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— Zur Erledigung kommt die Kirchschulstelle zu Poffen oorf; Kollator die oberste Schulbehörde; Ein kommen — excl. freier Wohnung und antheiligem Honorar für Fortbildungsschule — 2925,», M. Be werbungsgesuche sind bis 3. Oktober bei dem königl. Bezirksschulinspektor Mushacke in Dippoldiswalde ein zureichen. — Deutsche Militärdienst-Versicherungs- Anstalt. Mit Bezug auf die in heutiger Nummer befindliche Anzeige der Deutschen Militärdienst-Ver sicherungs-Anstalt über die erfolgte Konzessionirung derselben in Preußen, nehmen wir Veranlassung, die Zweifel zu heben, welche durch die von der Konkurrenz veranlaßten Artikel einiger Zeitungen erregt worden sind. — Nachdem die Prüfung der Statuten und Rechnungsgrundlagen der Anstalt durch das königl. preuß. Ministerium erfolgt, Gutachten von verschie denen Seiten eingezogen worden sind und darnach ein Bedenken gegen die Anstalt von Seiten des königl. preuß. Ministeriums nicht hat erhoben werden können, dürfte es zweifellos sein, daß die Einrichtungen der Anstalt der Art sind, daß dieselbe unbedingt empfohlen werden kann. — In diesen Tagen wird sich in Schmiedeberg und in nächster Woche in Dippoldiswalde ein großartiges Floh-Theater produziren, das auch im Berliner Panoptikum und im Münchner Aquarium gezeigt und von verschiedenen fürstlichen Personen be sichtigt wurde. Die braunen Insekten zu dressiren, erfordert unendliche Mühe: 8—9 Monate dauert es, ehe ihnen das „Springen" abgewöhnt und der Geh- und Laufschritt (zwischen Glasplatten) ihnen angelernt wird. In den Vorstellungen wird eine Korsofahrt gezeigt, dann eine Wettfahrt von einem Dutzend mit Flöhen bespannten, goldenen und silbernen Wägelchen, eine Promenade vieler, mit kleinen gestickten Krino- linen angethaner Flohdamen, eine Karrousselfahrt, eine Schaukelpartie, ein Floh-Duell rc. rc. Der Besuch ist sehr zu empfehlen. Börlas bei Rabenau. Gelegentlich einer am 17. d. M. durch die hiesige Ortsbehörde im Beisein der Herren Obergendarm Schneider und Gendarm Hoffmann von Dippoldiswalde vorgenommenen Revi sion sind bei dem hiesigen Bäcker Herrn Herfurth 29 Stück mindergewichtige Achtpfundbrode vorgefunden und konfiszirt worden. Frauenstein, 20. Sept. Herr Sup. einer. lüc. vr. Hasse hier, dem in voriger Woche von Sr. Mas. dem König vor der völligen Emeritirung als Pfarrer allergnädigst das Prädikat „Kirchenrath" beigelegt worden ist, wird, wie ursprünglich beabsichtigt war, sich bereits den 30. September von hier verabschieden. Aus vorliegenden Gründen ist derselbe von seiner Be reitwilligkeit, im Interesse der Wiederbesetzung des hiesigen Pfarramtes bis Mitte Oktober hier zu ver weilen, zurückgetreten. — Vor 4 Monaten wanderten drei junge Burschen hiesiger Stadt nach Brasilien aus, woselbst sie auch das erhoffte Glück gesunden haben. Infolge dieses glücklichen Umstandes hat der eine von ihnen Ende voriger Woche seine aus Burkersdorf stammende Braut nachkommen lassen. Ihr haben sich ein Sohn des Walkmühlenbesitzers Schneider von hier und ein Sohn des Mühlenbesitzers Glaser aus Kleinbobritzsch ange schlossen. Möchte es auch ihnen in der neuen Heimath stets wohl gehen. — Die Freude über den Ertrag der heurigen Kartoffelernte ist in hiesiger Gegend etwas getrübt morden, indem sich hier die gefürchtete Kartoffelfäule wieder zeigt. Mit dem Resultat der Getreideernte ist man recht zufrieden; auch die Grummeternte erfüllt zum größten Theile die Hoffnungen der Landwirthe. Den lohnendsten Ertrag bildet bei Vielen die brillante heurige Flachsernte. Dresden. Wie gerüchtweise verlautet, soll der Landtag erst am 8. November zusammentreten. — In ärztlichen Kreisen ist eine Agitation ange regt worden, um bei dem jetzt allgemein eingeführten metrischen Dezimalsystem die Verabfolgung der Medizin an die Kranken gleichfalls nach demselben Systeme zur Anwendung gelangen zu lassen. Es soll der jetzt gebräuchliche Verordnungsmodus nach Eß-, Kinder- und Theelöffeln fortfallen und an der letzteren Maße Stelle durch Striche gekennzeichnete (mensurirte) resp. geaichte Gläser von 1—5—10 Gramm rc. eingeführt werden. Es ist klar, daß dadurch einerseits die Dosi- rung vereinfacht und daß statt des jetzt höchst unge nauen Maßes (wie viel enthält ein solcher Löffel) ein ganz bestimmtes Abmessen der Medizin bei ihrem Ge brauche bewerkstelligt werden kann. — Am 17. dieses Monats und folgende Tage fand wiederum eine Ausloosung Königlich Sächsischer Staatspapiere statt, von welcher die 3»/o landschaft lichen Obligationen vom Jahre 1830 (letztmalige Aus loosung), 4°/o Etaatsschulden-Kaffenscheine vom Jahre — 504 — 1847 und die 3«/, Staatsschulden-Kassenscheine vom Jahre 1855 b-troffen wurden. Die Inhaber von den genannten Staatspapieren werden hierauf noch besonders mit dem Hinzufügen aufmerksam gemacht, daß die Listen der gezogenen Nummern in der Leipziger Zeitung, dem Dresdner Journal und dem Dresdner Anzeiger veröffentlicht, auch bei sämmtlichen Bezirkssteuer-Einnahmen und Ge meindevorständen des Landes zu Jedermanns Einsicht ausgelegt werden. Mit diesen Listen werden auch die in früheren Terminen ausgeloosten, aber nicht abge hobenen Nummern wieder aufgerufen, deren große Zahl leider beweist, wie Viele zu ihrem Schaden die Aus loosung übersehen. Es können dieselben nicht genug davor gewarnt werden, sich nicht dem Jrrthum hinzu geben, daß, so lange sie Coupons haben und diese un beanstandet eingelöst werden, ihr Kapital ungekündigt sei. Die Staatskassen können eine Prüfung der ihnen zur Zahlung präsentirten Coupons nicht vornehmen und lösen jeden echten Coupon ein. Da nun aber eine Verzinsung ausgelooster Kapitale über deren Fälligkeits termin hinaus in keinem Falle stattfindet, werden die von den Betheiligten in Folge Unkenntniß der Aus loosung zuviel erhobenen Coupons seiner Zeit am Kapitale gekürzt, vor welchem oft empfindlichen Nachtheile sich die Inhaber von Staatspapieren nur durch regelmäßige Einsicht der Ziehungslisten (der ge zogenen wie der unabgehoben gebliebenen Nummern) schützen können. Annaberg. Der seit dem Jahre 1880 bestehende Verein für Fohlenaufzucht im sächsischen Erzgebirge, welcher, um die Bemühungen des königlichen Land stallmeisters Grafen zu Münster um Hebung der säch sischen Pferdezucht zu unterstützen, in Elterlein eine Fohlenweide gegründet hat, durch welche den sächsischen Pferdezüchtern und Landwirthen Gelegenheit gegeben werden soll, die gezogenen oder gekauften Fohlen im zweiten, dritten und vierten Lebensjahre mit verhält- nißmäßig geringen Kosten aufzuziehen, hat mit Ge nehmigung der königlichen Staatsregierung eine Ver- loosung von Pferden und für Pferdebesitzer geeigneten Gegenständen veranstaltet, welche am 1. Oktober laufen den Jahres in Chemnitz vorgenommen werden wird. Zur Verloosung gelangen 10 völlig erwachsene Zucht stuten besseren Schlages (angekauft für 12,000 Mk.), sowie 25 jüngere Stuten, ferner 1465 verschiedene andere praktische Gegenstände: Pferdedecken, Leder halstern rc. Den Ankauf der Pferde hat Herr Land stallmeister Graf zu Münster übernommen, und dürfte hierin eine Gewähr liegen, daß nur gütes Zucht material nach Sachsen eingeführt wird. Die Gewinne werden vom 29. September bis mit 1. Oktober in Otto's Reitbahn in Chemnitz zur Ausstellung gelangen, und verfehlen wir uni des gemeinnützigen Zweckes willen nicht, auf die bevorstehende Ausstellung und Verloosung aufmerksam zu machen. — In Dippoldis walde hat Herr Kaufmann Bemmann den Vertrieb der Loose übernommen. Mehltheuer. Der Eröffnungstermin der Mehl theuer-Weidaer Eisenbahn ist auf den 15. November verlegt worden. Tagesgeschichte. Berlin. Gegenwärtig sind mit der Kurie Ver handlungen eingeleitet worden wegen Wiederbesetzung derjenigen Bischofs st ühle, deren Inhaber abgesetzt sind oder im Auslande leben. In denjenigen Diözesen nämlich, in denen keine Bischöfe mehr sind, kann das neue Kirchengesetz nicht angewendet werden, weil kein Bischof da ist, der die neuen Geistlichen anstellen soll, wenn dieselben wirklich den Dispens vom Kultus minister erhalten habe». Um das neue Kirchengesetz daher allgemein in Wirksamkeit setzen zu können, sollen die erledigten Bisthümer sobald als möglich wieder besetzt werden. — Die bereits mehrfach erwähnte „Justiz-Statistik" enthält zum ersten Male eine authentische Uebersicht über die Zahl der höheren Justizbeamten im deutschen Reiche. Darnach sind zusammen 7052 Richter vor handen, von denen 69 beim Reichsgericht, 28 beim bayerischen obersten Landgericht, 524 bei den Ober landesgerichten, 2178 bei den Landgerichten und 4253 bei den Amtsgerichten angestellt sind. Die Zahl der Oberlandesgerichte beträgt 28, die der Landgerichte 171 und die der Amtsgerichte 1913. Bei den Ober- landesgerichten sind gebildet 82 Zivilkammern und 24 Strafkammern, bei den Landgerichten 400 Zivilkammern, 80 Kammern für Handelssachen, darunter 13 nicht am Sitze des Landgerichtes, und 323 Strafkammern, da runter 41 detachirte. Die wenigsten (7) Richter haben 5 Landgerichte, während 37 Landgerichte mit mehr als 15 Richtern besetzt sind, darunter Leipzig mit 43, Dresden mit 48 und Berlin I. mit 90 Richtern. Die Amtsgerichte sind durchschnittlich mit 2,» Richtern be setzt; 816 Amtsgerichte haben nur 1 Richter, 630 haben 2 und 252 3 Richter. Mehr als 5 Richter sind bei 71 Amtsgerichten vorhanden, darunter je 15 bet den Amtsgerichten in Hamburg, Königsberg und Nürnberg, 17 in Frankfurt a. M., je 18 in Hannover und Leipzig, 28 in Dresden, 30 in München I., 36 in Breslau und 38 beim Amtsgericht I. in Berlin. Das Verhältniß der Richter zur Einwohnerzahl ist folgendes: Es kommt im gesammten Reich durchschnitt lich je 1 Richter auf 6414 Einwohner. Die Zahl der Einwohner, die auf einen Amtsrichter entfallen, variirt in den einzelnen Oberlandesgerichtsbezirken zwischen 19 759 (Köln) und 6850 (Braunschweig). — Die Sammlungen für Ischia in Berlin haben den Betrag von etwa '/» Mill. Lire in Gold (400 000 Mark) ergeben; in ganz Deutschland dürften circa 600000 Lire Gold (gegen 500000 Mark) gesammelt worden sein. Vom Rhein. In der Nacht zum 19. September sand in der Kohlenzeche Maffen-Tiefbau bei Unna im Flötze „Präsident" eine Explosion schlagender Wetter statt, durch welche fünfzehn Bergleute getödtet und drei verwundet wurden. Oesterreich. Fürst Bismarck wird am 22. Sept. Gastein verlassen und sich über München, Eisenach und Hannover zunächst nach Friedrichsruh begeben. Der Aufenthalt im Gebirge ist dem Reichskanzler sehr gut bekommen. Italien. Ein gegen den Papst beabsichtigter Erbschaftsprozeß macht gegenwärtig viel von sich zu reden. Vor Kurzem starb zu Vicenza der Kauf mann Angelo Dariguzzo mit Hinterlassung eines Ver mögens von dritthalb Millionen Lire, das er gänzlich dem Papste testirte, damit dieser für sein Seelenheil Messen lese. Die leerausgegangenen Anverwandten des Verstorbenen griffen jedoch das Testament sogleich an, indem sie behaupteten, daß der Testator in seinen letzten Tagen nicht mehr bei vollem Verstände war, und sollte daher das Gericht in den nächsten Tagen über diese Angelegenheit verhandeln. Der Papst zog es jedoch vor, sich friedlich mit den Erbe» abzufinden und behielt von der Erbschaft blos 300000 Lire für sich zurück. Türkei. Oberstlieutenant v. d. Goltz hat seine Thätigkeit als Chef des türkischen Militärbildungswesens bereits begonnen. Er giebt sogar wöchentlich selbst regelmäßig Unterricht an der großen Militärschule iu Konstantinopel und lehrt den türkischen Offizier-Nach wuchs Strategie, Kriegsgeschichte, Taktik und General stabsgeschäfte. Jedenfalls ist dieses persönliche Ein greifen als Lehrer seitens des Oberstlieutenants v. d. Goltz die wirksamste Art, wenigstens theoretisch für rasche Förderung und Verbreitung militärwiffentschaft- licher Kenntniß in der Türkei zu sorgen. Der zwischen dem Genannten und der türkischen Regierung abge schlossene Vertrag ist gleichlautend den mit den übrigen Mitgliedern der preußischen Militärkommission ge troffenen Abmachungen. Tonkin. Die „Schwarzen Flaggen" nehmen ihre alten Stellungen fünf Meilen von Hanoi wieder ein. Die Lage der französischen Besatzung ist sehr kritisch und es ist zweifelhaft, ob sich dieselbe bis zur Ankunft der Verstärkungen halten kann. Königliches Landgericht Freiberg. (AuS dem „Freib. Anz.") Verhandlung vom 2V. September. Der 42 jährige Eisenbahnarbeiter August Gottlieb- Baitz aus Brück bei Potsdam ist geständig, am 7. Juli d. I. in der Buschmühle zu Schmiedeberg dem Handels mann Konrad aus dessen Waarensack ein Paar neue Arbeitshosen im Werthe von drei Mark gestohlen zn haben und wird er deshalb als rückfälliger Dieb unter Annahme mildernder Umstände neben zweijährigere Ehrenrechtsverlust mit drei Monaten und zwei Wochen Gefängniß bestraft, wovon 1 Monat und zwei Wochen, auf die Untersuchungshaft angerechnet werden. — Der Eisenbahnarbeiter Heinrich Ernst Erdmann Herfurth aus Eckersberg bei Zittau wird, da er sich durch Ver bergen der von Baitz gestohlenen Hosen unter feinem. Rock der Begünstigung schuldig gemacht hat, mit zwei. Tagen Gefängniß bestraft, die ihm aber als durch die Untersuchungshaft verbüßt angerechnet wurden. Kirchliche Nachrichten von Dippoldiswalde. Am XVIII. Sonntag n. Trin., 23. September, wird das- Erntefest gefeiert. Predigt: Sup. Opitz. Vorher Beichte und Abendmahl: derselbe. DaS Kirchweihfest wird am 15. Oktober gefeiert werden. Kirchenmusik zum Erntedankfest: »Ich danke dem Herrn von ganzen, Herzen :c.', Mottete für vierstimmigen Chor mit Solo von M. Hauptmann. Sparkasse zu Dippoldiswalde. , (Im RathhauS, Parterre.) ErpeditionS-Stunden: Sonntag- von '/,3 bis 5 Uhr- Mittwochs und Sonnabends von S bis l Uhr.