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Mchmtz-MiW Verantwortlicher Redacteur: Cäri Ichnk in Dippoldiswalde Sonnabend, den 6. Oktober 1883 48. Jahrgang. Nr. 117. Amtsblatt für die Königliche Umtshauptmamlchafi Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Ktadträlhe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Inserate, welch« bei der bedeutenden Auflage deS Blatteö eine sehr wirk same Verbreitung linden, werden mit Id Psg. die Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirt« Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeil« 2» Pfg. Die „Weißeritz. Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. LS Pfg., zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan- ltalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Politische Wochenschau. Deutsches Reich. Die Wogen patriotischer Be geisterung, welche während der letzten Wochen durch die Kaisertage in Sachsen und Hessen hervorgerufen worden waren, und welche durch die erhebende Feier auf dem Niederwald nur noch einen erhöhten Schwung erhielten, haben sich jetzt allmählich wieder gelegt und nur die Erinnerung an jene glanzvollen und bedeut samen Tage lebt noch im Herzen des Volkes mächtig fort. Nach all' den Anstrengungen und Strapazen der letztvergangenen Zeit pflegt unser greiser Kaiser in dem lieblichen Baden-Baden der wohlverdienten Ruhe und erfreut er sich hier, an der Seite seiner erlauchten Ge mahlin, des allerbesten Wohlseins. Der deutsche Kron prinz nebst Gemahlin und Prinzessin Tochter Victoria hatte seinen kaiserlichen Vater nach Baden-Baden be gleitet, von wo aus die kronprinzlichen Herrschaften «ine Reise nach der Schweiz angetreten haben; am Montag Abend sind sie in Bern eingetroffen. Prinz Wilhelm von Preußen ist von Wiesbaden aus nach Wien abgereist, einer Einladung des Kaisers Franz Josef zur Jagd folgend, welche auch dem König von Sachsen zugegangen war, und trafen die fürstlichen Gäste des Wiener Hofes am Montag in Schönbrunn zusammen, worauf der Aufbruch zur Jagd erfolgte. Sowohl der sächsische König als auch Prinz Wilhelm wurden vom Kaiser Franz Josef und dem Kronprinzen Rudolf auf das herzlichste begrüßt. — Noch vor seiner Abreise von Wiesbaden ist Prinz Wilhelm zum Kom mandeur des ersten Bataillons des ersten Garde-Re giments ernannt worden. — Die verhältnißmäßige Ruhe, welche in unserer innern Politik seit dem Schluffe der außerordentlichen Reichstags-Session eingetreten ist, dauert noch an und dürfte wohl erst der im No vember zu erwartende Wiederzusammentritt des preu ßischen Landtages wieder eine lebhaftere Bewegung in den Gang der politischen Geschäfte bringen. Was das kirchenpolitische Gebiet anbelangt, so waren auf dem selben in der jüngsten Zeit verschiedene sensationelle Gerüchte im Umlauf, von denen sich aber keines be stätigt hat. Zu denselben gehörte auch die Nachricht, daß der abgesetzte Erzbischof von Posen, Ledochowski, auf sein früheres Bisthum förmlich Verzicht geleistet habe, welches Gerücht von dem „Kuryer Poznanski", welcher in nahen Beziehungen zum Grafen Ledochowski steht, jetzt entschieden dementirt wird. Oesterreich-Ungarn. In Oesterreich ist die kroa tische Frage mit der Eröffnung des ungarischen Reichs tages wieder in lebhafteren Fluß gekommen, denn der selbe muß sich wohl oder übel mit dieser heikeln An gelegenheit befassen. Am Mittwoch, den 3. Oktober, wollte denn auch der ungarische Minister-Präsident mündlich im Reichstage über den Stand der kroatischen Frage berichten und einen Beschluß des Hauses in derselben herbeiführen. Den kroatischen Abgeordneten gegenüber hat derselbe bereits bemerkt, daß er von der Legislative diejenige Vollmacht verlangen werde, welche eine befriedigende Lösung der Wappenfrage herbeizuführen im Stande sei, er werde sich für Wappen ohne Aufschrift aussprechen. Auch die Beseitigung des Ausnahmezustandes in Kroatien stellte der Minister- Präsident in nahe Aussicht; die Theilnahme der kroa tischen Abgeordneten an den Verhandlungen des Reichs tages über die Wappenfrage überließ er der Entschei dung der Abgeordneten. Es scheint demnach, daß man in Pest gesonnen ist, den Kroaten gegenüber einzu lenken und cs bleibt unter den obwaltenden Umständen der ungarischen Regierung auch nichts weiter übrig. Frankreich. Die skandalösen Vorgänge, welche den Einzug des Königs von Spanien in Paris be gleiteten, bilden selbstverständlich in Frankreich das Tagesgespräch und' werden noch weit über die Grenzen Frankreichs hinaus lebhaft erörtert. Alle ruhigen und besonnen denkenden Franzosen beklagen und verurtheilen die vcm spanischen Herrscher zugefügten Beleidigungen und billigen es, daß der Präsident sich zu dem für die französische Nation so demüthigenden Schritte bequemte, König Alfonso wegen der gegen ihn gerichteten De monstrationen um Verzeihung zu bitten. In gewissen republikanischen Kreisen bemüht man sich in auffälliger Weise, Herrn Grevy für die vorgekommenen Skanda lös« verantwortlich zu machen; allerdings mögen ge wisse Jntriguen in der Umgebung des Präsidenten hierbei ihr Spiel getrieben haben, doch das Oberhaupt der Republik selbst mit den unqualifizirbaren Demon strationen gegen König Alfonso in Verbindung zu bringen, heißt entschieden zu weit gegangen. Die ganze Angelegenheit hat zu wiederholten Berathungen im Schooße des französischen Ministeriums geführt; auch sind Gerüchte von dem bevorstehenden Rücktritte mehrerer Minister im Umlauf. Es heißt, sofort nach der Eröffnung der Kammern würden die Deputaten der Rechten über die Vorgänge vor und während der Anwesenheit des Königs Alfonso in Paris interpelliren. Unterdessen ist König Alfonso wieder in Madrid ein getroffen. Von der ersten spanischen Eisenbahnstation Jrun an bis zur Hauptstadt wurde der König an allen Orten mit enthusiastischen Kundgebungen em pfangen und der Empfang in Madrid selbst gestaltete sich zu einer einzigen großartigen Ovation der Be völkerung für ihn. Auf dem Madrider Nordbahnhofe erwarteten den König Alfonso die Mitglieder der kö niglichen Familie, die Minister, das diplomatische Korps, die Senatoren und Deputaten, die Zivil- und Militär behörden, während draußen vor dem Bahnhofe eine dichtgedrängte Volksmenge stand, welche den Monar chen, als er nach dem Escurial fuhr, mit stürmischen Zurufen begrüßte. Das königliche Schloß ist, ab weichend von der sonst so strengen Etikette des spa nischen Hofes, für Alle geöffnet, welche den König begrüßen wollen. Dänemark. Der Kreis der in Kopenhagen ver sammelten Fürstlichkeiten scheint sich noch in letzter Stunde um eine Person vermehren zu wollen. We nigstens wird aus Kiel gemeldet, daß daselbst der Kronprinz von Portugal am Montag eingetroffen und Dienstag Nachts nach Korsör, der Hafenstadt auf der dänischen Insel Seeland, weiter gereist ist; augen scheinlich beabsichtigt der Prinz, der dänischen Königs familie ebenfalls einen Besuch abzustatten. Serbien. König Milan von Serbien ist am Montag nach Belgrad zurückgekehrt und hat das ser bische Kabinet Pirotschanaz nur diesen Zeitpunkt er wartet, um seine Demission einzureichen. Dieselbe ist vom König in Anbetracht des Umstandes, daß die Neuwahlen zur Skupschtina entschieden gegen das bis herige serbische Ministerium ausgefallen sind, auch an genommen morden. Mit der Neubildung des Kabinets hat der König den Vizepräsidenten des Staatsraths, Christic, beauftragt, über dessen politische Parteistellung und Gesinnung außerhalb Serbiens allerdings noch so gut wie nichts bekannt ist. Süd-Amerika. Das unglückliche Peru wird in allernächster Zeit der Schauplatz erneuter Kämpfe sein. In Arequipa, einer Stadt im südlichen Peru, kon- zentriren sich peruanische Streitkräfte und es sind da her von Valparaiso, der von den Chilenen noch immer besetzten Hauptstadt Perus, 2000 Mann chilenischer Truppen abmarschirt, um Arequipa anzugreifen; diesen Truppen sollen unverzüglich Verstärkungen nachfolgen. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde, 5. Oktbr. Der Winter hat in vergangener Nacht in unserer Gegend seinen allzu frühen Einzug gehalten! Die Dächer der Wagen des heute früh >/<7 Uhr von Kipsdorf »«gekommenen Zuges waren ganz mit Schnee bedeckt. Hoffentlich haben die Landwirthe aber immer noch Zeit, die im Gebirge noch nicht vollendete Ernte einzubringen. — Für den lausenden Monat, und zwar für den 19., 20., 2l. und 24. Oktober, ist wieder St ern- schnuppe «fall in größerer Menge angezeigt. Es durchschreitet die Erde an diesen Tagen die Bahnlagen der Kometen von 1779, 1739, 1097 und 1366, und es wird angenommen, daß in diesen Bahnen von den Kometen abgelöste Körperchen als Meteoriten wandern, welche durch Eintritt in die Erdatmosphäre die Er scheinungen der Sternschnuppen verursachen. — Ein Thierfreund giebt in einer an uns ge richteten Zuschrift der Bitte Ausdruck, die Einsammlung von Ebischbeeren, sowie der Samenstengel des sogen. Wegebreit, welche Pflanze in diesem Jahre besonders zahlreich zu finden ist, eifrig zu besorgen, um damit neben dem Obst- und Kürbiskernern, welche ebenfalls aufbewahrt werden sollen, unseren lieben gefiederten Sangesspendern während der Winterszeit einen will kommenen Imbiß bereiten zu können. — Mit dem 1. Januar 1884 tritt bekanntlich das Neichsgesetz, betreffend die Aichung der Schankgefäße, in Kraft. Seitens des Vereins der Breslauer Gast- wirthe ist nun beschlossen worden, bei dem Reichstage um eine Vervollständigung des Gesetzes dahin zu peti- tioniren, daß auch die Brauereien gesetzlich genöthigt werden, das Bier in gesichten Gebinden zu verkaufen. Ohne diese Verpflichtung der Brauereien fürchten die Abnehmer leicht zu Schaden kommen zu können. Der Versuch der Gastwirthvereine, bei Gelegenheit der Ein führung geeichter Schankgefäße Gefäße mit 0,40 Liter Inhalt einzuführen, dabei aber den bisherigen Preis von 15 Pfg. beizubehalten, ist durch die Maßnahme der Eisenbahnbetriebsämter sehr erschwert, welche die Bahnhofs-Restaurationen anweist, das Glas Lagerbier von 0,30 Ltr. Inhalt zu 10 Pfg. zu verkaufen. Wenn auf den Bahnhöfen das Bier damit bezahlt wird, werden die Restaurationen füglich nicht mehr fordern können. — Eine eigenthümliche Erscheinung wird in diesem Jahre bei den Kartoffeln beobachtet. Dieselben haben bekanntlich eine vorzügliche Ernte ergeben und zeichnen sich durch ihre außerordentliche Größe vortheilhaft aus. Trotzdem sind unsere Hausfrauen in Verzweiflung über den sonderbaren Umstand, daß fast alle Kartoffeln beim Kochen innen hart bleiben, während dieselben außen zerfallen. Wie verschiedentlich behauptet wird, ist dieser Umstand auf den ungewöhnlich hohen Stärkegehalt der diesjährigen Kartoffeln zurückzuführen. — Anaekündigte öffentliche Sitzungen det königlichen Amtsgerichts zu Dippoldiswalde. In Strafsachen, den 10. Oktbr., Bonn. 9 Uhr: Haupt- verhandlnng gegen Ofensetzer Krocker hier wegen Körperverletzung. — »/«IO Uhr: gegen Handelsmann Ritter in Kleincarsdorf wegen unbefugten Gewerbe betriebes im Umherziehen. — '/»IO Uhr: gegen Ge brüder Adolf und Oswald Schmidt hier wegen Körper verletzung. In Civilsachen: den II. Oktbr., Vorm. 9 Uhr: Fabrikbes. Mende in Dippoldiswalde gegen Eisenbahn arbeiter Siegelt hier. — Johanne Emilie led. Weichelt in Lungkwitz gegen Schmied Ullrich in Kleincarsdorf. — Handelsmann Kunert in Dippoldiswalde gegen verehel. Sattler Wirth in Reinhardtsgrimma. — Hen riette Pauline verehel. Franz in Kleindoberitz gegen Maurer Meißner in Bröschen. — Vorschuß-Verein Dippoldiswalde gegen Moses in Ouohren und Bäcker Pietzsch in Dippoldiswalde. — Bauunternehmer Höhne in Reinhardtsgrimma gegen Baumstr. Gäbel in Kreischa. — Auguste Amalie Püschel in Reichstädt gegen Dienst knecht Eißrich in Oberfraucndorf. — Emilie ledige Lehmann in Berreuth gegen Dienstknecht Franz das. — Hausbesitzer Schmidtchen in Oberfrauendorf gegen Waldarbeiter Hermann Hauschild daselbst. Kreischa. Am Montag und Dienstag dieser Woche ist unser Ort und seine Heilanstalt durch den Besuch des Feldmarschalls Grafen Moltke ausgezeichnet worden. Derselbe kam auf der Rückreise von Wies baden hierher, um sich von der Herstellung seines