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550 kW 4^ MZss WM 'MMW Böser Leumund. Eine Dorf- und Wirthshaus-Geschichte von Mar v. Schlägel. Fortsktzun^. Der Tag war ziemlich vorgeschritten, als er dort anlangte, und er konnte dem aufgebrachten, jungen Feldjäger vor Athemlofigkeit lange keine Antwort geben, als dieser ihm unter der Thür des Wirthshauses ent Sparkaffe zu Kreischa. Jeden Sonnt ast geösinet von Vormittags II—12 Uhr and Nachmittags von 3—>/,5 Uhr. Sparkasse zu Höckendorf. Nächster Erpeditions-Tag: Sonntag, den 21. Oktober, Nachmittags von 3—6 Uhr. gegentrat und ihn unwillig fragte, ob auch er nicht wisse, wohin über Nacht sein Dienstgewehr gekommen sei. Das Schweigen Kugels mußte dem jungen Men schen verdächtig vorkommen und er faßte hart den Arm des Photographen: „Heraus mit der Sprache, wo ist mein Gewehr? Ihr und Zieler seid die einzigen, welche die Nacht mit mir zugebracht haben." „Das Gewehr?" stammelte Kugel, der sich wieder sicherer fühlte, seit er in der Gewalt von Menschen sich befand. „Das Gewehr — das wird wohl der Teufel geholt haben!" „Spaßt nicht — die Angelegenheit ist ernst genug," drohte der Feldjäger. „So oft ich erwachte, sah ich Euch aufrecht sitzen — Ihr müßt wissen, wohin das Gewehr gekommen ist." „Ich sag's Euch ja," keuchte Kugel, „der Teufel ist in der Wellerau." „Nun, dem Teufel, der sich an meiner Dienstwaffe vergriffen hat, soll es übel genug bekommen. Eure scheinbare Verrücktheit täuscht mich nicht. Wenn Ihr das Gewehr nicht versteckt habt, so war es Zieler und Ihr wißt darum. Wo ist der Senn?" „Der Senn? Den wird eben auch der Teufel geholt haben," meinte Kugel ernsthaft, denn das Ueber- maß des Schrecklichen schien allmählich einer todtver- achtenden Betäubung Platz zu machen. „Der Weg auf seine Alm führt mitten durch den Teufelswald." „Nun, der Untersuchungsrichter wird Euch wohl die Zunge lösen!" knirschte Greding, der in all' dem nur den Spott eines abgefeimten Landstreichers erblickte. „Der Verdacht gegen Euch ist so dringend und Euer Benehmen so sonderbar, daß ich es für meine Pflicht halte, mich Eurer Person zu versichern." „Ich habe das ganze Haus umgekehrt und nichts gefunden, Herr Greding," ertönte jetzt die Stimme der Afra neben den Beiden. „Vielleicht hat es Einer in seiner Bosheit draußen irgendwo versteckt," fügte sie mit besonderer Betonung hinzu, und es konnte nicht zweifelhaft sein, daß sie unter dem Einen den heim tückischen Senn meinte. „Ich habe jeden Fuß breit hier herum und den ganzen Schuppen umsonst durchsucht," antwortete Gre ding unmuthig. „Ich werde natürlich von meinen Vorgesetzten zu schwerer Verantwortung gezogen werden, vielleicht auch um meinen Dienst kommen, aber ich werde mein Leben lang nicht ruhen, bis ich den Dieb entdeckt habe." Es war indessen fast Tag geworden und zwischen den bewaldeten Felsen hervor entsandte die Sonne ihre ersten Strahlenpfeile. Sir verklärten auch das bleiche, volle Gesicht der Afra, von dem auch das Mitleid mit dem Kummer des Herrn Greding nicht den Ausdruck ruhigen, be wußten Glücks zu verscheuchen vermochte, welcher an die Stelle der früheren träumerischen Theilnahmlosig- keit getreten war. Von breiten, dunkelblauen Rändern umgeben, aber klar und strahlend erwiderten ihre glän zenden Augen das Licht des jungen Tages. Es war auch Morgen geworden in ihrem Herzen. „Und Ihr wollt dem braven Herrn Greding wirk lich nicht aus der Verlegenheit helfen, Kugel?" fragte sie mit sanftem Vorwurf, der die unruhige Phantasie des Photographen in die zartesten Schwingungen ver setzte. „Aber ich hab's ihm ja gesagt," jammerte er. „Der Teufel treibt im Engwald sein Wesen und da ist es doch nicht zu verwundern, daß man auch in der Wellerau seinen Schabernack spürt. Ich hab' schon geglaubt, er habe mich auf seinen feurigen Hörnern, so nah' war ich bei ihm. Und den Schwefeldampf, der aus seinem Nachen kam, bring' ich jetzt noch nicht los." „Wenn war das?" fragte Afra. „Vor einer halben Stunde, denn ich hab' gewiß keine zehn Minuten bis hier herauf gebraucht." „Da hört Ihr den Unsinn selber, Afra," sagte Greding unwillig. Afra blieb nachdenklich. „So viel ist sicher, daß im Engwald nicht Alles ist, wie es fein' soll," sagte sie dann nicht ohne Schalk haftigkeit. „Denn so vor ganz und gar nichts läuft doch der Herr Kugel, der mit den Herren Geistern so gut bekannt ist, auch nicht davon. Jedenfalls würd' ich, wenn ich Feldjäger wär, einmal im Engwald nach schauen. Ich kann Euch ja des Vaters Stutzen 'runter- hol'n und das Pulverhörnel und den Schrotbeutel mit geben. Ein Schächter! voll Zündhüteln hab' ich auch noch." Und ohne die Antwort abzuwarten, eilte Afra hin weg und kam bald darauf mit der altmodischen Schuß waffe und dem Ladezeug wieder. „Und Ihr wollt schutzlos hier bleiben, während es in der Nähe nicht geheuer sein soll?" fragte Greding zärtlich. „Ich fürchte jetzt nichts mehr, denn ich hab' das Bitterste überstanden," sagte Afra fast übermüthig. Dresdner Schlachtviehmarkt vom 15. Oktober. Auf dem heutigen Schlachlvichmarkte waren 405 Rinder, 776 Land-, 334 Ungar- und 40 Walachcnschweine oder in Summa 1150 Scliweinc, 914 Hammel nnd 134 Kälber zum Verkauf gestellt. Während dieses Mal Exporteure nur sekr schwach vertreten waren, hatte sich eine mittelstarke Zahl hiesiger nnd auswärtiger Fleischer eingefunden, welche jedoch zu Anfang des Marktes sehr reservirt blieben, da sie des starken Auftriebs halber nut Bestimmtheit auf eine wesentliche Prcisreduktion namentlich in Rindern nnd Schweinen rechneten. Aus diesem Grunde zog sich das Verkaufsgeschäft sehr in die Länge. Primaqualität von Rindern, die vorwiegend durch 80 Stück gute oldenbnrger und bolsteiner Weiderinder vertreten war, bezahlte man pro Zentner Schlachtgewicht mit 70 bis 72 Mk. und in ansgesnchtcn Stücken mit 75 Mk., indeß Mittclwaarc zu 63 bis 66 Mk. und geringe Sorte zu 36 Mk. abgcnommen wurde. In allen drei Quali täten blieben etliche Ueberständc. Englische Lämmer, welche sich nur in kleineren Posten fanden, kosteten pro Paar zu 50 Kilo gramm Fleisch 75 Mk, während Landhanuncl in demselben Ge wichte mit 66 bis 69 Mk. nnd das Paar Ansschußschöpse mit 36 Mk. bczablt wurden, da man ganz geringe Waare, die sonst regelmäßig 30 Mk. gilt, heilte nicht aufgclricbcn hatte. Die Preise für Schweine mußten des sehr starken Auftriebs halber weiche», nnd kostete der Zentner Schlachtgewicht von Landschwcincn englischer Kreuzung blos 60 bis 63 Mk. und von schlesiern nur 57 bis 60 Mk. Für den Zentner lebendes Gewicht von unga rischen Bakonicrn wurden 54 bis 56 Mk., von 88 Stück Meck lenburgern 58 bis M Mk, von 90 Oswizincrn, sowie von den 40 Walachen Mir 55 und 56 Mk. angelegt. An Tara bewilligten die Händler durchweg 40 Pfund. Der KLlbcrhandel verlief ziemlich flott und gait das Kilo Fleisch je nach Qualität der Stücke zwischen 90 und 110 Pfennige. aufbaues der Stadt Szegedin, die bekanntlich 1879 durch Ueberschwemmung zerstört wurde, ist der Kaiser Franz Josef mit dem Minister für Landesver- theidigung, dem Kommissar für den Wiederaufbau der Stadt und zahlreichem Gefolge am 14. Oktober daselbst eingetrofsen und hat während dreier Tage die Stadt eingehend besichtigt. Es ist eine prächtige, moderne, große Stadt geworden, mit eleganten Straßen, großen Plätzen und Monumentalbauten; außer dem Theater-, Finanz-, Gerichts- und Telegraphen-Gebäuden, dem Rathhaus, Kasernen, Schulen, Instituten, Kirchen rc. sind über 3000 Neubauten entstanden. — Am 16. Oktober Vormittags wurden in Agram von den Finanzgebäuden in Gegenwart des Negierungs kommissars und einer Kompagnie Militär unter kling endem Spiele die doppelsprachigen Wappenschilder ab genommen und durch inschriftslose ersetzt. England. Die Jesuiten beginnen sich auch in England wieder heimisch zu machen. Kürzlich haben dieselben das Seafield House bei Seafield, unweit Liverpool, bisher eine Wasserheilanstalt, käuflich er worben und werden in demselben ein Seminar errichten. Frankreich. Die Entfernung der Deutschen aus den Werkstätten und Geschäften sollte hauptsächlich auch die Arbeitsgelegenheit für die Franzosen ver mehren helfen. Jedoch ist eher das Gegentheil der Fall. Die Maßregel erinnert gar zu sehr an 1870, um nicht dieselben Wirkungen, nämlich Kriegsbefürch tungen, hervorzurufen. Alle Geschäftsleute klagen, daß die Hetzereien der letzten Wochen eine geradezu verheerende Wirkung hervorgerufen haben. Das Ver trauen ist erschüttert und es wird Mühe kosten, dasselbe wiederum herzustellen. Türkei. Auf der Insel Chios hat am 15. Ok tober ein starkes Erdbeben stattgefunden, welches 8 bis 10 Sekunden dauerte. Mehrere Häuser sind eingestürzt und eine Anzahl von Personen verletzt worden. Auf der Insel herrscht große Bestürzung. Auch in Syra, an den Dardanellen in Smyona und Avalik ist das Erdbeben wahrgenommen worden. Letztere Stadt ist erheblich beschädigt, und sind mehrere Per sonen daselbst ums Leben gekommen. Rußland. Der Kaiser und die Kaiserin sind mit ihren Kindern am 14. Oktober von Kopenhagen in Kronstadt angekommen und haben sich nach Peterhof begeben. — In einer Warschauer Anstalt für junge Damen aus der höheren Gesellschaft hat man vor Kurzem bei einer Haussuchung Zeitungen und andere Schriftstücke nihilistischer Richtung vorgesunden und außer der Klassen lehrerin, einem Fräulein Jentys, eine Anzahl der Zög linge der Anstalt verhaftet. Was dieser Angelegenheit ein gewisses Interesse verleiht, ist nun vor Allem die Geschichte, der Zweck und der Ruf der genannten An stalt. Dieselbe wurde vor einer Reihe von Jahren von dem Fürsten Leuchtenberg zu Ehren des Andenkens der verstorbenen Kaiserin Maria gegründet, deren Na men sie auch trägt. Schon aus diesem Grunde erfreut sich die Marien - Anstalt fortlaufend des Wohlwollens der kaiserlichen Familie und des russischen Adels, der seine Töchter dieser Anstalt anvertraute, und in Re gierungskreisen glaubte man, in derselben einen mäch tigen Hebel für die Nussifizirung des polnischen Adels zu besitzen. Doch hielt dieser stets, besonders aber in den letzten Jahren, seine Töchter von dem Marienstift fern. Die Lehrerin Jentys, eine Lithauerin von Ge burt, wurde in dem Augenblick verhaftet, als sie auf der Post ein Packet nihilistischer Schriften, das aus der Schweiz an sie gerichtet war, in Empfang nahm. Man brachte die Dame nach dem Stifte zurück, und während eine Kompagnie Soldaten dasselbe umzingelte, wurde unter Leitung des Warschauer Prokurators eine eingehende Untersuchung vorgenommen, bei der eine große Zahl nihilistischer Zeitschriften und Flugblätter und sehr verdächtige Schriftstücke mit Beschlag belegt wurden. Etwa acht junge Damen waren durch letztere derart bloßgestellt, daß auch ihre Verhaftung erfolgen mußte. Ungarn. Anläßlich der Vollendung des Wieder- I Vegetationsbedingungen handelt, bei deren Eintreten >j der Kartoffelstengel wurzelt bez. Knollen bildet. Ohne niit wissenschaftlichem Beobachtungsmaterial ausgerüstet zu sein, will ich in Nachstehendem eine Erklärung ver suchen. Die Eintherlung der Pflanze in Stanim und Wurzel, einen über und einen unter der Erde befindlichen Theil ist willkürlich und unwissenschaftlich. DerPflanzen- organismus ist ein einheitlicher. Die ober- und unter irdischen Organe haben wesentlich dieselben Funktionen, nämlich die Ernährung der Pflanze. Das Zentral organ ist der Wurzelstamm (libwow), der über der Erde Stamm, unter der Erde Wurzel genannt wird, und der als solcher, den doppelten Charakter tragend, ani deutlichsten bei dem bekannten Farrenkraut und der Schwertlilie (Irm) ausgeprägt ist. Bei Gewächsen, welche blos Blätter treiben, liegt der Stamm unter der Erde. Bei der Meerzwiebel (8oMa maritima) und der Amaryllis steht der zwiebelartige Stamm über, bei den andern Zwiebelblumen unter der Erde. Eine Wurzel wird in der freien Luft sofort zum Stamme, ein Stamm in der Erde zur Wurzel. Hierauf beruht die Stecklingsvermehrung. Hohle Bäume, in welchen sich sogenannte Baumerde gebildet hat, treiben in die selbe Wurzeln aus sehr beträchtlicher Höhe, weil der Baum die Neigung hat, dort Wurzeln zu bilden, wo er mit der Erde in Berührung kommt. Pflanzen mit kriechendem Stengel, z. B. der Kürbis, der Epheu, treiben der ganzen Länge nach Wurzeln in die Erde. Pflanzt man einen Baum verkehrt, d. h. mit den Zweigen in die Erde, mit den Wurzeln in die Luft, so bilden sich die Zweige zu Wurzeln, die Wurzeln zu Zweigen um und der Baum wächst weiter. Auf Grund dieser allgemeinen Vegetationsgesetze erklärt sich nun vie Knollenbildung an den Kartoffelstengeln fol gendermaßen: Die Stengel waren zu üppig und schwer, senkten sich deshalb zu Boden. Bei der Berührung mit der Erde trat sofort Neigung zur Wurzelbildung ein. Die Luftknollen sitzen an der unteren, auf dem Erdboden aufliegenden Seite des Stengels. Da die Stengel ohnehin durch dichtes Laubwerk stark beschattet waren, so waren die Bedingungen zur Wurzel- bez. Knollenbildung vorhanden. Die durch die oberirdischen Knollen absorbirten Nahrungsstoffe gingen den Erd- knoll": verloren, wodurch eine Verkümmerung der Letzteren, wo sie beobachtet wurde, erklärlich wird. Wahrscheinlich neigt zu dieser Afterbildung nur eine Sorte. Bei mir war es die blaue frühe. Die Stengelknollenbildung ist übrigens Regel bei der Feuerlilie (lüliuw bulbitorum, d. h. knollentragend) und bei dem Zahnwurz (vontoria bulbitorn), bei Hirsch sprung vorkommend. —n. Die Knollenbildung an den Stengeln der Kartoffeln. Die überirdische Knollenbildung bei der Kartoffel ist zwar in früheren Jahren schon beobachtet worden, scheint aber in diesem Jahre besonders häufig zu sein, ist daher in vielen Tagesblättern, auch in dem Ihrigen, besprochen wurden. Die einen Erklärer nahmen eine Krankheit an und wollen beobachtet haben, daß der unterirdische Knollenansatz dann ein sehr geringer ge wesen sei; die andern führen diese ungewöhnliche Bil dung auf außergewöhnliche Ueppigkeit des Wachsthums, auf eine „Ueberproduktion" der Pflanze zurück. Ich Kabe in den beobachteten Fällen weder das eine noch das andere gefunden, und bin der Ansicht, daß es sich weniger um eine Degeneration als um eigenthümliche '' 'ü-