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N- Wchcritz -ZitW Verantwortlicher Redakteur: Carl Ik!)Nk in Dippoldiswalde 48. Jahrgang. Dienstag, den 28. August 1883 Nr. 100. ISiWWiSMW .'-tz jj -s. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde, 25. August. Der Gewerbe verein hielt gestern einen Familienabend ab, der sehr gut, aber immerhin nicht so zahlreich besucht war, wie es im Interesse der Sache zu wünschen gewes-n wäre. Ein Streichquartett leitete durch einige Piecen das Programm des Abends ein, das zunächst einen allge mein ansprechenden und verständlichen, sowie seinem '>! Inhalte nach höchst beherzigenswerthen Vortrag brachte. Herr Dr. moä. Pollack sprach „über unsere Wohnungen" vom Standpunkte der Hygieine (Gesundheitslehre) aus und behandelte zunächst die Beschaffenheit des Grund und Bodens und sodann der Luft in unfern Wohnungen und um dieselben herum. Besondere Betonung erfuhr noch die Einrichtung und Pflege unserer Schlafzimmer. Reicher Beifall lohnte den freundlichst dargebotenen Vortrag. — Nachdem nochmals einige Musikstücke vorgetragen worden waren, hielt der Vorsitzende, Herr Schuldirektor Engelmann, eine Ansprache an die bei der Ausstellung betheiligt gewesenen Lehrlinge als Einleitung zu der Vertheilung der vom Gewerbeverein ihnen dargereichten Erinnerungszeichen. Der Gewerbeverein, betonte der Redner, wolle ihnen damit eine freundliche Erinnerung an ihre Lehrzeit, eine Anregung zu weiterer Ausbil dung und besonders eine Mahnung an den guten alten Spruch geben: Wer soll Meister sein? der was ersann! Wer soll Geselle sein? der was kann! Wer soll Lehrling sein? Jedermann! Alle seien ihr Lebelang Lehrlinge, und wer sich wahr haft Meister nennen wolle, dürfe doch nie aufhören, zugleich Lehrling zu sein. Hierauf empfingen 17 Lehr linge, darunter als Korporation die deutsche Uhrmacher schule in Glashütte, welche in Begleitung des Herrn Lehrer Straffer sehr zahlreich vertreten war, passende Bücher mit einer eingedruckten Widmung, welche die selben sichtlich erfreut in Empfang nahmen. — Ein Tänzchen — bei der hohen Temperatur eine sehr be- achtenswerthe Leistung — machte den Beschluß des ge- müthlichen Abends, der zugleich als völliger Abschluß der Ausstellungsangelegenheit galt. — Es war vor 32 Jahren, als der Dresdner Hauptverein der evangelischen Gustav-Adolf-Stif tung sein Jahresfest in Dippoldiswalde beging. Ael- teren Mitbürgern werden die festlichen und erhebenden Stunden noch wohl in Erinnerung sein, die wir da mals im Verein mit den hervorragenden Begründern und vielen begeisterten Freunden des Vereins hier verlebt haben. Wir erinnern von Auswärtigen nur an den seligen Hofprediger 0r. Käuffer, dessen liebens würdige Begeisterung dem Gustav-Adolf-Vereine viele Freunde und thätige Glieder erwarb, von hiesigen an den seligen Superintendent N. v. Zobel, der die an jenem Feste verlebten Stunden zu den schönsten seines Lebens zählte. Was in diesen 32 Jahren, was in den 5l Jahren seines Bestehens durch dcnGustav-Adolf-Verein für bedrängte Glaubensgenoffen geschehen ist — wir erkennen es mit demüthigem Danke gegen Den an, der jedes gute, zu seiner Ehre und zum Heile der Brüder gethane Werk segnet. Nicht um zu prunken und zu prahlen, nur um zu beweisen, wie nothwendig die Thätigkeit des Gustav-Adolf-Vereins gewesen ist, wollen wir erwähnen, daß derselbe seit seinem Bestehen in 2274 Gemeinden Kirchen, Schulen oder Pfarrhäuser hat bauen helfen, daß er die Lehrer des Evangeliums in Kirche und Schule unterstützt und somit, unter Gottes gnädiger Hilfe, dazu mitgewirkt hat, manches Glied zu erhalten, das sonst der evangelischen Kirche verloren gegangen wäre. Aber die dem Vereine ge stellte Aufgabe ist noch nicht gelöst. Das zeigt die hohe Zahl derjenigen Gemeinden, welche für dieses Jahr die Hilfe des Vereins angerufen haben, 630 in Deutschland, 222 in Deutsch-Oesterreich, 383 in andern Ländern. Die Gesammtschuldenlast, die diese Gemeinden bedrückt, und die zn tilgen der Verein mit beitragen soll, beziffert sich auf über 3'/« Million Mark. Aber mit Dank und Freude müssen wir noch auf Eins auf merksam machen. Der Gustav-Adolf-Verein hat seit einem halben Jahrhundert und, Gott sei Dank, nicht erfolglos, darauf hingearbeitet, daß unter den Bekcunern des Evangeliums das Bewußtsein erweckt und gestärkt werde, daß sie höher zu holten haben Das, was sie eint, als Das, was sie scheidet; er hat für Lutherische, Inserate, welche bei der bedeutenden Auflage d«S Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden, werden mit 1v Pfg. di« Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirt« Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Eina«» sandt, im redaktionellen Lheil«, die Spaltenzeil« SOPsg. Reformirte und Unirte einen neutralen Boden zu schaffen gesucht, auf welchem sie sich, über die enge« Grenzen der Landeskirchen und über die hemmenden Schranken der Sonderbekenntnisse hinweg, die Bruder hand reichen können zur Einigkeit im Geist durch daS Band des Friedens. Und so hat denn der Gustav- Adolf-Verein auch nie eine feindselige Stellung ein ¬ genommen gegen Diejenigen, die eines andern Glauben- ! leben; aber erhalten hat er wollen, was ihm angehört, W und wer ihn darum tadeln wollte, der müßte weder warm noch kalt sein. — Daß auch die Männer, welche die einzelnen Zweigvereine des Dresdner Hauptvereins in diesen Tagen zu gemeinsamer Berathung zu unS entsenden, von dem Geiste beseelt sind, den wir in kurzen Worten als das Prinzip der evangelischen Gustav-Adolf-Stiftung ausgesprochen haben, hoffen und erwarten wir, und in diesem Sinne rufen wir ihnen allen aus voller Seele ein herzliches Willkommen und den Wunsch zu, daß Gott ihre Arbeit im großen Ganzen und insbesondere auch bei uns reichlich segnen möge! Das walte Gott! — Für rechtzeitiges Erscheinen am Brandplatze und erfolgreiche Löschthätigkeit gelegentlich de» am 13. Juli infolge Blitzschlages beim Gutsbes. Göpfert in Dittersdorf bei Glashütte entstandenen Brandes hat die kgl. Brandversicherungs-Kommission der Spritze der Gemeinde Börnchen bei Lauenstein 30 Mark und der Feurrwehrspritze zu Glashütte 15 Mark Prämie bewilligt. — Der Jahresbericht der Oekonomischen Ge sellschaft im Königreiche Sachsen 1882—1883, welcher dem 9. Hefte der „Mittheilungen" derselben voran gestellt ist, läßt das fortgesetzte verdienstliche Wirken der Gesellschaft unter Vorsitz ihres Direktors, Haupt manns v. d. A. Aster, wiederum in mehrfacher Hin sicht erkennen: „Volkswirthschastliche Interessen im Allgemeinen, sowie die vaterländische Landwirthschaft in allen ihren Richtungen zu fördern", ist die Auf gabe, welche dieselbe zunächst durch Belebung des landwirthschaftlichen und fachwissenschaftlichen Vereins lebens und durch Verbreitung von land- und Natur wissenschaftlichen Kenntnissen zu erreichen strebt, sodann durch Veranlassung von Versuchen und Ertheilung von Prämien für hervorragende Leistungen auf dem Gebiete der Volks- und Landwirthschaft. lieber die Vorträge von Amtshauptmann von Bosse, Rittmeister von Clauson-Kaas, Dr. H. Settegast, den Professoren Dr. Robbe und Richter-Tharandt, welche das Jahres heft (G. Schönfeld's Verlag in Dresden, 2 Ml.) ent hält, nachdem solche zuvor in Einzeldrucken gemein nützig Verbreitung gefunden, wurde bereits berichtet. Von ferneren Bethätigungen ist heroorzuheben: die für unsere 8 landwirthschaftlichen Schulen ausgesetzten Stipendien ä 20 Mk., die Ueberweisung von 150 Mk. an den Landesobstbauverein behufs Ausbildung dreier Baumwärter in den Obstbaubezirken Limbach, Marien berg und Schandau, sowie die Stiftung eines Ehren preises für hervorragende züchterische Leistung in der Abtheilung „Rindvieh" bei der landwirthschaftlichen Landesausstellung zu Zwickau; dem Fohlenauszucht verein für das Königreich Sachsen schloß sich dieselbe durch 15 Antheilscheine mit 300 Mk. an. Die Biblio thek der Gesellschaft wurde vertragsmäßig mit der Verwaltung der Dresdner Stadtbibliothek (Scheffel straße 5, 2 Tr.) vereinigt, um auch der Benutzung von landwirthschaftlichen Vereinen Sachsens noch zu gänglicher zu werden; der 1876 gedruckte Katalog ist bereits durch einen Nachtrag IV erweitert. Für Alle, welche an der so vielseitig und gemeinnützig wirksamen Gesellschaft ein näheres Interesse nehmen, hält das Sekretariat derselben (Dresden, Walpurgisstraße 15, 3 Tr.) Jahresberichte mit Mitgliederverzeichniffen, so wie die neuen Statuten bereit. S Frauenstein. (Kgl. Amtsgericht.) Ver handlungen am 28. Aug. 1883. Vormittags '/»II Uhr: Zmn dtlltfch-ösittttichischcn Küuduisst. Mehrere Kundgebungen und Begebenheiten deuten mit ziemlicher Gewißheit an, daß das politische Ein vernehmen Deutschlands und Oesterreichs nicht nur eine weitere Stärkung und Bekräftigung erfahren hat, sondern von seinen hohen Kontrahenten auch dazu verwerthet wird, um denjenigen Einfluß zu üben, der gerade nach einer gewissen Richtung hin eine Lebens frage für den europäischen Frieden ist. Jeder Politiker kennt die noch immer bedenkliche Lage auf der Balkan halbinsel und an der untern Donau, und man weiß. Laß gerade dort Oesterreichs Stellung eine schwierige ist und einem vorgeschobenen Posten gleicht, der durch ^eine Stellung in Bosnien und der Herzegowina so wohl neue Anzettelungen der Panslavisten vereiteln, -als auch den mohamedanischen Fanatismus in Schranken halten soll. Nicht nur wichtig, sondern wohl nahezu entscheidend für diese Bestrebungen der österreichischen Regierung mußte nun offenbar die Haltung der beiden rasch emporgewachsenen Balkanstaaten Rumänien und Serbien sein, denn die Politik dieser beiden Königreiche als im Gegensatz zu den Bestrebungen Oesterreichs auf der Balkanhalbinsel hätte ganz unausbleiblich zu Kon flikten führen müssen. Man muß es daher als einen auß.rordentlichen Erfolg des deutsch-österreichischen Bündnisses bezeichnen, Laß Rumänien und Serbien ihren Anschluß in Wien «nd Berlin gesucht und augenscheinlich auch gefunden haben. Denn nicht nur der König von Rumänien weilte vor wenig Tagen am deutschen Kaiserhofe und empfing dort hohe Beweise persönlicher und politischer Freundschaft, sondern auch der König von Serbien wird nach Deutschland kominen, ferner wird aber auch aus Wien gemeldet, daß die Könige von Rumänien und Serbien diese Woche eine Begegnung in Wien haben werden, bei welcher Gelegenheit beide Monarchen Höchst wahrscheinlich auch vom Kaiser Franz Josef em- .psangrn werden. Daß aber der Austausch derartiger Akte der Freundschaft zwischen Monarchen auch einen politischen Hintergrund hat, bedarf wohl keines be sonderen Nachweises, und wir glauben aussprechen zu -dürfen, daß Rumänien und Serbien deshalb ihren Anschluß an das deutsch-österreichische Bündnis; gesucht mnd gefunden haben, weil ihnen in Wien und Berlin -eine loyale Protektion ihrer Interessen zugesichert worden ist, und weil man in Bukarest und Belgrad erkannt haben wird, daß das von Rußland aus pro- tegirte panslawische Endziel unmöglich mit einer kräf tigen Selbstständigkeit der einzelnen Balkanstaaten ver einbar ist oder mit andern Worten: Rumänien und Serbien hatten die Wahl, Trabanten Rußlands oder Bundesgenossen Deutschlands und Oesterreichs zu werden rlnd scheinen das Letztere gewählt zu haben, ein Er- eigniß, welches den Frieden auf der Balkanhalbinsel sehr begünstigen dürfte, denn Montenegro allein wird mit Erfolg als russische Marionette nicht austreten können, auch wenn es durch die bekannte Prätendenten vermählung des Fürsten Karageorgewitsch Anhänger in Serbien erhalten sollte. Hinsichtlich der erwähnten Begebenheiten muß es auch als bedeutsam erscheinen, daß gut unterrichtete österreichisch-ungarische Zeitungen neuerdings darauf hingewiesen haben, daß bereits Ende «origen Jahres das deutsch-österreichische Bündniß auf weitere sechs Jahre abgeschlossen worden sei, womit den Freunden Deutschlands und Oesterreichs ohne Zweifel ein sehr solides Friedenspfand gezeigt wird. Dl« „Weißerih-Setkmg" «-scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich I M. 25 Pfg., zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern A> Pfg. — Me Postan ¬ stalten, Postboten, sowie dir Agenten nehmen B«< Amtsblatt für die Königliche Nmtshauptmannschast Mppoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadlrüthe zu Dippoldiswalde und Irauenstem