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DK „Wrlßrritz.Zeitung" «scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich l M. 25 Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern Iv Pfg. — All- Postan italten, Postboten, sowie vi« Agenten nehmen Be stellungen an. UWntz-MnW. Amtsblatt Inserate, welch« bei d«r bedeutenden Auflage d«S Blattes «in« sehr wirk same Verbreitung^ finden, «erden mit 10 Pfg. die Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirt« Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, un redaktionell«« Thril«, di« SpaltenzeUv 20 Pfg. für die Königliche Amishauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Verantwortlicher Redacteur: Carl Ikhne in Dippoldiswalde. Nr. 86. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. In der Nähe des Ulberndorfer Schulhauses scheuten am 24. Juli vor dem Nachmittags zuge die Pferde eines unbeladenen Rüstwagens, drängten infolgedessen den Wagen zur Seite, knickten einen ziemlich starken Kirschbaum an und stürzten endlich die ziemlich hohe Böschung hinab ins Gebüsch. Der Wagen wurde zertrümmert, doch sind die Pferde, ohne größern Schaden zu nehmen, davongekommen. — Ueber die Behandlung des Bieres sagt der Direktor einer Münchner Brauerei: »/io der Wirthe verstehen nicht einzuschenken und »/r° Trinker verstehen nicht zu trinken! Dem Biere muß seine Kohlensäure erhalten werden bis zum Munde des Trinkers. Durch die Kohlensäure nur bekommt uns das Bier gut. Wird sie durch verkehrtes Verfahren dem Biere ent zogen, so hat es einen widrigen faden Geschmack und liegt wie Blei im Magen, macht Kopfschmerzen und allerlei Uebelbefinden. Durch mehrmaliges Umziehen verflüchtet sich auch die Kohlensäure, desgleichen auch durch Erwärmung. 1. Also Bedingung ist: Berührung des Bieres mit der Lust und Erwärmung zu vermeiden so viel wie möglich. 2. Das Bierglas muß dicht unter dem Hahne gehalten werden. Verkehrt ist aber: Das Einschänken tief unterm Hahne und Auf- und Nieder fahren des Glases oder gar Luft einzuspritzen, wodurch die Kohlensäure gradezu gemordet wird; durch dergl. Verfahren kann Schlimmeres und Thörichteres dem Biere nicht angethan werden. Die meisten Trinker, die kein Versiändniß haben, wollen aber viel Schaum sehen. Wirth und Trinker sagen bei viel Schaum: „Das ist a Biere!!" Der Bierverständige sagt aber: „Das ist kein Bier!" — In gegenseitiger Umschlingung ist am Sonntag Morgen, den 22. d. M., in Quohren im Mühlteiche das Fögen'sche Ehepaar — dec 74 Jahre alte Pensionär Karl Fügen und dessen in gleichem Alter stehende Ehefrau Christiane geb. Löwe — ertrunken aufgefunden worden. Dieselben haben zweifellos in Folge Lebensüberdrusses freiwillig in Gemeinschaft ihrem Leben ein Ziel gesetzt. Ammelödorf. Der bei Herrn Erbrichter Richter hier bisher in Diensten gestandene Handarbeiter Lieb scher ist, nachdem er gestohlen und den Diebstahl dem ihn vernehmenden Gensdarm auch eingestanden, seit dem 25. Juni flüchtig und wird angenommen, daß sich derselbe das Leben genommen habe. Dresden. Im Altstädter Hoftheater sind die Vor arbeiten für die Errichtung der elektrischen Be leuchtung auf den Korridoren und Treppen bereits so weit gefördert, daß in der ersten Vorstellung nach den Ferien, also am 31. Juli, die Beleuchtung in Funktion treten wird. Die Ferienzeit ist auch benutzt worden, um auf den kleinen Treppen zum dritten, vierten und fünften Range, sowie in den Korridoren die Decken, die stark berußt werden, neu zu streichen; man ist auf den Eindruck, den die elektrische Beleuch tung in unserm Theater machen wird, in weiten Kreisen sehr gespannt. — In der letzten Sitzung des königlich sächsischen Eisenbahnrathes ist mit großer Mehrheit der Beschluß gefaßt worden, an die Staatsregierung den Antrag zu richten, daß dieGütertarifsätze der sächsischen Staats eisenbahnen und ferner die Expeditions-Gebühren herabgesetzt und den niedrigeren Sätzen der preu ßischen Staatsbahnen gleich bemessen werden. Unser Finanzminister Herr v. Könneritz hat in Befürwortung des bezüglichen Antrages unumwunden anerkannt, daß Handel und Industrie in Sachsen gegenwärtig durch die Gütertarissätze benachtheiligt seien und daß Etwas zu ihren Gunsten geschehen müsse. Der Minister hat weiter betont, die Rentabilität der sächsischen Staats bahnen sei zur Zeit eine solche, daß eine Ermäßigung der Gütertarife recht wohl angänglich sei, und er hat Donnerstag, den 26. Juli 1883. die bestimmte Zuversicht ausgesprochen, daß, wenn die Ermäßigung nur erst eingetreten, den sächsischen Staats bahnen dann wieder Verkehrsgebiete zufallen würden, welche sie in Folge der Höh: ihrer Tarife zu Gunsten der preußischen Bahnen verloren hätten und daß da durch bald wieder der nöthige Ausgleich in den Ein nahmen eintreten werde. Vor der Hand wurde der Ausfall in den Einnahmen, den die Ermäßigung der Tarife hervorbringen wird, auf 2 bis 3 Mill. Mark beziffert. — Der Stand der Holzzollbewegung, ein Vortrag, welchen Professor Richter-Tharandt in der Oekono- mischen Gesellschaft im Königreiche Sachsen gehalten, wird auch bei seinem jetzigen Erscheinen im Drucke die Aufmerksamkeit aller Betheiligten auf sich ziehen; denn obgleich inzwischen eine Erhöhung der Holzzölle vom Reichstage abgelehnt wurde, so ist doch zu hoffen, daß rechte Erkenntniß obwaltender Verhältnisse und Interessen zu einer späteren, sachlich angemesseneren Beschlußfassung führen werde. In klaren Ausführungen entwickelt der Vortrag den geschichtlichen Gang dieser wichtigen Zollfrage und den Streit der Parteien dar über: ob für Deutschland Holzzölle (als Finanz-, Kampf- oder Schutzzölle) erforderlich sind? und wenn dies, ob die Zölle von Rohholz und Schnittwaare nach den jetzigen Bestimmungen in einem richtigen Ver- hältniß zu einander stehen? ob Deutschland im Stande fei, seinen Bedarf an Holz zu decken, oder nicht? Unter Bejahung der letzteren Frage gelangt der Verfasser zu dem Schlüsse: Eine Aufhebung der Holzzölle im gegenwärtigen Stadium und damit nothwendiger Weise eine Veränderung in der Forstwissenschaft selbst würde unwirthschaftlich sein, da die Forstwissenschaft längere Zeit als jeder andere Erwerbsbetrieb gebraucht, um die Früchte der Aussaat zu ernten, und da sie nur gedeiht, wenn die Verhältnisse thunlichst beständige sind; demnach ist aber auch eine sprungweise Erhöhung der Rohholzzölle nicht wünschenswert!), weil dies die jetzigen Absatzverhältnisse verrücken muß, namentlich auch die Preise der massenhaft verbrauchten Hölzer und der daraus gefertigten Artikel in ungewöhnlicher, den Kon sumenten schädigender Weise steigern kann. Dagegen ist ein richtiges, die einheimische Holzindustrie fördern des Verhältniß zwischen Rohholz und Schnittwaaren herzustellen. Gelingt dies, so werden die Vortheile des Waldes, welche er uns in Bezug auf Klima und Rentabilität bringt, nicht nur erhalten bleiben, sondern noch reichlich vermehrt werden. — Die im Buchhandel aus G. Schönfeld's Verlage in Dresden (60 Pfennige) zu beziehende Schrift, wird landwirthschastlichen Ver einen Sachsens, welche sich an das Sekretariat der Oekonomischen Gesellschaft (Dresden, Walpurgisstraße Nr. 15., 3 Treppen,) wenden, kostenfrei übersendet werden. — In der Nacht zum 24. Juli ist in Dresden das vormalige militärische Kammergebäude Magazin straße 4 abgebrannt. In demselben befanden sich auf bewahrt 25 Stück gute Wagen und Schlitten im Werthe von ungefähr 30000 M., dem hiesigen Wagenbauer Damm gehörig, 1500 Ztr. Heu, 800 Ztr. Stroh, 600 Schock Strohseile, eine Partie Gerste und Wicken, sowie 2 Wagen, Eigenthum des Fouragehändlers Opitz. Dies Alles wurde nut ein Raub der Flammen. Bei dem Retten der Wagen ist ein Feuerwehrmann und ein Schaffner leicht verletzt worden. Am Morgen er schien eine Frau mit 3 Kindern an der Brandstätte, um sich dieselbe anzusehen; ein Stück Sims stürzte herab, verletzte sie leicht und eins ihrer Kinder, ein Mädchen, schwer. T Freiberg, 23. Juli 1883. Ein schönes Fest, hier das erste feiner Art, feierte gestern die deutsche Reichsfechtschule, Verband Freiberg, welcher »ach '/«jährigem Bestehen bereits über 1000 Mitglieder zählt, nämlich ein Sommerfest in den Gartenräumen des Schützengartens. Schon am Sonnabend wurde 48. Jahrgang. fleißig an der Errichtung von großen und kleinen Buden gearbeitet, und gestern glaubte man sich hier auf eine kleine Vogelwiese versetzt. Da gab es Schau-, Schieß- und Würfelbuden, lebende Bilder und Pano ramas, kurz Belustigungen aller Art. Mancher Be sucher wunderte sich wohl auch, hier plötzlich einen alten Bekannten als Zauberkünstler oder vielleicht gar als Mohren wiederzufinden. Das Ganze gestaltete sich freilich auch zu einem Volksfeste gemüthlichster Art für ganz Freiberg. Von Nachmittags 5 Uhr an gab es großes Concert vom Jägermusikchor und dem Männer gesangverein „Liedertafel"; daneben auf dem Schieß plane ein Fest für die Kinder des hiesigen Waisen hauses, nach einbrechender Dunkelheit aber italienische Nacht. Der Reinertrag, über dessen Höhe wir nächstens berichten, findet zur Begründung deutscher Reichs waisenhäuser Verwendung. Das Vorgehen des Ver bands Freiberg der deutschen Reichsfechtschule möchte zur Nachahmung wohl zu empfehlen sein. Annaberg. Die städtischen Kollegien haben be schlossen, nach Ablauf des Kouzessionsvertrages mit der hiesigen Gasanstalt die Gasherstellung für die Stadt in eigne Verwaltung zu übernehmen und zu diesem Behufs eine eigne Gasfabrik zu erbauen. Tagesgrfchichte. Berlin. Der preußische Gesandte beim Vatikan, v. Schlözer, ist am 23. Juli, direkt von Rom kommend, in Berlin angekommen. — Kaiser Wilhelm setzt seine Kur in Gastein ununterbrochen fort und befindet sich, nach einer von seinem Leibärzte vr. v. Laxier einem seiner Bekannten gegenüber gemachten Aeußerung „so wohl, wie seit vielen Jahren nicht mehr". Hierbei wird folgende Tagesordnung genau eingehalten: Um halb 8 Uhr früh steht der Kaiser auf und verfügt sich in die Bade kabine, woselbst er gegen eine halbe Stunde verbleibt; dann frühstückt er, ruht ein wenig aus und macht Toilette. Inzwischen ist es 10 Uhr geworden und die Zeit seines täglichen Spazierganges herangerückt. In Begleitung seines Flügeladjutanten und seines Kammer dieners wird nun der Spaziergang auf der Kaiserpro menade angetreten. Um 11 Uhr erfolgt die Rückkehr in das Badeschloß, wo nun der Monarch ein halbes Stündchen ausruht und dann sein Dejeuner nimmt. Von 12 bis 3 Uhr wird gearbeitet. Diese 3 Stunden hindurch müssen sich sämmtliche Mitglieder seines Militär- und Zivilkabinets im Badeschloffe befinden, um jeder Zeit zur Disposition des Monarchen zu sein. Das kaiserliche Militärkabinet besteht aus dem Chef der Militärkanzlei, Generallieutenant v. Albedyll, dem Abtheilungschef Flügeladjutanten v. Brauchitsch, dem Major v. Kalbacher und dem Sekretär Riedhardt; vom Zivilkabinet befinden sich in Gastein: Geh. Kabinets- rath v. Wilmowski, Geh. Hofrath Meßner und ein Hofrath. Auch der Legationsrath v. Bülow und der Wiener Militärbevollmächtigte Graf Wedel befinden sich zumeist in diesen Stunden in der unmittelbaren Nähe des Kaisers. Nach 3 Uhr ruht der Kaiser eine halbe Stunde und wechselt dann die Toilette zu dem um 4 Uhr stattsindenden Diner. An diesem nimmt täglich die gesammte Suite theil; auch erhalten ab und zu Kurgäste von Distinktion Spezialeinladungen zu demselben. So wurden letzten Mittwoch der Stadt halter von Salzburg, Graf Thun-Hohenstein und Generalmajor Fischer, der Landeshauptmann von Salz burg, Graf Chorinsky, und Generalkonsul Schäffer mit Einladungen ausgezeichnet. Das Diner dauert eine Stunde, worauf sich die Herren ins Rauchzimmer zurück ziehen und noch eine halbe Stunde konversiren. Um 6 Uhr fährt der Kaiser aus, zumeist zum englischen Kaffeehaus oder in das reizende Böcksteinthal. Nach einstündiger Spazierfahrt kehrt er in das Schloß zurück, erledigt dann noch einige nothwendige Geschäftssachen, wobei ihn« nur der Geheime Hofrath Bork behülflich