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DK „Weißeritz-Zeitung" «scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners laa und Sonnabend. — Preis vierteljährlich I M. 88 Pfg-, zweimonatlich 84 Psg., einnwnatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern IO Psg. — Alle Postan italten, Postboten, sowie Di« Agenten nehmen Be stellungen an. Wchmtz-MiW. Amtsblatt Inserat«, welche bei der bedeutenden Auslage des Blattes eine sehr wirt- sanie Verbreitung finden, werden mit 10 Psg. die Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen» dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeile 20 Pfg. für die Königliche Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Verantwortlicher Redacteur: Carl Jehnc in Dippoldiswalde. Nr. 134. Donnerstag, den 15. November 1883. 48. Jahrgang. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Die Stadtverordneten haben in ihrer Sitzung am 9. November Herrn Stadtver ordneten Kaufmann Oskar Naser einstimmig als Nathmann gewählt. — 14. Novbr. Es wird unseren Lesern nicht uninteressant sein, daß unser specieller Landsmann, Herr Bankpräsident C. B. Schmidt in Topeka, neuer dings der Gegenstand einer wohlverdienten Ovation gewesen ist. Bekanntlich hatte das Direktorium der neu erbauten Atlantic-Pasific-Bahnstrecke zu ihrer Einweihung auch mehrere hervorragende Persönlich keiten aus Deutschland eingeladen, unter ihnen vr. Lasker, Paul Lindau, Georg Siemens aus Berlin, Geheimrath Späth-Speyer, Bank-Präsident Fröhlich- Zweibrücken, vr. Richard Oberländer-Leipzig, vr. zur. Magnus-Breslau, vr. zur. Oswald-Frankfurt a. M. u. A. Auf der Rückreise durch Californien wurden die allerorten gefeierten Gäste durch Herrn Bankprä sident Schmidt geleitet, und befuhren dieselben rück wärts die uns durch den Vortrag des Herrn Prof. Schlagintweit bekanntgewordene Atchison-Topeka-Santa Fö-Bahn unter der Führung des genannten Herrn. California-Staats-Zeitung berichtet von einem im Montezuma-Hotel in las Vegas zu Ehren der Gäste veranstalteten opulenten Diner. „Im Lause des Abends", berichtet das genannte Blatt, „brachte Herr vr. Lasker einen Toast auf unseren unermüdlichen, liebenswürdigen Führer, Herrn C. B. Schmidt, Jmmi- Hrations-Commissär der Atchison-Topeka-Santa Fö- Bahn aus, und wir Alle ließen ihm zu Ehren freudig die Gläser klingen, denn es ist vor Allem seinen Be mühungen zu danken, daß die Reise sich für uns zu einer so interessanten und genußreichen gestaltet hat. Wir waren die ersten Passagiere, welche via Atlantia und Pacific über Mohare und Aeoäles" die Atchison-Topeka-Santa Fe-Bahn bereist haben. Dieser Bahn steht eine große Zukunft bevor; besonders wird sie von Touristen ausgesucht werden, denn sie geht durch wunderbar schöne Gegenden und bietet des Inter essanten ungemein viel." Dem Freunde unserer Stadt, insonderheit der Kinder, ein „Glück auf!" über den Ocean. — Die Bewohner von Orten ohne Postanstalt werden wiederholt darauf aufmerksam gemacht, daß den Landbriesträgern auf ihren Bestellgängen gewöhnliche und einzuschreibende Briefpostsendungen, Postanwei sungen, Nachnahmesendungen, kleinere Packele, Sen dungen mit Werthangabe (im Einzelnen bis zumWerth- betrage von 150 Mark) und Geldbeträge für Zeitungen und Postwerthzeichen rc. übergeben werden dürfen. Jeder Landbriefträger führt auf seinem Bestellgange ein Annahmebuch mit sich, in welches er die em pfangenen Sendungen, mit Ausschluß der gewöhnlichen Briespostgegenstände, sowie die ihm übergebenen baaren Geldbeträge für Zeitungen, Werthzeichcn rc. zu ver zeichnen hat. Zum Einträgen der Sendungen rc. ist auch der Auflieferer befugt. Hat der Landbrieflräger die Eintragung selbst bewirkt, so ist derselbe verpflichtet, dem Auflieferer auf dessen Verlangen durch Vorlegung des Annahmebuches von der stattgehabten Eintragung Ueberzeugung zu gewähren. Den Einlieferungsschein, welcher durch die Postanstalt ertheilt wird, hat der Landbriesträger den« Auflieferer, wenn möglich bei dein nächsten Bestellgange, zu überbringen. — Das neue Landesgesangbuch wird in der Kirch gemeinde Sadisdorf am 1. Advent laufenden Jahres, in der Kirchgemeinde Hennersdorf mit Anfang nächsten Jahres und in der Kirchgemeinde Ruppendorf am Sonntag Palmarum nächsten Jahres eingeführt werden. Seiferüdorf. Die Lut her feier wurde in hie- figer Kirchsahrt sehr festlich begangen. Der vorberei tende Gottesdienst am Sonnabend ward am Abend Hei glänzender Beleuchtung mit Gebeten Ansprache, Gemeindegesang und Kinderchorgesang gehalten. — Am Sonntag früh zog ein langer Festzug der Jünglinge und Jungfrauen der sieben eingepfarrten Ortschaften, geleitet von Kirchen-, Schul- und Gemeindebeamten und Hausvätern, zur Kirche und überreichte zuerst dem Altäre einen kostbaren, von der Jugend für den Altar platz gestifteten Teppich; der festliche Gottesdienst ward durch eine Liturgie, durch Predigt (Luther, eine Gabe Gottes an das deutsche Christenvolk) und durch einen vierstimmigen Chorgesang des uralten ll'o äoum lau- ckamns (Nr. 52 l des Gesangbuches) ausgezeichnet. — Am Nachmittag zogen die sämmtlichen Schulkinder der Parochie, an 400, in herzlicher Munterkeit zur Kirche. Gebete, Gesänge und Ansprachen, die in einzelnen Zügen und Szenen Luthers Arbeit und Verdienste vor Augen stellten, machten einen ernst andächtigen Eindruck auf die Kinderwelt und die geleitenden Eltern. Die Pflanzung einer Luther-Eiche in der Nähe der Kirche, gegenüber der am 31. Oktober 1817 gepflanzten, schloß, unter kräftiger Ansprache feiten des Kirchenvorstands, die ganze, von der lebhaftesten Theilnahme der Ge meinde getragene Feier. — Der Abend versammelte Jugend und Verheirathete zu einer Unterhaltung, die durch gewählte Gesänge und Vorträge, durch Vor führung namentlich des häuslichen Lebens Luthers, belebt war, und mit dem allgemeinen Singen von Volksliedern fröhlich schloß — im Ganzen unvergeß liche Stunden, den Kindern noch besonders eindringlich gemacht durch glänzende Erinnerungsmedaillen. — In den drei Schulen war am Sonnabend früh eine wür dige und entsprechende Schulfeier gehalten worden. — In Groß-Oelsa hat man außerdem eine am 18. Fe bruar 1846 gepflanzte Buche durch besonderu Schmuck unv Ansprachen geehrt. — Eine Sammlung für kirchlich bedrängte evangelisch-lutherische Glaubensgenossen gab einen erklecklichen Ertrag. — Herr Pfarrer Zimmermann zu Seifersdorf ist am Luthertage von der Universüät Leipzig durch die theologische Fakultät mit der Ehreuwürde eines Licentiaten der Theologie, honoris causa, bekleidet worden. Das dem Diplom beigefügte Elogium hebt in hochehrender Weise die Pietät und den Eifer desselben in der Verwaltung des geistlichen Amtes, seinen strengen Wahrheitssinn und die Verdienstlichkeit seiner literarischen Arbeiten hervor. Fraucnstein, 12. November. Das schöne Luther fest wurde auch hier in würdigster Weise ge feiert. Am Sonnabend fand in sämmtlichen hiesigen Schulklassen Festaktus statt, bei welchem den Kindern die hohe Wichtigkeit des Lutherfestes zu Gcmüthe ge führt wurde. Nach Beendigung des Schulaktus wurde im Beisein der gesammteu Schuljugend und eines zahl reichen Publikums vor hiesiger Stadtkirche eine mit Kränzen geschmückte Luthereiche gepflanzt, welcher Hand lung der Gesang des Liedes „Ein' feste Burg ist unser Gott" und eine kurze Ansprache des Herrn Rektor Fiedler voranging und der Gesang der vierten Strophe desselben Liedes folgte. Von 1 bis 2 Uhr erscholl erhebendes Festgeläute. Um 6 Uhr Abends fand zur Vorfeier des Festes ein liturgischer Gottesdienst in der reich illuminirten Stadtkirche statt. Nach dessen Be endigung folgte ein brillanter Fackel- und Lampionzug durch die im prächtigsten Jlluminationsschmucke pran gende Stadt. An demselben betheiligten sich der Ge sangverein „Liedertafel", die hiesige und Neichenauer Feuerwehr, der Militärverein und die Schützengesell- schast, sowie die Schüler und Schülerinnen der hiesigen Oberklassen. Am frühen Morgen kündete ernstes Glockengeläute den Anbruch des zweiten Festtages an. Sehr bald zeigten sich die Häuser in reichem Flaggen schmuck, was am ersten Tage des wenig günstigen Wetters halber unterbleiben mußte. Um 9 Uhr be wegte sich unter Glockengeläute ein stattlicher Festzug vom königlichen Schlosse aus nach dem so freundlichen Gotteshause. Es betheiligten sich hierbei außer den mit ihren Fahnen erschienenen Mitgliedern der Schützen gesellschaft, des Gesangvereins „Liedertafel" und des Militärvereins, die hiesige und Neichenauer Feuerwehr und die Knappschaft vom Friedrich-August-Erbstolln in Parade, sowie die königlichen und städtischen Behörden unserer Stadt, wie auch die Kirchen- und Schulvor stände und viele einzelne Mitglieder unserer Parochie. Beim Eintritt des Festzuges in das geschmückte Gottes haus ertönte mächtiger Orgelklang. Dies sowohl, als auch die wohlgelungene Aufführung der Festmotette, bereitete in ergreifender Weise auf die Festpredigt vor, in welcher Herr Diakonus Hesse den andächtigen Zu hörern eindringlich ans Herz legte, wie der Gedächt- nißtag unseres Luther recht und würdig zu feiern sei. Abends fand im Franke'schen Saale eine, leider nicht sehr zahlreich besuchte musikalisch-deklamatorische Abend unterhaltung statt, bei welcher Herr Rektor Fiedler eine in drei Theile zerfallende Festrede hielt über Luther als Reformator, als Christ und als deutscher Mann. Zwischen den einzelnen Theilen deklamirten verschie dene Schüler und Schülerinnen sehr trefflich von den Herren Lehrern ausgewählte Gedichte und Herr Kantor Rößler brachte die drei Neformationschöre von Tauwitz in sehr präziser Weise zu Gehör. Der gemeinschaftliche Gesang der Strophe „Das Wort sie sollen lassen stahn" endete die, sämmtliche Zuhörer recht wohl befriedigende Abendunterhaltung. Den Veranstaltern derselben wäre für ihre viele Mühe ein zahlreicherer Besuch recht sehr zu gönnen gewesen, um so mehr, va der Reinertrag einem milden Zwecke, nämlich der sich gründenden Un terstützungskasse für Lehrer-Wittwen und -Waisen des Dippoldiswaldaer Schulbezirks, zufließt. L Frauenstein. (Kgl. Amtsgericht.) Ver handlungstermine am 16. Novbr. Vormittags 9 Uhr: Zivilprozeßsache Amalien Augusten verehel. Ihle geb. Partzsch in Nassau gegen den königl. sächs. Sportel fiskus. — Vormittags 11 Uhr: Zivilprozeßsache der Firma Kelle L Hildebrandt in Dresden gegen den Kaufmann Hermann Meyer in Bienenmühle. Wechsel- prozeßsache des Kaufmanns Gustav Wellenberg in Berlin gegen den Lederfabrikant Wilhelm Meinert in Frauenstein. Dresden. Aus den Motiven zu dem Königlichen Dekret an die Stände über die beabsichtigte Aufhebung des fiskalischen Chaussee- und Brückengeldes ist zu entnehmen, daß die Staatsregierung auf wiederholt bei den ständischen Beratungen erfolgte Anregungen in Aussicht gestellt Hal, die Aufhebung des Chaussee- und Brückengeldes, welches zur Zeit auf den von der fiskalischen Straßen- und Wasserbauverwaltung unter haltenen Straßen und Brücken erhoben wird, für den Fall in Vorschlag zu bringen, daß die Finanzlage des Staates den Verzicht auf diese Einnahme zulässig erscheinen lassen sollte. Nach der Vorlage über den Staatshaushalts-Etat für die Jahre 1884/85 dürfte die Füglichkeit hierzu gegenwärtig vorhanden sein. Die Staatsregierung nimmt daher um so weniger Anstand, nunmehr die Aufhebung des Chaussee- und Brückengeldes mit dem Schluffe des Jahres 1884 zu beantragen, als für den Fall des Fortbestehens dieser Abgabe eine Neuregulirung der Erhebung der Abgabe kaum noch länger zu umgehen sein würde. Diese zeither nur mit Rücksicht auf die bereits seit längerer Zeit fragliche Aufhebung des Chausseegeldes unter bliebene Neuregulirung würde namentlich eine zweck entsprechendere Vertheilung der Hebestellen anzustreben haben, von denen eine größere Anzahl in Folge der im Laufe der Zeit in den Verkehrsverhältnissen ein getretenen Aenderungen sich dermalen an mehr oder weniger ungeeigneten Stellen befindet und daher zu Ungleichheiten in der Erhebung der Abgabe Anlaß giebt. Die Wirkung des Gesetzes erstreckt sich nicht auf Wege- und Brückengelder, welche auf anderen, als von der fiskalischen Straßen- und Wasserbau verwaltung unterhaltenen Straßen und Brücken er-