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Die „Weißeritz-Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 25 Psg., zweimonatlich 84 Psg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Mchkch-ZeitilW. Amtsblatt Inserate, welche bei der bedeutenden Auslage des Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden, werden mit 10 Psg. die Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Eiiige- sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeile 20 Pfg. für die Königliche Amtshaupimannschaft Dippoldiswalde, sonne für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Verantwortlicher Redaeteur: Carl Ikhne in Dippoldiswalde. Nr. 19. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Im Monat Januar d. I. sind an durchreisende Fremde 347 Marken gegen 380 im gleichen Monat des Jahres 1883 verabreicht worden. — Auch im Monat Jannar sind in der Amts hauptmannschaft Dippoldiswalde ansteckende Thier krankheiten nicht zu konstatiren gewesen. — Wie aus einer Bekanntmachung der hiesigen Bahnverwaltung hervorgeht, wird nächsten Donnerstag über 8 Tage, den 21. Februar, gegen 12 Uhr Nachts ein Extrazug von Hainsberg nach Kipsdorf abgelassen werden. Altenberg. Auch der Stadtgemeinderath der Berg stadt Altenberg hat sofort nach Eintreffen der Todes nachricht der Prinzessin Georg ein Beileids-Tele gramm an den Prinz Georg abgesendet, worauf be reits am folgenden Tage vom Adjutanten desselben, Rittmeister von Carloivitz-Hartitzsch, der Dank des Prinzen in einem Schreiben ausgedrückt wurde. — In den ersten beiden Monaten des Bestehens der Ein richtung des Sparmarkensystems bei hiesiger Spar kaffe sind 954 Stück ä 5 Pf. verkauft worden. — In letzter Zeit hat man angefangen, das schöne Eis der Ga lgenteiche, das ca. Elle stark ist, auszubrechen und per Bahn und Achse nach Dresden zu verfrachten. (B. v. G.) Dresden. Am Abend des 8. Februar hat die feierliche Beisetzung der Leiche der Frau Prinzessin Georg in die Familengruft der katholischen Hofkirche stattgefunden. Entblößten Hauptes schritten Hoflakaien mit brennenden Fackeln dem Zuge aus der Schloß kapelle voraus, ihnen folgten Chorknaben mit dem Crucifix, die gesammte katholische Geistlichkeit, dieser schloß sich unter Vorantritt des kgl. Hausmarschalls, der von Lakaien getragene Sarg, worauf sich unmittel bar Se. Majestät der König mit den Prinzen Georg und Friedrich August nebst den gejammten fremden Fürstlichkeiten anschloffen. Darauf sand die kirchliche Einsegnung der Leiche und die Beisetzung in die Gruft statt und mit Gottesdienst ward die Trauerfeierlichkeit geschloffen. — Prinz Georg hat an den Ministerpräsident General von Fabrice folgendes Dankschreiben ge richtet, welches derselbe veröffentlicht. Ew. Excellenz! Es hat sich in den traurigen Tagen der Krankheit meiner unvergeßlichen Gemahlin und nach deren Ableben, nicht blos in Dresden, sondern auch im ganzen Lande eine so lebhafte, so innige Theilnahme gezeigt, daß es mir ein Herzenswunsch wäre, da ich doch nicht, wie ich möchte, jedem Einzelnen danken kann, meinem Dank dafür einen allgemeinen öffent lichen Ausdruck zu geben. Es läge mir daran, den vielen Theilnehmenden zu sagen, wie rührend und wie wohlthuend mir ihre Theilnahme war, und wie ich es ihnen nie vergeßen werde, was sie in den trüben Tagen an mir gethan haben. Ew. Excellenz würden mich zu lebhaftem Danke verpflichten, wenn Sie es vermitteln wollten, daß diesen meinen Gefühlen in geeigneter Weise in den öffentlichen Blättern Ausdruck verliehen würde. Dresden. 8. Februar. Georg, H. z. S. — Von auswärtigen Fürstlichkeiten waren zu der Trauerfeier am 8. Februar in Dresden erschienen: Prinz Friedrich von Hohenzollern, im Auftrage des Kaisers Wilhelm, der Erzherzog Ludwig Viktor von Oesterreich, die Erbgroßherzöge von Baden und Sachsen- Weimar, die Herzöge Johann Albrecht von Mecklenburg- Schwerin, Ernst Günther zu Schleswig-Holstein und der Prinz Philipp von Sachsen-Koburg-Gotha, während als Vertreter von Fürstlichkeiten anwesend waren: Kammerherr Graf von Seckendorf für den deutschen Kronprinzen, Graf S»n Miguel für den König von Portugal, Botschafter Graf Launay für den König von Italien, General Baron de Bildt für den König "von Schweden, Gesandter Baron von Soden für den König Dienstag, den 12. Februar 1884. von Württemberg, Kammerherr von Grävenitz und Reisemarschall von Steuden für den Gcoßherzog von Mecklenburg-Strelitz, Oberschloßhauptmann von Cöthe für den Herzog von Sachsen-Altenburg, Oberjägermeister von Schack für den Herzog von Sachsen-Koburg und Hosmarschall von Nöpert für den Herzog von Mei ningen. — Wenn auch die preußische Negierung (was freilich unwahrscheinlich genug ist) auf die von Herrn Windthorst und l)r. Löwe ergriffene Initiative eingehen und beim Reiche Schritte wegen Aufhebung der Staatslotterien unternehmen sollte, so steht doch soviel schon fest, daß die sächsische Negierung dem einen ganz energischen Widerstand entgegensetzen wird. Sachsen hat allerdings das wesentlichste Interesse an der Aufrechterhaltung seiner Lotterie. Diese ergab in der letzten Budgetperiode für den Staat einen Reingewinn von 7174747 Mk. 67 Pf. (ziemlich 900000 Mk. über den Voranschlag). Sie ist mithin nicht nur relativ, sondern absolut die größte und einträglichste der zur Zeit in Deutschland noch bestehenden fünf Staatslotterien. — Die sächsischen Lehrerseminare wurden am 1. Dezember 1880 von 2582, am 1. November 1881 von 2575, am I. Dezember 1882 von 2536 und am 1. Dezember 1883 von 2437 Schülern besucht, trotzdem die Zahl der Seminaristen stetig abnahm, war doch an Ostern 1883 ein Ueberschuß von 107 Lehrern vor handen. — Auf sämmtlichen Dresdner Bahnhöfen sind im Jahre 1883 insgesammt 266122 Kruge Milch im Gewichte von 6733010 Kilogramm eingeführt worden. Nach dem Hohlmaß beträgt dieses Quantum ungefähr 5500000 Liter. — Vom 7.—10. März findet in Dresden-Neustadt eine „deutsche Geflügel-Ausstellung" statt. Plauen b.Dresden. Kommerzienrath T. Dienert, welcher schon oft der Gemeinde Plauen reiche Geschenke und Stiftungen zu Theil hat werden lassen, hat der selben auch neuerdings wieder zur Errichtung einer höheren Schule einen Bauplatz von 11360 Quadrat ellen, und zur späteren Errichtung eines Gemeindeamt hauses und eines davor zu liegen kommenden freien Platzes mit Gartenanlagen ein Grundstück von 8640 Quadratellen geschenkt. Stolpen. Nachdem die Ausgrabung des Schloß brunnens vom 25. Juni 1883 gedauert, ist dieselbe am 30. Januar 1884 beendet; das Resultat ist nun folgendes: ein Adlermappen, ein Heiligenbild, ein Löwenmappen, 15 französische Gewehre mit Feuer- steinschlöffern, 5 Bajonnette, 2 Pistolen, 14 verschiedene Hellebarden, eine Zündruthe, 21 Radschlöffer, 38 ver schiedene Piken, 2 lederne Pulverbeutel, 98 diverse Gewehrkolben, 123 Gewehrkolben, 11 Sturmsensen, 2391 Falkonettkugeln, 611 ungefüllte Granaten, 173 desgleichen gefüllte mit Holzverschluß, 4 hölzerne Setzer zum Laden der Kanonen, 1 Pulverflasche, 16 Feuer- steinschlöffer, 27 Luntenschlöffer, 4 kupferne Pulver schaufeln, 6 gußeiserne Kanonenrohre, 5 eichene La fetten, 14 hölzerne Räder von Lafetten, 1 hänfenes Brunnenseil, sowie eine Menge Thierknochen. Es ist Jedem, der die sächsische Schweiz besucht, zu rathen, Stolpen mit aufzusuchen und Ruin: nebst Brunnen, sowie die genannten Fundgegenstände zu besichtigen. Leipzig. Die hiesige Nathhausfrage soll neuer dings wiedernm Gegenstand ernster Erwägung bei den Mitgliedern der städtischen Kollegien sein. Ein voll ständig neuer, allen Raumanforderungen entsprechender Rathhausbau würde, architektonisch schön ausgeführt, auf 10 bis 12 Millionen zu stehen kommen, indessen glaubt man, mit einem theilweisen Umbau des jetzigen Nathhauses auszukommen, wodurch dieses schöne Denk mal der mittelalterlichen Renaissance-Periode erhalte» bleiben würde; auch hegt man nicht mehr die früheren Befürchtungen wegen dessen Baufälligkeit. Durch den 49. Jahrgang. Uinbau würde eine Ersparniß von 4 bis 5 Millionen erzielt. Oschatz. Der hiesige frühere Archidiakonus Pasig ist vom Landgericht Leipzig wegen Vergehens gegen 8 175 des Reichs-Strafgesetzbuches zu 9 Monaten Ech Gefängniß verurtheilt worden. Löbau. Die Stadt Löbau ist in der angenehmen Lage, ihre kommunalen Abgaben nicht unwesentlich ermäßigen zu können. Die Stadtkaffe zeigt, ohne daß Anlagen nöthig sind, bei einer Einnahme von 114500 M. und einer Ausgabe von 113 500 M. noch einen Ueber schuß von 1000 M. In den Einnahmen figuriren nahe an 20000 M. Forstnutzungen und 60000 M. Erträgnisse aus anderen Kaffen. In den Ausgaben sind vorgesehen ca. 13000 M. Straßen-, Pflaster-rc. Bauten und ca. 26 000 M. Beihilfen an andere Kaffen (Bad, Realschule, Armenkasse). Die günstige finanzielle Lage, welche sogar gestattet, trotz vermehrter Anfor derungen die städtischen Steuern zu ermäßigen, ist größtentheils der städtischen Sparkaffe zu danken, welche z. B. im vergangenen Jahre 55 000 M. Ueberschuß abwarf. Auch sonst ist Löbau nicht ungünstig situirt; es hat ein Vermögen von 1620 000 M.; die Schulden belaufen sich auf 388500 M. Auch die Realschule und die Armenkaff: bedürfen keiner Anlagen; sie er halten Zuschüsse von 6400 bis 5000 M. aus der Stadtkasse und balanciren in Einnahme und Ausgabe. Die Schulkaffe bingegen, welche bei ca. 30000 M. Einnahme 47000 M. Ausgaben hat, zeigt ein Defizit von 17000 M. Tagesgeschichte. Berlin. Im gesummten deutschen Reiche hat die Länge der in Betrieb befindlichen Eisenbahnen im Jahre 1883 unter Berücksichtigung von 16,13 Kilo meter außer Betrieb gesetzter Strecken (Schmiedefeld- Mochbern; Tempelhof-Berlin; Anh. Bhf.; Friedland- Arenshausen; Dorstfeld-Dortmund) durch Neueröffnung von 42 Eisenbahnstrecken einen Zuwachs von 912,88 Kilometern erfahren. — Die preußische Regierung hat der Berlin-Ham burger Eisenbahngesellschast definitiv eine 16'/»°/o Rente nebst baarer Zuzahlung von 60 Mark pro Aktie gegen Uebernahme des Unternehmens vom 1. Januar 1884 angeboten. Für die Annahme des Anerbietens ist Frist bis 1. April gesetzt. — Auf der Ausstellung in Melbourne waren be kanntlich mehrere Aussteller dadurch geschädigt worden, daß die Wahrnehmung ihrer Interessen durch den - deutschen Neichskommiffar Personen anvertraut war, die sich hinterher als unzuverlässig erwiesen. Die be- nachtheiligten Aussteller wandten sich alsdann Ve- schwerve führend an den Reichstag, und dieser über wies ihre Petitionen der Reichsregierung zur Berück sichtigung, indem er annahm, daß diese für die Hand lungen ihres Kommissars verantwortlich und demnach zur Entschädigung verpflichtet sei. In der letzten Bundesrathssitzung ist nun die Angelegenheit zur Be- rathung gekommen, und die hohe Körperschaft hat es abgelehnt, dem Beschlüsse des Reichstages Folge zu geben. Die Aussteller erhalten aljo nichts, was wir im Interesse der Würde des deutschen Reiches nur be dauern können, dagegen werden einige Zuckerfabrikan ten, denen die Behörde aus Versehen die Steuerrück vergütung für ihren exportirteu Zucker nicht ausge zahlt hatte, die betreffende Summe noch nachträglich erhalten. — Der Berliner Stadthausbalsetat für das Jahr 1884/85 ist von dem Magistrat festgestellt. Derselbe balancirt in Einnahme und Ausgabe mit 43,740,665 M. Durch Gemeindeeinkommensteuer sollen 11,818,239 M. aufgebracht werden, wozu hundertzehn Prozent der Staatseinkommensteuer nothwendig sind; außerdem soll die einprocentige Canalisationsabgabe auf eine einein halbprozentige erhöht werden.