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MHmh-MW Verantwortlicher Redacteur: Cärl Irhnr in Dippoldiswalde Donnerstag, den 23. August 1883 48. Jahrgang Nr. 98 gierung gebotene Preis zu hoch bemessen gewesen sei. Diese Befürchtungen haben sich auch bewahrheitet. Zur Zustimmung zu diesem Projekt habe ihn auch nicht das ihm von konservativer Seite mitgetheilte Bedenken, daß doch die preußische Negierung der sächsischen zuvor kommen und die Bahn ankanfen könnte, bewegen können. Auch mit den« vorgelegten Einkommensteuergesetz habe er sich nicht befreunden können. Herr Großmann schloß seinen schlichten aber überzeugenden Vortrag unter Hinweis darauf, daß er stets nach bestem Wissen und Gewissen zum Vortheil der Allgemeinheit handeln werde. Es knüpfte sich an den Vortrag eine kurze Debatte. Herr Stadtrath Müller brach unter besonderem Hin weis, daß er eigentlich nicht zur Sache rede, eine Lanze für den Kornzoll, Herr Schneidermeister Henke bat um Schutz des Gewerbes, worauf Herr Großmann erklärte, daß er mehr in der Selbsthilfe, als im staatlichen Zwange das Heil des Gewerbes erblicke, und erklärt endlich auf Anfrage des Herrn Stadtrath Müller, daß die drei Bahnen, die Berggießhübler, die noch zu er bauende Müglitzbahn und die Hainsberg-Schmiede berger Bahn, in eine Zentralstelle im Gebirge zusammen zu leiten seien, um deren Zustandebringen er sich estrig bemühen werde. Allerdings sei am dringlichsten der Barr der Müglitzbahn, obwohl ein fiskalischer Nutzen kaum erwachsen werde. — Herr Kaufmann Dreßler schloß hierauf die von ihm geleitete Versammlung. — Der in d. Bl. bereits erwähnte Aufruf Sr. kais. und königl. Hoheit des Kronprinzen von Deutsch land zur Sammlung von Gaben für Ischia lautet: Dos Unglück, durch welches Ischia heinigesucht und ganz Italien iu tiefe Trauer versetzt worden ist, hat in Deutschland den schmerzlichsten Eindruck gimacht. Es ist Meiner Gemahlin und Mir daher ein Bcdürsniß, diesem Gefühle Ausdruck zu ver leihen, und liegen Mir den innigen Wunsch, dost dies in einer Unserer Betrübnis; würdigen Weise geschehe. Deshalb möchten Wir, von Tanscndcn unningt, im Geiste an die Trauerställe treten, aber nicht nur, um die Todlen zu beklage», sondern nm zn Helsen, das überlebende Leid zu lindern. Wir sind gewiß, daß das deutsche Volk dem besrcundclen Nachbar im Unglück wird zur Seile stehen wolle» und daß cs bereits nach Wegen dahin sucht. Darum bitten Wir Sic hiermit, bekannt zu machen, daß die Kronprinzessin und Ich Uns hiermit an die Spitze einer Sammlnng für die Verunglückten von „Jchia" gestellt haben. Berlin, den 10. August 1383 Friedrich Wilhelm, Kronprinz. Dieser Aufruf vereinigt der Deutschen Herzen und Hände zur Linderung der Noth im befreundeten Lande, zur Hilfe für die so schwer heimgesuchte Insel Ischia. Es gilt, rasch Gaben zu sammeln. Im Vertrauen auf die schon oft bewährte Opferfreudigkeit bitten die Unterzeichneten die Bewohner unserer Stadt und Um- gegend um einen Beitrag. Jede Gabe, auch die kleinste, wird willkommen sein. Ueber die Verwendung der Sammlung wird öffentliche Mittheilung erfolgen. Die Redaktion der „Weißeritz-Zeitung" hat sich bereit er klärt, Beiträge anzunehmen. Auch die Postanstalten und Landbriefträger sind von dem Centralkomitee er mächtigt, bis Ende dieses Monats Beiträge anzunehmen und an die Reichshauptbank als Hauptsammelstelle abzuführen. Dippoldiswalde, 2l. August 1883. Dar tiomitkk zur Sammlung non Ksbrn für Zschia. Rosemann, Postassistent. Voigt, Vrgrmstr. C. Jehne. Will). Dreßler. F. Nohrwerder. El. Dörstling. Ass. Schomburgk. Otto Müller. A. Nottmann. G. Engel mann. M. Schmidt. L. Schmidt. — Vor einigen Tagen wurde ein hiesiger Schul knabe erwischt, wie er in der Nähe der Rathsmühle einige faustgroße Steine auf die Schienen der Bahn legte, wofür er mit einer ihm vom kgl. Amtsgericht zuerkannten fühlbaren Strafe bedacht wurde. — Ueber den zum 12. deutschen Feuerwehrtag in Salzburg von Chemnitz abgehenden Extrazug können wir heute berichten, daß derselbe Chemnitz am Mitt woch, den 5. September, Abends 8 Uhr, verläßt und Tags darauf, Abends 6 Uhr, in Salzburg eintrifft; das Billet kostet ab Chemnitz 2. Klasse 37'/» Mark, 3. Klasse 25'/» Mark und berechtigen dieselben zur Inserat«, «eiche bei der bedeutenden Auflage de« Blattes «in« sehr wirk same Verbreitung finden^ werden mit 10 Psg. di« Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Ausschlag.— Einge sandt, im redaktionellen Theil«, die Spaltenzeile 20 Psg- Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde, 22. Aug. Herr Uhrensabrikant Großmann aus Glashütte hielt am gestrigen Abend seine in voriger Nummer angekündigte Kandidaten rede. Er habe sich, als er im Jahre 1876 bis 77 den 5. städtischen Bezirk zu vertreten gehabt, der li beralen Partei angeschlossen und zwar in Erwägung der hohen Bildung, die im Königreich Sachsen durch gängig herrsche. Zu hoher Bildung gehörten freisin nige Institutionen. Er habe die Einrichtungen der Schweiz, Englands, welche er selbst persönlich kennen gelernt, lieb gewonnen; zwar glaube er nicht, daß deren freisinnige Einrichtungen sich ohne Weiteres auf Deutsch land übertragen lassen, doch sei er der Meinung, unter Hinweis auf Rußland, dem Lande der unbeschränkten Monarchie und auf Mecklenburg, dem Paradies des Junkerthums und der Orthodoxie, genugsam klar ge stellt zu haben, wie nöthig einem Lande freisinnige Institutionen seien. Die Nützlichkeit derselben erhelle Mr Evidenz aus der Betrachtung badischer Verhältnisse, wo unter liberalen Ministerien das Land sich sehr wohl befinde. Man müsse zwar zugeben, daß ver schiedene Parteien nöthig seien; es erhebe sich nur die spezielle Frage, welche Stellung ein Kandidat für den sächsischen Landtag einnehmen müsse? Redner be gegnet der oft gehegten Meinung, daß liberal gleich bedeutend mit oppositionell fei; in demselben Maße fei die Ansicht gerechtfertigt, daß konservativ gleich re gierungsfreundlich sei. Er, Redner, habe während seiner früheren Thätigkeit als Landtagsabgeordneter stets nur das Beste des Landes gewollt und sei sogar mit der Regierung gegen Anträge der Liberalen ge gangen. Entschieden sei aber die Ansicht falsch, daß Opposition gegen die Negierung zu verwerfen sei. Wenn auch nicht zu hoffen, daß in der zweiten Kam mer durch die Wahlen die Majorität d:n Liberalen zufalle, so finde doch, wenn ja dieser Fall eintreten sollte, diese Majorität ihr Gegengewicht in der ersten Kammer, welche ihrer ganzen Zusammensetzung nach fa konservativ ist. Keineswegs sei zu fürchten, daß die Regierung im Falle liberaler Mehrheit im Land- rage nicht fortfahren werde, das Beste des Landes im Auge zu haben. E.r habe dies selbst aus der Ver handlung mit der Regierung, betreffend die Errichtung der Uhrmacherschule in Glashütte, erfahren, wobei ihm, obwohl selbst liberal, die Negierung in der entgegen kommendsten Weise begegnet sei. Uebrigens müsse man bedenken, daß die ganze Schöpfung des deutschen Reiches eine liberale Idee und daß in den ersten sieben Jahren durch Mitwirkung der liberalen Partei dasselbe ousgebaut wordrn sei. Die jetzige Richtung der Reichs regierung sei wenig anznerkennen. Ihr Streben gehe -auf möglichst viel Macht, um dadurch den parlamen tarischen Einfluß brechen zn können. In Verfolgung seines Prinzips, daß die Liberalen an die Wand ge drückt werden müssen, habe Bismarck sich in Bündnisse eingelassen, deren sogenannte positive Schöpfungen «llervings die Positivität vermissen lassen. Konsum tionssteuern seien eingeführt, die dem armen Manne die unentbehrlichsten Lebensmittel vertheuerten. Das Tabaksmonopol sei mit Recht nicht durchgegangen; wäre doch mit dessen Annahme eine blühende Industrie, speziell Sachsens, vernichtet worden. Auch die Zoll erhöhungen seien nicht im Stande gewesen, den erhoffte» Vortheil unserer Industrie zu bringen, wie sie solchen voraussichtlich nicht zu bringen im Stande waren. Alles deute darauf hin, daß nach und nach alle libe ralen Errungenschaften werden beseitigt werden. Gehe man doch schon darauf aus, die Zivilehe abzuschaffen. Speziell auf seine Thätigkeit im Landtag 1876/77 übergehend, bemerkt Herr Großmann, daß er sich da mals, der nationalliberalen Partei oder wie sie sich selbst nannte, der liberalen Vereinigung angehörig, dem Ankauf der Leipzig-Dresdner Eisenbahn seitens der Regierung widersetzt habe, da der von der Re- freien Rückfahrt mit allen Zügen (gegen Zuschlagbillet auch mit Schnell- und Kourirzügen) innerhalb 20 Tagen, also bis zum 24. September. Die Genehmi gung zur freien Rückfahrt ab Kufstein steht noch in Aussicht; die Rückfahrt darf in München, Regensburg, Eger, Plauen und Reichenbach unterbrochen werden. Die Karten mit Abschnitt, für welch letzteren man an der Bahnstation das Fayrbillet erhält, sind nur allein zu haben bei Hrn. Th. Körner, Chemnitz, Johannis platz 10. Karten, welche erst nach dem 30. August gelöst werden, erleiten einen Zuschlag von 2 Mark. — Für rechtzeitiges Erscheinen am Brandplatze und erfolgreiche Thätigkeit gelegentlich des am 18. Juli beim Wirthschaftsbesitzer Voigt in PaulSdorf infolge Blitzschlages entstandenen Brandes hat die kgl. Brand versicherungs - Kommission der Spritze des Rittergutes Berreuth 20 Mark und der Spritze der Gemeinde Malter 15 Mark Prämie verwilligt. Dresden. Der zweite allgemeine deutsche Berg- mannstag wird in den Tagen vom 3.—6. Septbr. hier stattfindeu. Aus dem reichen Programm theilen wir Nachstehendes mit: Sonntag, den 2. Sept., An meldung der Theilnehmer und Begrüßung derselben im Belvedere der Brühl'schen Terrasse. — 3. Sept. I. Sitzung des Bergmannstages in der Aula des Polytechnikums; Vorträge; 2 Uhr Festesten im Ge werbehaufe; Abends Theater und Zusammensein im Belvedere. — 4. Sept. 8 Uhr Besuch der Muldener Hütten; 1 Uhr Fahrt nach Freiberg und Besuch der Akademie, des Domes rc.; Nachm. 5 Uhr Concert; 8 Uhr Rückfahrt nach Dresden. — 5. Sept. 2. Sitz ung des Bergmannstages 9 Uhr; Vorträge; 2 Uhr Fahrt mit Extradampsschiff nach Meißen; Besichtigung der Albrechtsburg; Zusammensein im Burgkeller; Rück fahrt 9 Uhr nach Dresden mit Extra-Eisenbahnzug. — 6. Sept. '/»9 Uhr Fahrt mit Extrazug in den Plauen- schen Grund; Oppelschacht, Karola- und Glückauf- Schacht; '/»3 Uhr Fahrt nach dem Veckerschacht des Hänichener Steinkohlenbau-Vereins; Esten auf der „goldenen Höhe"; '/»7 Uhr Rückfahrt über Gittersee nach Dresden. — Die Extrazüge nach Freiberg und dem Plauen'schen Grund stellt das königl. Finanz ministerium, das Extra-Dampfschiff nach Meißen die Stadt Dresden. — Am Montag Abend ist der Vater Ihrer k. H. der Frau Prinzessin Georg, Se. Maj. der König Ferdinand von Portugal auf dem Leipziger Bahn hofe in Dresden angekommen und von der Frau Prin zessin Georg nebst 2 Kindern derselben empfangen morden. König Ferdinand hat in Hotel Bellevue sein Quartier genommen und ivar am Dienstag zur prinz- lichen Tafel in Hosterwitz geladen. — Bei dem herrlichen Wetter am letzte» Sonntag verkehrten auf dem böhmischen Bahnhof in Dresden nicht weniger als 23 Extrazüge, darunter 12 nach und von Schandau, 8 nach Tharandt rc. Nicht minder zahlreich waren die Besucher der Lößnitz, weshalb auf dem Leipziger Bahnhofe 10 Extrazüge nach und von Kötzschenbroda-Meißen abgefertigt werden mußten. Außerdem traf ein Extrazug von Leipzig ein nnd Abends ging ein solcher zurück nach Leipzig. Es sind dies deninach zusammen 12 Extrazüge. Auf dem schlesischen Bahnhofe wurden mit den fahrplanmäßigen Zügen ca. 10500 Personen befördert. Die Frequenz des Leipziger Bahnhofes nach der Personenzahl läßt sich auf 18000, die des böhmischen Bahnhofes aber auf ca. 26 000 schätzen. Es sind dies auf den drei Bahn höfen Dresdens zusammen an einem Tage nicht we niger als 54—55000 Personen, mit welcher Frequenz sich Dresden wohl in die Reihe der Hauptverkehrsplätze Deutschlands stellen kann. Auch die Bahnhöfe in Leipzig und Chemnitz hatten einen ganz ansehnlichen Verkehr aufzuweisen. In Chemnitz wurden z. B. am 12. August nach und von den in Frage kommenden zehn Richtungen gegen 19000 Personen beförderte Amtsblatt für die Königliche Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zn Dippoldiswalde und Irauenstein „Welßerttz.Seltunß «scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — «reis vierteljiihrlich 1 M. 25 Psg., zweimonatlich S4 Psg-, einmonatlich 42 Psg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Posta», «alten, Postboten, sowie di« Agenten nehmen Bi stellungen an.