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Wcherih-IÄ«W Verantwortlicher Redacteur: Carl Ikhne in Dippoldiswalde Nr. 74 Donnerstag, den 28. Juni 1883 48. Jahrgang Chaussee den Angriff der preußischen Garde angedeutet, dessen vollständige Darstellung das Berliner Panorama bietet. — Das Haus, auf dessen Dach der Beschauer steht, wird soeben vom sächsischen Leibgrenadier-Regi ment Nr. 100 angegriffen, schon werden die im um mauerten Garten befindlichen, sich noch zur Wehr setzenden Franzosen gefangen genommen und ihrer Waffen entblößt. Zur Linken befindet sich ein zweiter Garten, dessen Mauern gerade die Sachsen überklettern. Einzelne Abtheilungen der sächsischen Angreifer sind von der Rechten um diesen Garten herumgeschwenkt, um die Franzosen herauszuwerfen: andere sind schon bis zu den ersten Häusern des Dorfes gelangt und eben im erbitterten Handgemenge mit den das Dorf vertheidigenden Franzosen. Von den Dächern und einer sich lang in die Ferne dahinziehenden Garten mauer entwickelt sich lebhaftes französisches Gewehr feuer, man sieht eine französische Granate zerstieben. Der entscheidende Moment des Kampfes ist soeben vorüber, das Schicksal des Dorfes, auf welches die Attake im vollen Gange, ist entschieden. Die Mehr zahl der Franzosen ist in wilder Flucht begriffen, Ein zelne versuchen noch Widerstand zu leisten, den jedoch die unaufhaltsam vordringenden sächsischen Leibgrena diere aussichtslos machen. Groß aber sind die Ver luste, nut denen das Leibgrenadier-Negiment den Besitz des Dorfes erkauft hat, groß der Verlust an Mann schaften und Offizieren. Die Darstellung unseres Pa noramas gibt viele Offiziere, namentlich im Mittel gründe, im Porträt wieder — so finden wir unter den Gefallenen General von Kraushaar, der in diesem Kampfe den Heldentod starb. — Weiter zurück, zur Rechten von der Chaussee, erblicken wir den damaligen Kronprinzen Albert, der mit seinem Stabe heranreitet, während von der linken Chaussee Prinz Georg mit seinem Stabe heranrückt; die beiden Prinzen, wie sämmtliche Mitglieder des Stabes, sind Porträt. Im Hintergründe sieht man die sächsische Artillerie in hef tigem Feuer auf das Dorf begriffen, dahinter über schaut man die weite Ebene, über welcher sich ein be wölkter Abendhimmel spannt, auf den« sich rüthlich die mörderischen Kanonenfeuer abspiegeln — eine ruhige Abendstimmung, die wirkungsvoll mit dem bewegten Spiele um Leben und Tod, das den Vordergrund füllt, kontrastirt. — Viel Bewunderung wird die Art und Weise Hervorrufen, mit welcher Professor Braun den plastischen, am Eingänge des Dorfes befindlichen Vordergrund einzurichten gedenkt; der Künstler hat sich hier noch besondere Ueberraschungen vorbehalten." Riesa. Am 24. Juni beging in dem Dorfe For- berge bei Riesa der Gutsbesitzer C. Gottlieb Ninchritz mit seiner Ehegattin das 70 jährige Ehejubiläum. Unter den vielen Geschenken, die dem Jubelpaare dar gebracht wurden, befand sich auch ein von den königl. Majestäten gespendetes photographisches Bild. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Die am 18. Juni wegen zu geringer Betheiligung unterbliebene Exkursion des Gewerbevereins Dresden nach Schmiedeberg und Dip poldiswalde wird als Halbtagspartie heute Donnerstag von Mittags 12 Uhr unternommen werden. — Das finanzielle Ergebniß der landwirth- schaftlichen und gewerblichen Ausstellung läßt sich zur Zeit noch nicht vollständig übersehen, da viele Rechnungen beim Kassirer, Herrn Kaufmann Oskar Näser, noch nicht abgegeben worden sind. Kreischa. Der hiesige Militärverein beging am vergangenen Sonntag das Fest seiner Fahnenweihe, zu dem sich von auswärts 21 Brudervereine einge funden hatten. Es waren dies: Blasewitz, Deutsche Kavallerie Dresden, Deuben, Dippoldiswalde, Dohna, Geising, Glashütte, Gruna, Höckendorf, Hänichen, Lockwitz, Artillerieverein Dresden, Mickten, Plauen, Poffendorf, Rabenau, Reichstädt, Reinhardtsgrimma, Schmiedeberg, Tharandt und Wehlen. Nach Begrüßung der Erschienenen feiten des Vereins-Vorsitzenden und der Weiherede des Ortsgeistlichen, Herrn Pastor Woost, sowie nach paffendem Gesang, überreichte der Bundes präsident Tanner im Namen des Königspaares einen goldnen Nagel und eine prachtvolle Schleife, worauf theils unter kräftigen Weihesprüchen noch 27 Nägel und 4 Schleifen überreicht wurden. Ein Festzug durch den geschmückten Ort und ein Ball beschlossen das schöne Fest. Altenberg. Das diesjährige Bergfest der hiesigen Bergknappschaft wird Sonnabend, den 11. August, ab gehalten werden. (B. v. G.) Dresden. Königin Carola ist am 25. Juni Nachmittags über München nach Tyrol und der Schweiz gereist. — Der Johannismarkt in Dresden ist für alle Händler noch nie so schlecht gewesen als der heurige; von allen Seiten, ohne Ausnahme, wird über schlechten Besuch geklagt. — Für das erste sächsische Krieg er fest in Dresden ist vom Zentralkomitö bestimmt worden, daß Sonnabend, den 14. Juli, der Empfang und Abends auf dem Festplatz (Alaunplatz) Konzert und Kommers stattfindet. Nach Besichtigung der Museen am Sonn tag Festzug, worauf Abgabe der Fahnen, Konzert und Illumination. Am Montag Feldgottesdienst bez. bei schlechtem Wetter Gottesdienst in der Garnisonkirche, worauf Bundes-Generalversammlung. Festtafel. Abends Vorführung von militärischen Feld- und Lagerszenen mit elektrischer Beleuchtung. Tags darauf Schluß der Generalversammlung, Feuerwerk und Abschiedskommers. Die Generaldirektion der Staatsbahnen hat den Fest- theilnehmern den Fahrpreis auf die Hälfte bei fünf tägiger Billetdauer ermäßigt, so daß für Hin- und Rückfahrt nur der einfache Tourpreis zu zahlen ist. — Die „Dresdner Zeitung" berichtet in einem längeren Artikel über das Panorama an der Prager Straße, das ja in nächster Zeit eröffnet wird. Wir entnehmen dem Artikel Folgendes: „Der Beschauer des Schlachtenpanoramas steht am Eingänge des bren nenden Dorfes St. Privat, auf dem Dach des ersten Hauses des Dorfes; an dem ersten Hause vorbei führt nach rechts, wenn wir uns in die Front der Angreifer stellen, in das Dorf hinab eine Chaussee, welche bereits verbarrikadirt ist. Unten am Hause liegt ein mit hohen Mauern umgebener Garten. Rechts in der Ferne im Hintergründe erblickt man auf der Mit nächster Nummer geht das 2. Quartal des Abonnements zu Ende; wir ersuchen alle unsere Leser, dasselbe möglichst umgehend zu erneuern, damit in der Zusendung der ersten Nummern des neuen Quartales keine Unterbrechung eintritt. AiWldiWM. tzrMtim i>n „Wchkritz-Ititmz". Tagesgeschichte. Berlin. Das preußische Abgeordnetenhaus nahm am 25. Juni die kirchenpolitische Vorlage in dritter Lesung bei namentlicher Abstimmung mit 224 gegen 107 Stimmen an. Dafür stimmten geschlossen das Zentrum, die Polen, die Konservativen, der Ab geordnete Häcker, die fortschrittlichen Abgeordneten, welche schon bei der zweiten Lesung für das Gesetz ge stimmt hatte, sowie II Konservative, welche sodann aus ihrex Fraktion austraten. 8 Freikonservative ent hielten sich der Abstimmung, während der Nest der Freikonservativen, die Fortschrittspartei, die „liberale Inserate, welche bei der bedeutenden Auflage des Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden, werden mit 10 Pfg. die Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Gpaltenzeile 20 Pfg. Vereinigung" (Sezessionisten) und die Nationalliberalen gegen das Gesetz stimmten. — Wie aus zuverlässiger Quelle berichtet wird, hat das deutsche Marineministerium infolge der Ton- kinger Angelegenheit den Vertrag, welcher zwischen ihm und der chinesischen Negierung behufs Ueberftihrung des „Tin Auen" nach China durch eine deutsche Marinebesatzung abgeschlossen war, gekündigt und ist dem bereits am Bord des „Tin Auen" befindlichen Theil der Mannschaft die betreffende Rückberufungsordre zu gegangen. Der „Tin Auen" wird in etwa 14 Tagen nach China abgehen mit einer von der chinesischen Re gierung geworbenen Besatzung, unter welcher Flagge, ist jedoch noch unbestimmt. Schlesien. Die Verwüstungen, welche die Hochwasser der schlesischen Gebirgsflüsse in der letzten Woche angerichtet haben, überbieten nach Allem, was bis jetzt bekannt geworden ist, bei weitem die Schäden, welche die Ueberschivemmung des Queiß und der Neisse im Jahre 1880, der Oder 1881, des Bober und Zacken 1882 gebracht haben. Die Höhe des Wafferstandes hat vielfach die bisher der lebenden Generation be kannten Maße überholt und wenn nicht, wie bei frü heren Überschwemmungen, zahlreiche Menschen und Gebäude Opfer des wüthenden Elementes geworden sind, so ist das lediglich dem Umstande zu verdanken, daß die Meldungen des kommenden Hochwassers dies mal meist recht zeitig eingetroffen sind, die anhaltenden Regengüsse der vorangegangenen drei Tage die Fluß anwohner auf bevorstehendes Hochwasser vorbereitet hatten und die freiwilligen Feuerwehren, welche sich in den letzten Jahren in den meisten Ortschaften des Gebirges gebildet haben, energisch Hand anlegten, wo es zu retten galt. So weit bis jetzt bekannt ist, hat auch das Militär diesmal rechtzeitig Verwendung ge funden ; einer der zur Hilfe nach Bremberg bei Jauer abgesandten Soldaten, Unteroffizier von Frankenberg, hat durch Umschlagen des Kahns mit dem Wirthschafts- inspektor des Riedelhofer'schen Gutes zusammen den Tod gefunden. Ein trauriges Bild der Verwüstung bietet das Queißthal von Lauban aufwärts, in dem die durch Wolkenbrüche im Jser- und Riesengebirge angeschwellten Fluthen des Flusses Alles unter Wasser gesetzt hatten, so daß nur die Spitzen der Sträucher und die Bäume daraus hervorragten. Schon am IS. Abends kam die Meldung an die bedrohten Ortschaften und Etablissements, daß Hochwasser komme, und so wurden denn rechtzeitig umfassende Vorsichtsmaßregeln getroffen, dennoch ist der Schaden durch Wegführung des Heues, durch Verschlämmung der Wiesen, Felder und Gärten, sowie durch Zerreißung der Wege und Stege immerhin ein bedeutender. Die Bewohner werden in diesem Jahrzehnt theilweise nun schon zum dritten Male von Ueberschwemmungen heimgesucht, und das macht die diesmaligen Verluste besonders empfindlich. Frankreich. Die Anarchisten beschlossen, am 14. Juli, dem Jahrestage der Erstürmung der Bastille, die schwarze Fahne auszuhängen, als Protest gegen die Verurteilung der Louise Michel. — Eine Sozia listenversammlung in Paris sprach sich gegen die Ver- urtheilung aus, und wurde in derselben die Namens liste und die Adressen der Richter und Geschworenen mitgetheilt, den Anwesenden zum künftigen Gedenken. Ein anwesender Journalist, der bei den Deklamationen dec Redner lächelte, wurde mißhandelt. England. Die feindliche Stellung, welche die englische Staatskirche zu dem Gesetz, das voraussicht lich die Ehemit der verstorbenen Frau Schwester erlaubt, einnimmt — es sollen derartige Trauungen in keiner Staatskirche eingesegnet und die nach diesem Gesetze Vermählte» zum Abendmahl nicht zugelassen werden — hat zur Bildung eines Vereins geführt, welcher sich zum Zweck setzt, Kirchen für die Vornahme von Trauungen zwischen Schwägersleuten und für die Verabreichung des Abendmahls offen zu halten und Amtsblatt für die Königliche Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte nnd die SLadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein DK „Weißeritz-Zeitung" «scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners lag nnd Sonnabend. — Preis vierteljiihrlich 1 M. Sk Pfg., zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan- kalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an.