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Dresdner Journal : 22.01.1862
- Erscheinungsdatum
- 1862-01-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186201220
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18620122
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18620122
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1862
-
Monat
1862-01
- Tag 1862-01-22
-
Monat
1862-01
-
Jahr
1862
- Titel
- Dresdner Journal : 22.01.1862
- Autor
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U»»tUcd 1» vr«MM: 12 1 8t«wp«I»u- Mt»»«!«, Kmuixn»: 1 ) »odl»x Uium. .,L ! . 2^ ,allra , t - ,.t./' >>ftr«t»»Urrisr: kür L«, «t»«r 2,11«: 1 v,»«e „LLuM—«aüt" <tl« L,U«. 2 ti^r. Erschrtiml: T'I^Ilcy, mit ä«r 8ouo uuä ket«ri»x«, kür ck»» kvlx»aü«» l'«^ »«seratruannahmt auswärt«: Dres-nerÄmliMl. Verantwortliche Redactenr: I. G. Hartmann. k». Li^xvirirr»,, 6t»»llii»»ion>ie ü«» Or«»äo»r 3o<rr»»l»; »l>«oä»»,Id»t: U. ilv»»«»; XIloii«: U^Liiiirul« Sc Voal.»i >«rU»: O»urii>»'»cü« Uucbb., K,i 8ur««u; »r«a„: L. 8cnc.orr»; kr»L^kart », N.: Luckkuntiluv^; KVIo: Xv»l.r 8»»»>cr«; k«rt»: v. Inöviirir»!.» (28, rue äe» do»» «vs»»,); kr»^: t». 8uedd»ocllunx. Herausgeber: Köoixl. krpeclitioo cke« vresäoer 1vuro»I», l>r«»äsn, »Lrten»rrL»«e Ur. 7. Amtlicher Theil. Bekanntmachung. Nach K. 48 und 49 der am heutigen Tage durch das Gewehr und Verordnungsblatt vom Jahre 1861, Stück 18, Nummer 133, Seite 559 publicirten, vom 30. vorigen Monat- datirtrn Verordnung zur Ausführung des all gemeinen deutschen Handelsgesetzbuchs und des Gesetzes vom 36. Oktober vorigen Jahres, die Einführung des allgemeinen deutschen Handelsgesetzbuchs betreffend, sind zum Behuf der Anlegung der Handelsregister sämmtliche das Firmen- und Procurawesen betreffenden Anmel düngen, welche nach den Vorschriften des Handelsgesetz buchs, des Einführungsgesetzes zu selbigem und der ge dachten Verordnung zum Behuf der Eintragung in das Handelsregister zu bewirken sind, in Bezug auf alle bei Publikation der ringangsgedachten Verordnung bereits Bestehenden kaufmännischen Geschäfte (Handelsgesetz buch Art. 4 in Verbindung mit Art. 5, 6, 10, 271 und 272 > binnen vier Wochen von dieser Publikation an gerechnet von den nach dem Handelsgesetzbuch! und dieser Verordnung dazu Verpflichteten (vergl. Art. 19, 45, 87, 88, 129, 135, 152, 153, 177, 212 des Handelsgesetz buchs, sowie §. 13 des Einführungsgesetzes und tz. 42 der Ausführungsverordnung) bei einer Jndividualstrafe von fünf Thaleru bei den im K. 47 bezeichneten Ge richten (den Bezirksgerichten für den gerichtsamtlichen Eprrngel derselben, im Iledrigen den Gericbtsämtrrn, in den Schöndurgischen Receßherrschaften den dasigen Ge richten) mittels nach K. 55 stempelfreien — Schrei bens einzureicheu, worauf wegen Eintragung der recht zeitig erfolgten Anmeldungen von den betreffenden Ge richten das Weitere ebenfalls kosten- und stcmpelfrei er pedirt werden wird. Damit nun niemand durch Unkenntniß dieser Be stimmungen in Strafe und Kosten verfalle, werden Die selben auch hierdurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht. Die Herausgeber der im tz. 21 des Preßgesetzes vom 14. März 1851 bezeichneten Zeitschriften haben diese Be kanntmachung in einer der beiden nächsten Nummern ihrer Zeitschrift abzudrucken. Dresdrn, den 18. Januar 1862. Ministerium der Justiz, vr. v. Behr. Rosenberg. t. i.i i. e i t i. n , i t_...IUI'! .>.^1...... — Nichtamtlicher Theil. Uebersicht. Telegraphisch« Nachrichten. Zeitung sschau. (Allgemeine Leitung.) Tagesgeschichte. Dresden: Begnadigungen. — Wien: Kein Notenwechsel mit Paris bezüglich der neapolita nischen Königsfamilie. Ordensverleihung an Benedek. Graf Rechberg und Herr». Hübner. — Prag: Adressen aus Nordamerika. — Berlin: Präsidentenwahl des Abgeordnetenhauses. Ordensfest. — Hagen: Stein- Denkmal. — Tübingen: Burschenschaftsjubiläum. — Hannover:Eröffnung derGeestebahn. — Braun- schweig. Keine Unterhandlungen wegen einer Militär convention. — Von der Niederelde: Die Unter suchung wegen des Attentats gegegen Dirckinck-Holm- feldt. — Jtzehae: Jtzehoe-Hrider Eisenbahn. Paris: Keine Unterhandlungen wegen Franz II. Geistliches. „Moniteur des Communes" wider „Jour nal des Debats". Schiffe nach Merico und China. Sclavenhandel. Vermischtes. — Turin: Vermisch tes. — Neapel: Bandenwesen in der Capitanata. — Rom: Spende des Königs Franz II. für Torrr- del-Greco. Trauergottesdienst für Dom Pedro V.— Madrid: Convention mit Marokko. Erklärung des Herzogs v. Malachoff. Vom Senat. London: Ausfuhrverbot für Kriegsmaterialien auf gehoben. Kriegsvorräthe nach Kanada. — War schau: Wiedereröffnung der medicinisch - chirurgischen Feuilleton. Die erste Soiree für Kammermusik, Montag, den 20. d., gegeben von Herrn Concertmeister Lauter bach und den Herren Hüllweck, Göring, Grützmacher, Mitgliedern der königlichen Kapelle, gewährte durch ganz vorzügliche Leistungen im Ouartettvortrag einen außer ordentlichen Genuß. Sämmtliche Spieler haben sich durch liebevollen Eifer des Studiums eine gleichmäßig correctc technische Beherrschung, ein vollendetes Einver- ständniß in allen Nüancen des Vortrags mit künstleri schem Eingehen auf den Geist der verschiedenen Werke zu eigen gemacht. Sorgfalt der Gliederung, der Inter punktion , hohe Reinheit und Präcision, deutlichste Füh rung der Mittelffimmrn verliehen den Ausführungen eine seltene, durchsichtige Klarheit, — fein durchbildete musi kalische Bestimmtheit und Wärme des Ausdrucks, schöne Uebereinstimmung des Kolorits bis zu zartesten Abstu fungen gaben der Gestaltung im Ganzen wie in den Details charakteristisches Leben, harmonische Rundung und Ebenmaß. Herrn Lauterbachs ausgezeichnete feine Behandlung des Quartettvortrags vereinigt mit muster hafter Gediegenheit geistige Frisch«, Noblesse, poetisch sinnige Empfindung und liebenswürdige Anmuth — frei von jeder Manier. Außerordentlich schön ist seine Tonbindung, die Reinheit tadellos. Herrn GrützmachrrS Leistung war in musikalischer wie virtuoser Hinsicht voll sten Lobes werth, Kraft und Feuer seine- Baffes thun wohl; aber eine Mäßigung im heftigen, mit kurzem Bo genstrich au-H«führten Forle-Toneinsatz wird der Künstler hoch mit Vortheil eintreten lassen können. Der dadurch sorcirte rohere Ton des Instruments fügt sich nicht edel genug zu den übrigen Klängen und wirkt zu unruhig. Die Soiree begann mit einem Quartett von I. Haydn Akademie. Aufhebung einer Räuberbande. — Boni bay: Aufregung. Nena Sahib. Etzpennnnaen u. Versetzungen rc. DktGduer Nachrichten. Pr»»tnzialnachrichten. Staktsttk und Lolkswirtbschaft Feuilleton. Inserate. B-rsennachrichten Taget- kalender. Telegraphische Nachrichten. Parit, Dienstag, 21. Januar. Eine urue Brigade französischer Truppen ist nach Mexico atz- gesandt worden. London, Dienstag, 21. Jannar. Dem „Mor- uiug-Herald" zufolge sollte England Kriegsschiffr vor jedem Hafen der amerikanischen Südstaaten stationiren und Charleston und alle andern Hä fen de« neutralen Handel öffnen. Frankreich würde sich dann sicher England anschlirßen. Llexandrien. Montag, 20 Januar. Das Gouvernement bat die Anleihrofferte des Hauses Oppenheim nicht genehmigt; es wird noch unter handelt. Dresden, 21. Januar. Ein „Vor drr Wiedereröffnung des österreichischen Reichsraths" überschriebener Artikel in der Augsburger „Allgemeinen Leitung" bespricht die Nothwcndig keit der Bildung einer Mittelpartei in Oesterreich. „Unsre Bevölkerung — heißt es — lebt zwischen Furcht und Hoffnung, mit Spannung sieht sic den Sitzungen des Bankausschusses, den Berathungen im Herrcnhause, den Budgetberathnngcn im Abgeordnetenhaus? entgegen. Die reaktionäre Minorität hat keinen andern Gedanken als Niederwerfung jeder liberalen Regung im Innern, und Krieg nach außen. Sie hat den unnatürlichen und unheilvollen Bund mit den Gmolka, Rieger und den am meisten vorgerückten Nationalitätsparteien eingegan gen; sie hat in die ohnehin schon erhitzten Gemüther der östlichen Provinzen den Gedanken einer maßlosen Auto nomie geworfen, und bekämpft in ihrem Organ mit allen Waffen des Spottes und des Hohns die kaiserliche Bü- rraukrati«, um an ihre Stelle eine aristokratische und nationale zu setzen. Ihr gegenüber steht der kahle und nüchterne Liberalismus, der, die positiv gegebenen Ver hältnisse verkennend, glaubt wunder was gethan zu haben, wenn er aus Oesterreich eine tabula raus macht und Kaffee Hauspolitiker aller Art mit den abgedroschensten Fragen amüsirt. Heute rufen die Leute: man müsse die Schule von der Kirche unbedingt trennen, morgen legen sie ihre Hand auf die Kirchengüter; heute greifen sie mit wohl feilen Redensarten den Adel an, und morgen verlangen sie, man solle Venedig wie ein abgetragenes Kleidungs stück um jeden Preis verkaufen. So stehen zwei ertreme Parteien einander gegenüber, von denen die eine ver stärkt wird durch den Haß der Nationalen gegen Alles, was Oesterreich heißt, und die andere durch den Lug der Negation unsers Jahrhunderts; dazu kommt das Hippo kratische Gesicht der Finanzen, die Machtlosigkeit des von Nationalitätsideen theilweisc zerfressenen Klerus und die Ungewohnheit des öffentlichen Lebens in Stadt und Ge meinde. Jeder ehrliche Oesterrcicher fühlt, daß mit den ertremen Parteien Oesterreich nicht regiert werden kann. Beiden Parteien folgt der Zerfall einer Revolution auf dem Fuße. Die Bildung einer großen Mittelpartei aber begegnet in Oesterreich außerordentlichen Schwierigkeiten. Die Erschlaffung und der Druck der Metternich'schen Leiten haben Charaktere nicht zur Reife kommen lassen, welche die Gegenwart braucht. Die Erfolglosigkeit und Ideenlosigkeit unsrer äußern Politik in den letzten zehn Jahren sind der schlagende Beweis dafür. Herr v. Ple- ner legt jetzt den Völkern Oesterreichs die Rechnung die ser Politik vor; sie kommt ihnen unendlich theuer zu stehen. Innere Parteien und Jntriguen von außen er- in 6 äur, dessen schöne Mittelsätze mit reizendster Ausfüh rung wirkten ; das folgende ks-ckur-Ouartett von Cheru bim ist ein geistreich konventionelles, kunstvoll aber auch kühl durchgeführtes Tonspiel, dessen beide letzte Sätze indeß — das höchst originelle national gefärbte Scherzo und das brillante Finale — meisterhaft gespielt, sehr interessant und glänzend wirkten. Den Schluß machte in kräftig edeln, künstlerisch fein gestaltetem Dortrage Beethovens O-äur Quartett Op. 59 Nr. 3 mit seinem wunderbaren, in schwermüthiger Klage tönenden An dante. Wünschenswerth blieb für Beethoven's Werk, namentlich für den Schlußsatz noch etwas mehr Verve und kühne Steigerung des Ausdrucks. Möge den Künst lern für ihre wahrhaft ausgezeichneten und fesselnden Leistungen der Dank einer regsten Theilnahmc des mu sikalischen Publikums nicht ausbleiben. k. Banck. Nach Japan.*) Reisebriefe von Gustav Kpietz. rvii. Zweite Abtyeilung. Manila, Anfang October 1861. Folgen Sie mit, ich bitte, zunächst weiter durch Ma nilas Straßen und fassen wir einmal die Bevölkerung, die sich durch diese bewegt, etwas näher ins Auge. Die Zahl der in Manila lebenden Spanier wird zu etwa 8000 angegeben, worunter sich 300 Mann Artillerie und Genietruppen befinden (alles übrige Militär, circa 10,000 Mann, besteht aus Eingebornen). An dem be deutenden Handel nehmen die Spanier verhältnißmäßig — .1^.. ») Val. Nr. 136, 137, 151, 152, 201, 202, 300 u. 301 von 1800; Nr. 1, 3, 4, 0, 0, 10, 12, 13 , 21, 22 , 25, 87, 88, 80, »0 »2, 100—103, 105, 118, 119, 122, 144-146 , 290 -202, 206—209, 211, 227—229, 232, 233, 258—262, 264 von 1861; Nr. 1—4 u. 9 vom Jahre 1862. schweren außerdem noch die Bildung einer solchen Par tei. Würden die Völker Oesterreichs sich selbst überlassen sein, sie würden den Weg aus dem Labyrinth der Ge gcnwart leichter finden; aber es giebt große Partei- fractionen in Oesterreich, welche nicht mehr von sich selbst abhängig sind, sie werden wie Marionetten von außen geleitet; die Hände, welche sie in Bewegung setzen, haben in Turin und Paris, in London und Belgrad ihre Hei math. Dem halbrevolutionärcn Gebühren dieser Fractionen johlt die radicale Presse Beifall zu; die reaktionäre be nutzt sie nach der Lehre ihrer Meister als Mittel zu ihren Lwecken. Wie weit letztere in ihrer Verblendung geht, und welch unmoralischer Mittel sie sich bedient, zeigt die Thatsachc, daß sie das Religionsedict der äußersten Lin ken und das gemäßigte Programm der Regierung in einen Topf wirft, und gewöhnliche Verbrechen, wie sie jüngst bei Olmütz begangen wurden, der Büreaukratie in die Schuhe schiebt. Trotz aller dieser Schwierigkeiten hat doch Jedermann das Gefühl, daß alle Kräfte ange strengt werden müssen zur Bildung einer solchen großen Mittelpartei, die uns über die Schwierigkeiten der Ge genwart binüderführt und uns Muth verleiht zu kräf tigen Handlungen in der Lukunft. Einige ungarische, tscbechische und deutsche Blätter sind im Anfänge dieses Jahres entstanden, welche von dem gegebenen Boden der feierlich verkündeten Verfassung aus eine Verständigung zwischen den Völkern anzustreben sich bemühen. In Mähren zieht sich der Bürgerstand vom wüsten und ge wissenlosen Treiben der Nationalen gänzlich zurück; das Heer hält mit alter Treue an Reich und Kaiser, und die große Mehrheit des mährischen, böhmischen und deutschen Adels hat sich mit den Räthen der Krone und dem Kaiser verständigt und ist gewillt, den Wegen einer „österreichischen" Politik zu folgen, welche die Garan tien der Einheit und der Macht für die Lukunft bietet. Um aber zum Siege zu gelangen, ist Muth, Festigkeit und vor Allem klare Erkenntniß der Lage und der Be dürfnisse der Gegenwart nöthig. Die Leit ist einmal eine andere geworden, und die Theorie der Politik ist, wie ihre Praris, verschieden von jener Zeit, wo Papst und Kaiser, wie Sonne und Mond, die Regenten des Him mels und der Erde gewesen sind. Die Preßdebatten im Herrenhause und die Budgetdebatten im Unterhause wer den die Wogen der Parteileidenschaft hoch aufthürmen. dem Fanatismus und dem Ehrgeiz der Partien einen weiten Spielraum eröffnen; um so größer ist die Auf forderung an die Patrioten beider Häuser zur Besonnen heit und zur Mäßigung. Leidenschaften und die Par teien haben ihre Rechte; bei Individuen mag man sie entschuldigen, bei Körperschaften können sie zu Verbre chen werden. Um viele Hoffnungen ist der Oesterreichxr betrogen worden, viele Täuschungen hat er an sich vor überziehen lassen; er hat viele Opfer gebracht. Der Weg, den der Kaiser gegenwärtig eingeschlagen hat, ist für Viele ein Weg zur Versöhnung und zur Verstän digung. Es mögen sich Alle die Folgen wohl überlegen, die unausbleiblich kommen würden, wenn durch Partei leidenschaft und Jntriguen der Oesterreicher um diese Hoffnung, die für Viele eine letzte ist, betrogen würde." Lugesgeschichte. Dresden, 21. Januar. In Mehrern Blättern ist der Entlassung des früher» Musikdirectors an der könig lichen Kapelle zu Dresden, Röckel, aus der Straf anstalt zu Waldheim Erwähnung geschehen. Diese Nach richt ist begründet, sowie auch die in jenen Blättern mit- getheilte Verordnung des Justizministeriums in Richtigkeit beruht. Wenn darin die gefaßte Resolution auf das frühere Gesuch von Röckel's Ehegattin, ihm die Aus wanderung nach Amerika zu gestalten, gesetzt wird: so geschah das, weil Röckel's eigene Eingaben zu Begrün dung einer unbedingten Begnadigung nicht geeignet erschienen. — Mit Röckel's Entlassung ist übrigens der letzte der wegen der sogenannten Maiunruhen Verurtheil- ten freigegebcn worden, und wir sind außerdem in der Lage, hinzufügen zu können, daß immittelst wieder einigen nur geringen Theil, und auch dieser beschränkt sich im Wesentlichen auf den Verkehr mit dem Mutterlande. Im Grunde ist dem spanischen Gouvernement das System der Bevorzugung spanischer Schiffe und Maaren nicht zu verargen, denn ohne diese Begünstigung würde auch der Handel mit Spanien den Fremden anheimfallen. Alle irgend wichtigen Posten hier und in den Pro vinzen, die Offizierstellen im Heere, sowie alle Aemter im Administrations- und Justizfache sind von Spaniern beseht; zwar sind diese Karrieren bis zu einem gewissen Grade auch Indiern und Mestizen zugänglich, doch läßt man im natürlichen Interesse der eigenen Herrschaft alle wichtigen Stellungen nicht aus den Händen. Hierzu kommt noch der zahlreiche Clerus, der auch zum großen Theilc aus spanischen Mönchen besteht. Es fehlt indeß keineswegs an indischen Geistlichen, und es ist nichts Seltenes, indischen Knaben von 5 bis 6 Jahren im Or nate der Jesuiten zu begegnen. Bei der einflußreichen und einträglichen Stellung der Geistlichkeit rind dem An sehen, dessen die Kirche genießt, fehlt es nie an Zöglin gen, welche sich dem Pricsterstandc widmen. Don fremden Nationen finden wir, nächst den Spa niern, zahlreiche Deutsche und Schweizer, die sich zum Theil dauernd hier niedergelassen haben. Außer einigen angesehenen Handelshäusern finden wir in Manila drei deutsche Apotheken, zwei große Hutfabriken, mehrere schweizer Uhrcnhandlungen, einen deutschen Arzt, einen Curschmidt u. s. w. neben einer ziemlichen Zahl junger Männer, welche in den Comptoiren thatig sind. Auch deutsche Damen sind hier vertreten, ihre Lahl wird zwar nicht viel über acht betragen, doch fehlt es unter der kleinen Schaar nicht an würdigen Vertreterin nen unsrer Frauenwelt, und der Umgang mit diesen ge bildeten und liebenswürdigen Landsmänninnen, die sich unter Andcrm die Pflege der deutschen Musik im engen politischen Flüchtlingen ihre Gesuche, namentlich dem Buchhändler Ludwig Schreck aus Leipzig die von ihm gewünschte Erlaubniß zum unbehinderten Aufenthalte in Hamburg, dem ehemaligen Turnlehrer Gotthold Eduard Lehmann aus Dresden aber, sowie dem Kaufmann Moritz Emil Stöhr aus Zittau die straffreie Rückkehr nach Sachsen gewährt worden. ch Wien, 18. Januar. In einem meiner letzten Briefe sprach ich starke Zweifel aus bezüglich der Exi stenz einer französischen Depesche über den Aufent halt der königlich neapolitanischen Familie in Rom, vollends als unglaubwürdig bezeichnete ich die Behauptung, in jener Note sei das hiesige Cabinet er sucht worden, auf den König von Neapel oder auf den Papst eine Pression im Sinne Frankreichs auszuüben. Ich bemerke beiläufig, daß Frankreich, was es in der Sache in Rom gethan, mit dem ausdrücklichen Vorbehalt that, nicht aus eigener Initiative, sondern nur auf den Wunsch der Tunner Regierung zu handeln. Meine Zweifel werden nun durch ein heute von der „Donau Leitung" gebrachtes officielles Dementi der bezüglich jener Sache in Umlauf gesetzten Nachrichten vollkommen be stätigt, während der „Presse" der fatale Umstand pas stet, daß sie nicht nur mit der angeblich jener Note wegen nach Paris abzugebenden Erklärung die Reise des Grafen Rechberg nach Venedig in Verbindung bringt, sondern auch in demselben Zusammenhänge ausführlich von neuen Verhandlungen zwischen Paris und Wien spricht, die durch in Paris vorgebrachte Klagen der Tu riner Regierung über die „provocirenden" Reden bei der Kaiserrevue in Verona hervorgerufen seien. Der neue Notenwechsel dürfte aber nicht minder apokryph sein wie der frühere. Die große Revue über die italienische Armee fand am 2. Januar statt; neun Tage später war Graf Rechberg in Venedig, um bereits nach der „Presse" eine Antwort nach Paris zu redigiren auf die durch jene Klage der Turiner Regierung veranlaßte französische An frage nach der Bedeutung der in Verona gesprochenen Worte! Die einfache Vergleichung der Daten hätte der „Presse" die Verbreitung ihrer Nachricht widerrathen müssen. Dieselbe soll ihr aber offenbar als Beweis da für dienen, daß es zwischen Frankreich und Oesterreich nicht zum Besten stehe. Es paßt ihr nicht, daß unsre auswärtigen Beziehungen — mit vielleicht einer Aus nahme — sich täglich bessern. Darum ist dies aber nicht minder eine Thatsachr, und namentlich bemüht sich das Tullerirncabinel, in seinen Beziehungen zu unserm Ca binet eine große Freundlichkeit zu zeigen. — Wie das ,,G. di Ver." an der Spitze seiner Nummer vom 16. d. M. mittheilt, hat Seine Majestät in Anerkennung der Ver dienste des Feldherrn der italienischen Armee, FLM. Benedek, demselben am 15. d. das Großkreuz des Leo pold-Ordens verliehen." Wien, 20. Januar. (W. Bl.) Laut einer hier ein gelangten telegraphischen Depesche aus Venedig Hal Se. Majestät der Kaiser heute die Rückreise nach Wien angetreten. Die für den 19. Januar Abends anberaumt gewesene Abreise des Kaisers mußte infolge der starken Schneeverwehungen auf dem Karste verschoben werden. — Wie die „Autogr. Corr." berichtet, wird Ihre Ma jestät die Kaiserin nach Ostern hier eintreffen und gleichzeitig mit Sr. Majestät dem Kaiser und den kaiser lichen Kindern den Aufenthalt in Larenburg nehmen. — Der Finanzausschuß erklärte sich gegen eine wei tere Vertagung des Hauses. Morgen werden der Mi nister des Aeußern und der Kriegsminister der dritte» Sektion Aufschlüsse über die politische Lage ertheilen. — Die „C. Oest. Ltg." sagt: „Daß Graf Rech berg in Venedig mit Sr. Majestät nicht blos vom Wetter gesprochen, daß er seinem Monarchen dabei über die letzten Ereignisse und die Haltung, welche die öster reichische Regierung dabei einnehmen sollte, Vertrag er stattet, zu errathen, braucht man eben kein Oedipus zu sein. Eben so erklärlich ist es, daß der in Venedig weilende Baron Hübner sich dem Minister des Aeu ßern vorstellt. Baron Hübner ist Diplomat außer Dienst, somit ein Beamter des Ministeriums des Aeu- Kreise mit Liebe und künstlerischem Verständniß angelegen sein lassen, gehört zu den angenehmsten Erinnerungen, die mir von meinem Leben in Manila bleiben werden. Franzosen sind nur vereinzelt hier vertreten, Engländer und Nordamerikaner haben dagegen einen großen Theil des Handels in ihren Händen, namentlich beherrschen letztere den Productenmarkt der Philippinen fast aus schließlich. Auch unter diesen beiden 'Nationen sind einige Da men vertreten, und während mit den spanischen Familien wenig oder keine Berührungen bestehen, verkehren die An gehörigen der übrigen Nationen ziemlich häufig unter einander. Bald hätte ich eine fremde Nation zu erwähnen ver gessen, die neben den Spaniern doch die wichtigste und zahlreichste in Manila ist, ich meine die Chinesen, deren Lahl sich in Manila allein auf etwa 30,000 beläuft. Hier wie auf allen Inseln des Sunda-Archipels haben sich diese unternehmenden und fleißigen Kinder des öst lichen Asiens niedergelassen und verdienen in den ver schiedensten Richtungen ihr Brod. Von den Tagalen — mit welchem Namen man auch die Indier bezeichnet — sind sie ungern gesehen (ohne daß es indeß zur Ver folgung oder zu Mißhandlungen käme), weil der Chi nrse alle Gewerbe und namentlich allen Kleinhandel an sich gerissen hat und es den nicht so kaufmännischen In diern unmöglich ist, gegen die Ausdauer und den Han- delsgeist der Chinesen anzukämpfen. -In der That ist es sprichwörtlich, daß Jeder wohl thue, die Hände von einer Sache zu lassen, die ein Chinese angefaßt hat. Die Mehrzahl dcr hier lebenden Chinesen ist von Amov eingcwandert und Alle kommen arm hierher, um sich bier Etwas zu erwerben und mit dem Ersparten dann wie der in die Heimath zu ziehen. Den Gedanken an letz tere giebt kein Chinese auf, und so trefflich sie es auch
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