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Die „Weißkrth Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 25 Pfg., zweimonatlich 84 Pfg-, eimnonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Mchkch-MiW. Amtsblatt Inserate, qelche bei der bedeutenden Auslage des Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden, werden Mit 10 Pfa. die Spaltenzeile oder veren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirt« Inserate mit entsprechen den! Aufschlag. -- Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeile 20 Pfg. für die Königliche Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Verantwortlicher Redakteur: Carl Ahne in Dippoldiswalde. Nr. 21. Sonnabend, den 16. Februar 1884. 49. Jahrgang. Politische Wochenschau. Deutsches Reich. Die politische Welt und in erster Linie die diplomatischen Kreise werden gegen wärtig durch das Erscheinen eines neuen Buches von Moritz Busch, betitelt „Unser Reichskanzler", sowie durch die, sicherem Vernehmen nach demnächst bevor stehende Versetzung des russischen Botschafters in Paris, Fürsten Orlow, nach Berlin, lebhaft bewegt. Das Buch des genannten Publizisten ist besonders dadurch bemerkenswerth, daß es einen neuen Beitrag zur Vor geschichte des deutsch-österreichischen Bündnisses liefert und wird mit der Vorgeschichte des böhmischen Feld zuges von 1866 eingeleiret. Es geht hieraus die in teressante Thatsache hervor, daß Fürst Bismarck schon vor Beginn des preußisch-österreichischen Krieges dem Wiener Kabinet ein Bündniß, mit entschiedener Wen dung gegen Frankreich und unter Beibehaltung des Dualismus inDeutschland, vorschlug, welcher Vorschlag aber an der kurzsichtigen österreichischen Politik scheiterte. Weiter sehen wir, daß es immer Bismarck war, der nach den für die preußischen Waffen so überaus glän zenden Ergebnissen des böhmischen Feldzuges immer wieder zur Mäßigung gegen Oesterreich wie gegen die süddeutschen Staaten drängte, und die nachfolgenden Ereignisse haben bewiesen, welche Früchte diese kluge Mäßigung trug. Nicht minder lebhaft wird namentlich in der Berliner diplomatischen Welt die von Peters burg aus signalisirte Ernennung des Fürsten Orlow zum russischen Botschafter in Berlin besprochen. Der genannte Diplomat gilt als ein entschiedener Anhänger der Bismarck'schen Friedenspolitik und zugleich als einer der wenigen Russen, welche sich der besonderen persönlichen Freundschaft des deutschen Reichskanzlers erfreuen, und. in Berücksichtigung dessen darf man die Neubesetzung des russischen Botschasterpostens in Berlin durch Fürst Orlow wohl als ein Zeichen einer weiteren Annäherung zwischen Deutschland und Rußland be trachten. — In einer am Montag gehaltenen Abend sitzung hat endlich das preußische Abgeordnetenhaus den Kultusetat erledigt, dessen zweite Berathung mehr als zwei Wochen in Anspruch nahm. Die zahlreichen Positionen des Kultusbudgets sind durchgängig ge nehmigt worden. Hoffentlich werden nunmehr die Verhandlungen des Abgeordnetenhauses rascher dahin fließen, schon mit Rücksicht darauf, daß der Reichstag dem Vernehmen nach in den Tagen zwischen dem 4. und dem 10. März zusammentritt. Die Etats des Abgeordneten- und des Herrenhauses, der Staats schuldenverwaltung, der Verwaltung der indirekten Steuern und der allgemeinen Finanzverwaltung sanden vhne wesentliche Diskussion die Zustimmung des Hauses. — Die vielfach koursirenden Gerüchte über angebliche Differenzen zwischen dem Reichskanzler und dem Statt halter von Elsaß-Lothringen werden jetzt von der „Nordd. Allg. Ztg." kategorisch dementirt. Das offi ziöse Blatt bezeichnet diese Gerüchte als vollständig erfunden; der Besuch Manteuffels in Friedrichsruh sei natürlich, Manteuffel und Bismarck seien seit ziemlich einem halben Jahrhundert befreundet. Sicherem Ver nehmen nach habe es sich in Friedrichsruh weniger um Vergangenheit und Politik, als um die Zukunft und wirthschaftliche Fragen gehandelt. Oesterreich-Ungarn. Die von der österreichischen Negierung erlassenen Ausnahmeverfügungen, deren Berathung im Abgeordnetenhause am Donnerstage begonnen hat, werden nicht die ungetheilte Zustimmung desselben finden. Der Klub der vereinigten Linken hat beschlossen, gegen die betreffenden Regierungsver fügungen zu stimmen, indessen kann nickt bezweifelt werden, daß der Antrag der Ausschußmajorität, den selben ohne jede Einschränkung zuzustimmen, Annahme finden wird. Eine strikte Aufrechterhaltung der Aus nahmeverfügungen ist auch um so mehr geboten, als jetzt von auswärts versucht wird, die Wiener Anhänger -der Umsturzpartei noch mehr gegen Gesetz und Ord nung auszureizen. In einer zu New-Jork am Mon tag stattgefundenen Versammlung deutscher und böh mischer Sozialisten, in welcher der Agitator Most das große Wort führte, wurden mehrere Vorschläge ange nommen, in denen den österreichischen Sozialisten em pfohlen wird, sich noch gefürchteter zu machen als bisher und keinen Aristokraten und Fürste» zu ver schonen. Frankreich. In Frankreich ließen die parlamen tarischen Erörterungen über die wirthschaftliche Krisis in letzter Zeit die Tonkin-Angelegenheit etwas zurück treten. Ein blutiges Ereigniß lenkt aber die Blicke der Franzosen wieder nach Ostasien. Ein Telegramm des Bischofs Puginier von Tonkin meldet die Nieder- metzelung von 23 Priestern und Katecheten und 215 christlichen Laien, sowie die Zerstörung von 108 Christen- Niederlassungen; nähere Details fehlen noch, namentlich was den Ort des Massakres anbetrifft. Dieser er schütternde Vorgang zeigt die Situation in Tonkin abermals in einem recht beunruhigenden Lichte, zumal Admiral Cvurbet gleichzeitig von ernsten Kämpfen meldet, welche in der Umgegend von Bacninh statt gefunden haben und bei denen die Feinde 500 Mann verloren haben sollen. Die Niedermetzelung ist, wie das Journal , Liberia" wissen will, in der Provinz Thanhna zwischen Hue und dem südlichen Arme des rothen Fluß-Deltas erfolgt. England. In England schwankt der Boden dem Ministerium Gladstone unter den Füßen. Die sich Schlag auf Schlag folgenden für Egypten und indirekt auch für England so bedrohlichen Ereignisse int Sudan haben in den weitesten Kreisen der englischen Bevöl kerung allgemeinen Unwillen gegen die egyptische Po litik Gladstones hervorgerufen, und in geschickter Be nutzung dieser erregten Stimmung hat die konservative Opposition in beiden Häusern des englischen Parla ments Tadelsanträge gegen das Kabinet eitigebracht. Zunächst mußte sich aber das Unterhaus in der Mon tagssitzung anstatt mit der egyptischen Frage mit der Bradlaugh-Affaire beschäftigen. Bradlaugh hat sich bekanntlich bisher noch jedesmal geweigert, den parla mentarischen Treueid zu leisten, am Montag that er dies aber unaufgefordert; trotzdem beschloß das Haus auf Antrag der Konservativen mit 228 gegen 120 Stimmen, ihn so lange von den parlamentarischen Ver handlungen auszuschließen, bis er sich verpflichte, die selben nicht mehr zu stören. Infolge dieses Beschlusses hat Bradlaugh sein Mandat (für Northampton) nieder gelegt, um sich einer Neuwahl zu unterziehen. Am Dienstag begann sodann im Unterhause die Berathung über das von Northcote beantragte Tadelsvotum, doch wurde dieselbe schließlich vertagt. Das Oberhaus da gegen nahm noch am gleichen Tage das von Lord Salisbury gegen das Kabinet beantragte Tadelsvotum mit 181 gegen 81 Stimmen an. Italien. Die Gefahr, in welcher die europäische Bevölkerung der jetzt vielgenannten egyptischen Hafen stadt Suakim im Falle einer Belagerung der Stadt durch die aufständischen Araber schwebt, hat auch Frank reich und Italien zur Ergreifung von Schutzmaßregeln veranlaßt. Französischerseits ist der Kreuzer „Seigne- lay" vom Piräus uach Suakim beordert worden, während italienischerseits das Kriegsschiff „Rapido" dort bereits stationirt ist. Der Kommandant desselben ist von der italienischen Regierung angewiesen worden, die italienischen und österreichisch-ungarischen Staats angehörigen, dann aber auch alle übrigen Europäer zu schützen. Nord-Amerika. Die Berichte aus den über schwemmten Gebieten Nord-Amerikas lauten immer trostloser. Viele Tausende von Menschen sind obdach- und nahrungslos, ganze Ortschaften sind zerstört und der angerichtete Schaden läßt sich noch gar nicht be ziffern. Vom Washingtoner Kongreß wurde eine Bill, betreffend die Unterstützung der Ueberschwemniten, ein stimmig angenommen. Egypten. Die Niedermetzelung der Garnison von Sinkst ist die neueste Hiobspost aus dem Sudan. Da Tewfik Pascha, der Kommandant von Sinkat, alle Hoffnung auf Entsatz abgeschnitten sah, so ließ er am Montag alle Forts in die Luft sprengen, die Kanonen vernageln und machte dann mit der 600 Mann starken Garnison einen Ausfall, wobei die ganze Garnison von den Aufständischen niedergemetzelt wurde. Um wenigstens Tokkar zu retten, wird General Graham mit einem Detachement englischer Truppen dorthin abgehen. Statistisches aas dm Medizinal-AM Dippoldiswalde. Vom Bezirksarzt I)r. Erl er. I. Jmpfstatistik. Im Jahre 1883 kamen im Mcdizinalbezirk Dippol diswalde bei einer Einwohnerzahl von 5I39S Köpfen 1849 Erstimpflinge und 1057 Wiederimpflinge vor. Von den 1849 Erstimpflingen kamen in Weg fall 122 durch Tod, 88 durch Wegzug und 76, weil schon im Vorjahre mit Erfolg geimpft; es blieben so mit 1563 impspflichtige Kinder. Von diesen sind 1404 d. i. 89,s > der Impfung unterzogen worden und zwar haben diese Impfungen ergeben 1358 mal Er folg — 96,7 °/o, 40 mal keinen Erfolg — 2,s "/o und 6 mal unbekannten Erfolg — 0,4°/». Dazu kommen noch 63 zum ersten Mal mit Erfolg Geimpfte, welche, weil im Jmpfjahr geboren, getrennt von den impf pflichtigen aufgeführt sind. Die Gesammtzahl der Zurückgestellten betrug 149 d. i. 9,8«/« der impfpflichtigen. Hinterziehung von der Jmpfpflicht kam in 10 Fällen vor d. h. nur 0,«°/«. Da aber, wie die Untersuchung derartiger Hinterziehungen ergeben hat, einige derselben auf der Nachlässigkeit der Angehörigen von kranken Kindern beruht, die beim Impftermine für ihr krankes Kind nicht rechtzeitig einen ärztlichen Dispens beigebracht haben, so ist auch obige Zahl streng genommen noch zu hoch ausgefallen. Was die Art der Impfung bei den Erstim pfungen anlangt, so sind 976 Impfungen mit Men schenlymphe, 428 mit Thierlymphe vorgenommen worden. Vorwiegend häufig wurde von der konser vierten Lymphe Gebrauch gemacht. Es wurden näm lich Impfungen vorgenommen u. mit Menschenlymphe: d. mit Thierlymphe: von Körper zu Körper 135 — 13,««/«, — mittelst Glycerinlymphe 149 — 15,,»/«, 33 — 7,7«/«, mittelst anders aufbewahrter Lymphe 692—70,«°/« 395 — 92,,«/». Es ist sehr beachtenswerth, daß die Impfung von Arm zu Arm bei den Impfungen mit Menschenlymphe nur 13,»«/» beträgt, und es steht zu erwarten, daß die Impfung mit Thierlymphe, die gegenüber der mit Menschenlymphe für das verflossene Jahr noch 30,4°/« beträgt, von Jahr zu Jahr an Häufigkeit zunehmen wird. Die Zahl der Wiederimpflinge betrug 1057. Von denselben sind abzurechnen wegen Todesfall 2, wegen Wegzug 8, wegen Ueberstehen der natürlichen Blattern 3, wegen vorausgegangener erfolgreicher Wiederimpfung 10; es sind somit 1034 impfpflichtig geblieben. Davon sind revacciuirt worden 1031 — 99,»°/», 2 sind zurückgestellt worden, 1 hat sich wider rechtlich der Impfung entzogen. Von den geimpften sind 969 oder.93,««/» als mit Erfolg, 60 oder 5,4°/« als ohne Erfolg und 2 oder 0,,«/» als mit unbe kanntem Erfolg registirt worden. Betreffs der Art der Impfung ist zu bemerken, daß bei den Wiederimpfungen mit Vorliebe Menschen-