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L. W kWh -ZeitW laenten nehmer stellungen an. Amtsblatt Verantwortlicher Redacteur: Carl Ikhnk in Dippoldiswalde Nr. 112 Dienstag, den 25. September 1883 48. Jahrgang Die CkprditilNl der „Wrißtrih-Zkitang. bieten mit ihren reichen Naturprodukten und arbeits- wie konsumfähigen Negerbevölkerung auch dem deutschen Unternehmungsgeist noch ein weites Feld und mag das Beispiel, welches durch die deutsche Handelsnieder lassung in Angra Pequena in Südafrika gegeben ist, bald weitere Nachahmung finden, damit Deutschland bei der Theilung der Erde nicht ganz leer ausgeht. Die Theilung der Erde. Wer kennt nicht das berühmte Schillersche Gedicht, welches von der Theilung der Erde handelt und bei welcher der Poet, der die Zeit verträumt hat, leer ausgeht, als Ersatz für diesen Verlust aber im Himmel bei den Göttern und seinen Idealen verkehren darf. — Fast scheint es nun, als wenn dieses Gleichniß auch auf die Stellung des deutschen Volkes unter den übrigen Nationen angewandt werden könnte. Alle Kulturvölker haben in den letzten Jahrhunderten ge waltig zugegriffen und sich beinahe in die gesammte Erde getheilt, während die deutsche Nation, das Volk der Dichter und Denker, bei seinen Idealen die Zeit verträumte. Nun, wir würden die Letzten sein, welche die Verdienste des deutschen Idealismus nicht aner kennen würden, hat er uns doch einen der ersten Plätze unter den Kulturnationen gesichert und sind wir haupt sächlich durch unsere Dichter und Denker vor innerer Entartung bewahrt geblieben. Aber sollte dieser Idea lismus der deutschen Nation, zumal in Hinblick auf ihre starke Vermehrung, nicht auch einen größeren wirthschaftlichen Neichthum der deutschen Nation ver tragen können? Wird nicht von Jahrzehnt zu Jahr zehnt der wirthschastliche Kampf nm das Dasein auch in unserem Vaterlande heftiger und heftiger und haben wir in Deutschland nicht schon einen gewissen Ueber- schuß an Mensche»? Hört man nicht schon allenthalben sagen, alle Berufskreise, gleichviel welcher Art, seien in Deutschland überfüllt? Können da in gewissen Zeiträumen nicht Mißstände eintreten, gegen welche mit dem Idealismus und Patriotismus doch nicht mehr > -erfolgreich angekämpft werden kann? Und wie will man solchen Mißständen entgegen arbeiten? — Durch die Hebung der gesummten nationalen Wirthschafts- produktion, durch höhere Leistungen der Landwirthschaft, der Industrie und des Handels, geschieht es gewiß am natürlichsten, aber leider haben wir im internationalen Wettkampfe dieser wirthschaftlichen Leistungen gegen die meisten Staaten enorme Nachtheilr. Man tröste sich nur nicht damit, daß sich Deutschlands Industrie und Handel bedeutend gehoben habe und daß die deutschen Handelsniederlassungen allenthalben im Aus lande respektable Erfolge erzielten. Es ist dies ja recht anerkennenswerth, aber für das rasche Wachsthum und die Zukunft der deutschen Nation nicht genug, es fehlt uns einfach an Kolonien und zwar an Handels- Kolonien. Denn werfen wir nur einen Blick auf den Handel Englands und Hollands, so bemerken wir so fort, daß beide Staaten ihren Neichthum vorzugsweise ihren Handelskolonien in Indien und Sumatra und Java verdanken. Dort erwerben die Engländer und Holländer von den Eingeborenen gewinnbringende Maturprodukte und verkaufen ihnen dasürihreJndustrie- erzeugnisse. Handelskolonien dieser Art sind für das Mutterland viel einträglicher und ohne politische Be denken wie die Auswandererkolonicn, bei denen erstens bald das Bestreben auftauchen wird, dem Mutterlande - Konkurrenz zu machen und zweitens auch politische Sonderbestrebungen leicht entstehen können, wie man es bei den ehemaligen Neuenglandstaaten und den spanischen Besitzungen in Amerika gesehen hat. Die Handelskolonien brauchen aber ein fruchtbares, pro duktives und konsumfähiges Land mit bereits vorhan dener entwicklungsfähiger- einheimischer Bevölkerung. Giebt es aber noch ein solches Land für deutsche Handelskolonien? — Glücklicher Weise kann man noch mit „Ja" auf diese Frage antworten, denn die uner meßlichen südafrikanischen Gebiete und die Kongoländer für die Königliche Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadtrathe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Mit der nächsten Sonnabend erscheinenden Nummer 114 schließt das 3. Quartal, und bitten wir alle unsere Abonnenten dringend, das Abonnement auf das 4. Quartal sofort erneuern zu wollen, damit in der Zusendung der einzelnen Nummern keine Unter brechung eintritt. Dippoldiswalde. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Wie allgemein und wahrhaft innig das Bedauern ist über das Scheiden unseres Herrn Amtsrichters Klimm er, der zum l. Oktober als Oberamtsrichter nach Dresden versetzt wird, davon gab Zeugniß ein am Sonnabend Abend ini hiesigen Nathhaussaale veranstaltetes A b s ch ie d s m a hl zu Ehren des Scheidenden. Das Personal unseres Amts gerichtes, die königlichen und städtischen Behörden, kö nigliche Beamte von auswärts, die Friedensrichter, Gemeindevorstände und viele Freunde des Herrn Ober amtsrichters — nahe an 100 Personen — nahmen Theil an demselben, um noch einmal im traulichen Verkehr zusammen zu sein mit dem hochgeachteten Manne, den sie im amtlichen wie im privaten Verkehr schätzen und lieben gelernt hatten wie selten einen ihrer Vorgesetzten, Kollegen und wahren Freunde. Herr Assessor Schomburgk ergriff bei der Tafel zuerst das Wort, um in herzlichster Weise sowohl im Namen des Amtspersonals, als aller Anwesenden, dem Scheidenden das tiefe Bedauern über den Weggang, die vollste Anerkennung über das allezeit humane und gerechte Wirken und innigen Dank für die unserer Stadt und dem ganzen Amtsbezirk während seiner nahezu 14jäh- rigen Aintirung bewiesene Anhänglichkeit und Liebe auszusprechen; er schloß mit dem Wunsche, daß es ihm in der neuen Stellung stets recht wohl ergehen möge, und mit einem Hoch, in das alle Anwesenden freudig einstimmten. Herr Oberamtsrichter Klimmer dankte tief gerührt und mit herzlichen Worten für alle die Liebe, die ihm hier entgegengebracht worden sei, die ihm den Aufenthalt so angenehm gemacht, daß er ihn nie vergessen werde, und brachte der Stadt und Amts- landschast Dippoldiswalde ein Hoch. Herr Bürger meister Voigt feierte hierauf den scheidenden Freund und brachte die Grüße deS jetzt in Wiesbaden weilenden Herrn Amtshauptmann von Kessinger. Weiter wurde (von Herrn Schulinspektor Mushacke) der Familie des Herrn Oberamtsrichters ein herzliches Hoch gebracht; die Herren Menzer-Seifersdorf und Neichert-Reinberg dankten im Namen der Dorfschaften ihrem bisherigen Herrn Amtsvorstand für die liebevolle und unpartei ische Leitung ihrer Angelegenheiten; in seiner Eigen schaft als Kirchenvorstand, als Friedensrichter, als Obervormund rc. wurden ihm noch Anerkennung und Dank durch vielfache Hochs dargebracht, die dann in freundlicher Weise und mit dem Wunsche der Fort dauer bisheriger Freundschaft von Herrn Oberamts richter Klimmer beantwortet wurden. — Noch lange nach ausgehobener Tafel saß man in gemüthlicher Unterhaltung beisammen und trennte sich mit herz innigen Wünschen für das fernere Wohlergehen des lieben Scheidenden und seiner Familie. — An Gaben für die Verunglückten auf Ischia sind bei dem hiesigen Postamt 94 Mk. 95 Pfg., bei der Postagentur Reinhardtsgrimma 6 Mk. 30 Pfg. als Gesammtbetrag eingegangen. Dippoldiswalde. Trotzdem vor dem Anfeuern der Oefen mit Petroleum stets genügend gewarnt wird und trotzdem die vielen schon vorgekommenen Verun glückungen eine Benutzung des Petroleums beim Feuer anzünden verbiete» sollten, werden doch die Dummen eben nicht alle. Dieser Tage verbrannte sich hier ein Dienstmädchen, die Petroleum ins Heerdfeuer schüttete, nicht unerheblich im Gesicht und an den Armen. — In einer Waldparzelle des Gutsbesitzers Carl Zimmermann in Höckendorf hat sich am Vormittag des 20. September der 34 Jahre alte Maurer Friedr. Wilhelm Walther durch Erhängen selbst entleibt. Der Genannte ist Vater eines Kindes und lebte in letzterer Zeit von seiner Frau getrennt. Beweggrund des Selbstmordes dürfte in Lebensüberdruß, beziehentlich Trunksucht zu suchen sein. Poffendorf. Bei der hiesigen Postagentur sind an Gaben für die Verunglückten auf Ischia 23 Mark eingezahlt worden. Dresden. Die Einberufung des sächsischen Land tages ist auf den 11. November festgesetzt worden. — Dem bevorstehenden Landtage wird von Seiten der Negierung eine Vorlage über die nothwendige Restaurirung des Denkmals Friedrich August deS Starken auf dem Neustädter Maruplatze zugehen. Die Arbeiten werden entweder schon in diesem Jahre oder im nächsten Frühjahr zur Ausführung gelangen. — Am 10. Januar dieses Jahres bqt im ganzen deutschen Reiche eine allgemeine Viehzählung und fast gleichzeitig eine Erhebung über den Verkaufswerth und das Lebendgewicht der Thiere stattgefunden. Die Resultate dieser beide» Erhebungen liegen für das Königreich Sachsen fertig vor, und so läßt sich nun auch der Gesammtwerth bez. das Gesammtgewicht der ganzen Viehhaltung im Lande berechnen. In Sachsen ist sowohl der durchschnittliche Ver kaufswerth, als auch das durchschnittliche Lebendgewicht eines Thieres mittlerer Qualität für die amtshaupt mannschaftlichen Bezirke durch die landwirthschastlichen Kreisvereine ermittelt worden. Nach den hierbei für die Amtshauptmannschaften gefundenen mittleren Ver- kaufswerthen der verschiedenartigen Thiere berechnet sich das gesammte Viehkapital im Lande auf 238 761268 Mark. — Es waren vorhanden: 8935 Fohlen bis S Jahr alt, 156 Zuchthengste, 3 Jahre alt und älter, sowie 117 795 Pferde, 3 Jahre alt und älter, also 126886 Stück Pferde überhaupt mit einem Werthe von 83 666216 Mark; 18 Maulthiere und Maulesel 3 930 Mark Werth; 26 Esel mit einem Werthe von 2034 Mark; 15606 Kälber unter 6 Wochen alt, 40382 von 6 Wochen bis 6 Monate alt, 118 703 Jung vieh bis 2 Jahr alt, 4903 Bullen von 2 Jahren alt an, 29685 sonstige Ochsen und Stiere, 442050 Kühe, 2 Jahre alt und älter, also 651 329 Rinder überhaupt mit einem Werthe von 133018 688 Mark und einem Gesammtgewicht von 438717555 Pfund; 149037 Schafe mit einem Werthe von 3434528 M.; 116547 Ziegen, 1870825 Mark werth; 282568 Ferkel und junge Schweine unter 1 Jahr alt, 28287 Zuchtsauen über 1 Jahr alt und 44695 andere Schweine über 1 Jahr alt, zusammen 355 550 Schweine, im Werthe von 16765047 M., im Gesammtgewichte von 34 30846 Pfund. — In der wissenschaftlichen Beilage der „Leipziger Zeitung" führt I)r. Ernst Wezel den, wie es scheint, unumstößlichen Nachweis, daß Katharina von Bora, Luthers Gemahlin, am 29. Januar 1499 zu Lippen dorf bei Borna in Sachsen geboren ist und daß ihre Eltern Hans v. Bora zu Lippendorf und Katharina, eine geborene v. Haubitz, die jedoch bald nach 1499 gestorben ist, gewesen sind. Weil sie so früh ihre rechte Mutter verloren hatte, die sie auch nie erwähnt und möglicherweise gar nicht gekannt hat, und weil sie mindestens schon seit 1505 eine Stiefmutter hatte, kam sie bereits frühzeitig in's Kloster, denn schon in ihrem I I. Jahre war sie in Nimbschen. Gerade auf Nimbschen mußte ihre Wahl fallen, wenn ihre Mutter eine geborene v. Haubitz war, da die gleichzeitig in Inserate, welche bei der bedeutenden Auflage deS Blattes eine sehr wirk same Berbreitunä finden, werden mit Id Pfg. die Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, nn reoaltionelle« Theile, die Spaltenzeile MPfg. Die „Weißeritz-Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. SS Pfg., zweimonatlich 84 Pfg-, eimnonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 1t) Pfg. — Alle Postan fialten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be-