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Mcherih-ZitW Verantwortlicher Redacteur: Cärl Irhnc in Dippoldiswalde. Die „Weißerih-Zeitung" «scheint wöchentlich drei ¬ mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 25 Pfg., zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan- stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be- Amtsblatt für die Königliche Umtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Inserate, welche bei der bweutenden Auflage des Blattes eine sehr wirt- fame Verbreitung finden, , werden mit 10 Pfg. die Spaltenzeile oder veren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Ausschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeil« 20 Pfg. Nr. 103 28 40 50 SS 60 Einnahme: Pf. Kafsenbestand vom Juni. - Stammeinlagen. - Eintrittsgelder. - Spareinlagen. - zurückgezahlte Darlehen. - Zinsen von Staatspapieren. - zurückaezahlte Vorschüsse. - Provision. ' 47177 Mark 72 Pf. Summa der Ausgabe. — Wie wir hören, wird vom 1. Oktober ab Herr Amtsrichter Klimmer hier als Oberamtsrichter nach Dresden versetzt. — An Stelle des am 25. Juli verstorbenen Ge meinde-Vorstandes Wilhelm Dietrich in Niederfrauen dorf ist der Gutsbesitzer und zeitherige 2. Gemeinde- «lteste Herr Karl August Köhler als Gemeinde vorstand für Niederfrauendorf gewählt und am 31. August in Pflicht genommen worden. — Der Kirchcnvorstand zu Burkersdorf bei Frauenstein hat im Einverständniß mit der Kirchen gemeinde beschlossen, das zeither gegen Mitte Oktober jeden Jahres abgehaltene Kirchweihfest aus den, dem 2. November nächstfolgenden Sonntag zu verlegen, und ist vom evangelisch-lutherischen Landesconsistorium hierzu Genehmigung ertheilt worden. — Ein Akt ärgster Herzlosigkeit gegenüber einem Tobten wird uns aus Hennersdorf bez. des in letzter Nummer gemeldeten Selbstmörders Karl Nühle berichtet. Man fand den Selbstentleibten an voriger Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Am 31. August, Abends gegen '/, 12 Uhr, ertönten zum zweiten Male in diesem Jahre die Feuersignale in unserer Stadt. Auf Lis jetzt noch unermittelte Weise war die Herrn Loh- <;erbermeister Albin Ulbrich gehörige, vor der Stadt dem Vorwerke St. Nikolai gegenüber gelegene Loh mühle in Brand gerathen und bildete, da jedenfalls derselbe schon längere Zeit im Innern gewüthet haben mochte, ein Flammenmeer. Die anrückenden Hilfs mannschaften konnten nur die benachbarten Gebäude: ein Wohnhaus, das vom Brandobjekt nur wenige Meter entfernt stand, und eine niit Rinden völlig ge füllte Scheune, decken, und ihren Anstrengungen, der herrschenden Windstille und dem die Gluth nieder haltenden Ziegeldach (Chamottesalzziegeln) gelang es auch, den Brand auf die Lohmühle zu lokalisiren. Gegen 3 Uhr Morgens rückte die Feuerwehr ab, nur eine Wache am Platze zurücklassend. Von fremden Spritzen waren nur die aus Elend, Oberhäslich und Paulsdorf erschienen, kamen aber nicht in Thätigkeit. — Trotzdem Herr Ulbrich in der Gladbacher Feuer versicherungs-Gesellschaft versichert hat, ist sein erlitte ner Schaden immerhin noch ein bedeutender, und er leiden noch mehrere Lohgerber, da sie im Gebäude auch Lohe und Rinden lagern hatten, ebenfalls Schaden. Dippoldiswalde. Bei der hiesigen Sparkasse wurden im Monat August 429 Einzahlungen im Betrage von 34806 Mk. 80 Pf. gemacht, dagegen erfolgten 267 Rückzahlungen im Betrage von 29 246 Mk. 84 Pf. Sparmarken u 5 Pf. sind 1050 Stück verkauft worden. — Geschäfts-Bericht des Vorschubvereins für Dippoldiswalde u. Umgegend auf Monat August. 1177 Mark 37 55 5 12886 20999 131 45425 281 798 - 27 s Zinsen. 51759 Mark 67 Pf. Summa der Einnahme. Ausgabe: 29957 Mark — Pf. Vorschüsse. 5000 r — zurückgezahlte Darlehne. 42113 - 38 s zurückgezahlte Spareinlagen. 5 - 43 r Zinsen. 52 - 50 - zurückgezahlte Stammeinlagen und Dividende. 49 - 41 r Negieaufwand. Dienstag, den 4. September 1883 Mittwoch Morgen auf forstfiskalischem Revier mit durch schnittenen Schlagadern an Hals und Arm. Den Leichnam aufzuheben und den Thatbestand des Selbst mordes festzustellen, schrieb der hiesige Ortsvorstand sofort an die betreffende Behörde, die dieses zu thun hatte (königl. Oberförsterei Höckendorf); jedoch stellte sich Niemand dazu ein, und so blieb die Leiche dieses im Leben so rechtschaffenen Mannes 3 Tage und 3 Nächte im Walde liegen. Ja, die Unbarmherzigkeit ging so weit, daß der Todte am Donnerstag Abend im Walde vom Tischlermeister Schlimpert eingesargt werden mußte und am Freitag Nachmittag direkt von dort aus in aller Stille zur ewigen Ruhe gebracht wurde. Es war herzzerreißend, bei der Einsargung des Entschlafenen Kinder jammern zu hören, daß ihr geliebter Vater imnier noch eine Nacht im finstern Walde schlafen müsse, den sie doch so gern noch einmal in ihrer Behausung gehabt hätten. Wie haben diese Kleinen durch die herzlose Behandlung ihres Geliebtesten auf Erden doch so bald die Nüchternheit dieses irdischen Jammerthales kennen gelernt! Man ist hier allgemein erbittert über die langsame Handhabung der gesetz lichen Vorschriften. Werden durch solche Vorgänge nicht viel eher Feinde als Freunde gesetzlicher Insti tutionen erzogen? Ist es nicht auch in sanitärer wie moralischer Hinficht höchst verwerflich, den Leichnam eines höchst ehrenwerthen Mannes von Dienstag bis Freitag im Freien liegen zu lassen? Dippoldiswalde, 3. Septbr. Heute Vormittag ist die Theilstrecke Schmiedeberg-Kipsdorf unserer Sekundärbahn für den öffentlichen Verkehr eröffnet worden, — ohne jede offizielle Feierlichkeit, aber unter ziemlich zahlreicher Theilnahme an allen Stationen. Der 9 Uhr 25 Min. hier anlangende Zug wurde nur von Hrn. Bahnverwalter Puruckherr und Hrn. Ingen. Nohrwerder geleitet, und Festlichkeiten für den Empfang waren nirgends getroffen, auch in Schmiedeberg nicht. Dagegen war die Haltestelle „Buschmühle" mit Guir- landen, Kränzen und Fahnen geschmückt, und Böller schüsse und Musik empfingen den ersten Zug, in dessen Wagen von Hrn. Hippe's Töchterlein süß duftende Blumenspenden gereicht wurden. Der Kipsdorfer Bahnhof, auf dem sich zahlreiche Personen aus Alten berg und der Umgebung eingefunden, war geschmückt durch Kränze und Fahnen, und Musik ertönte als Gruß für die in 9 vollbesetzten Wagen Ankommenden. Nach 1'/«-stündigem Aufenthalt im Klöß'schen Gasthof „zur Tellkoppe" fuhr der Zug (11 Uhr 40 Min.) wieder zurück und jetzt konnte auf Haltestelle Busch muhle Herr Hippe seinen loyalen Gesinnungen und innersten Gefühlen freien Lauf kaffen, indem er ein Hoch auf unsere Bahnvermaltung ausbrachte, in welches die Musik und die anwesenden Vertreter der anliegen den 5 Ortschaften einstimmten. Um 12 Uhr 40 Min. in Dippoldiswalde eingetrofsen, brachte der Zug nur wenige der Theilnehmer wieder mit zurück, da die meisten bei dem herrlichen Wetter einen längeren Auf enthalt in Kipsdorf, dem so herrlich gelegenen, oder in Naundorf nahmen, um mit dem Abendzug erst wieder heim zu kehre». Ein freudiges Glückauf der neuen Bahn, — ein gleiches der Fortsetzung der selben bis Altenberg! — Nachdem der Wahlkampf zur Landtags wähl auf der ganzen Linie eröffnet ist, sehen wir uns hier mit zu der Erklärung veranlaßt, daß wir Artikel über die Wahl sowohl, als auch solche für die beiden vor geschlagenen Kandidaten, sobald sie sich jedes persön lichen Angriffes enthalten, in unser Blatt aufnehmen werden, um die Meinungen zu klären, und wir be ginnen mit einer Zuschrift aus dem Müglitzthale. Der Aufruf für die Wahl des Uhrenfabrikanten Großmann soll „verstimmend gewirkt haben". Wohl möglich, aber wahrscheinlich im gegnerischen Lager. Der Gegner tadelt es, daß auf persönliche Eigenschaften Bezug genommen wurde; es will uns scheinen, daß 48. Jahrgang, r dieses in dem Wahlaufrufe für Herr» Ackermann eben falls in hinreichendem Maße geschehen ist. Ob dir Thätigkeit unseres Abgeordneten im sächsischen Land tage erkennbare Spuren in der Weltgeschichte zurück läßt, darauf kommt es weniger an, sondern vielmehr darauf, daß er bei jedem Anlasse darauf bedacht ist, den speziellen Uebelständen, unter denen unser Bezirk leidet, Abhilfe zu schaffen und seine Wohlfahrt zu fördern. Die Leistungen des Herrn Ackermann, von denen soviel gesprochen wird, gehören seiner Wirksam keit im Reichstage an und kommen für den sächsischen Landtag gar nicht in Frage. Es sind Männer der verschiedensten Parteistellungen mit ihm der Ansicht gewesen, daß bei Einführung der Gewerbefreiheit manche» Gute und Unentbehrliche über Bord geworfen worden ist, wenn sie auch nicht mit ihm bis zur Wiedereinführung der Zwangs-Innungen und Ver- bietungsrechte gehen möchten. Man darf von einem Manne, wie Großmann, der sein Gewerbe nach den alten Zunftsatzungen erlernt, aber alsdann sich lange Jahre in fremden Ländern aufgehalten hat, wo kaum noch eine Erinnerung an zünftige Einrichtungen besteht und trotzdem die Gewerbe blühen und gedeihen, wohl erwarten, daß er weiß, was unserem deutschen Gewerbe noth thut, und er hat auch dafür seine be währte Kraft opferwillig eingesetzt. Ueberall, auch in den Kreisen unserer Staatsregierung erkennt man, daß das Streben des Gewerbtreibenden und Handwerkers erschlafft, wenn ihn durch bequeme polizeilichen Maß regeln die Konkurrenz fern gehalten wird, daß dagegen das erste Erforderniß einer nachhaltigen Hebung eine tüchtige Fachbildung der Gewerbtreibenden ist. Unsere hohe Stäatsregierung ist daher bereitwillig darauf ein gegangen, als Großmann die Vorschläge des Zentral verbandes der deutschen Uhrmacher für Begründung einer Uhrmacherschule in Glashütte ihr unterbreitete. In den fünf Jahren, daß diese Schule unter seiner Leitung besteht, hat sie die meisten alten Uhrmacher schulen des Auslandes überflügelt, sowohl in ihren Leistungen, als auch in ihrer Schülerzahl. Das sind doch wohl auch Verdienste, die noch dazu direkt auf die Hebung des Gewerbes gerichtet sind. Wo in unserem öffentlichen Leben sich auch ein Anlaß dazu bot, hat Herr Großmann in selbstloser Weise zur Hebung guter Sitte und Schaffung gemeinnütziger Einrichtungen beigetragen. Der hiesige Spar- und Vor schußverein, einer der größten und ältesten in unserer Gegend, der Turnverein (1850), die freiw. Feuerwehr (1860), der Militärverein, der Gewerbeverein, und noch manche nützliche Veranstaltungen sind von ihm bez. unter seiner thätigen Beihilfe ins Leben gerufen. Vor 24 Jahren bereits trat er als Stadtverordneter in den Gemeinderath und wurde 8 Jahr später zum Stadtrath gewählt. Ebenso gehört er dem Kirchenvorstande und dem Schulvorstande seit dessen Entstehung an. Im Kriegsjahre 1866 hat er durch umsichtige und energische Leitung des ihm anvertrauten Einquartierungswesens der Stadtgerneinde manche Schwierigkeit und Ausgaben erspart. Ein so verdienstvolles Wirken bleibt bei aller Anspruchlosigkeit nicht unbemerkt; jedenfalls aber bietet es Gelegenheit, in den kleinen Verhältnissen, in welchen sich die Städte unseres Wahlbezirks nun einmal be wegen, »eiche Erfahrungen zu sammeln. Daß Herr Großmann auch mit Angehörigen der konservativen Richtungen in anständigem Einvernehmen zu wirken versteht, wird ihm vo» seinen Kollegen im Bezirksaus schuß und der Bezirksversammlung gewiß bereitwilligst bescheinigt werden. Er sucht die Interessen des Ar beiterstandes zu wahren, ivar aber nicht umsonst lange Jahre selbst Arbeiter, so daß er auch die Menschen würde des Arbeiters zu ehren weiß. Er ist kein eigensinniger Doktrinär, kein verbissener Parteimann, er hat nie nach Popularität oder Gunst von oben ge hascht; das Wohl der Vaterstadt, des Bezirks, des Vaterlandes mar stets das erste und höchste Ziel seines Strebens.