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Grundstücke in den Gemeindebezirk Echmiedeberg bez. Niederpöbel. Die Entscheidung einer Administrativjustizstreitig keit zwischen den Armenverbänden Frauenstein und Reichenau, Erstattung von Unterstützungskosten betr., siel zu Gunsten Frauensteins aus. Da das Regulativ über Erhebung von Besitzver änderungsabgaben in Fürstenau erst im Monat September d. I. durch behördliche Bestätigung Gel tung erlangt hat, diesem Regulativ aber eine rück wirkend« Kraft nicht beigelegt werden kann, so befand der Bezirksausschuß die Beschwerde des Wirthschafts- besitzers Gutte in Fürstenau dagegen, daß die ihm rücksichtlich eines bereits vor dem Inkrafttreten des gedachten Regulativs grundbücherlich verlautbarten Grundstückskaufs abgeforderten Besitzveränderungsab gaben anstatt nach den früheren diesfallsigen örtlichen Bestimmungen auf Grund des neuen Regulativs be rechnet worden seien, für begründet. Von Konzessionsgesuchen wurden diejenigen des Gastwirths Küchler in Liebenau wegen unbeschränkten Tanzmusikhaltens, des Gastw. Fischer in Schmiede berg wegen Beherbergens und des Mühlenbesitzers Riedel in Bärenburg um Schankkonzession abgelehnt, da ein örtliches Bedürfnis; hierzu nicht vorliege, und nur die Uebertragung einer zeither bereits bestandenen Konzession zum Branntweinkleinhandel an Konrad Tittel in Liebenau genehmigt. Den Dispensationsgesuchen behufs Dismembration bei Fol. 62 von Hartmannsdorf, Fol. 43 von Börlas und Fol. 7 von Hennersdorf wurde bedingungsweise stattgegeben. , Sodann besprach der Bezirksausschuß die der Be zirksversammlung zu machenden Vorschläge zur Wahl der bürgerlichen Mitglieder der Ersatzkommission und der Kommission zur Taxation von Kriegsleistungen, setzte ferner die Jahresliste der Taxatoren in Vieh seuchenfällen fest, erklärte sich weiter mit der vom Bezirksausschubmitglied, Hrn. Nittergutsbes. Schmuck auftragsgemäß angeordneten und geleiteten Ausfüh rung der Baumpflanzung an der Bezirksstraße Kreischa- Gombsen einverstanden und bewilligte den dadurch entstandenen Aufwand aus Bezirksmitteln, faßte Ent schließung über einen aus Anlaß des Baues gedachter Straße erhobenen Entschädigungsanspruch und er ledigte endlich in nicht öffentlicher Sitzung mehrfache Bezirksvermögens- u. s. w. Angelegenheiten. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Am 25. November fand hier im Hotel „zum goldenen Stern" eine Bezirksver sammlung der Militärvereine statt, an der sich außer den Vertretern der Vereine zu Dippoldiswalde, Höckendorf, Echmiedeberg, Altenberg, Schellerhau, Poffendorf, Reichstädt, Kreischa, Reinhardtsgrimma, Hä nichen, Glashütte und Pretzschendorf noch Hr. Bundes präsident Tanner nebst 6 Mitgliedern vom Direktorium des sächsischen Miltärvereinsbundes betheiligten. Nach Eröffunng der Versammlung durch den Bezirksvorsteher Hr». Uhrensabrikant Großmann in Glashütte, nahm Herr Tanner Gelegenheit, anknüpfend an den auf den Versammlungstag fallenden Todtensonntag, der Heimgegangenen Kameraden zu gedenken, deren An denken durch allseitiges Erheben von den Sitzen ge ehrt wurde; sodann forderte er zu einem regeren Ver einsleben im Bezirksvereine „Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde" mit warmen Worten auf und schloß mit einem Hoch aus den Protektor des Vereins, Se. Majestät König Albert. Uebergehend zur Tagesord nung, nahm man zunächst die Neuwahl des Bezirks vorstehers und dessen Stellvertreters vor und ging aus der Wahl der 12 Vereinsvorsitzenden, nachdem der bis herige Bezirksvorsteher eine Wiederwahl abgelehnt hatte, Hr. Friedensrichter Wendler in Dippoldiswalde als Bezirksvorsteher und Hr. Mühlenbesitzer Nitzsche in Schmiedeberg als dessen Stellvertreter hervor. Ferner wurde nach lebhafter Debatte beschloßen, den Vorschlag „kleinere Verbände von Vereinen unter dem Vorsitze von Obmännern zu gründen", der nächsten Bezirks versammlung zu unterbreiten. Sodann legt Hr. Groß mann den einzelnen Vereinen noch besonders ans Herz, den kameradschaftlichen Geist in denselben zu wecken und zu pflegen, betont, daß vor Allem die Vereins kaffen auf die nur möglichste Höhe zu bringen seien, warnt vor unnöthigen Ausgaben (Vergnügungen, kost spieligen Vereinsfahnen) und empfiehlt schließlich das Vereinsorgan einem regen Abonnement. Hr. Tanner schloß sich dem in allen Theilen an, dankte dem ab tretenden VezirkSvorsteher für die während seiner Amts- thätigkeit entwickelte Thätigkeit, verabschiedete sich darauf von den Versammelten und wurde dann die Versamm lung geschloffen. — 29. November. Der landwirthschaftliche Verein für Dippoldiswalde und Umgegend hielt am gestrigen Abend sein 40 jähriges Stiftungsfest ab, das von Mit gliedern und Gasten in höchst zahlreicher Weise be sucht war. Während der Tafel, bei der der Vorsitzende des Vereins, Hr. Gutsbesitzer Steyer, den ersten Toast auf Se. Maj. König Albert ausbrachte, wurde wie bisher noch jedes Jahr, die Prämirung treuer Dienst boten vorgenommen und konnten Heuer prämirt werden: Ernst Zimmermann aus Reinholdshain, dient 6 Jahr bei Hernr Ernst Steyer, Gutsbesitzer in Reinholdshain, als Großknecht bez. Schirrmeister; Ernst Emil Große aus Taubenheim, dient 5 Jahr bei Herrn Griesbach, Rittergutspachter in Reich städt; Karl Laucke aus Lippen, Kr. Hoyerswerde, dient 14 Jahr bei Herrn Stiftsgutspachter Bering in Lungkwitz; Ernestine Wilhelme Gietzelt aus Seifen, dient 5 Jahr bei Herrn Gutsbesitzer Carl Hofmann in Seifersdorf; Therese Thomas aus Groß-Dorfhain, diente 5 Jahre bei Herrn Louis Semmig, Hoflieferant in Obercunnersdorf; Helene verehel. Laucke, geb. Nitzsche aus Lungk witz, dient 12 Jahre als Viehwirthin bei Herrn Bering in Lungkwitz. — Am Spätnachmittage des 28. November, nach dem die Sonne untergegangen, war bis gegen 6 Uhr Abends der ganze Westen des Horizontes mit einer nach Süden und Norden und hoch in den Zenith sich hinziehenden Röthe bedeckt, was ein prachtvolles Schau spiel darbot. Auch am Abende des 29. November war die herrliche Erscheinung, wenn auch nicht in gleicher Schönbeit, wie das erste Mal zu sehen. Auch an entfernten Orte», Leipzig, Berlin rc., ist das schöne Naturschauspiel wahrgenommen worden. — Anaekündigte öffentliche Sitzungen deö königlichen Amtsgerichts zu Dippoldiswalde. In Strafsachen den 5. Dezember. Bonn. 9 Uhr: Haupt verhandlung in Privatklagsachen des Bergarbeiters Greifenhagen in Hänichen gegen I)r. mecl. Meißner daselbst wegen Beleidigung. — Vorm. 10 Uhr gegen den Hausbesitzer Horn in Kreischa wegen Widerstands und Beleidigung. — In streitigen Zivilsachen, den 6. Dezember von Vorm. 9 Uhr an: Schmiedemeister Neumann in Bärenstein gegen Wirthschaftsbes. Ernst Hermann Dittrich in Poffendorf. — Rechtsanwalt Zwicker in Dresden gegen Gutsbes. Clans in Sadis dorf. — Getrerdehändler Gottlieb Richter und Gen. in Dippoldiswalde gegen Gutsbesitzer Melzer in Rein holdshain. — Heuhändler Ehrhardt in Glashütte gegen Hausbesitzer Hundt in Luchau. — Rechtsanwalt vr. Peter in Leipzig gegen verm. Uhrmacher Dittrich hier. — Kaufmann Schiebler in Frankenberg gegen Hausbesitzerin verehl. Moses in Poffendorf. — Stadt- rathMppoldiswalde gegen Ziegeldecker Streit daselbst. — Schlaffer Bieberstein in Dippoldiswalde gegen Hausbesitzer Liebscher in Niederfauendorf. K Frauenstein. (König!. Schöffengericht.) Hauptverhandlungen am 4. Dezember. Vorm. '/«IO Uhr: Strafsache gegen Auguste Wilhelmine verehel. Kubsch geb. Fischer in Frauenstein, Martha Marie verehel. Hofmann geb. Braun daselbst und Christiane Caroline verw. Fischer geb. Bester ebendaselbst wegen Diebstahls. — Vorm. >/>I0 Uhr: Strafsache gegen den Handarbeiter und Hausbesitzer Ernst Fürchtegott Fischer in Nechenberg wegen Diebstahls. — Vorm. 10 Uhr: Privatklagsache des kgl. Försters Caspar Nicol von Schönberg in Bienenmühle gegen den Redakteur Alfred Helmert in Frauenstein wegen öffentlicher Beleidigung. K Frauenstrin. (Kgl. Amtsgericht.) Ver handlungstermine am 7. Dezember. Vorm. 9 Ubr: Zivilprozeßsache des Handelsmanns Friedrich Ernst Schröter in Mulda gegen den Väckermstr. Carl Neuschel in Bienenmühle. — Vorm. 9 Uhr: Zivilprozeßsache des Waldarbeiters und Hausbesitzers Carl Heinrich Zimmermann und Gen. in Nassau gegen den Maurer Friedrich Moritz Heinrich daselbst. Frauenstein, 29. November. „Nasch tritt der Tod den Menschen an!" Dies mußten kürzlich die Verwandten und Freunde des Gutsbesitzers Schmutzler in Hermsdorf, früher Verwalter der königlichen Kalk werke daselbst, zu ihrem größten Schmerze erfahren. Genannter Herr Schmutzler saß am vergangenen Dienstage, Abends 10 Uhr, völlig gesund in der Mitte der Seinigen, da traf ihn plötzlich ein Gehirnschlag, welcher seinem Leben sofort ein Ende machte. Er ruhe sanft! Dresden. Einige der älteren Eisenbahnen Deutsch lands, darunter die in den Jahren 1837—1839 er baute Eisenbahn von Leipzig über Riesa nach Dresden, sind nach dem Vorbilde Englands zum Linksfahren eingerichtet worden. Mit der weiteren Entwicklung deS Eisenbahnwesens indeß machte sich in Deutschland und auf dem Kontinent überhaupt die Ansicht geltend, daß das Rechtsfahren auf den Eisenbahnen dem Links fahren vorzuziehen sei und mit dem Erscheinen des Bahnpolizeireglement« für die Eisenbahnen Deutsch lands im Jahre 1873 ist das Rechtsfahren in Deutsch land obligatorisch geworden. Einmal schon bestandene Ausnahmen dursten jedoch bis auf weiteres beibehalten werden, und so begegnen wir in Sachsen der Eigen- thümlichkeit des Linksfahrens noch heute auf der Eisen bahn Leipzig-Riesa-Dresden, aber nicht mehr lange, denn nunmehr hat die Staatsregierung beim Landtage eine Forderung für Beseitigung der fraglichen Eigen- thümlichkeit eingebracht. Die Kosten der nothwendig werdenden Weichenveränderungen und sonstigen Ver änderungen in den Bahnhofsanlagen sind mit 104000 Mark veranschlagt. — Das Linksfahren ist übrigens gegenwärtig noch in England, Frankreich, Rußland und Oesterreich fast allgemein in Anwendung. — Das Einkommen der Dresdner Bevölkerung beziffert sich auf 133046 395 M. Dieses Einkommen vertheilt sich auf 90126 beitragspflichtige — juristische und physische — Personen. Hiervon haben 61131 Personen ein Einkommen von 361—900 M; 13 305 Köpfe verfügen über eine Einnahme von 901—1600 M; 9062 Einwohner verdienen 1601 — 3300 Mark; 3200 Personen haben ein Jahreseinkommen von 3301 — 5400 M. und 2850 sind in der glücklichen Lage, alljährlich 5401—16000 M. in ihrer Kaffe zu finden. Die wirklich reichen Leute sind auch gezählt; es sind ihrer 548, welche die Summen von 16001 bis 1840 000 Mark als Einkommen ihr Eigen nennen können. Unter der letzten Kategorie befinden sich die Banken, Aktiengesellschaften. — Der sächsischen In validenstiftung sind von Militärvereinen wiederum 225 Mark 20 Pfg. milde Stiftungen übergeben worden, aus denen in den Mo naten September und Oktober 22 hilfsbedürftige In validen je 15 Mark Unterstützungen erhielten. Der Kassenbestand der Stiftung beläuft sich auf 84 557 M. 91 Pfg. — Das statistische Bureau des kgl. Ministeriums des Innern ist mit der Neubearbeitung des im De zember 1876 erschienenen alphabetischen Ortsverzeich nisses beauftragt worden, und sollen deshalb die zu diesem Zwecke aufgestellten Gemeindeznbehörigkeits- Verzeichniffe den Amtshauptmannschaften und Stadt- räthen der Städte mit revidirter Städteordnung zur Prüfung übersendet werden. Leipzig. Die Semestral-Bilanz bei der Universität zu Leipzig ist nunmehr als abgeschloffen zu erachten. Das Ergebnis; derselben ist ein außergewöhnlich gün stiges. Es wurden seit 15. Oktober bis heute inskri- birt: 1084 (207 Theologen, 380 Juristen, 158 Me diziner und 329 der philosophischen Fakultät Angehö rige). Das demnächst erscheinende Personalverzeichniß wird somit voraussichtlich eine Frequenzziffer aufzu weisen haben, die bisher noch nicht erreicht war, da vom Frequenzbestande des bisherigen Semesters (3097) nur etwa 700 als von der Universität abgegangen zu verzeichnen sein werden. Chemnitz. König Albert wird am 4. Dezember in Chemnitz einlreffen, um der Eröffnung des dortigen neuen großartigen Schlachtviehhofes beizuwohnen. Tagesgeschichte. Berlin. Die herzliche und sympathische Aufnahme, deren der deutsche Kronprinz überall von Seiten der spanischen Bevölkerung begegnet, hat in den hiesigen maßgebenden Kreisen äußerst angenehm berührt, und erscheint wohl geeignet, die zwischen den beiden Staaten bestehenden freundschaftlichen Beziehungen noch mehr zu befestigen und der Erhaltung des Friedens eine neue Stütze zu bieten. Alan war hier keineswegs ganz ohne Besorgniß, daß es den französischen Chau vinisten gelingen könnte, die spanische Bevölkerung für eine ihrem Zwecke günstige Stimmung zu gewinnen, die dann unzweifelhaft auch äußerlich zum Ausdruck ge kommen wäre. Der herzliche Empfang, welcher dem deutschen Kronprinzen aller Orten in Spanien zu Theil geworden, hat diese Befürchtungen nicht blos zum Schweigen gebracht, sondern zugleich gezeigt, daß die Spanier sich ihre Selbstständigkeit zu wahren wißen und von den Freundschaftsbetheuerungen der Franzosen in keiner Weise beirren laßen. — Die Begründung eines für schwächliche Kinder bestimmten Nationalhospizes auf Norderney ist nunmehr durch die Kaiserspende von 250000 M. ge sichert, während zur Deckung der ferner erwachsenden Kosten dem „Verein für Kinderheilstätten an den deut schen Seeküsten" die Veranstaltung einer großen Gold- und Silber-Lotterie gestattet wurde, deren Ziehung am 15. Januar kommenden Jahres und folgende Tage in Berlin stattfindet. Mit dem Ankauf der Gewinne ist bereits begonnen und besteht der erste Hauptgewinn von 50000 Mark aus einer massiven, 65 Zentimeter hohen und 37,4 Pfund schweren Goldsäule, welche sich auf einem architektonisch gehaltenen Postament erhebt und an ihren Füßen nut 4 Guirlanden tragenden Adlern geschmückt ist. Abgesehen von der würdigen künstlerischen Ausstattung hat die Säule einen garan-