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Mr „Weißrritz. Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners laa und Sonnabend, — Preis vierteljährlich I M. 25 Pfg., zweimonatlich 84 Psg., einmonatlich 42 Pfa. Einzelne Nummern lO Pfg, — Alle Postan stalten, Postboten, sowie dir Agenten nehmen Be stellungen an. Mchmh-MiW. Amtsblatt Inserate, welche bei der bedeutenden Auslage de- BlatteS eine sehr wirk same Verbreitung finden, werden mit 10 Psg die Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirtr Inserate mit entsprechen dem Aufschlag.— Einge sandt, nn redaktionelle« Theile, die Spaltenzeil« LOPfg. für die Königliche Amtshauptmannschast Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Verantwortlicher Redacteur: Carl Ahne in Dippoldiswalde. Nr. 142. Deutschland und Rußland. Man weiß, daß seit dem Jahre 1878, in welchem der Berliner Vertrag entstanden, und Rußland nur den kleinsten Theil seiner hochfliegenden Pläne im Orient erfüllt sah, sich ein bedenklicher Schatten zwischen die Beziehungen Deutschlands und Rußlands, deren politische Freundschaft einst als thurmhoch erhaben über den Tagesströmungen galt, legte und in manchen Stadien der europäischen Politik das deutsche Reich mit dem russischen sogar in offene Gegnerschaft zu ge- rathen drohte. Rußland beschuldigte Deutschland, daß dieses ihm nicht genügenden Beistand in seiner Orient politik geleistet, und war dabei so einseitig in seinem Urtheile, daß es gar nicht sehen wollte, daß noch ganz andere Großmächte, zumal Oesterreich und England, da waren, welche sich nöthigenfalls einer Ausbreitung der russischen Macht bis an den Bosporus noch ganz anders widersetzt haben würden, als es Deutschland in lediglich freundschaftlich abrathenden Nathschlägen Rußland gegenüber gethan hatte. Indessen, es war der unersättlich ehrgeizigen russischen Panslavistenpartei meisterhaft gelungen, dem russischen Volke gegenüber Deutschland als allein verantwortlich für die angebliche Schmach zu machen, welche Rußland im letzten Orient kriege erlitten haben sollte, und bei dem gewaltigen Einflüsse, den die Panslavisten als Großpatrioten auf alle tüssischen Kreise üben, blieb das Verhältmß Ruß lands zu Deutschland bis vor wenigen Monaten ein wenig erfreuliches. Eine entschiedene Wandlung zu Gunsten eines besseren deutsch-russischen Verhältnisses scheint sich nun aber doch vollzogen zu haben, indem nicht nur die gegenwärtigen leitenden russischen Staatsmänner Deutschland in seiner damaligen Stellung zur Orient frage gerechter beurtheilen, sondern auch andere mäch tige Kreise Rußlands die Freundschaft Deutschlands wieder mehr würdigen, als es von 1878 bis 1882 gewesen ist. So haben schon seit längerer Zeit einige Wortführer der großrussischen Partei, zumal Katkoff in Moskau, darauf hingewiesen, daß es zwischen Ruß land und Deutschland gar keine Streitaffairen gebe, und Russen und Deutsche Ursache hätten, friedlich neben einander zu leben. Fast noch mehr Eindruck hat aber ein großes Werk des Petersburger Geschichts professors Martens auf die gebildeten Kreise Rußlands gemacht. In diesem Werke weist Professor Martens nach, daß die historische Freundschaft Rußlands und Preußens ein volles Jahrhundert hindurch eine der besten Stützen für die russische Politik gewesen sei, und daß es klug von Rußland sein werde, seine alte Freundschaft zu Preußen nunmehr auch auf das deutsche Reich zu übertragen. Wie sehr man in den jetzt in Rußland maßgebenden Kreisen mit einer neuen Befestigung der deutsch-russischen Freundschaft einver standen ist, zeigten dann aber auch zwei Vorgänge, die eine stärkere Annäherung Rußlands zum deutschen Reiche sehr deutlich bekundeten. In Berlin und Friedrichsruhe erschien der leitende russische Minister von Giers, und man hörte über die Zwecke seiner Reise die befriedigendsten Zusicherungen, dann war auch der russische Kriegsminister von Wannowski in Berlin und wurde zur kaiserlichen Tafel gezogen, und sehr angenehm überraschte es auch, daß der Zar Alexander III. das im Mittelmeere stationirte russische Geschwader in voriger Woche nach Genua gesandt hatte, um den Kronprinzen des deutschen Reiches zu begrüßen. Ferner haben wir aber auch ein Zeugniß von höchster Autorität, daß die deutsch-russische Freund schaft wieder sichere Stützen hat, denn Kaiser Wilhelm selbst hat bei der dem Präsidium des preußischen Ab geordnetenhauses am 27. November gewährten Audienz die Erhaltung des Friedens für vollkommen gesichert und die Gestaltung der deutschen Verhältnisse zu Mb- land, als in der glücklichsten Weise vollzogen, bezeichnet. Dienstag, den 4. Dezember 1883. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Bei der hiesigen Sparkasse wurden im Monat Novbr. 546 Einzahlungen im Betrage von 43312 Mk. 98 Pf. gemacht, dagegen erfolgten 249 Rückzahlungen im Betrage von 35 746 Mk. 82 Pf. Sparmarken ä 5 Pf. sind 950 Stück verkauft worden. — Nachdem auch Herr Kaufmann Oskar Näser die auf ihn gefallene Wahl zum Nathmann abgelehnt hat, ist am 30. November zu diesem Amte Herr Kauf mann Louis Schmidt gewählt worden. — 3. Dezember. Die letzte Gewerbevereins versammlung am vergangenen Freitage brachte zum ersten Male verschiedene Neuheiten aus dem Bazar der Gebrüder Eberstein in Dresden zur Anschauung, von denen auch Einiges Absatz unter den zahlreich anwe senden Mitgliedern fand. — Zur Verabfassung einer Petition an die königl. Generaldirektion um passendere Legung der Züge im nächsten Sommerhalbjahr wähltstz man die Herren Schuldirektor Engelmann, Postmeister Franke, Kaufmann Reichel und Kaufmann Louis Schmidt. — Der Vorsitzende besprach schließlich das soeben erschienene Heft „Die Baudenkmäler der Amts hauptmannschaft Dippoldiswalde von Prof. vr. Steche in Dresden" und hob von einzelnen Orten die in dem betreffenden Buche enthaltenen historischen Merkwürdig keiten hervor. — Mit dem 1. Januar 1884 tritt bekanntlich für ganz Deutschland das Gesetz, betreffend die Aichung der Schankgefäße, in Kraft, und haben sich wohl alle Gastwirthe rc. in dieser Beziehung bereits genügend vorgesehen. Weniger beachtet wird aber die ebenfalls im Gesetz enthaltene Bestimmung, daß die Gastwirthe auch verpflichtet sind, stets vorschriftsmäßig geaichte Flüssigkeitsmaße, deren Inhalt dem der Schankgefäße entspricht, bereit zu halten, und außer bei der polizei lichen Kontrolle auch jedem Gast auf Verlangen das Nachmessen zu gestatten. Es dürfte Zeit werden, sich nach solchen Maßen umzusehen. — In dem benachbarten Reichstädt sind bei Ent gegennahme von Postanweisungsgeldern durch einen inzwischen ausgeschiedenen Landbriefträger Un regelmäßigkeiten vorgekommen. — Personen, welche dem Landbriefträger Gelder auf Postanweisungen über geben haben, werden im eigenen Interesse gut thun, beim Postamts Dippoldiswalde wegen richtiger Ueber- kunft derselben an die Empfänger bald Nachfrage zu halten. — Nachdem wegen aufgetretener Masern-Epidemie unter den Schulkindern in Luch au auf Anordnung der kgl. Bezirksschulinspektion die 2. Klasse der Schule daselbst bereits seit ca. 14 Tagen geschloffen ist, hat neuerdings, mit Rücksicht auf das Umsichgreifen der gedachten Krankheit, die Bezirksschulinspektion nunmehr auch den Schluß der 1. Klaffe vorläufig bis zum 10. Dezember angeordnet. Niederfraucndorf. Das immerhin seltene Vor- kommniß ist aus unserem Orte zu verzeichnen, daß seit 53 Jahren kein Schadenfeuer gewesen ist. Das letzte Feuer mar im Mai 1827 und zwar brannte da mals das Zscharschuch'sche Gut ab, das jetzt Herrn Ludwig Süß gehört. Fraucnstein, 1. Dezember 1883. Der hiesige Obergrenzkontroleur Herr Steinigen ist vom heutigen Tage ab in gleicher Eigenschaft nach Eibenstock versetzt worden. Sein Amtsnachfolger ist der frühere Haupt amtsassistent beim königl. Hauptzollamt Zittau, Herr Kärmsen. — Das hohe Landeskonsistorium hat dem hiesigen Kirchenvorstand von den Bewerbern um die erledigte Pfarrstelle die Herren Pfarrer Julius Alfred Bräuer aus Hundshübel bei Eibenstock, Diakonus Paul Hermann Langer aus Leisnig und Nealschuloberlehrer Karl August Türke aus Chemnitz norgeschlagen. Nächsten Sonntag wird der Erstgenannte seine Gast predigt hier halten. Die übrigen beiden Herren werden 48. Jahrgang. in der vorgeschlagenen Reihenfolge ihre Gastpredigten an den beiden folgenden Sonntagen halten, so daß sich bis zum Weihnachtsfeste die Wahl des neuen Herrn Pfarrers vollzogen haben wird. Dresden. Ihre Majestäten der König und die Königin sowie Se. kgl. Hoheit Prinz Georg und die übrigen hohen Gäste Ihrer Majestäten sind nach Dresden aus Wermsdorf zurückgekshrt. Die Jagdbeute war eine ganz stattliche: Am Donnerstag wurden 16 Böcke, 7 Rehe und 16 Hasen, am Freitag 9 Böcke, II Riecken, 27 Hasen, 7 Fasanen, 1 Kaninchen und 1 Raubvogel zur Strecke aufgelegt. — Von den bei der königlichen Altersrenten bank in Dresden-Altstadt, Landhausstraße 16, im dritten Quartal laufenden Jahres eingezahlten 181916 M. stammt die größere Hälfte aus Dresden und seiner Umgebung, aus Dresden selbst 68452 M., aus der Amtshauptmannschast Dresden-Altstadt 14736 M., aus der Amtshauptmannschast Dresden-Neustadt 17410 M., zusammen 100598 M. oder 55<>/<> der Gesammteinzahlung. Von den übrigen 45 stammen 37°/o aus den andern Theilen des Königreichs und 8 °/o aus dem Auslands. — Vom Inland waren nächst Dresden und Umgebung die Stadt und Amtshaupt mannschaft Chemnitz mit 20753 M., Amtshauptmann schaft Rochlitz mit 10310 M., Amtshauptmannschast Grimma mit 5652 M., Amtshauptmannschast Zwickau mit 4608 M., Stadt und Amtshauptmannschast Leipzig mit 4230 M., Amtshauptmannschast Meißen mit 3120M., AmtshauptmannschastGlauchau mit 3016M-, die übrigen Amtshauptmannschaften mit weniger als je 3000 M. betheiligt. Die aus dem Ausland ein gesandten Einlagen vertheilen sich mit 12936 M. auf Preußen, 1348 M. auf Oesterreich-Ungarn und 409 M. auf Rußland. Die Altersrentenbank ist bekanntlich eine Staatsanstalt und die bei ihr erworbenen Renten und mit Kapitalvorbehalt gemachten Einlagen werden vom Staate garantirt, ein Vortheil, dessen sich die Versicherten anderer in Sachsen oder Deutschland über haupt bestehenden Nentenanstalten nicht erfreuen. Die Hauptkasse der Bank befindet sich in Dresd-n; Agen turen derselben giebt es, soweit der Bezirk der Amts hauptmannschaft Dippoldiswalde in Betracht kommt, in Altenberg (Königl. Untersteueramt), Dippol diswalde (Lotterie-Kollekteur Schmidt), Frauen stein (Königl. Forstrentamt) und Glashütte (Lot terie-Kollekteur Richter). — In voriger Woche hat sich hier ein Bezirks- Verein des deutschen Vereins gegen Mißbrauch geistiger Getränke gebildet. Als zunächst wün- schenswerthe Maßnahmen werden von dem Verein be zeichnet: Beschränkung des Angebots und des Konsums geistiger Getränke, unter die zunächst Branntwein, je doch auch schwere Biere zu rechnen sind; Verminderung derartiger Schankstätten zu Gunsten von Kaffee- und Theeschänken; Veranlassung von Gesetzesvorschriften gegen Trunksucht rind Getränksmißbrauch. Hagesgeschichle. Berlin. Der Tag des Friedensschlusses von Frankfurt (10. Mai) ist nunmehr endgiltig als Tag der Grundsteinlegung des neuen Reichstags- geböudes festgesetzt worden. — Im Monat Oktober d. I. sind aus Deutschland 19440 Personen ausgewandert, 963 mehr als im Oktober 1882, 2777 weniger als im Oktober 1881. Altenburg. Der Großfürst Konstantin Konstan tinowitsch von Rußland, zweiter (1858 geboren) Sohn des Großfürsten Konstantin Nikolajewitsch und der Großfürstin Alexandra, geb. Prinzessin von Sachsen- Altenburg, hat sich mit der Prinzessin Elisabeth (1865 geboren), Tochter de? Prinzen Moritz von Sachsen- Altenburg und der Prinzessin Augusta, geb. Prinzessin von Sachsen-Meiningen, verlobt.