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Die „Welßerih. Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — "Preis vierteljährlich 1 M. 2i> Pfg., zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie sie Agenten nehmen Be stellungen an. MeWtz-ÄitW. Amtsblatt Inserate, welche bei der bederUendc» Auslage des Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden, werden mit 10 Pfg. die Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirt« Inserate mit entsprechen dem Ausschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeile 20 Pfg. für die Königliche Amishauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Verantwortlicher Redacteur: Carl Ik!)Nk in Dippoldiswalde. Nr. 11. Donnerstag, den 24. Januar 1884. 49. Jahrgang. Die Wltwtrnährmlg und der internationale Maaren-Anstavsch. -Schon der einfache Blick auf die.in den letzten Jahrzehnten gewaltig angewachsene Bevölkerungszahl der einzelnen Staaten und die damit in Vergleichung gebrachte Statistik der Waaren-Einfuhr und -Ausfuhr lehrt, daß die Volksernährung in allen Kulturländern in der innigsten Wechselwirkung zum internationalen Waaren-Austausch steht. Staaten mit Ueberproduktion an Getreide, Vieh und Rohprodukten müssen diese ihnen entbehrliche Maaren an diejenigen Staaten abgeben, welche an Jndustrieprodukten einen namhaften Ueber- schuß hervorbringen, und bei den Industriestaaten waltet der umgekehrte Fall ob, sie geben ihre überschüssigen Jndustrieprodukte an ihre Lieferanten von Getreide, Vieh und Nohprodimen ab, und je gleichwerthiger sich dieses Austauschverhältniß gestaltet, um so gleichmäßiger prosperiren auch die betreffenden Staaten. Regnliren darf nun wohl der Staatsmann durch Handelsverträge oder Zölle dieses Austauschverhältniß, aber prinzipiell unterdrücken oder beeinträchtigen darf er es nie, denn er würde dadurch die Axt an den eigenen Volkswohl stand legen, und hierin muß die besonnene Freihandels politik auch vollständig mit einer maßvollen Schutzzoll politik übereinstimmen. Bei der enormen Entwickelungsfähigkeit der Ver einigten Staaten von Nordamerika und ihrer steigenden Produktion an Rohstoffen und Nahrungsmitteln mit gleichzeitigem Wachsthum ihres Konsums an Jndustrie produkten verbunden, müssen nun alle europäischen Staaten einen hohen Werth auf den Waaren-Austausch mit den Vereinigten Staaten legen. Leider legen sich gegenwärtig aber auf diesen Waaren-Austausch ge waltige Schatten und zwar aus Gründen, die in erster Linie nicht wirthschaftlicher, sondern gesundheitlicher Natur sind, und wobei die Regierung der Vereinigten Staaten sich sehr nachlässig verhält. Die Staaten des fernen amerikanischen Westens produziren einen unge heueren Ueberfluß an Vieh, zumal an Schweinen. Diese amerikanischen Schweine sind Weidethiere, die allen Unrath vertilgen, und deshalb in hohem Maße nicht nur Trichinenkrankheiten, sondern auch andere Infektionskrankheiten in sich aufnehmen, und da sie ohne jede Kontrolle in den großen amerikanischen Schlachthäusern, zumal in Chicago, geschlachtet und zu Nahrungsmitteln verarbeitet werden, so schließt die Einfuhr amerikanischen Schweinefleisches eine bedeutende Gesundheitsgefahr in sich. Da man nun ferner auch hat konstatiren müssen, daß in den amerikanischen Export-Schlachthäusern sogar kranke und halb todte Schweine geschlachtet und exportirt werden, so erfordert schon unbedingt die öffentliche Wohlfahrt ein Ein schreiten gegen eine derartige Versorgung der euro päischen Märkte mit amerikanischem Schweinefleisch, und haben bereits Deutschland und Frankreich zu ent sprechenden Verboten und Kontrollen gegriffen. Selt samer Weise ist man aber in Amerika in Folge dieser Maßregeln nicht etwa darauf bedacht, eine scharfe Kon trolle für die zu exportircnden Fleischwaaren eintreten zu lassen und die Klagen der europäischen Negierungen über den gesundheitswidrigenZustand des amerikanischen Schlachtviehes zu beseitigen, sondern die Amerikaner verlangen dreist von ihrer Negierung entsprechende Verbote für Einfuhrprodukte aus solchen Ländern, die den Import amerikanischen Schweinefleisches verhindern oder beschränken. Damit verwechselt der geldgierige Amerikaner offenbar Wirthschaftspolitik und allgemeine Wohlfahrt, auch werden sich die europäischen Regie rungen schwerlich dazu verstehen, wegen zeitweiser Ein schränkungen einzelner Handelszweige die amerikanische Fleischschundwaare als Volksnahrungsmittel importiren zu lassen. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde, 23. Januar. Der Umschwung zu besserem Wetter will sich immer noch nicht ganz vollziehen; die Klärung des Himmels an den Vor mittagen des Montag und Dienstag und die wärmere Temperatur mußten dem eintretenden rauheren Wetter wieder weichen. In der Nacht zum Mittwoch trat ein, auch heute noch anhaltender heftiger Sturm ein, doch hat wenigstens der Regen nachgelassen, der unsere Weißens; bedeutend zum Anschwellen gebracht hat. Eine Eisenbahnfahrt bis Hainsberg durch das oft so enge Thal, über die vielen Brücken und das heftig rauschende Wasser bietet daher jetzt viel Interesse. — Morgen Donnerstag Abend hält der hiesige Erzgebirgsvereiu seine erste diesjährige öffentliche Monatsversammlung ab, in der Herr Direktor Lanier aus Hainsberg über „Das landschaftliche Auge" einen Vortrag halten wird. — Von dem königlichen Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts sind zur Unterhaltung und Erweiterung von Volksbibliotheken auf das Jahr 1883 im Ganzen 580 M- Beihilfen verwilligt worden und zwar haben erhalten die Gemeinde Höckendorf 60 M., der Gewerbeverein zu Dippoldiswalde 60 M., die Schulgemeinde Lauenstein 30 M., die Gemeinde Frauenstein 50 M., der landmirthschaftliche Verein zu Poffendorf 30 M., dieKirchgemeindcHennersdorf 30 M., der Kreisverein für innere Mission zu Dippoldiswalde 60 M., die Schulgemeinde Dittersdorf-Börnchen 40 M., die Gemeinde Altenberg 50 M., die Gemeinde Burkers dorf 40 M., die Schulgemeinde Reinholdshain 40 M., die Schulgemeinde Ober- und Niederfrauendorf 40 M., die Kirchgemeinde Sadisdorf 30 M. und die Schul gemeinde Börnichen bei Possendorf 30 M. Die be willigten Beihilfen sind von den genannten Empfangs berechtigten bis spätestens den 31. Juli d. I. abzu heben, da nach Ablauf dieser Frist wegen Rückfalles der Gelder an die Staatskaffe ministerielle Entschließung einzuholen sein würde. — Vergangenen Sonntag Nachmittag hat sich in Wilmsdorf der dasige Maurer und Hausbesitzer Johann Friedrich Wilhelm Berger durch Erhängen in seinem Hause selbst entleibt. Derselbe hinterläßt Frau und 6 Kinder und liegt zweifellos Schwermut!) vor. zI Glashütte, 22. Januar. Ein bedauerlicher Vorfall ereignete sich am Montag Vormittag in unserer Stadt. Ein Mann aus dem benachbarten Dorfe Börnchen fuhr im scharfen Trabe durch den Ort; in der Nähe der Stadtschule scheute das Pferd des leichten Wagens und machte einen Seitensprung, infolgedessen brach die Deichsel und wurde auch dabei der Insasse aus dem Wagen geschleudert, wobei er so unglücklich fiel, daß er einen doppelten Armbruch er litt. Glücklicher Weise konnte man ihm ärztliche Hilfe sofort angedeihen lassen. Dresden. Die königlich sächsische Staatsregierung hat beim Bundesrathe den Antrag gestellt, das der landständischen Bank des sächsischenMarkgrafen- thums Oberlausitz bis Schluß des Jahres 1858 ertheilte Privilegium zur Ausgabe von Banknoten bis zum 2. Januar 1891 zu verlängern. Zur Begründung des Antrages wird darauf hingewiesen, daß diese Bank, welche Eigenthum der Korporation der Stünde des Landkreises ist, hauptsächlich bezweckt, dem kleineren ländlichen Grundbesitze innerhalb des Königreichs Sachsen eine Kreditquelle zu eröffnen, bei welcher derselbe gegen einen mäßigen stabilen Zinsfuß und ohne die Befürch tung willkürlicher Kündigung jederzeit Haares Geld ohne Koursverlust erhalten kann, wie auch darlehnsuchenden Gemeinden oder Korporationen billigen Kredit zu ver schaffen. Die Bank beschäftigt sich nicht mit eigent lichen kaufmännischen Geschäften, namentlich auch nicht mit Diskontiren von Wechseln. Der Reingewinn der Bank wird zur einen Hälfte zum Reservefonds ge schlagen, zur andern Hälfte zur Unterstützung von Ge meinden bei Unterbringung armer Kranker, zur Auf bringung der Mittel für das Volksschulwesen rc. ver wendet. Die landständische Bank hat sich als ein namentlich in finanziell bedrängten Zeiten segensreich wirkendes Institut erwiesen; daher ist ihre jetzige Wirk samkeit mit der Befugniß der Ausgabe von Banknoten wünschenswert!). — Der von der Generalversammlung der Aktionäre der Berlin-Dresdner Eisenbahn angenommene Antrag, dem Reiche die Bahn zum Ankaufs anzubieten, ist dem Reichskanzler übermittelt und von diesem der sächsischen Staatsregierung mitgetheilt worden zur Rückäußerung darüber, wie sich dieselbe zu dem Plane eines Ankaufs der Bahn für das Reich zu stellen gedenke. — Die zweite Kammer lehnte in der Sitzung am 22. Januar ven Antrag auf Erhöhung des Preises der Jagdkarten von 12 auf 20 Mark mit 37 gegen 35 Stimmen ab. — Die Zahl der Amtsgerichte in Sachsen hat sich von 105 auf 103 vermindert, da durch Verord nung der Ministerien des Innern und der Justiz vom 11. Juni 1883 die Amtsgerichte zu Reichenau und zu Strehla aufgehoben worden sind. — Nach dem soeben eröffneten Programm zu deni königl. Schwurgericht in Dresden finden innerhalb der Zeit vom 24. Januar bis mit 5. Februar ins- gesammt 18 Hauptverhandlungen gegen 27 Ange klagte (21 männliche und 6 weibliche) statt, wobei es sich fünfmal um Aufruhr rc., je viermal um Sittlich- keitsverbrechcn und Verbrechen wider das Leben, drei mal um Verbrechen und Vergehen im Amte, je zwei mal um versuchten Todtschlag, Körperverletzung mit nachfolgendem Tode und betrüglichen Bankerott und je einmal um Fälschung öffentlicher Urkunden, Raub, Meineid, Brandstiftung, sowie vollendeten und ver suchten Mord handelt. Aus dem Altenberger und Lauensteiner Amtsgericht gelangen diesmal keine Straf sachen zur Aburtheilung. — Die Flora Dresdens, soweit sich dieselbe auf Bäume bezieht, ist eine ziemlich ausgedehnte, denn in den Alleen der Stadt befinden sich nicht weniger als 2600 Linden (groß- und kleinblätterige), 1700 Roß kastanien, 1700 Spitz- und Bergahorns und 1100 Ulmen. Außer diesen genannten Bäumen besitzt Dres den noch rothblühende Kastanien, Ahorne, Ebereschen, Platanen, Eichen, Götterbäume, Balsam- und Schwarz pappeln, Eschen, Akazien, Wallnußbäume, japanesische Sophoren in 10—700 Exemplaren. Von Obstbäumen sind 826 Aepfel- und Birnbäume und 152 Kirsch bäume gezählt worden. Oschatz. Wegen Vergehens gegen Z 174 des R.- St.-G.-B. ist der hiesige Archidiakonus Paul Pasig verhaftet und nach Leipzig abgeführt worden. Leipzig. Der der Stadt Leipzig von den Ma jestäten zügedachte Besuch wird sich auf 6 Tage ausdehnen. Dieselben nehmen im königlichen Palais Wohnung, und sind während des Aufenthaltes ver schiedene Hoffcstlichkeiten in Aussicht genommen. — Betreffs des in diesem Jahre in Leipzig statt findenden 8. deutschen Bundesschießens dürften einige weitere Mittheilungen aus der nunmehr berathenen und festgeftellten Geschäftsordnung gewiß von Interesse sein. Oberste Festbehörde ist der Zentralausschuß, welchem Fachausschüsse zur Seite stehen, und zwar der Finanzausschuß, Bau- und Dekorationsausschuß, Schieß-, Wirthschafts-, Fest- und Zugausschuß, Ord- nungs- und Verkehrsausschuß und der Preß-, Woh- nungs- und Empfangsausschuß. In allen diesen Aus schüssen spricht sich das Bestreben aus, etwas dem alten Festrufe der Stadt Leipzig Würdiges schaffen zu wollen, ohne dabei die Prinzipien weiser Sparsamkeit zu verlasse». Für die Anschaffung der Schiebprämien — gegen 900 Becher, 200 Uhren und 6000 Fest-