg 44 P. u. 100 R., Lauenstein mit Unter löwenhain und Kratzhammer 44 P. u. 251 R., Am- melsdorf 28 P. u. 276 R., Bärenburg 2 P. u. 33 N., Bärenclause mit Kautzsch und Zscheckwitz 33 P. u. 193 R., Bürenfels 9 P. u. 59 R., Dorf Bärenstein 20 P. u. 266 N., Berreuth mit Seifen 27 P. u. 160 N., Berthelsdorf 31 P. u. 156 N., Beerwalde mit Thalmühle 53 P. u. 284 R., Börlas 63 P. u. 313 N., Börnersdorf mit Lichtenberg (antheilig) 61 P. u. 443 R., Börnchen bei Lauenstein 18 P. u. 227 N., Börnichen bei Poffendorf 34 P. u. 148 R., Breitenau mit Walddörfchen 47 P. u. 420 R., Bur kersdorf 108 P. u. 856 R., Cunnersdorf mit Krug mühle 93 P. u. 557 R., Dittersbach 43 P. u. 402 N., Dittersdorf mit Nückenhain und Neudörfel 72 P. u. 690 R., Döbxa 31 P. u. 235 R., Dönschten 3 P. u. 31 R., Elend 2 P. u. 69 N., Falkenhain 19 P. u. 172 R., Friedersdorf 48 P. u. 389 R., Fürstenau mit Gottgetreu und Müglitz 21 P. u. 434 N., Fürsten walde mit Rudolphsdorf 20 P. u. 492 R., Georgen- feld 4 P. u. 48 R., Gombsen 27 P. u. 140 R., Großölsa 51 P. u. 335 R., Hartmannsdorf 84 P. u. 612 N., Hausdorf 50 P. u. 236 R., Hänichen 25 P. u. 80 N-, Hennersbach 19 P. u. 141 R., Henners dorf 48 P. u. 414 N., Hermsdorf bei Frauenstein 66 P. u. 777 N., Hermsdorf bei Kreischa 22 P. u. 152 R., Hirschbach mit Hirschbachmühle 34 P. u. 214 R., Hirschsprung 4 P. u. 54 R., Holzhau 21 P. u. 227 R., Höckendorf mit Barthmühle und Edle Krone 74 P. u. 454 R., Johnsbach mit Bärenhecke 52 P. u. 501 R., Kipsdorf 17 P. u. 78 R., Kleinbobritzsch 39 P. u. 306 N., Kleincarsdorf 11 P. u. 69 R., Kreischa 80 P. u. 273 R., Liebenau mit Kleinliebenau 85 P. u. 757 R., Löwenhain 24 P. u. 295 R., Luchau mit Bret- mühle 76 P. u. 397 R., Lungkwitz 28 P. u. 163 R., Malter 13 P. u. 122 R., Nassau 93 P. u. 950 N., Naundorf 21 P. u. 111 R., Niedersrauendorf 22 P. u. 162 N., Niederpöbel 14 P. u. 33 R., Obercarsdorf 69 P. u. 316 N., Obercunnersdorf 53 P. u. 305 R., Oberfrauendorf 32 P. u. 237 R., Oberhäslich 30 P. u. 221 R., Oelsengrund 8 P. u. 50 R., Paulsdorf 8 P. u. 74 R., Paulshain 4 P. u. 36 N., Poffendorf 66 P. u. 253 R., Pretzschendorf 134 P. u. 995 R., Quohren 57 P. u. 274 R., Rechenberg IIP.». 127 R., Reichenau 96 P. u. 645 N., Reichstädt 167 P. u. 958 R., Reinberg 7 P. u. 102 N., Reinhardtsgrimma 93 P. u. 490 N., Reinholdshain 68 P. u. 374 R., Röthenbach 38 P. u. 324 R., Ruppendorf 77 P. u. 470 N., Sadisdorf 34 P. u. 322 R.s, Saida 10 P. u. 48 N., Seifersdorf 77 P. u. 422 N., Seyde 17 P. u. 216 R., Schellerhau 13 P. u. 234 R., Schlottwitz 17 P. u. 41 N., Schmiedeberg 29 P. u. 69 R., Spechtritz 9 P. u. 98 R., Schönfeld mit Oberpöbel 38 P. n. 284 R., Theisewitz mit Bröschen und Kleba 39 P. u. 163 R., Ulberndorf 34 P. u. 202 R., Waltersdorf 32 P. u. 230 R., Wendischcarsdorf 43 P. u. 175 R., Wilmsdorf 32 P.u. 135R., Wittgens- dorf 19 P. u. 94 R., Zaunhaus-Rehefeld 14 P. u. 105 R. und endlich Zinnwald 5 P. u. 34 R. Da nun aber im Dezember 1882 im Bezirke der königl. Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde — einschließlich der Stadt Dippoldiswalde — im Ganzen 3896 Pferde und 27075 Rinder gezählt worden sind, so hat sich im vorigen Jahre die Zahl der Pferde um 35, die Zahl der Rinder aber um 1276 vermindert. — Bei der hiesigen Sparkasse wurden im Monat Januar 1884 944 Einzahlungen im Betrage von 77 274 Mk. 48 Pf. gemacht, dagegen erfolgten 818 Rückzahlungen im Betrage von 63 670 Mk. 42 Pf. Sparmarken ä 5 Pf. sind 750 Stück verkauft worden.