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Dresdner Journal : 23.03.1862
- Erscheinungsdatum
- 1862-03-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186203239
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18620323
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18620323
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1862
-
Monat
1862-03
- Tag 1862-03-23
-
Monat
1862-03
-
Jahr
1862
- Titel
- Dresdner Journal : 23.03.1862
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März. Ee. Königliche Majestät haben dem Oberbergamtsassessor Adolph Eduard von Beust zu Freiberg das Dienstprädicat „Bergrath" zu verleihen, ingleichen den zeitherigrn Bergmeister zu Marienberg Oswald Erhard Römisch nnter Enthebung von dieser Stelle zum Oberbergamts Assessor zu ernennen geruht. Dresden, 20. März. Seine Königliche Majestät haben dem Oberrechnungsrath Gottlob Wilhelm Pfarr das Ritterkreuz des Verdienstordens zu verleihen geruhet. Nichtamtlicher Theil. Urbersicht. Telegraphische Nachrichten. Zeitungsschau. (AUg. Preußische Zeitung.) Tagesgrschlchte. Dresden: Neuer Hoftheatrrinten- dant. — Wien: General Graf Wallmoden -f. Kam- merverhandlungen. Vom Finanzausschüsse. — Ber lin: Die abgetretenen Minister. Königlicher Erlaß bezüglich der Wahlen. Krönungsmedaille. Telegra- phrnzerstörung. — Dessau: Auszeichnung für 1>e. Werner. — Frankfurt: Vom Bunde. Schöff Gün- derrode -s. — Hamburg: Von der Bürgerschaft. — Paris: Proceß gegen Scheurer. Vom Senate. Pel- letan's Bücherversteigerung. Arbeiterercefse.' Adreß- abstimmung der Legislativen. — Brüssel: Aus der Kammer. — Turin: Die Generalversammlung des Provvedimendo-Comitös. Garibaldi. Neapel: Der Guerrillakrieg wieder imZunehmen.— Lissabon: Cortes vertagt. — Kopenhagen: Aus schluß der schleswigschen Reichsrathsmitglieder.— St. Petersburg: Antwortsdepeschc aus Washington. — Warschau: Milderung der Lage Gefangener. — Athen: Stand der Dinge bei Nauplia und auf Syra. — Konstantinopel: Aus der neuesten Post. — New-Hork: Steuerbill. Aus Venezuela. Der Präsident von Hunduras ermordet. Dresdner Nachrichten. Prvninzialvachrichtrn. Einckesandtrs. Statistik and Lolkswirthschaft. Beilage. Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichten. (Chemnitz. Zwickau. Löbau. Hainichen. Grünhain. Randeck.) Ziehungsliste der am 1V. Mürz auSgeloostrn 4^> Gtaatsschuldeakassenscheine. Inserate. Telegraphische Nachrichten. Wien, Freitag, 21. März, Nachm. Inder heutigen Sitzung des Herrenhauses wurden alle drei CommissiouSantrüg«: auf durchweg impera tive, auf theilS imperative, IheilS facultativr, und endlich auf bedingt fakultative LehnSablösung abgelehnt. Der Antrag deS Abgeordnetenhauses wird demnach allein zur Verhandlung kommen. Aut Zara wird vom gestrigen Tage gemeldet, daß die Türken eine RecoanoScirung gegen Grab vorgenommen und dann sich wieder in ihre Stel lungen zurückgezogen hatten. Auch die Insur genten behaupten ihre Stellung bei Stettinizza und auf den Höhen gegen Grahowo, sowie die Ver bindung mit der Suttorina. Die Montenegriner erwarten Verstärkungen. Rach Berichten von der griechischen Insel Syra vom 17. d. M. war die Ordnung durch die königl. Truppen daselbst wieder hergestellt. Die Aufstau dischen, welche zur Befreiung der Gefangenen nach Kyduo gegangen waren, find von der königlichen Fregatte „Amalie" angegriffen, auf die Insel zu- rückgeworfen worden und haben sich nach einem stattgehabten Gefechte ergeben Kine Deputation aus Nauplia war in Athen eingetroffrn, um die Gnade deS Königs z» erbitte». (Vgl. unter „Tages geschichte".) Wien, Sonnabend, 22. März. Der Feldmar schall Kürst Windischgrätz (geb. II. Mai 1787) ist gestorben. AuS Mailand wird unter« 22. Mürz die Ankunft Garibaldi s gemeldet. Er wurde mit Enthusiasmus empfangen und ihm zu Ehren die Stadt beleuchtet. Garibaldi verspricht den Besitz NomS und Venedigs und empfiehlt Bewaffnung, um die noch in der Knechtschaft schmachtenden Schwesterstädte zu befreien. Aus Paris meldet die Brüsseler „Znd«p. belge' vom Sonnabend 22. März, es ständen Ver änderungen im Ministerium nahe bevor. Der Staatsminister Graf WalewSki sei zum Botschaf ter in London, der Präfekt von Nantes (Unter loire), Cbrvrean, zum Minister des Innern be stimmt Andere Veränderungen seien weniger wahr scheinlich. Der Eardinal-Staatssecretär Antonelli hat ein Rundschreiben an die Mächte erlassen, worin er Frankreich den Borwurf macht, zwischen dem Va tikan und den Tuilerirn gewechselte geheime Do kumente veröffentlicht zu haben. Dresden, 22. März. Die „Allgemeine Preußische Zeitung" vom 20. d. bringt einen Artikel, in welchem das ausgelöste Abgeord netenhaus scharf getadelt und das Programm des neuen Mi nisteriums erörtert wird. Es heißt darin: „Wir haben nicht die Absicht, hier die ungünstige Zusammensetzung und die beklagenswerthe Haltung des jüngsten Abgeord netenhauses näher zu erörtern, wir müssen offen die Uederzeugung aussprechen, daß die Kammer gewissermaßen mit der Bestimmung geboren war, ein Zerwürfniß mit der Regierung hcrvorzurufen, und daß sie mit erstaun lichem Eifer sich der Aufgabe gewidmet hat, die Unmög lichkeit eines gedeihlichen Fortschritts auf der bisher ver folgten Bahn jedem Unbefangenen zur klarsten Erkennt- niß zu dringen. Schon aus den Wahlvorgängrn konnte man auf die Bestimmung und Richtung des neuen Ab geordnetenhauses schließen. Unter solchen Auspicien kam das Abgeordnetenhaus zu Stande, und es mußte dem Fluch seiner Geburt erliegen. Alles, was die Kammer an Intelligenz und Vaterlandsliebe, was sie (freilich in sehr bescheidenem Maße) an politischer Einsicht und staatsmännischer Besonnenheit besaß, konnte ihren an geborenen Mängeln nicht das Gegengewicht halten. Die Haltung der Mehrheit des Abgeordnetenhauses gegen die Räthe der Krone (auch besser gesinnte Elemente ließe« sich von der Fortschrittspartei fortreißen) war die Les systematischen Mißtrauens und schien ganz das Bewußt sein verloren zu haben, daß zu 'jedem Acte der legis lativen Thäügkeit die Ucbereinstimmung der Regierung mit den Beschlüssen der Landesvertretung erforderlich ist. So griff sie auch von vorn herein in das Gebiet der auswärtigen Politik hinüber, erging sich in leidensckaft- lichen Debatten und nahm den Anlauf zu Resolutionen, welche den wohl erwogenen Bestrebungen der Regierung nur Schwierigkeiten bereiten konnten. Die Erörterung der Finanzsragen schien einer geflissentlichen Verzögerung anheim zu fallen, und man mußte mehr und mehr der Vermuthung Raum geben, daß die Opposition gegen die Heeresvorlagen vielmehr auf andere allgemein politische Beweggründe von weittragender Bedeutung sich stütze, als auf die specifischen, aus gewissenhafter Beurthcilung der Sache selbst hergeleiteten Bedenken. Die Beschwer den über angeblich erdrückende Steuerlasten, die Hindeu ¬ tungen auf vermeintliche Erschöpfung der Landeskräfte schienen bereit, auf ein ausgethciltes Losungswort zu ver stummen, wenn die Regierung Sr. Majestät sich willig finden ließe, den Beschlüssen des Abgeordnetenhauses in der auswärtigen, wie der innern Politik, in der Hand habung der Verwaltung, wie in der Gesetzgebung, in der Zusammensetzung des Ministerrathes, wie in der Um gestaltung des Herrenhauses, einen entscheidenden Ein stuß einzuräumcn, d. h. die Fülle der Gewalt von der Krone auf das Abgeordnetenhaus zu übertragen. Als der Kammermehrheit kein Zweifel mehr darüber blieb, daß die Regierung auf ein solches Ansinnen nicht ein gehen werde, da war der Krieg gegen das Ministerium beschlossen, und der Hagen'sche Antrag bot den willkom menen Anlaß zur Eröffnung der Feindseligkeiten. Ueber den praktischen Werth des Antrages selbst brauchen wir hier kein Wort mehr zu verlieren. Nur das steht tat sächlich fest, daß nicht die Regierung den Conflict ge sucht hat, da Herr v. Patow principiell die wichtigsten Zugeständnisse machte und nur die praktischen Bedenken gegen die unmittelbare Durchführung des vorgeschlagenen Verfahrens zur Rücksichtnahme empfahl. Wenn trotz Alle dem die Mehrheit für den Oppositionsantrag stimmte, so war das eben für jeden geübten politischen Blick ein unverkennbares Zeichen, daß die Kammer mit Regierung brechen wollte, und die Minister waren, als der Mo narch ihrem gemeinsamen Entlassungsgesuche keine Folge gab, es der Würde der Krone, ihrem eigenen Ansehen und der Achtung vor den parlamentarischen Institutionen des Landes schuldig, eine so geartete und so arbeitende Kammer aufzulösen. So war die Regierung in die Nothwendigkeit gedrängt worden, an die Einsicht und die Vaterlandsliebe der Wähler zu appelliren. Die Auf gäbe des gegenwärtigen Cabinets wird es sein, der öffent lichen Meinung volle Klarheit zu geben. Sie wird zu betonen haben, daß es, wie bei dem jüngsten Conflict mit dem Abgeordnetenhause, so bei den nächsten Wahlen sich nicht um Einzclangelegenheitcn von mehr oder min der untergeordneter Bedeutung, sondern uni die hochwich tige Frage handelt, ob die Macht der Regierung bei der Krone, welcher sie durch die monarchischen Ueberlieferun- gen, wie durch die Verfassungsurkunde des preußischen Staates angehört, bleiben oder ob sie dem Abgeordneten Hause zusallen soll. Wir sind keinen Augenblick in Zwei fel über die Beantwortung der Frage, wenn sie den Wählern so gestellt wird. Das Programm des neuge bildeten Ministeriums kann und wird kein anderes sein, aljL daL su der denkwürdigen Ansprache niedergelegte, Welche Se. Majestät am 8. November 1858 als Regent an seine obersten Räthe gerichtet hat. Wir lassen die allgemeinen Sätze jener Ansprache hier folgen: „Wenn Ich Mich jetzt entschließen konnte, einen Wechsel in den Rathen der Krone eintreten zu lassen, so geschah es, weil Ich bei allen von Mir erwählen dieselbe Ansicht traf, welche die Mei nige ist: daß nämlich von einem Bruche mit der Vergangenheit nun und nimmermehr die Rede sein soll, Os soll nur die sorg liche und bessernde Hand angelegt werben, wo sich Willkürliches oder gegen die Bedürfnisse der Zeit Lausendes zeigt. Sic Alle er kennen es an, daß das Wohl der Krone und des Landes unzer trennlich ist, daß die Wohlfahrt beider auf gesunden, kräftigen, conscrvativcn Grundlagen bcrubt. Diese Bebürfnisse richtig" zu erkennen, zu erwägen und ins Leben zu rusen, das ist das Ge- hcimniß der Staau-weisheit, wobei von allen intremen sich fern zu halten ist. Unsre Ausgabe wird in dieser Beziehung keine leichte sein, denn im öffentlichen Leben zeigt sich seit Kurzem eine Bewegung, die, wenn sie lhcilweisc erklärlich ist, doch andererseits bereits Spuren von absichtlich überspannten Ideen zeigt, denen durch unser eben so besonnene», als gesetzliches und selbst energi sches Handeln entgegeugetreten werden muß. Versprochenes muß man treu halten, ohne sich der bessernden Hand dabei zu ent- schlagcn, Nichtvcrsprochenes muß man mulhig verhindern. Bor Allem warne Ich vor der slercotvpcn Phrase, daß dre Regierung sich fort und fort treiben lassen müsse, liberale Ideen zu ent wickeln, weil sie sich sonst von selbst Bahn brächen. Gerade hier auf bezieht sich, was Ich vorhin Slaatswcishcit nannte. Wenn in allen Ncgicrungshandlungen sich Wahrheit, Gesetzlichkeit und Ovnscguenz ausspricht, so ist ein Gouvernement stark, weil es ein reines Gewissen hat, und mit diesem hat man ein Recht, allem Bösen kräftig zu widerstehe».' Auf den hier so offen und bestimmt kundgegebencn Grundsätzen steht die Regierung Sr. Majestät nach wie vor. Was vor etwa drei Jahren als ein Segen für das Land begrüßt wurde, das darf kein echter Patriot jetzt anfeinden lassen. Das preußische Volk wird nicht dulden, daß das Vertrauen des Königs zum Lande als eine Waffe gegen das Königthum benutzt werde; daß preußische Volk wird sich zur rechten Stunde erinnern, daß die Fahne des Fortschritts bisher von einem hoch herzigen Könige vorangetragen Wurde, und es wird jedem andern Banner mit ähnlicher Aufschrift die Nachfolge versagen." In der gestrigen Abendnummer bespricht die „All gemeine Preußische Zeitung" den neuesten könig lichen Wahl erlaß an das Staatsministerium (vergl. unter „Tagesgeschicbtc") und sagt darüber u. A.: „Wir haben erst jüngst die allgemeinen Sätze des Programms vom 8. November 1858 mitgetheilt, in welchen die Grundzüge einer die Gesammtinteressrn Preußens wahren den Politik klar und bestimmt ausgesprochen werden. Die neueste Bestätigung dieses Programms stellt sich nicht blos entschieden auf den Boden der Verfassung, sondern sie sichert auch den Rechten der Landcsvertretung ihre volle Geltung und verheißt bei Ausführung der Verfas sung das Ausgehen von freisinnigen Grundsätzen in Ge setzgebung und Verwaltung. Zugleich ist aber der kö nigliche Erlaß ein Wort der Mahnung an das preu ßische Volk, ein Ruf zur Sammlung und Ernüchterung, weil nur unter diesen Voraussetzungen eine Verstän digung möglich ist. Es handelt sich darum, daß die Nation mit unbefangenem Ürtheil und vertrauensvollem Sinn der so unzweideutig ausgesprochenen Gesinnung des Monarchen für das Landeswohl entgegenkomme." Tagesgeschichte. Dresden; 22. März. Wie wir vernehmen, wird^ der von Sr. Majestät zum Generaldirector der königl. musikalischen Kapelle und des Hoftheaters ernannte zcitherigc Oberappellationsrath Herr v. Kön- neritz am 30. d. M. von Sr. Ercellenz dem Herrn Minister des königlichen Hauses in der gedachten Eigen schaft verpflichtet und am 2. April in sein Amt einge wiesen werden. Wien, 21. März. (W. Bl.) Der General der Lava- lene Ludwig Graf Wallmoden ist gestern Morgen um !ä5 Uhr verschieden. Se. Maj. der Kaiser hat auf die Nachricht von dem Verscheiden des Grafen den Generaladjutanteu Generalmajor Grafen Coudenhove tele graphisch beauftragt, dem Bruder des Verstorbenen, Ge neral der Cavalerie Grafen Karl Wallmoden die aller höchste herzlichste Theilnahme an diesem Trauersalle aus zusprecken. (Ludwig Graf v Wallmoden-Gimborn war 1769 geboren, hat also das seltene Alter von 92 Jahren erreicht. Sein Vater war englischer Feldmarschall, dann Gesandter in Wien. Graf Ludwig Wallmoden trat früh zeitig in hannoversche Dienste, später in preußische und im Jahre 1795 als Rittmeister in österreichische. Er wurde mehrfach zu diplomatischen Sendungen verwendet und schloß t809 den Subsidienvertrag Oesterreichs mit England ab. Nach der Scblacht bei Wagram, in wel cher er sich auszeichnete, wurde er Feldmarschallleutnant und Divisionär in Böhmen; 18l3 nahm er seinen Ab schied und trat als Generalleutnant in englische Dienste. Nach dem zweiten Pariser Frieden trat er wieder in die österreichische Armee und erhielt 1817 den Oberbefehl über die österreichisch Armee in Neapel. Sein Lebens ende hatte eine traurige Aehnlichkeit mit dem Radetzky's; gleich diesem machte er bekanntlich einen unglücklichen Fall im Zimmer und brach den Fuß, welche Verletzung bei seinem hohen Alter keine Heilung mehr zu finden vermochte. Mit General Wallmoden sinkt wohl der älteste Soldat der österreichischen Armee ins Grab.) — Im Abgeordnctenhausc fand gestern die dritte Lesung des Gewcrbegesctzcs statt. Sodann beginnt die Debatte über das Strafverfahren in Preßsachen. Bei der Debatte erklärte Sectionschef Rizy, die Regierung sei bereit, den 8- 10 des Ausschubantrags, die Entschä digung bei unbegründeten Beschlagnahmen, anzunehmcn. Er beantragte ferner, über die tztz. 10 und 11 der Re- Feuilleton. AuS dem zoologischen Garten. (Fortsetzung aus Nr. 67.) Betrachten wir die einzelnen um die Vorhalle grup- pirten Räume des Winterhauses und die hier unter gebrachten Thiere, so ist zuerst links vom Eingänge ein kleinerer, noch im Mittelbau befindlicher Raum zu nen nen, welcher neben einigen Säugethieren, wie Nagern rc., verschiedene Kästen mit Reptilien enthält. Von erster» finden wir hier Eichhörnchen, Meerschweinchen und den Siebenschläfer, ein angenehmes, von den Römern in ihren Glirarien gemästetes und als Delikatesse gespeistes Thier, das auch in Sachsen einheimisch sein soll, wie der gedruckte „Führer durch den zoologischen Garten" besagt; ferner sitzt hier ein berüchtigter Getreidedied, der Hamster, das amphibienartig gepanzerte, schwerfällige Siebengürtelthier, der javanische Ichneumon und die zierliche, überaus muntere Senegal-Genette. Von Rep tilien sehen wir verschiedene Natterarten und Blind schleichen. Dem Volksglauben ist das äußerst friedliche und durch seinen Vertilgungskrieg gegen die Regenwürmer sehr nützliche Geschöpf noch immer Gegenstand des Ent setzens. ES verhält sich dies wie mit den Mäusen, die manchem individuellen Gefühle widerlich, aber im Grunde doch sehr niedliche Thiere sind. Der bronzebraune, cylindrische Körper der Blindschleichen erinnert zwar an die Schlange, und in der Schlange haben alle Völker etwas Unheimliches gesehen; jedes Gefühl sträubt sich vor ihrem Schieben durch die Spiralbewegungen der Muskeln, vor dem geräuschlosen Gehen ohne Gang, vor dem geisterhaften Nahen ohne Füße, und der Gedanke an eine trügerische Macht, die durch die Farbenpracht noch erhöht wird, liegt nahe; aber sonst sind doch die Blindschleichen sehr harmlose Thiere und in ihren Augen liegt sogar etwas Zutrauliches; wie denn die Gruppe der Schuppenechsen nicht nur unter den Eidechsen, son dern auch, neben den Schildkröten, überhaupt unter den Reptilien noch die liebenswürdigsten Thiere sind. Von welcher liebenswürdigen Zierlichkeit sind z. B. die sonnen freudigen, grünen Eidechsen oder Lacerten, wenn sie, wie ein Smaragd blitzend, mit den glänzenden Augen um- herlauschcnd, neckisch rasch über einen Felscnhang schlüpfen. Einen entschieden häßlichen Eindruck dagegen macht die Mißgestalt der Panzerechsen oder Krokodile; sie sind nächst den Schlangen die unheimlichsten, gefährlichsten und riesenmäßigsten aller Reptile. Unheimlich ist das Krokodil durch seinen schwerfälligen und mißfarbigen, gepanzerten, auf kurzen Füßen ruhenden Leib, durch seinen überwiegend großen und schrecklich bewaffneten Rachen, ebenso durch die Unbeweglichkeit und Trägheit, mit der es daliegt, und wiederum durch die grauenvolle Schnelle, mit der es sich besonders im Wasser auf sein Opfer stürzt. Gefährlich ist es besonders durch seine Kraft; ein Schlag des Schwanzes reicht hin, um einem Hirsch alle vier Füße zu zerschmettern. Die Kraft und zugleich unglaubliche Lebenszähigkeit des Thieres beweist, daß ein auf einer Jagd erlegtes Krokodil, dem man be reits den größten Theil der Haut abgcstreift und die Eingeweide herausgenommen hatte, eben als man die Knochen aus den Beinen lösen wollte, noch einen letzten galvanischen Schweifschläg gab, der den dichten Kreis der Umstehenden wie Spreu auSeinandcrsegte und einen derselben zu Boden warf. Merkwürdig ist, wie selbst dieses furchtbare und stumpfsinnige Reptil sich noch einer gewissen Zähmung fähig zeigt. Neuere Reisende erzählen von einem Krokodils« in Beludschistan, über dessen Be wohner ein alter Fakir wie ein Magier gebiete. Auf seinen Ruf „Ao! Ao!" (kommt) wird der See lebendig. Etwa sechzig gewaltige Krokodile drängen sich ans Ufer. Der Zauberer ruft, seinen Stab schwenkend, den Unge- thümen ein befehlendes „Bedschito!" (legt euch) zu, und siehe da, die Krokodile legen sich platt auf den Bauch, die Rachen weit geöffnet. Er wirft ihnen einige Stücke Fleisch hin, und um dieses kämpfen nun die stärkere, während die schwächer» scheu zurückbleiben. Das Krokodil, welches der hiesige zoologische Garten besitzt und welches wir in dem hier in Rede stehenden Raume des Winterhauses als das schenswerthcstc Thier finden, besitzt noch nicht diesen Grad der Cultur; wenigstens wollte es mein „Ao! Ao!" nicht verstehen. Nur die eiserne Stange des Wärters ist der Zauberstab, der es aus seiner Lethargie und Zurückhaltung gegen die Bc sucher des Winterhauses aufzustöbern vermag, und so gereizt, bietet es dann einen furchtbaren Anblick. Weit reißt es, unter leisem, unheimlichem Zischen, seinen großen, von Spitzen starrenden Rachen auf, während das Auge, an den Basiliskenblick mahnend, in stechendem Glanze tückisch uns angrinst. Wie die Phantasie der Völker in diesen Thieren die Vorbilder zu jenen Fabel wesen, zu Drachen und Lindwürmern fand, ist mir bei diesem Schauspiele klar geworden. Sonst liegt es meist still und unbeweglich da, scheint sich dabei aber in sei nem hiesigen Winterquartier ganz wohl zu befinden. Ja in seinen gewöhnlich ganz seelenloser. Augen glaube ich zuweilen Etwas von poetischem Frühlingsappetit zu lesen, und ich nGßte mich sehr irren, wenn das gute Geschöpf ein kleines, neben mir stehendes Mädchen nicht mit stiller Sehnsucht nach einer warmen, frischen Mahl zeit betrachtet hätte, die ihm freilich unter den obwalten den Verhältnissen niemals zu Theil werden kann. (Fortsetzung folgt.) - ' -MMSSiSSSS-— * In Düsseldorf ist am 19. März der frühere Di rector der k. Kunstakademie, l>r. Wilhelm v. Schadow, geboren am 6. September 1788, nach längerm Leiden im 74. Lebensjahre gestorben. Mit ihm — sagt die „N. Pr. Atg." — scheidet wieder einer der bedeutendsten deutschen Künstler aus einer an Talenten und Erfolgen begeisterten Schaffens reichen Zeit. Wie sehr die ganze neuere Entwickelung der Düsseldorfer Kunstschule sich an Schadow und seine fast ein Menschenalter umfassende Leitung der Kunstakademie knüpft, hat eine nähere Würdigung seines Lebens und Wirkens darzustellen. Die Akademie verliert in ihm ihren zweiten Bildner, der das von Cornelius begonnene Werk auf festen Grundlagen durchgeführt hat. Bekanntlich war es zunehmende Kränklichkeit infolge wiederholter Schchlaganfälle, die den hochverdienten Mann 1859 veranlaßten, sich in den Ruhestand zurückzuziehen. x Die vom „Wanderer" gebrachte Mittheilung über „Josephe Lange, Mozart's Großnichte und einzig noch lebende Anverwandte", die sich in großer Armuth be findet, wird von .Herrn Fr. Forscht« in Gratz dahin berichtigt: Josephe Lange ist wohl eine entferntere, nicht aber Bluts- noch nächste und letzte Anverwandte des unsterblichen Meisters. Solche vielmehr ist meine Gattin, Henriette Freiin v. Berchtold zu Sonnenburg, deren Vater der Sohn d r leiblichen Schwester Mozart's war. * Wie der „Centralanzciger" meldet, wird Friedrich Gerstäcker's neueste Reiscbcschreibung kommende Lster- messe unter dem Titel „Achtzehn Monate in Süd- Amerika und dessen deutschen Colonien" bei C ostenoble in Leipzig erscheinen. * M. Kayserling hat eine ausführliche Biographie über Moses Mendelssohn, den Freund Lessing'S, verfaßt. Ungedruckte Briefe von und an Mendelssohn bilden einen Anhang zu dem Werke.
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