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Mchmtz-ZkitW Verantwortlicher Redakteur: Carl Ikhne in Dippoldiswalde 48. Jahrgang Sonnabend, den 28. Juli 1883 Nr. 87 ' 'L ^4^5 Für August und September werden Abonnements auf die „Weißeritz- Zeitung" zum Preise von 84 Pfg. von allen Postanstalten, den Agenturen und der Ber- lags-Expedition angenommen. worden, woran sich nach zweitägiger Pause die Plaidoyers des Staatsanwalts und der Vertheidigung schließen werden, nach deren Beendigung die sofortige Verkün digung des Urtheils erfolgt. Wie nun dasselbe auch ausfallen möge, so haben in jedem Falle die zum Theil widerwärtigen Szenen, welche seit Wochen im Gerichts saale von Nyiregyhaza spielten, ein gar merkwürdiges Licht nicht nur auf die ungarische Justizpflege, sondern überhaupt auch auf die kulturellen und sozialen Zu stände des Magyarenlandes geworfen, und in dieser Beziehung wird der Prozeß von Tisza-Eszlar noch oft von sich reden machen. Frankreich. Für das französische Parlament ist endlich auch die Ferienzeit nach langer und angestrengter Arbeit herangekommen, da der Schluß der Kammern noch in dieser Woche, nach Beendigung der Berathung über die Eisenbahn-Konventionen, erfolgen wird. Die Lage des Kabinets Ferry am Ende der Session ist, den Umständen angemessen, eine ziemlich günstige. In Bezug auf seine innere Politik hat es alle An griffe auf dieselbe, welche seine Gegner bei verschie denen Gelegenheiten unternahmen, erfolgreich zurück gewiesen, und da auch die Eisenbahn-Konventionen, mit denen sich die Deputirtenkammer gegenwärtig be schäftigt, allem Anschein nach die Zustimmung der Kammer erhalten werden, so hat das Ministerium Ferry alle Ursache, mrt den Erfolgen seiner inneren Politik zufrieden zu sein. Schwieriger ist allerdings seine Situation auf dem Gebiete der französischen aus wärtigen Politik, denn die Tonkin - Angelegenheit be findet sich noch immer in der Schwebe und ist ihr Ausgang noch vollständig in Dunkel gehüllt und auch die Spannung mit England hat sich nur wenig ge mildert. Was indessen diesen letzteren Gegenstand an belangt, so hat sich der Leiter der französischen aus wärtigen Politik, Herr Challemel-Lacour, bis jetzt un leugbar mit vielem Geschick benommen und dabei eine mit Mäßigung gepaarte bemerkenswerthe Festigkeit be wiesen, namentlich was die Verhandlungen mit Eng land wegen des Zwischenfalles auf Madagaskar an belangt, welche Haltung ebenfalls mit zur Befestigung der Stellung des französischen Kabinets beitragen wird. England. Die Suezkanal-Frage, welche in der letzten Zeit die politischen Kreise Englands hauptsäch lich bewegte, hat in dieser Woche ihre parlamentarische Erledigung gefunden. Vom Premier Gladstone ist am Montag im Unterhaus« bezüglich des Abkommens, welches die englische Regierung mit Herrn v. Lesieps über den Bau des zweiten Suezkanals getroffen hatte, eine längere Erklärung abgegeben worden, welcher zufolge die englische Regierung die Sanktion des Parlaments zu dem Vertrage nicht nachsucht und auf denselben überhaupt verzichtet. Herr Gladstone hat sich hiermit aus einer für ihn recht fatalen Situation herausgezogen, denn im Lande war die Stimmung gegen Mr. Gladstone wegen seiner Haltung in der Suezkanal-Frage eine derartig aufgeregte, daß ihm die weitere parlamentarische Behandlung dieses Gegen standes eine unfehlbare Niederlage eingetragen haben würde; ob mit der Erklärung des Premierministers die ganze Angelegenheit abgethan sein wird, bleibt freilich abzuwarten. Egypten. Die Cholera hat nun auch die eng lischen Okkupationstruppen in Egypten ergriffen. In dem in Suez garnisonirenden Regiment starben 2 Mann an der Cholera, und auch von dem englischen Regi ment, welches die Zitadelle von Kairo besetzt hält, erlagen der Krankheit 2 Mann. Die Garnison von Kairo ist daher theils nach Jsmailia, theils nach den Höhen von Mokatan, oberhalb der Zitadelle von Kairo, und nach El-Warden verlegt worden. Nord-Amerika. Aus Baltimore wird wiederum von einem Massen-Unglück berichtet. Während eine Anzahl Vergnügungsreisender auf dem Damme des Flusses Patapsco die Ankunft des Schiffes erwarteten, stürzte der Damm ein, wobei gegen 70 Personen den Tod in den Wellen fanden. Amtsblatt für die Königliche Umishauptmannschast Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Inserat«, welch« bei der bedeutenden Auslage deS Blattes eine sehr wirk sam« Berbreitunä finden, «erden mit 10 Pfg. di« Spaltenzeile oder veren Raum berechnet. — Ta bellarische und coinplicirt« Inserate mit entsprechen» dem Aufschlag. — Eim^e- sandt, mr redaktionellen Theile, die Spaltenzeile »OPfg. Politische Wochenschau. Deutsches Reich. Kaiser Wilhelm setzt seine Kur in Gastein in regelmäßigster Weise fort. Wie bekannt, ivird auch in diesem Jahre eine Zusammenkunft zwischen Kaiser Wilhelm und Kaiser Franz Josef auf öster reichischem Boden stattfinden; zwar ist der Tag für diese Begegnung noch nicht festgesetzt, doch dürfte die selbe in die letzten Dlge des Gasteiner Aufenthaltes unsers Kaisers fallen. — Die schon seit längerer Zeit in unserer inner» Politik herrschende Ebbe dauert noch immer an und ist auch für die nächste Zeit keine Hoch- fluth von bedeutenderen Ereignissen — soweit sich dies eben voraussehen läßt — zu erwarten. Auf kirchen politischem Gebiete ist es nach dem scharfen Geplänkel zwischen der „Nordd. Allg. Ztg." und den offiziellen Organen des Vatikans ziemlich still geworden und läßt der längere Urlaub, welchen der preußische Gesandte beim heiligen Stuhle, Herr v. Schlözer, in diesen Ta gen angetreten hat, darauf schließen, daß entscheidende Schritte in der Kirchenpolitik für die kommenden Wochen nicht zu erwarten sind, um so weniger, als ja erst unlängst die kaiserliche Sanktion der kirchenpolitischen Novelle erfolgt ist. In Ermangelung eines anderen hervorragenden Stoffes widmet daher die Presse gegen wärtig ihre Betrachtungen dem kürzlich perfekt gewor denen deutsch-spanischen Handelsverträge und dem wieder aufgetauchten Neichseisenbahn-Projekte. Was ersteren Gegenstand anbelangt, so kann man nur Ge- nugthuung darüber empfinden, daß der neue Handels vertrag zwischen Deutschland und Spanien, nachdem er mehr als einmal zu scheitern drohte, nun doch noch zu Stande gekommen ist, was den handelspolitischen Beziehungen zwischen beiden Staaten nur förderlich sein wird. In Bezug auf die Neichseisenbahn-Ange legenheit wissen verschiedene Blätter zu melden, daß der Gedanke einer Uebernahme der Eisenbahnen der Einzelstaaten durch das Reich zwar im Schooße der Reichsregierung wieder einmal erörtert worden sei, daß man diesen Gedanken aber wieder aufgegeben habe, da die größeren Bundesstaaten, wie Bayern, Sachsen, Württemberg, der Verwirklichung desselben nach wie vor entschiedenen Widerstand entgegensetzten. Für die Uebernahme der Eisenbahnen der Einzelstaaten durch das Reich sind die Verhältnisse gegenwärtig allerdings nicht sehr geeignet und mit der geplanten Umwandlung des preußischen Eisenbahn-Ministeriums in ein Neichs eisenbahn - Ministerium wird es daher wohl noch gute Wege haben. — Das definitive Resultat der Kieler Reichstagsnachwahl ist jetzt endlich bekannt. Es er hielten Hänel (Fortschritt) 9570, Graf Neventlow <konserv.)3221 und der Sozialist Heinze! 6659 Stimmen, während sich 7 Stimmen zersplitterten. Es ist daher «ine Stichwahl zwischen dem fortschrittlichen und dem sozialistischen Kandidaten erforderlich, welche am 3.Aug. stattfindet. Im Vergleiche mit der Wahl imJahre 1881, bei welcher Herr Hänel gleich im ersten Wahlgange durchdrang, hat sich eine Verminderung der fortschritt lichen und eine Vermehrung der sozialdemokratischen Stimmen ergeben, gerade wie bei der letzten Hamburger Reichstagswahl, welcher Umstand immerhin zu ernsten Bedenken Anlaß giebt. — Die Ueberführung des chi nesischen Panzerschiffes „Ting Auen" von Swinemünde nach China wird in kürzester Zeit stattsinden und sind hierauf bezügliche Anweisungen der chinesischen Ge sandtschaft in Berlin bereits in Stettin eingetroffen. Oesterreich-Ungarn. In Oesterreich nähert sich die Prozeß-Affaire von Tisza-Eszlar, welche weit über die Grenzen des Kaiserstaates hinaus durch die sie begleitenden Umstände Aufsehen erregte, ihrem Ende. Das Zeugenverhör ist Anfang dieser Woche geschlossen Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde, 26. Juli. Wie wir schon vor läufig berichtet haben, soll den 28. und 29. August d. I. die Jahresfeier des Dresdner Hauptvereins der evangelischen Gustav - Adolf -- Stiftung ab gehalten werden. Wenn auch die Mehrzahl unserer Leser mit dem Zwecke der genannten, sich über ganz Deutschland erstreckenden Stiftung wohl bekannt sein wird, so wollen wir hier doch kurz bemerken, daß der Gustav-Adolf-Verein, der bereits das 1. Jahr her zweiten Jahrhunderthälfte ziemlich vollendet hat, trotz dem daß er in den 51 Jahren seines Bestehens weit über 17 Mill. Mark für den Bau von Kirchen, Schulen, Pfarrhäusern rc., überhaupt zur Unterstützung der in der Zerstreuung in katholischen Ländern sich bildenden evangelischen Gemeinden aufgebracht und verwendet hat, noch keineswegs in der Lage ist, seine evangelische Liebesthätigkeit abschließen zu können. Im Gegentheil, je mehr sein helfendes Eingreifen in die Noth der betreffenden Gemeinden bekannt wird, desto mehr Un- terstützungSgesuchc gehen bei ihm ein, unv er ist also auf die fortwährende Mitarbeit christlich gesinnter Kreise angewiesen. Eines seiner bedeutendsten Glieder ist der Dresdner Hauptverein, zu welchem 30 Zweig vereine, darunter auch der hiesige, gehören. Die Ab geordneten dieser großen evangelischen Unterstützungs genoffenschaft sollen nun in diesem Jahre hier tagen, um Rechenschaft abzulegen über das verflossene Vereins jahr, über die neu eingegangenen Unterstützungsbeiträge zu berathen und sich durch gegenseitigen Gedanken austausch zur Weiterarbeit zu stärken, sodann aber auch immer weitere Kreise zu thätiger Mitwirkung heranzuziehen. Eine engere, von den Abgeordneten der Zweigvereine abzuhaltende, berathende und be schließende Versammlung, sowie eine gottesdienstliche Feier, bei welcher, wie schon früher mitgetheilt, Herr Sup. vr. Richter aus Freiberg die Festpredigt über nommen hat, werden die Haupttheile des Programms bilden. Außerdem wird der hiesige Zweigverein dafür besorgt sein, den Abgeordneten in einer geselligen Ver einigung Gelegenheit zu bieten, sich auch persönlich näher zu treten und ihnen eine angenehme Erinnerung an die bei solchen Gelegenheiten bisher nie versagende Dippoldiswaldaer Gastfreundschaft und Gemüthlichkeit zu bieten. Was die Gastfreundschaft anlangt, so wird es freilich nöthig sein, dieselbe insofern in Anspruch zu nehmen, als der hiesige Zweigverein, bez. das von demselben ernannte Festkomitee, sich erlauben wird, die Bürger unserer Stadt um die Freundlichkeit zu ersuche», einer Anzahl von Abgeordneten auf 2 Tage, resp. Nächte, Freiquartier bei sich zu gewähren; denn wenn auch sicher eine Anzahl von Abgeordneten auf solches verzichten wird, so dürste es doch Anderen erwünscht sein, lieber in einer Familie, als im Gast hofe Aufenthalt zu nehmen. Wenn nun in nächster Zeit das Festkomitee sich gestatten wird, mit einer dies bezüglichen Bitte hervorzutreten, so schmeichelt es sich mit der Hoffnung, daß auch bei dieser Gelegenheit der anerkannt gastsreundschaftliche Sinn unserer Mitbürger sich aufs Neue bewähren werde. Was nun den hiesigen Zweigverein anlangt, so hat derselbe unter bewandten Umständen Heuer von einer eigenen Jahresfeier absehen zu sollen geglaubt. Die Bestimmung über die Vertheilung der bei ihm eingegangenen Gelder, deren Höhe sich noch nicht de finitiv feststellen läßt, da mehrere Sammelbogen noch nicht zurück sind, hat der Vorstand, wie er sich bewußt ist, im Sinne der Gesammtheit in seiner letzten Sitzung am 25. d. M. in der Weise vorgenommen, als er das Weißer!--Zeitung «scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. W Pfg. > zweimonatlich 8t Pfg., einmonatlich 42 Pfg. 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