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405 willkürlich fesselte und interessirte. Auch in ihrer Klei dung prägte sich eine gewisse Unabhängigkeit von dein Zwange der herrschenden Mode aus, die ganz ihrem selbstständigen Charakter entsprach. Ihr schönes, reiches Haar war zwar leicht gepudert, wallte aber in zwang losen Locken um den feingesormten Hals, und das Kleid von blauer Seide, dicht mit Rosenknospen über säet, umschloß die ätherische Gestalt des lieblichen Mäd chens freier und leichter, als die Sitte und Mode der damaligen Zeit es erlaubten, so daß die ganze Er scheinung ein Mittelding zwischen einer vornehmen Salondame und einer naiven Schäferin darbot. Göthe selbst schreibt in seiner Biographie von dem Eindrücke, den damals Lili auf ihn machte: „Wir blickten einander au, und ich will nicht leugnen, daß ich eine An ziehungskraft der sanftesten Art zu empfinden glaubte." Wohl mochte er im Stillen Bergleiche anstellen zwischen Lili und Friederike von Sesenheim, von der er sich mit blutendem Herzen losgerissen hatte und an deren Seite er nach seinem eigenen Geständnisse „grenzenlos glücklich" gewesen war. Wohl mochte er jene Pfarrers tochter auf ländlicher Flur im Geiste neben die Kaus- mannstocher im städtischen Prunksaale stellen: Hier alle Reize, die Neichthum, Kunst und Bildung entfalten, dort der unvergängliche Zauber der Natur; hier spru delnder Witz und scharfer Verstand, dort ein liebendes Herz und ein tiefes GemÜth; hier verführerische Ko ketterie, dort treue Liebe und aufopfernde Hingebung; hier Glanz und Pracht im Neichthum und Ueberfluß, dort rührende Bescheidenheit und ländliche Einfachheit. Wir wissen nicht, zu wessen Gunsten der Vergleich in seinem Herzen ausgefallen sein wird und wie lange er zwischen Vergangenheit und Gegenwart geschwankt hat, aber die Atmosphäre, die er athmete und der Zauber der ganzen Umgebung verfehlten ihre Wirkung nicht. Je länger er Lili betrachtete, desto mehr em pfand er jene wunderbare Anziehungskraft, welche ihre clfenartige Erscheinung mit unwiderstehlicher Gewalt auf alle Männer ausübte. Nach beendigtem Vortrage näherte sich Göthe dem lieblichen Mädchen, um einige Worte der Anerkennung in Betreff ihres Spieles an sie zu richten. „Es ist mir ungemein angenehm," sprach er, „daß mein erstes Weilen m diesem Hause mich mit Ihrem Talente bekairnt macht und mir eine Kunstlcistung vorführt, die mich zu aufrichtiger Bewunderung hin reißt, und für die ich mich verpflichtet fühle, Ihnen meinen wärmsten Dank auszusprechen." „Ich danke Ihnen sehr für dieses Kompliment," entgegnete die Angeredete nicht ohne einen leisen An flug von Schalkheit, „und kann nicht umhin. Ihnen diesen Lobspruch zurückzugeben, mit der Versicherung, baß Sie mir, noch ehe ich das Vergnügen Ihrer per sönlichen Bekanntschaft hatte, schon manche angenehme Stunde bereitet haben." „So bin ich Ihnen also kein Fremdling mehr?" „Gewiß nicht; seien sie versichert, daß ich mehr von Ihnen weiß, als Sie vielleicht ahnen." „Sie erschrecken mich, mein Fräulein, ich will doch nicht fürchten ...." „Haben Sie ein so böses Gewissen, daß eine harm lose Mittheilung Ihnen sofort Schrecken einjagt?" „Gewiß nicht! Aber giebt es einen Menschen, der in seinem Leben keine Thorheit zu bereuen, keinen Jrrthum zu beklagen hätte?" „Nach dieser Richtung hin können Sie ganz ruhig sein, ich kenne Sie nur von der besten Seite, als Dichter des ,Götz v. Berlichingeiü und der .Leiden des jungen Werther.'" „Aber ich fühle durchaus keine Lust in mir, hier die Nolle des Letztgenannten zu spielen, ich bin nicht für das Entsagen geschaffen, so lange ich Kraft in mir fühle, meine Ideale im Kampfe zu erringen." „Und sind Sie dessen so sicher?" „Der Erfolg liegt außerhalb der Grenzen unserer Macht, der feste Wille aber ist vorhanden." Fortsktzunn folgt. Amtlicher Theil. Bekanntmachung. Unter dem Nindviehbestande des Herrn Gutsbesitzers Traugott Heymann in Börnersdorf bei Liebstadt ist die Maul- und Klauenseuche ausgebrochen, was vorschristsgemäß hiermit zur öffentlichen Kenntnis; gebracht wird. Dippoldiswalde, den 31. Juli 1883. Königliche AmtShauptmannfchaft. vou Keßinger. Ludwig. Holz Auktion auf den: Frlllltllsttilltt Staatsforstreviere. Folgende im Frauensteiner Forstreviere aufbereitete Hölzer sollen am 7. und 8. August 1883 einzeln und partieeniveise gegen sofortige Bezahlung und unter den vor Beginn der Auktion bekannt zu machenden Bedingungen an die Meistbietenden versteigert werden, und zwar: am 7. August, von früh 9 Uhr an, im Gasthofe zur „Steinbrückmühle": 49 Stück fichtene Klötzer bis 15 om Oberstärke, 3,4 und 4,5 m lang, 97 - - dergl. von 16—22 om Obcrstärke, 3,4 und 4,5 m lang, 70 - - dergl. von 23—29 em Oberstärke, 3,4 und 4,5 m lang, 44 - - dergl. von 30 rc. em Oberstärke, 3,4 und 4,5 m lang, 7 Raummeter gute fichtene Brennscheitc, 18 - wandelbare fichtene dergl., 4 - gute fichtene Brennknüppcl, 3 - wandelbare fichtene dergl., 8 Langhaufen fichtenes Brennreisig, 220 Raummeter gute weiche Stöcke, 232 - wandelbare weiche dergl., in den Abtheilungen: I, 3, 4, 5, 8, 10, II, 12, 21, an» 8. August, von früh 9 Uhr an, im Franke'schen Gasthofe zu Frauenstein: 470 Stück fichtene Klötzer bis 15 em Oberstärke, 3,4, 4,» und 4,5 m lang, 578 - - dergl. von 16—22 em Oberstärke, 3,4, 4,o und 4,5 m lang, 369 - - dergl. von 23—29 om Oberstärke, 3,4, 4,0 und 4,5 m lang, 173 - - dergl. von 30 rc. em Oberstärke, 3,«, 4,o und 4,5 m lang, 430 - gekürzte Dcrbstangen von 8—12 om Oberstärke, 3,4 m lang, 660 - Dcrbstangen in ganzer Länge von 8—10 om Unterstärke, 7 bis 10 m lang, 1700 - Reisstangen vou 1—3 em Unterstärke, 2940 - dergl. von 4—6 om Unterstärke, 550 - dergl. von 7 om Unterstärke, an demselben Tage ebendaselbst, von Nachmittags 2 Uhr an: 2 Raummeter gute weiche Brennscheite, 17 - wandelbare weiche dergl., 5 - gute harte Brennknüppel, 8 - - weiche dergl., 4 Raummeter wandelbare weiche dergl., 1 - gute harte Zacken, 1 - harte Aeste, 41 - weiche dergl., 25,»» Wellenhunderte weiches Brennreisig, 144 Langhaufen weiches Brennreisig, 63 Raummeter gute weiche Stöcke, 53 - wandelbare weiche dergl., in den Abtheilungen: Res. I. (Rathsmühlenbusch), 30, 33—36. Die zu versteigernden Hölzer können vorher in den bezeichneten Waldorten besehen werden und ertheilt der mitunterzeichnete Nevierverwalter zu Frauenstein nähere Auskunft. Königs. Forstrentamt Frauenstcin und königk. Revierverwaltung Frauenstcin, am 27. Juli 1883. Uhlich.Nein.— Holz-Auktion auf dem FraiuMjuer Staatsforstreviere. Muldaer Wald. Im Egg'schen Gasthofe zu Mulda sollen am 0. August 1883, von Vormittags 10 Uhr an, folgende im Frauensteiner Forstreviere aufbereitete Hölzer, als: 463 Stück fichtene Klötzer bis 15 om Oberstärke, 3,4 und 4,» m lang, 559 - - dergl. von 16—22 om Oberstärke, 3,4 und 4,a m lang, 204 - - dergl. von 23—29 om Oberstärke, 3,4 und 4,» m lang, 200 - - dergl. von 30 rc. om Oberstärke, 3,4 und 4,« m lang, 5 - buchene dergl. von 16—36 em Oberstärke, 3,4 und 4,» m lang, 80 - fichtene Stangenklötzer, 5050 - Derbstangen in ganzer Länge von 8—9 om Unterstärke, 2645 - dergl. von 10—12 om Unterstärke, ' 300 - dergl. vou 13—15 em Unterstärke, 1400 - Reisstangen von 4—6 om Unterstärke, 2400 - dergl. von 7 om Unterstärke, von Mittags 1 Uhr an: 80 Raummeter weiche Brennscheite, 300 - - Brennknüppel, 88 - - Aeste, 47,-o Wellenhundert weiches Brennreisig, 720 Raummeter weiche Stöcke, in den Abtheilungen: Muldaer Wald 63—100, einzeln und partieeniveise gegen sofortige Bezahlung und unter den vor Beginn der Auktion bekannt zu machenden Bedingungen an die Meistbietenden versteigert werden. Die zu versteigernden Hölzer können vorher in den bezeichneten Waldorten besehen werden und ertheilt der mitunterzeichnete Nevierverwalter zu Franenstein nähere Auskunft. Königliches Forstrcntamt Frauenstein und Königliche Forst-Revier verwaltung Frauenstein, am 28. Juli 1883. Uhlich. Nein. Allgemeiner Anzeiger. I, I, MW, IM I IL »I» VltTtLv, zunächst der Prager Straße, empfiehlt sein bedeutendes, speziell für ganze Ausstattungen angelegtes Lager fertiger Tischler- u. Polster-Möbel, Spiegel, Rohrstüyle re. Reichste Auswahl vom Einfachsten bis Elegantesten in jeder Holzart. I-'Ü!» (Gehör- u. Halsleiden)! — Heilanstalt v. ür. Weller z. Dresden (Prager Str. 31). — Ueber 300 Staarblinde geheilt, r 01 «IIITV (Künstl. Augen.) vr. Weller ist Dienstag, den 7. Ang., früh v. 7—12 Uhr in Dippoldiswalde (zum Hirsch) zu sprechen. Reue Kartoffeln empfiehlt Reichstädt. Traug. Reichclt. WM- Reis, -WW das Pfund von 16 Pfg. an, empfiehlt Rabenau. C. F. Haschke. Krankheitshalber verkaufe ich sofort meine Wirth- schaft mit 14 Scheffel Feld bei 4 bis 500 Thaler Anzahlung. Auskunft ertheilt Ik. Schubert, Buchbinder in Glashütte.