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leithanische schwebenden Staatsschuld beträgt 112,468,773 Gulden mit 5,367,126 Gulden jährlicher Zinsenlast. Die Hauptsumme der gesammten consolidirten Staats schuld, sowie der cisleithanischen schwebenden Schuld nebst dem BeranschlagungS-Kapiial für Entschädigungs renten beträgt 2,691,851,750 Gulden mit einer jähr lichen Verzinsung von 108,045,950 Gulden. Vermi fchtes. Nach den neuesten Berechnungen der Statistik werden auf der ganzen Erde mittelst Eisenbahn täglich 27 Millionen Etr. Fracht und 3 Millionen Menschen befördert, mittelst Telegraph täglich 58,000 Depeschen versendet und durch Briefträger täglich 4 Millionen Briefe ausgetragen. Sämmt- liche Eisenbahnen in der Welt vereinnahmen täglich 8 Mill. Gulden; sic besitzen 40,000 Locomotiven und 1,200,000 Wagen und beschäftigen 1,000,000 Menschen. Die Drähte sämmtlicher Telegraphen sind lang genug, um eine doppelte Verbindung der Erde mit dem Monde herzustellen. Am 1. November starb in Werdau der 8jährige Sohn des Cigarrenarbeiters Sickert, und zwar an der Hundswuth. Der Knabe war 4 Wochen vorher von einem tollen Hunde gebissen worden. Der Vexir-CotMon. Erzählung aus dem wirklichen Leben von Eduard Gottwald. (Fortsetzung ) Diese beiden Fehler waren es, welche Auguste an ihrem Bräutigam entdeckt hatte, und über welche sie jetzt, da er so ungewöhnlich lange ausblieb, etwas ernster nachdachte, und gewiß waren seine Abneigung gegen das Tanzen und seine Neigung zur Eifersucht ein Paar recht übel sich zusammenfindende Fehler an dem sonst so seelensguten und braven Wittchenauer; denn angenommen, er wollte, wenn es sich vielleicht in einer Gesellschaft so passen sollte, da er selbst nicht tanzte, seiner Braut das Vergnügen des Tanzens nicht versagen, so konnte seine Eifersucht nicht leichter rege werden, als eben wenn Auguste mit fremden jungen Männern tanzte, und diese ihr vielleicht unter Lachen und Scherzen Schmeicheleien in's Ohr flüsterten, was sehr leicht der Fall sein konnte. Dieß sah Auguste auch ein, und da es schon neun Uhr geschlagen hatte und Blembel immer noch nicht kam, fing sie an zu befürchten, er sei doch wohl böse über irgend etwas und wolle deshalb heute nicht kommen, obgleich sie sich bewußt war, ihm nicht die geringste Veranlassung dazu gegeben zu haben. Allein die Treppe herauf stolpernde Schritte und schnelles Klopfen an der Küchenthüre bewiesen der be denklich gewordenen Geliebten, daß sie dießmal sich geirrt und ihrem Blembel unrecht gethan, und sie vergaß sehr gern bei dessen Eintritt die lange Straf predigt, die sie ihm hatte halten wollen und war in nerlich herzlich froh, als sie den ehrlichen Wittchenauer mit seinem freundlich gutmüthigen Lächeln vor sich stehen sah, wie er ihr jetzt, „Guten Abend" wünschend, die Hand reichte, aber dabei tief aufathmete, als fehle es ihm an Athem, und sich zugleich mit dem Taschen tuche sein mit Schweiß bedecktes Antlitz abtrocknete. „Aber, Blembel, wo bleibst Du denn heute so lange?" frug jetzt Auguste und versuchte dabei ein recht verdrießliches Gesicht zu machen. „Uf!" stöhnte dieser, tief Athem holend. „Den Gukuk auch, es läuft sich von der Johannisallee bis auf die Schäferstraße nicht in einer Viertelstunde hin und her!" „Was hast Du denn dort zu thun gehabt?" fuhr Auguste examinirend fort und bot dem Geliebten einen Stuhl, während sie, sich zu ihm wendend, am Fenster stehen blieb. „Was ich dort zu thun gehabt?" frug Blembel zurück. „Ja, das rathe einmal." „Wie kann ich das wissen?" entgegnete, sich gleichgültig stellend, Auguste. „Was wird es denn auch gewesen sein? etwas besonders Wichtiges doch nicht?" „Was wird es denn auch gewesen sein!" spottete Blembel lachend ihr nach. „Na, wahrhaftig, wer Dich so fragen hört, der sollte denken, es handelte sich um noch einmal herum zu stricken an Deinem Strumpf da" — und dabei zupfte er so stark an Augustens Strickstrnmpf, daß diese die Maschen von zwei Nadeln fallen ließ. „Du Unart!" schalt Auguste und schlug ihn auf die Hand. „Sprich" fuhr sie in ernstem Tone fort, „um was handelt es sich denn so Wichtiges, daß Du erst ein Viertel auf zehn Uhr kommst und höch stens zehn Minuten und nicht länger hier verweilen kannst?" — „Das sollst Du gleich erfahren," entgegnete Blembel und zog die nur schwach sich sträubende Geliebte auf seinen Schooß. „Sieh', liebes Gusi ch en", fuhr er nun fort und schlang seinen Arm um den vollen Nacken des immer noch zum Schmollen Lust zeigenden Mädchens: „auf der Schäferstraße in Friedrichstadt da wohnt ein Landsmann von mir, ein Lithograph, und der hat mir sagen lassen, ich möchte so gut sein und nach Feierabend zu ihm kommen, er könne heute nicht ausgehen, habe mir aber etwas nicht Unwichtiges mitzutheilen. Und was meinst Du wohl, worin dieß bestand?" „Nun?" fragte Auguste, neugierig geworden, zurück. „In einer Einladung zu einer Lustparthie für- nächsten Sonntag", erzählte Blembel weiter. „Mein Landsmann ist nämlich Mitglied eines Sängervereins und hat mir für mich und Dich zwei Gastbillets ge schenkt, um diese Fahrt, welche von dem Verein aus geht, mitzumachen. Den Sonntag früh um fünf Uhr geht's mit der Eisenbahn bis Mügeln und von da aus zu Fuß bis Dohna und Weesenstein, und Abend wieder mit der Eisenbahn zurück. — Du wirst doch Erlaub- niß erhalten für den ganzen Tag? Ich bin ja so nur noch höchstens vierzehn Tage hier, während Du dann noch sechs Wochen in Dienst bleibst, indeß ich meine Einrichtung zu Deinem Einzug in Wittchenau treffe." „Das paßt herrlich, lieber Daniel!" rief Au guste, freudig ergriffen von dem Gedanken, einen ganzen Tag mit dem Geliebten verleben zu können, und innig gerührt von der zärtlichen Sorgfalt, die in Blembel's ganzem Wesen sich deutlich kund gab, wo es um sie sich handelte. -- „Meine Herrschaft", fuhr Auguste fort, „reist nächsten Sonntag nach Prag und kommt erst den Donnerstag zurück; das Kindermädchen mit den beiden Kleinen bleibt hier unter Aufsicht der Tante und diese wird, wenn ich sie dar-