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Weißmtz -AitW Amtsblatt für die Königliche Kmishauptmannschast Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Inserate, welche bei der bedeuienden Auflage des Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden, werden mit Iv Pfg. die Spaltenzeile oder deren Ilaum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Ausschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeile 2« Pfg. Die „Wrlßeritz-Zeitung" «-scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljiihrlich 1 M. 2b Pfg-, zweimonatlich 8t Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie di« Agenten nehmen Be stellungen an. Verantwortlicher Redacteur: Carl Ikhne in Dippoldiswalde. Nr- 130. Loyalität. Aus Oldenburg, der Haupt- und Residenzstadt des gleichnamigen Herzogthums, laufen Nachrichten über sehr betrübende Borgänge, preußenfeindliche Stimmung der Bevölkerung, Volksaufläufe, Aufreizungen und Duelle zwischen Offizieren preußischer und oldenbur- gischer Landesangehörigkeit ein. Wir würden diesen Begebenheiten keine besondere Wichtigkeit beimessen, wenn dieselben nicht einen sehr ernsten politischen Hintergrund berührten, worauf oppositionslustige Ele mente nur zu leicht ihre Angriffe bauen können. Deutschland ist ein Bundesstaat, dessen festestes Band die Loyalität ist, welche die einzelnen Bundesstaaten gegeneinander üben. Mit Genugthuung konnte man auch seit der Wiederaufrichtung des deutschen Reiches konstatiren, daß die Loyalität sowohl von dem Präsi dialstaate Preußen als auch allen einzelnen Bundes staaten voll und ganz gegeneinander gehandhabt wurde, daß zumal im Bundesrathe selbst bei den schwierigsten Abstimmungen immer die Loyalität als das oberste Gesetz galt, und daß auch heute noch in allen leitenden Kreisen des Reiches und der Einzelstaaten dieselbe Ueberzeugung obwaltet. Jeder Schatten, jedes Wölkchen, welches daher, sei es wirklich, sei es scheinbar, diese segensreiche Loyalität, das Band der gegenseitigen Treue, Gerechtigkeit und Hochachtung zu beeinträchtigen droht, muß ohne Wei teres von der öffentlichen Meinung Deutschlands als allgemein verwerflich und gefährlich gebrandmarkt werden, und wir glauben, daß den Vorgängen in Oldenburg gegenüber eine derartige Verurtheilung durch die öffentliche Meinung vollständig am Platze ist. Dort soll der preußische Major Steinmann über die dem 91. Jnfanterie-Negimente angehörigen Olden burger geringschätzige Aeußerungen gethan haben, welche offenbar tadelnswerthe und beleidigende Stellungnahme gegen Angehörige eines deutschen Brudcrstammes die Oldenburger Bevölkerung gegen den Major Steinmann erbitterte. Es erschien ein anonymes, gegen Major Steinmann gerichtetes Spottgedicht, das „Oldenbur- gische Ochsenlied". Daffelbe wurde konfiszirt, erschien aber immer wieder von Neuem. Den Soldaten des 91. Infanterie-Regiments wurde verboten, Gasthäuser zu besuchen, wo das „Ochsenlied" gesungen worden war. Die Erregung stieg, eine Volksmenge zog, das „Ochsenlied" singend, vor die Wohnung des Majors Steinmann, um diesen aus der Stadt zu treiben, Po lizei und Militär mußten die Volksmenge zurück drängen. Major Steinmann wurde inzwischen auch von mehreren Hauptleuten seines Regiments, offenbar solchen oldenburgischer Landesangehörigkeit, gefordert, und es soll zu zwei Duellen gekommen sein, wo in dem ersten Major Steinmann seinen Gegner, den Hauptmann von der Lippe, in den Unterleib schoß, in dem zweiten aber Major Steinmann in der Schulter verwundet wurde. — Entsprechen diese Nachrichten der wirklichen Sachlage, so geht daraus hervor, daß der Major Steinmann in gröblichster Weise diese traurigen Vorgänge provozirt hat, und daß er deshalb wohl auch bestraft werden und aufhören wird, Offizier der deutschen Armee zu sein, denn ehrenrühriger Tadel der Unter gebenen ist den militärischen Vorgesetzten streng ver boten. Nicht in allen Punkten ist übrigens die Ge nugthuung zu billigen, welche die Oldenburger nahmen, aber dieselben waren in ihrem Ehrgefühle schmählich beleidigt und wollten die dem ganzen oldenburgischen Volksstamme angethane Beleidigung nicht auf sich sitzen lassen, deshalb ist ihre Revanche natürlich und ver zeihlich. Die gesammte deutsche Nation wird aber den vom Major Steinmann begangenen Loyalitätsbrnch, sowie die daraus entstandenen betrübenden Vorgänge scharf tadeln und im Interesse des häuslichen Friedens sich jede ähnliche Wiederholung verbitten müssen. Dienstag, den 6. November 1883. Lokates und Sächsisches. Dippoldiswalde, 5. November. Gestern fand hier unter Assistenz der Herren Pastor Hoffmann-Reinhardts grimma und Märkel-Neichstädt die Ordination des vom Landeskonsistorium zum Diakonatsvikar berufenen Herrn Ernst Georg Keil aus'Elterlein statt. Herr Superintendent Opitz vollzog dieselbe nach einer ein leitenden Rede, welcher er den Text 2. Kor. 4, 5. 6. zu Grunde gelegt hatte. Nach Aufführung eines Chor gesanges predigte sodann Herr Vikar Keil über den selbstgewählten Text Apostelgeschichte 18, 10. und em pfing hierauf in der Sakristei die Glückwünsche der fast vollzählig erschienenen Mitglieder des Kirchenvor standes. Möge sein Wirken ein gesegnetes sein. — Die 1. Division der königl. Kadettenschule zu Dresden, circa 30 Mann, besuchte am vergangenen Donnerstag nach einer Fußparthie durch den Rabe- nauer Grund unsere Stadt. Nachdem dieselben hier im Rathskeller zu Mittag gegessen, besichtigten sie die Nikolaikirche und fuhren mit dem Abendzuge nach Dresden zurück. Dippoldiswalde. Nächsten Montag, am 12. No vember, wird, wie mir hören, ein Extrazug von Hainsberg nach Kipsdorf zum Anschluß an den 11 Uhr 10 Minuten von Dresden abgehenden Nachtzug ver anstaltet werden. — In der Zeit vom I. November bis 31. Mai dürfen Krebse, gleichviel ob sie aus geschlossenen oder nicht geschlossenen Gewässern herrühren, weder feilge boten noch verkauft und in nicht geschlossenen Gewässern während dieser Zeit auch nicht gefangen werden. Ge langen beim Fischen in nicht geschlossenen Gewässern Krebse während der geordneten Schonzeit lebend in die Gemalt des Fischers, so sind dieselben sofort wieder in das Wasser zu setzen. — Wegen epidemischen Auftretens der Masern unter den Kindern der Schule in Reinholdshain ist letztere auf die Dauer von 3 Wochen geschlossen. Kreischa, 5. November. Am Sonnabend wurde hier im Parkhotel eine Versammlung des Bezirks lehrervereins Dippoldiswalde abgehalten. Nach Vortrag des Berichts auf das Vereinsjahr 1882 — 1883 und Erstattung des Kassenberichts auf dieselbe Zeit gab Herr Kantor Hellriegel-Dippoldiswalde ein er schöpfendes Referat über die in Zittan in Verbindung mit der daselbst jüngst stattgefnndenen allgemeinen säch sischen Lehrcrversammlung abgehaltene Delegirtenver- sammlung, aus welchem die erfreuliche Weiterentwicklung des Vereins deutlich hervorging. — Bei der Neuwahl des Vorstandes wurden die bisherigen Mitglieder des selben wieder und Herr Kantor Hellriegel neu gewählt, so daß derselbe aus den Herren Schuldirektor Engel mann - Dippoldiswalde, Kantor Hellriegel - Dippoldis walde, Lehrer Buckel-Dippoldiswalde, Kantor Schwenke- Sadisdorf, Lehrer Rothe-Wilmsdorf besteht, während Herr Kantor Hellriegel abermals mit der Funktion des Delegirten betraut wurde. ä Francnstein. (Königl. Schöffengericht.) Hauptverhandlungen am 6. November. Vorm. 9 Uhr: Privatklagsache des Färbereibesitzers Ernst Bernhard Fröbe in Frauenstein gegen den Färbermeister F. M. Uhlig daselbst wegen Beleidigung. —Vorm. '/»IO Uhr: Privatklagsache des Gutsbesitzers Friedrich Gottlieb Heinrich Göpfert in Burkersdorf gegen den Gasthofs besitzer Friedrich Hermann Fröbel daselbst wegen Be leidigung. — Vorm. '/»I I Uhr: Strafsache gegen den Guts- und Mühlenbesitzer Friedrich Christian Weichelt in Reichenau wegen Einkommensteuerhinterziehung. K Frauenstcin. (Kgl. Amtsgericht.) Ver handlungstermine am 9. November. Vorm. 9 Uhr: Zivilprozeßsache des Waldarb. Carl Gottlieb Kästner in Rechenberg in Altersvormundschaft Ida Paulinen Fischer und Alfred Fürchtegott Fischer daselbst gegen den Wirthschaftsgehilfen Ernst Jul. Steyer in Nassau. 48. Jahrgang. — Vorm. 9 Uhr: Zivilprozeßsache des Gasthofsbes. Ferdinand Robert Kempe in Reichenau gegen den Müller Ernst Wilhelm Schröter in Nassau. — Am Freitag früh ist der seit Juni vermißte 64 Jahre alte Fleischermeister Liebscher aus Ditters bach im Frauensteiner Staatssorstrevier erhängt auf gefunden worden, der Unglückliche hinterläßt 4 Kinder. !8 Frauenstein, 4. Novbr. Das Programm für die Lutherfeier in hiesigem Orte ist nunmehr fest gestellt. Sonnabend findet früh '/»10 Uhr ein öffent licher Schulaktus statt, nach dessen Beendigung auf dem Marktplatze eine von Hrn. Gutsbes. Schmieder in Kleinbobritzsch geschenkte „Lutherbuche" im Beisein der Schulkinder gepflanzt wird. Nachmittags von 1 bis 2 Uhr wird das Fest durch Glockengeläute einge läutet, sowie Abends 6 Uhr im illuminirten Gottes hause ein liturgischer Gottesdienst abgehalten. Da auch die Privatgebäude illuminirt werden sollen, darf wohl mit Zuversicht auf eine allgemeine Betheiligung der hiesigen Bewohner gehofft werden. Am zweiten Festtag, Sonntag, 'wird früh 9 Uhr ein Festzug zur Kirche veranstaltet, woran sich die dazu geladenen Be hörden, Vereine und Mitglieder hiesiger Parochie hoffentlich recht zahlreich betheiligen werden. Nachm. 2 Uhr ist Gottesdienst für die Schulkinder, woran sich die beiden obersten Knaben- und Mädchenklassen von hier, die erste und zweite Klasse von Reichenau und die Oberklasse von Kleinbobritzsch betheiligen werden. Abends 6 Uhr wird vom hiesigen Lehrerkollegium unter Mitwirkung der beiden oberen Schulklassen eine musikalisch-deklamatorische Lutherfeier im Frankeschen Saale veranstaltet. Der Eintritt zu derselben ist an der Kasse 30, im Vorverkauf (Billets beim Gastwirth Franke und den Lehrern) 25 Pfennig. Das spezielle Programm folgt in nächster Nummer d. Bl. Dresden. König Albert hat den Kammerherrn Grafen von Hohenthal und Bergen auf Knauthain, den Kammerherrn von Erdmannsdorf in Dresden und den Direktor der sächsischen Bank, Kommerzienrath Wannschaff, zu Mitgliedern der 1. Kammer ernannt. — Die Grundsteinlegung zur Martin-Luther- Kirche in Antonstadt findet Montag, den 12. No vember, Nachmittags statt. — Die wichtige Frage der Beleuchtung der Koupees in den Personenwagen ist seit längerer Zeit Gegenstand der größten Aufmerksamkeit der Eisen bahnverwaltungen, namentlich unserer mit einem sehr dichten Personenverkehr gesegneten Staatseisenbahnen gewesen und legt der bis jetzt erzielte Erfolg das beste Zeugnis; dafür ab. Die bisherige Beleuchtung mit Oellampen wird bald Seltenheit werden, denn in den Zügen der wichtigsten Hauptlinien Sachsens ist nun mehr die, alle Ansprüche vollauf befriedigenve Gasbe leuchtung als durchgeführt anzusehen. Von den rund 2000 Personenwagen unserer Staatsbahnen sind bis jetzt 500 Stück mit Gasbeleuchtung versehen. Die Einrichtung vertheilt sich auf Wagen aller vier Klassen; es enthalten dieselben je nach ihrer Größe und Be stimmung 1 bis 5 Flammen und einen Gasbehälter (Rezipienten) mit 0,i«<> bis 0,«»» Kubikmeter Füllung. Leipzig. Die Leipziger Universität beging am Reformationstag durch Gottesdienst in der Pauliner- kirche und lateinischen Redeakt an derselben geweihten Stätte das Andenken der Reformation. Dann begab sich der akademische Lehrkörper, geführt vom Rektor und Dekanen in Amtstracht mit ihren Ehrengästen vom Reichsgericht, aus den königlichen und städtischen Behörden rc. nach der Aula des Augusteums, wo der Rektorwechsel in alter feierlicher Weise vor sich ging. Der abtretende Rektor Magnifikus Professor vr. His bestieg die große Rednerbühne und trug den Bericht über das letzte Amtsjahr vor, aus welchem zu ersehen war, daß die Hochschule zur Zeit die Frequenz von 3363 Hörern erreicht hat. Der Winter 1882/83 schloß mit 3312 Hörern. Es folgte hierauf die feier-