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Dresdner Journal : 04.01.1863
- Erscheinungsdatum
- 1863-01-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186301046
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18630104
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18630104
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1863
-
Monat
1863-01
- Tag 1863-01-04
-
Monat
1863-01
-
Jahr
1863
- Titel
- Dresdner Journal : 04.01.1863
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3. Ädannrmrntaprrist: 3ubrticb: d rblr. 10 K^r. io i Iw auiUuUto .. 10 ., „ „ s ttttt ko»t °°ä 2o»»Uiek io vr—»n: 15 Hgr. l t>t«wprl»ll- Kowwerv: 1 tl^r. 1 »obiax kioau. rnseratrn-reise: xür <i«o 8auiu «insr gvapalteo«!« 2«ile: 1 Kxr. llutar „Ling«»»uct" <ii« Teil«: 2 bi^r. Lrschr.nen: ^EUnb, mit XuZQ»dwe <i«r 8ooo und t'eiett»^«, ^b«i«ie tiir <i«o solxeuäso 1863. Sonntag, den 4. Januar. DresdnerImmml. Verantwortlicher Redakteur: I. G. Hartmann. rnserateuannahinr «lsmsrt«: lotpilU: I«. kj,^»i>,rirr»», 6owww,iooLr <ie« vreeäner 3o»roitl»; ed«nä»».: II. 8. Il.l.0«»: S»n>b»r^-LIt»»»: liLLiixerii» L Dsrlto: Oaurivi'ivb« NucL ti»o<N., linri-Uüriiil'» I!ur«»u; Lr«w«o: 8. 8cui.orr«; Lr«,l»u: l.ov>» : kraiUttUtt ». N.: 3L»oe»'»ct«« liueltd.; 8i>lo: ^oocr ItXxeic»«; kette: v. I-irviural.» (28, rue <ie boo» eusni»); krez: I », 8n»l.ic«'e ljucdd.; Viso: Lvwptoir <1. k. Wiener Toituu^, 8t«s»nep1. 88?. Herausgeber: Zlöoigl. Leperlitiou «lve Droiäaer ckourvTl», Orsstlen, ^lerivnstreee» Ko. ?. Nichtamtlicher Theil. Ueberftcht. Tel,graphische Nachrichten. Zeit»u--schau. (Presst. — Wiener Zeitung. — Neu« Preußische Zeitung.) Eaget-rschichte. Dresden: Gesetz- und Verord- nungSblatt. — Wien: Mirko Petrowitsch. Marine- reduetion. Schafwollrinfuhr. Kroatische Bahn. „Tri büne" eingestellt. — Prag: Landtagsvorlagen. Neue Parteigruppirungen. Tschechische Journalistik. Sil- brrsechser. — Pesth: Tragweite des Gnadenactcs — Triest: Heimkehr neapolitanischer Emigranten. „Sfar- zas" Aufhörrn. — Berlin: Gedächtnißfcicr Fried rich Wilhelm's lV. Oe. Koppe 1°. Landlagsvorla gen. Städtische Neujahrradresse. Preßproceß. Ber liner Abendzeitung. — Stuttgart: Arbriterver- sammlung. — Weimar: Die Reformen. — Ko- burg: Arbeiterzeitung. Pari»:DerNeujahrScmpfang. Teputirtenzahl. Dap- penthalausglcichung. Bericht Forey'S. — Aus dem Haag: Das Cclonialbudget in der Ersten Kammer. — Palermo: Eine italienische Fahne. — London: Staatseinnahmen. Beisteuern für die Nothleidenden in Lancashire. Londoner Armennoth. Handelsbericht. Minrnunglück. Capsches Gold. — St. Petersburg: Circulardeprschr in der griechischen Frage. — Bel grad: Proceß Leschianin.—New-Bark: Der Angriff auf Kingston. Armeebudget. Britischer Consul ver haftet. Vermischtes. AuS Peru und Chile. Dresdner Nachrichten. Provivzialuachrichtev. (Leipzig. Freiberg. Oberwie senthal.) vermischtet. Statistik und Lolktwirtbschaft. Kenilleto«. Inserate. Tage-kalendrr. Börsen nachrichten. Telegraphische Nachrichten. Paris, Kreitag, S Januar, Abends. Die „Patrie" berichtet, da- der Kaiser bei der gestri gen Cour in der Unterhaltung mit deu Botschaf tern und Chefs brr Gesandtschaften gegen Muro, ersten Leaattousseeretär der spanischen Gesandt schaft, sein Bebauern über die Abmrseubeit Eon- cha's and »le Hoffnung ausgesprochen habe, daß Krankreich und Spanien ihre Beziehungen wieder auf den besten Auß setzen würden. Die „Patrie" glaubt zu wissen, da- Concha nicht nach Paris zurückkehre», sondern bei seinem Entlassung«-«- suche beharren werde. Ueber den gestern bereits erwähnten Neujahrsempfang in Rom wird heute aus Paris vervollständigend noch telegraphisch gemeldet: Der Papst empfing am Reujahrstage den fran- zöfischen Gesandten. In Antwort auf dessen Glück wünsche wuchte er der französischen Armee die größ ten Lobeserhebungen und dankte ihr für den Schutz, den sie ihm, der ewigen Stadt und dem heiligen Stuhle gegen ihre Keinde gewähre. Er sprach von dem Kaiser und deu Tugendeu der Kaiserin, gab »iue große Theiluahwe für den kaiserlichen Prinz-v zu erkennen uub ertbetlte zum Schluffe allen französischen Offizieren und Sottaten sammt ihr«» Kamlltrn und dem ganzen Frankreich sei nen Segen. Er selbst und die Versammlung wa ren lebhaft ergriffen. Die Offizieren waren durch deu Grafen v. Monteb.llo vorgrstrllt worden. Loudon, Sonnabend, 3. Januar. Die ame rikanische« Sonbrrbundsstaaten Haden Agenten er nannt wegen Aufnahme einer Anleihe. Priuzesfia Alice (die Gemahlin des Prinzen Lud wig von Hessen) ist auf der Insel Wight durch einen Feuilleton. Das Sprichwort als Philosoph.*) (Schlot aul Nr- 2.) DaS Sprichwort besitzt seinen guten Theil Aber glauben; eS warnt vor dem Aussprrchen böser Ahnungen, vor dem Reden über mögliche UnglücksfLlle, denn: „Be sprochene Sache ist unterwegs" (ital.) und „Wenn man vom Welfe schwatzt, sieht man den Schwanz" (westf.), „Unglück hat ein scharf Gehör" (deutsch); und leider: „Unglück kommt selten allein" wißen alle Völker, und der Spanier ruft ihm d'rum entgegen: „Willkommen, Unglück, wenn Du allein kommstI" Da« Glück wird als Kind deS Zufalls, der Laune, der Macht bezeichnet: „Glück ist der Dummen Vor mund" — „DaS Glück fliegt, wer'» fängt, der hat'»" (deutsch); „Gut tanzt, wem da- Glück aufspielt" und „Glück und rin halber Pfennig ist genug Vermögen" (engl ); — aber auch: „Glück hat Tück" — „Wenn da» Glück rasselt, dann kracht e»: — fürchte das Un glück" und „Der Glück-gaul liebt da« Ausschlagen" (lettisch). Der Repräsentant de» Glücke« ist da» Geldp wahr genug sagt der Deutsch«: „Wo mit dem Tlpler geläutet wird, gehen alle Thüren auf"; der Rüste: ,^Ein goldner Schlüssel schließt auch de» Zaren Herz auf" und „Wer mit einem silbernen Rocken spinnt, spinnt da« feinste Garn"; der Perser versichert: „Gold schmeidigt Stahl" und der Serbe: „Wo Silbrrmünzen klingen, da schweigen die Weisen". Im Deutschen giebt's da hübsch« Wortspiel: „Tausendgüldenkraut thut Wunder", der Engländer meint nicht nur: „Eine schwer« Börse macht rin leichte« Herz", sondern sagt sogar: „Gott bildet die Gestalt, aber Geld macht den Mann" und *) «u« „Da* Sprichwort «l» Kosmopolit" von Frau Id« ». DßrtnßSfel». Leipzig. Hermann Frie«. Sturz wit dem Wageu, glücklicherweise nicht be deutend, beschädigt worden. Aus Schanghai find Nachrichten vom 23 November hier e,«getroffen. Es war daselbst das alarmirende Gerücht verbreitet, die Insurgenten seien bereits ,n der Nachbarschaft der Stadt. Die Russen hatten ihre Unterstützung avgrboten, um Nanking zu nehmen. Dresden, 3. Januar. Die Wiener „Presse" bringt unter der Aufschrift: „Zur Frage der Bundesreform" folgende, aus Frankfurt datirte Mittheilung: „Es wird wieder etwas gebraut; Verhandlungen mit dem viel gewandten und viel gewandelten Herrn v. Beust sind ringeleitet. Diesmal über daS Delegir- tenproject. Preußen wird bereit sein, aus seiner avan- cirten Stellung am Bunde zu retiriren, aber es for dert dafür den Preis der Delegirtenvcrsammlung; Alles soll beim Allen bleiben. Natürlich haitdell es sich nicht darum, die betreffenden Anträge formell und ge räuschvoll zurückzuziehcn, denn das könnte nach Lage der Dinge von der andern Seite nicht füglich zuge standen werden; aber der Geschäftsgang am Bundes tage bietet Mittel und Wege in Ucberfluß, eine Leiche in aller Stille einzuscharre». Handelseinig ist man noch nicht, aber es scheint nur noch ein Mehr oder Weniger in Frage zu stehen." Wir können erklären, daß diese Mittheilung von An fang bis zu Ende reine Erfindung ist. Die „Wiener Zeitung" scheidet von dem abgelau- fenen Jahre mit folgendem Artikel: „Mit freudigen, ge hobenen Gefühlen sieht Oesterreich heute wieder ein Jahr zu Ende gehen. Mancher Zweifel, der früher be unruhigen mochte, liegt hinter uns ; der damals Zagende fühlt sich heute beinahe beschämt, und die Zuversicht, die selbst unter schwierigen Verhältnissen nicht an Oester reichs Stern verzweifeln wollte, findet jetzt ihren Lohn in dem Ergebnisse, daß sie allein auf der richtigen Spur war. Uud in ähnlicher Weise wird auch fernerhin nur der Muthige Recht behalten, der unter allen Umständen den Glauben an die Zukunft des großen Vaterlandes nicht verliert. Aus dem Munde seines Kaisers vernahm der Oesterreicher die erfreuliche Wendung der Dinge, die er bereit» an den Resultaten wahrgenvmmen hatte. Das Verfassungsleben Oesterreichs ist erstarkt, der Druck ma terieller Verlegenheiten durch gemeinsame Opferfähigkcit beschworen, das Selbstvertrauen des Staatsbürger- durch daS Bewußtsein ehrenvoller Freiheit gesteigert. Und wie nach innen, begegnet der Blick auch nach außen tröstlichen und erfreulichen Erscheinungen. Wer empfände nicht die tiefe Wahrheit der Worte der Thronrede: „Das Vertrauen auf die Kraft Oesterreichs hat sich mächtig gehoben", und „ungetrübt sind uns die Segnungen des Friedens erhal ten geblieben!" Nicht vereinzelt, nicht isolirt nimmt Oesterreich seinen hervorragenden Platz im Rathe Europas ein; die Gesinnungen seiner alten Anhänger haben sich befestigt, neue Freunde sind zu ihm herangetreten, und der Groll seines Gegners — wir können zum Glück nicht anders, als in der einfachen Zahl sprechen — hat seine Wirkung eingebüßt, weil derselbe keinen Grund, keinen Anhaltepunkt findet. Und so tritt Oesterreich getrost in das neue Jahr ein, unerschütterlich an seinem alten Glau bensbekenntnisse haltend: Achtung fremder, Wahrung eigener Rechte; treu den Freunden und, wenn es denn je sein müßte, stark und fest im nothgedrungenen Kampfe gegen Unglimpf, der cs stets unverdient treffen würde, weil es ihn nie herauszufordern pflegt." Die in Berlin große Sensation machende Neu jahrsglückwunschadresse der dortigen Stadtver ordneten an Se. Maj. den König giebt der „Neuen Preußischen Zeitung" Veranlassung zu folgendem Rückblick: „Die heutige Auslassung der Berliner Stadt verordneten erinnert uns lebhaft an eine ganz ähnliche Adresse, die von derselben Veriammlung im Jahre 1848 beschlossen und an den Straßenecken veröffentlicht ward. Damals war das Ministerium Brandenburg-Manteuffel von dem Könige berufen worden, um dem aufwiegleri schen Treiben der demokratischen Nationalversammluug rin Ende zu machen; es verlegte die Versammlung nach Brandenburg, löste die widerspenstige Berliner Bürger- wehr auf rc. Gegen diese Maßregeln erhoben sich da mals die Berliner Stadtverordneten und sie schrieben Sr. Maj. dem Könige: „„Am Vorabend furchtbarer Stürme bitten und beschwören Ew. Majestät Ihre treuesten Diener, die treuesten Anhänger des Königthums, nicht der trüglichen Stimme getäuschter Nathgcbcr, welche über die Stimmung des Landes irrten, sondern dem un trüglichen Drange Ihres Herzens zu folgen: Ihrem treuen Volke ein volksthümliches Ministerium zu geben, die Krone mit der Nationalversammlung zu versöhnen und über das Schicksal der Berliner Vürgerwehr zuvor den Rath der neuen Minister zu hören."" — Mit wie stolzen Forderungen fuhren die Berliner Stadtverordne ten los gegen das Ministerium Manteuffel, das besei tigt werden müsse, wenn das Vaterland nicht unter gehen sollte. Einige Zeit nachher ernannten dieselben Herren Stadtverordneten denselben Herrn v. Manteuffel zum — Ehrenbürger Berlins." Tagesgeskhichte. Dreöden, 3. Januar. Das neuere (17.) Stück deS Gesetz- und Verordnungsblattes für das König reich Sachsen für das Jahr 1862 enthält: Nr. 113) Decret des Ministeriums des Innern wegen Genehmi gung einer Anleihe des S tei n kohlenba»Vereins zu Niederplanitz und Vordcrneudörfel, vom 1. Mai 1862; Nr. 114) Decret des Ministeriums deS Innern wegen Bestätigung der Statuten des Vorschußvereins im Plauen'schen Grunde, vom 26. Oktober 1862; Nr. 115) Verordnung des Finanzministeriums, die Gewerbesteuer der Bankschlächter und Branntweinbrenner auf das Jahr 1863 betreffend, vom 9. December 1862; Nr. 116) Verordnung der Ministerien des Innern und der.Justiz, die mit der k. württembergischen Regierung wegtn Schutzes der Waarenbezeichnungen geschlos sene Uebereinkunft betreffend, vom 16. December 1862; Nr. 117) Bekanntmachung des Ministeriums des Innern, die Einfuhr von Schafwolle aus Böhmen betreff., vom 15. December 1862 , (abgedruckt in Nr. 292 deS „Dresdner Journals"); Nr. 118) Verordnung des Mi nisteriums des Innern, den Fortbau der Ehemnitz- Annaberger Eisenbahn betreffend, vom lü.Decem- ber'(862 ; Nr. 119) Bekanntmachung deS Finanzmini steriums, die Eröffnung der Eisenbahnbetriebs-Trlegra- phenstationcn zu Wüstenbrand und Lugau an den westlichen Staatseisenbahnen für die allgemeine telegra phische Korrespondenz betreffend, vom 16. December 1862 (abgedruckt in Nr. 293 des „Dresdner Journals); Nr. 120) Verordnung deS Justizministeriums, die Abfas sung der Notizen und Mittheilungen über erfolgte Bestrafungen betreffend; vom 15. December 1862. Wien, 2. Januar. (W. Dl.) Fürst Mirko Petro- vich hatte vorgestern um 12 Uhr Mittags Audienz bei Sr. Maj. dem Kaiser. Vorher besuchte der Fürst noch den türkischen Botschafter Fürsten v. Kallimachi und ist sodann um 10 Uhr Abends nach Triest abgereist, von wo er sich nach Cettinje begiebt. — Die Durchführung der Reducirungen in der k. k. Marine wurde so eben allerhöchsten Orts angeordnet. Es werden mehrere Schiffe außer Bereitschaft gesetzt, die Mannschaften bis zur Einberufung beurlaubt, die Zulagen der Offiziere und Mannschaften sistirt u. dgl. m. Die erzielten Er sparnisse sind sehr bedeutend. — (W. Z.) Die k. k. böhmische Statthalterri hat infolge der von dem k. sächsischen Ministerium des In nern angeordneten Bestimmungen rücksichtlich der Ein fuhr von roher Schafwolle aus den k. k. österreichischen Ländern sich veranlaßt gefunden, die Einfuhr von Schafwolle nach Böhmen unter der Bedingung zu gestatten, daß über das Hcrstammcn derselben aus einer gesunden Gegend ein glaubwürdiges Certificat brigebracht werde. Ein derartiger Ausweis wird auch bei der Durch fuhr der Schafwolle strengsten- abvrrlangt und ein Um laden derselben nirgends gestattet. — Das Handelsministerium hat der Südbahngesell schaft aufgetragen, die Eisenbahnverbindung von Agram bis Karlstadt, die von ihr nach dem Wort laute der Concesston schon bis Ende deS Jahres 1862 herzustellen gewesen wäre, jedenfalls im Jahre 1863 aus zubauen. — Das juridische Fachblatt „Tribüne" hat mit Ende des Jahres zu erscheinen aufgehört. L Prag, 2. Januar. Während sich schon einige Abgeordnete für den demnächst zu eröffnenden Landtag hier eingcfundcn haben, ist der Landcsau-schuß noch im mer mit der Vorbereitung von Gesetzentwürfen beschäftigt, welche der Beschlußfassung des Landtage» vorgelegt werden sollen. Erst dieser Tage hat der Aus schuß den Entwurf eines Almengesetzes für Böhmen voll endet. Nach dem Gcmeindegcsetze, welches als die wich tigste Vorlage in dieser Session gelten kann, dürften allgemeines Interesse vorzüglich die Gesetzentwürfe über die Theilbarkeit des Grundbesitzes (insofern derselbe so genannter Dominial- oder Rusricalbesiy ist) und über die Aufhebung des Propinationsrechtes in hohem Grade in Anspruch nehmen. Man spricht von neuen Partei- gru ppiruugen, von der Scheidung der slawischen Partei in eine jung-tschechische und eine andere Fraktion, welche wie früher unbedingt dem Kommando der Herren vr. Palacky und vr- Rieger gehorcht. Indessen sind alle Nachrichten hierüber theils unverläßlich, thrils unbegrün det. Sicher ist nur, daß in nationalen Fragen die tsche chische Partei diesmal ebenso compact wie im erste« Landtage dastehen wird. Die Rührigkeit in ihrem La ger ist außerordentlich groß, und wenn cs »auch nicht wahr ist, daß sie sogleich mit Protesten gegen einige Reichsrathsbeschlüsse hcrvorrücken werden, so ist doch an- zunehmen, daß sie eine ungemeine THLtigkeit in der Vorbereitung von Anträgen rc. entfalten. Es ist auch unsicher, ob Se. Ercellenz der Staatsminister v. Schmer ling als böhmischer Deputirter der Eröffnung des Land tages beiwohnen werde. — Die tschechische Jour nalistik wucherte bekanntlich seit den letzten zwei Jah ren sehr üppig, ohne jedoch eine wahrhaft beachtenswerth« Erscheinung hervorgebracht zu haben. Von den im Jahre 1862 entstandenen tschechischen Blättern sind bereits drei politische, zwei belletristische, zwei gewerblichen Jntereffe« gewidmete und ein humoristisches wieder eingrgangen. — Seit dem niedern Stande des Silberagios kommen nach und nach die Silbersechser (zehn Neukreuzrr), welche im Verkehre ganz verschwunden waren, wieder zum Vor schein. Im Allgemeinen ist seit dieser Erscheinung auch ein Sinken der Preise der Lebensmittel zu spüren. Pesth, 31. December. Der Wiener Correspondent der „Ungar. Nach»." schreibt, daß bei dem c,u»»eum k»- ,-aIium-Director wegen Verbrechen der Majestätsbelcidigung 42 Strafuntersuchungen anhängig sind; die Zahl der darin Verwickelten beläuft sich jedoch weit höher, welche nun der Wohlthat des kaiserlichen Gnadenactes theil- haftig werden. Triest, 29. December. (Pr.) Infolge eines telegra phischen Befehles des Polizriminist/riums sind gestern und heute alle seit Längerm hier weilei.'^n neapolitani schen Emigrirten und Deserteure thc'ils mittelst Dampf schiff, Icheils mittelst Eisenbahn an die italienische Grenze erpedirt worden, um infolge der von der piemontesischen Ategierung ertheilten. Amnestie, straffrei in Heimath zurückzukehren. Triest, 30. December. Die „Sferza" ttigt an, daß sie mit dem morgigen Tage aufhören wird zu er scheinen. Berlin, 2. Januar. (B. Bl.) Heute Mittag 1 Uhr fand in der Friedenskirche zu Potsdam eine Gedächt- niß feier zur Erinnerung an den Todestag weiland Sr. Maj. des Königs Friedrich Wilhelm IV. statt, bei welcher der Hofprcdiger Hcym dir Gedächtnißredt hielt und ein Theil des Domchores die Gesänge ausführte. I. M. die Königin-Witwe begab sich dazu von Char- „Wer Geld im Beutel hat, dem kann ein Kopf auf den Schultern nicht fehlen", und sogar auf die Geistlichkeit zielt daS venetianische Sprichwort: „Wenig Geld, wenig St. Anton". Doch kennt das Sprichwort auch den wahren Werth und die Gefahren des Goldcs und lehrt im Deutschen: „Das Herz ist arm und reich nicht die Kiste", im Rus sischen: „Wenn der Zar durstig zum Brunnen kommt, so fragt er nicht nach dem goldnen Becher", und der Franzose erfährt täglich: „WaS mit der Flöte kam, geht mit dem Tamburin"; auch der Engländer kennt den Lauf deS Gelte»: „WaS über des Teufels Rücken gewonnen wird, wird unter seinem Bauche verthan", und der. Serbe behauptet mit völliger Uebereinstimmung anderer Volksstämme: „Geld ist ein Seelenvrrdrrber". Von der Armuth dagegen klagt der Deutsche: „Armuth ist der sechste Sinn" (hat einen Sinn mehr, die Noth), der Baske: „Der Arme hat schlechten Athem", und leider hat der Pole Recht: „Auf deS Kahlen Haupt hagelt rS die größten Schloßen"; der Vcnetianer sagt ironisch: „Gicb'» ihm, er hat gute Schultern", und der Russe: „Habe nur rechten Durst und rS wird Dir au Salz nicht fehlen". Der Hebräer hat den schönen Spruch: „Alle Tage deS Armen sind schlimm, auch seine Nächte; in der Dächer Tiefe liegt sein Dach — der Dächer Regen fällt auf das seinige herab; auf der Berge Höhe liegt sein Weinberg — seines Werges Erd reich rollt auf da« de» andern herab". Zur schlimmen Armuth kommt dal schwache Alter, wa« der Holländer poetisch ausdrückt mit: „E» wachsen Kirchhofsblumen auf seinem Haupte", und wovon der Perser sagt: „Alter ist so gut wie hundert Fehler". Ueber die Wechselfälle de» Leben» spricht der Serbe unumwunden: „Go lang« e» für Einen nicht dunkel wird, kann es für den Andern nicht hell werden"; der Engländer: „Eine» Menschen Athem ist de« andern Menschen Tod"; auch Arbeit und Lohn sind ungerecht vertheilt, denn „Einer hält die Kuh an den Hörnern und der Andere melkt sie" (portug.); — ja sogar „Das Pferd, das am meisten zieht, wird am meisten ge schlagen" (engl.) und „Der Gerechte geht immer mit zerschlagenem Kopfe einher" (walach.). Aber der Un schuldige, der Fromme soll durch dieses Leben geläutert werden, darum: „Der Weg zum Himmel führt beim Thränenkreuz vorbei"; für diesen steilen Weg wächst „die Stärke im Geduldsgarten", und der Afrikaner ver heißt: „In der Tiefe der Geduld ist der Himmel". Der Neger in der französischen Colonie hat zwar für den schwer Geprüften wenig Trost: „Die Sonne geht schlafen, daS Unglück geht niemals schlafen", aber der Bergamaske sagt sehr schön: „Die dunkelste Stunde ist immer die vor Tage". Die Hoffnung ist der allge meine Trost der Menschennatur. „Die Hoffnung ist das Brod der Unglücklichen" (ital.), aber sie ist trügerisch: „Auf der Wies« der Hoffnung weiden viel Narren" (russ), „Mit Hoffnung gelebt, mit Sehnsucht gestorben" (walach.), und im Esthnischen giebt's al» sichersten Trost: „Die lange Zeit wird endlich kommen". Auch über die Zeit philosophirt das Sprichwort: „Die Zeit hat einen bösen Zahn" (ital.) — „Die Zeit jagt mit schnellen Nossen und holt alle Leute rin" (russ); drum meint der Denrtianrr leichtblütig: „Ge nießen wir, denn die Güter werden da sein und wir nicht mehr", und der Araber mahnt ernst: „Jeder Tag Deine- Leben- ist rin Blatt Deiner Geschichte", denn „Wer geboren wird, ist vom Tode geworben" — „Heute Trab, morgen im Grab" (deutsch). Tod und Noth kommt zu Jungen und Alten, nur „Der Alte hat den Tod vor dem Angesicht, der Junge hinter dem Rücken" (oberlaus.), ja sogar „Der Tod trinkt lieber frischen Mcth, als alten Wein", sagt der Russe und der Holländer mit Derbheit: „ES kommen mehr Kalbsfelle al» Ochsen häute auf den Markt". Gewiß ist „Gegen den,Tod ist auch der Gröbste kleinlaut" (russ.) und „DaS letzte Kleid machen sie uns ohne Taschen" (tosc.); „Der Tod frißt all' Menschenkind, wie er sie find't, fragt nicht, wcß Stand's und Ehren sie sind" (deutsch), und.der Italiener hat den Spruch: „Die Liebe vermag Alle-, da- Geld besiegt Alles, die Zeit verzehrt Alles und der Tod beschließt Alles". Für Den, dessen letzter Blick vertrauend und gläubig über das Grab hinaus reicht, ist der Tod kein Nebel: .Wohl sterben, :tst nicht verderben. Sondern das ewige Leben erwerben". Der Lette sagt: „Die Ruhenden sind die Todten" und der Russe: „Wir haben erst Ruhe, wenn die Birke über uns wächst"; und dies« Ruhe soll man nicht stören durch UebleSrcden, was im Negrrengllschen sehr schön damit au-gedrückt ist: „Die Todten Haden weiße Kleider". Mufik. AuS Wien entnehmen wir der „Presse" im Auszüge Folgendes von Hauslick über eine groß« „Musikaufführung" aus Bruchstücken der noch unvoll endeten Werke „Die MeistersLnger" und „Der Ring der Nibelungen', die R. Wagner am zweiten WeihnachtS- tage im „Theater an der Wien" veranstaltete. Ein solches Potpourri außer Zusammenhang und ohne scrnisch« Zurüstung ist an sich eine Inkonsequenz für den Ver fasser von „Oper und Drama", welcher der Musik in der Oper lediglich in dem Zusammenhänge der Hand lung, der Wort«, der Mimik, der Gceueri« eine Bedeu tung zuspricht. Doch mochte R. Wagner vor dem zögern den Erscheinen seine» „Tristan" seinen zahlreich«» Wien« Verehrern ein glänzende« musikalische« Lev« geben wollen. Dir rigrnthümliche fragmentarisch« Zusammensetzung de« Programm« legt der Kritik rin« -roß« Reserve auf. Die
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