Volltext Seite (XML)
Mchmh-MiW le ä Verantwortlicher Redacteur: Citri Ikhnc in Dippoldiswalde. Amtsblatt für die Königliche Umishauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Kmtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Anserate, welch« bei der bedeutenden Auflage deS Blatte« eine sehr wirk, same Verbreitung finden, werden mit 10 Pfg. die Epaltenzeile oder der«» Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirt« Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeile MPsg. Dl« „Welßeritz-Zeitung" «scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — «reis vierteljährlich 1 M. 25 Pfg., zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Psg. Einzelne Nummer» 10 Pfg. — Alle Postan- ktalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Nr. 46. Politische Wochenschau. Deutsches Reich. Das unerwartete Hinscheiden des regierenden Großherzogs von Mecklenburg-Schwerin, Friedrich Franz II., hat auch in unserer erhabenen Kaiserfamilie die schmerzlichste Theilnahme erregt und namentlich Kaiser Wilhelm selbst ist von diesem Trauer fall auf das Tiefste ergriffen worden. Denn nicht nur in verwandtschaftlicher Beziehung stand der ver blichene Fürst, als Neffe des Kaisers, ihm und dessen Hause nahe, sondern er hat auch allezeit treu und unentwegt ans Seiten Preußens gestanden und dies hat dem nun verewigten Großherzog neben seinen per sönlichen Eigenschaften die herzlichste Zuneigung seines kaiserlichen Oheims gesichert. — Anfang Mai gedenkt der Kaiser von Wiesbaden nach Berlin zurückzukehren, um den Frühjahrsbesichtigungen der Gardetruppen bei zuwohnen. — Der Reichskanzler Fürst Bismarck wurde am Dienstag vom Kaiser in längerer Audienz em pfangen und dürfte sich dieselbe der Hauptsache nach wohl aus die für die nächste Zeit zu treffenden parla mentarischen Dispositionen bezogen haben. — Die dreitägige Pause, welche in den Verhandlungen des Reichstages auf dessen Sitzung vom Sonnabend folgte, hat Gelegenheit zu lebhaften Erörterungen über die kaiserliche Botschaft gegeben. Indessen scheint auch auf liberaler Seite die anfängliche Erregung, welche diese Kundgebung hier hervorgerufen hatte, einer sach licheren und ruhigeren Beurtheilung dieses Ereignisses Platz gemacht zu haben; denn die Fortschrittsfraktion und die liberale Vereinigung haben von der geplanten Beantwortung der Botschaft durch eine Adresse Abstand genommen, nachdem von der nationalliberalen Partei eine Betheiligung hieran abgelehnt worden war. Der Reichstag dürfte demnach am Donnerstag sofort in die zweite Lesung des Krankenkassen - Gesetzes eingetreten fein, ohne erst seine ohnehin kostbare Zeit mit der Er örterung unnützer Fragen, wie die parlamentarische Behandlung der kaiserlichen Botschaft, vergeudet zu haben. Was nun den in letzterer ausgedrückten Wunsch, auch den Etat für 1884/85 alsbald zu berathen, an belangt, so wird sich der Reichstag hierüber baldigst schlüssig zu machen haben, da der Bundesrath den Neichshaushalts - Etat für 1884/85 bereits genehmigt hat und zwar sowohl sämmtliche Spezial-Etats als auch den Haupt-Etat. — Das preußische Abgeordneten haus ist in dieser Woche für den Rest seiner dies maligen Session wieder zusammengetreten und beschäf tigte sich zuerst mit den zahlreichen gegen die Vivi sektion eingelaufenen Petitionen und nahm nach einer im Allgemeinen sehr sachlich verlaufenden Debatte den Antrag des Abgeordneten v. Minnigerode an, die Re gierung zu veranlassen, daß sie die Frage der Unent behrlichkeit der Vivisektion und die Maßregeln gegen die Mißbräuche derselben in Erwägung ziehe. Ferner genehmigte das Haus den größten Theil der Sekundär bahnvorlage, welche für die Erbauung einer größeren Anzahl neuer Sekundärbahnen und zur Erweiterung des Fahrparkes einen Kredit von ca. 97 Millionen Mark verlangt, fast durchweg nach den Kommissions anträgen, die sich überall mit den Wünschen der Re gierung deckten. — Die feierliche Beisetzung der Leiche des Grobherzogs Friedrich Franz II. wird entweder am 21. oder 23. April in der Fürstengruft der Schwe riner Domkirche stattfinden. Viele fremde Fürstlich keiten haben sich zur Theilnahme an den Trauer feierlichkeiten bereits angemeldet. Die deutsche Kaiser familie wird hierbei durch den Kronprinzen, das russische Kaiserhaus durch Großfürst Wladimir ver treten sein. — Der älteste Sohn des Dahingeschiedenen, Erbgroßherzog Friedrich Franz, hat laut einer in sei nem Auftrage vom Staatsministerium erlassenen Pro klamation als Großherzog Friedrich Franz III. die Regierung des Landes angetreten. Bis zu seinen« Eintreffen aus Mentone, wo bisher der nunmehrige Herrscher von Mecklenburg-Schwerin zur Kur weilte. Sonnabend, den 2!. April 1883. führt in seinem Namen das Staats-Ministerium die Regierung. Oesterreich-Ungarn. In Oesterreich wird gegen wärtig die allgemeine Aufmerksamkeit durch die Ver handlungen des Neichsrathes über die vielgenannte Novelle zum Volksschulgesetz vollauf in Anspruch ge nommen. Die in der Novelle ausgesprochene Er niedrigung der Schulpflicht von 8 auf 6 Jahre und die Wiederherstellung des konfessionellen Charakters der Volksschule ist durchaus nicht nach den Wünschen eines großen Theiles der österreichischen Bevölkerung, aber die so geformte Novelle gehört nun einmal mit in das Regierungsprogramm des Grafen Taaffe, für deren Durchsetzung er alles Menschenmögliche gethan hat. Zur Genugthuung der Regierung wurde der Majoritätsantrag auf Schluß der Generaldebatte mit 153 gegen 143 Stimmen angenommen. Es darf dem nach mit Sicherheit vorausgesetzt werden, daß die No velle, wenn auch nur mit wenigen Stimmen Mehrheit, die Zustimmung des Abgeordnetenhauses finden wird. Frankreich. Die französischen Kammern sind nach Ablauf der diesmal ungewöhnlich langen Osterpause wieder zusammen. Sie finden nach mehr als einer Richtung hin die Verhältnisse Frankreichs in ziemlich bedenklicher Weise verwickelt vor. Was die innere Lage anbelangt, so herrscht im Kabinet Ferry durchaus nicht mehr dieselbe Einigkeit vor, wie bei Beginn der parlamentarischen Osterferien, und wie es scheint, ist die Affaire Thibaudin-Galliffet nur der Vorläufer wei terer Differenzen im französischen Ministerium gewesen, so daß sich auch die Gerüchte über den bevorstehenden Rücktritt des Kriegsministers Thibaudin und des Fi nanzministers Tirard auf der Tagesordnung erhalten. Außerdem ist der große Arbeiterstrike in Marseille, wo 22000 Arbeiter feiern, nicht unbedenklich, da Mar seille neben Paris der Hauptsammelpunkt der revo lutionären Elemente des Landes ist. England. In England blickt man mit Spannung auf den Ausgang des Dubliner Mordprozesses. Der selbe hat für die des Doppelmordes im Phönix-Parke Angeklagten eine ernste Wendung genommen, seitdem sich der Mitangeklagte Carey bereit gefunden hat, den Verräther an seinen Genossen zu machen. Careys Aussagen sind für die Angeklagten höchst gravirend; er erklärte auch, daß die sogenannte „Bande der Un überwindlichen" 22 Male die Ermordung Forsters, des früheren Staatssekretärs für Irland, geplant habe und gab auch Details von andern Plänen zur Er mordung verschiedener höherer Beamten an. Rußland. Rußland wird nach wie vor durch die Moskauer Kaiserkrönung in Anspruch genommen. Jetzt sind auch die Adelsmarschälle und der hohe Adel eingeladen worden, sich bis längstens den 18. Mai (neueren Stils) in Moskau einzusinden, woraus man wohl schließen kann, daß an einem der nächstfolgenden Tage der feierliche Akt der Krönung vor sich gehen wird. Türkei. Von der türkisch-persischen Grenze kommt die unheimliche Kunde, daß im Grenzort Dschoanera die Pest ausgebrochen ist. Die türkische Regierung hat unverzüglich die erforderlichen Vorsichtsmaßregeln er griffen, so daß der ungebetene Gast den Grenzen Eu ropas hoffentlich fern bleiben wird. Ost-Indien. Aus Bombay wird unter dem 18. April nach London gemeldet, daß auf einem See bei Sekumdarabad (Vorder-Jndien) 3 Boote nut 75 Per sonen, welche einer religiösen Zeremonie beiwohnen wollten, umgestürzt sind, wobei 62 Personen den Tod in den Wellen fanden. Die kaiserliche Botschaft und der Reichstag. Abgesehen non den politischen Motiven, sind wir es schon der Ehrfurcht vor dem Kaiser schuldig, uns mit der Bedeutung der von ihm an den Reichstag er lassenen Botschaft zu beschäftige,». Kein Zweifel kann darüber obwalten, daß es ein außergewöhnlicher, hoch- 48. Jahrgang. bedeutsamer Akt ist, welcher sich in der kaiserlichen Botschaft repräsentirt; aber hervorgehoben zu werden verdient auch, daß die kaiserlichen Worte nicht den Gegensätzen unsres politischen Lebens entsprungen sind, sondern nur hinsichtlich gewisser gesetzgeberischen Ar beiten eine ernste und tief empfundene Mahnung an den Reichstag richten. Schon durch die vorige kaiser liche Botschaft wurde bekannt gegeben, daß Kaiser Wilhelm als die vornehmste Sorge seines Lebensabends betrachtete, die Lage der arbeitenden Klassen zu sichern und zu verbessern und dem nur gegen die demagogischen Umtriebe wirkenden Soziallistengesetz noch solche Gesetze folgen zu lassen, welche den kranken, altersschwachen oder invalidgewordenen Arbeitern eine direkte Unterstützung gewähren. ° Das Ziel einer solchen Gesetzgebung ist allgemein mit großem Beifall ausgenommen worden, denn jeder deutsche Staatsmann und Menschenfreund fühlt die Pflicht in sich, für ehrliche und ohne ihre Schuld hilf los gewordenen Arbeiter etwas zu thun und für diese brennende Wunde der sozialen Frage ein Heil- oder Linderungsmittel zu beschaffen. Dem entsprechend hat sich auch der Reichstag mit mehreren sozialpolitischen Vorlagen beschäftigt und ist auch das sogenannte Krankenkaffengesetz für die Arbeiter im Reichstage so gut wie fertig gestellt worden. In der kaiserlichen Botschaft ist nun aber vom Kaiser und der vom Fürst Bismarck vertretenen Reichs regierung die Besorgnis) ausgesprochen worden, daß das Unfallversicherungsgesetz für die Arbeiter sehr leicht in der gegenwärtigen und auch in der nächsten Session des Reichstages überhaupt nicht fertig werden dürste, da der Reichstag in der Hauptsache sich immer mit dem Etat zu beschäftigen hat, «berauch das Kranken kassengesetz, die Novelle zur Gewerbeordnung und noch verschiedene andere Gesetzrevisionen zu begutachten hat, so daß also Mangel an Zeit, resp. die Unzuträglich keiten, welche aus dem ost unvermeidlichen gleichzeitigen Tagen des Reichstags und des preußischen Landtages entstehen, den ersteren verhindem dürften, in dieser und der nächsten Session das Unfallversicherungsge setz zu vollenden. Die kaiserliche Botschaft legt es da her dem Reichstage ans Herz, in seinem Etatberathungen einmal eine durch die parlamentarische Nothlage zu begründete Ausnahme zu machen und noch in dieser Session lediglich ausnahmsweise auch den Etat für 1884/85 zu berathen, damit auf diese Weise die nächste Session vorzugsweise den sozialpolitischen Vorlagen ge widmet und das Unfallversicherungsgesetz fertig ge stellt werden kann. So viel nun auch von diesem und jenem Stand punkte aus für oder gegen die in der kaiserlichen Bot schaft niedergelegte Mahnung in der Publizistik ge schrieben werden könnte, so erachten wir es doch sür vollständig überflüssig, das Eine oder das Andere zu thun. Denn die an den Reichstag gerichtete Mahnung kann nur von diesen, allein richtig gewürdigt und be antwortet werden, und im Reichstage sitzen auch bedeut same Männer genug, welche die gesetzgeberische Noth lage richtig beurtheilen und dem entsprechend den Reichstag beeinflussen können. ^Lokales und Sächsisches. — Oeffentliche Schöffengerichtssitzung vom 18. April 1883. Die Dienstmägde Anna Marie Horn ans Nenntmannsdorf und Henriette Pauline Hinkel aus Hausdorf, beide im Jahre 1882 bei dem Guts besitzer Hauswald in Wittgendorf bedienstet gewesen, erhielten zur Zeit ihres Dienstverhältnisses von diesem den Auftrag, an den Gutsbesitzer Mende in Bären- clause eine Quantität Quark im Gewicht von 93 Pfd. abzuliefern, dafür aber den Kaufpreis von 10 Pfg. für das Pfd in Empfang zu nehmen. Diesen Auf trag führten beide Mädchen zwar aus, sie ließen sich aber, einer zwischen ihnen vorher getroffenen Verab redung gemäß, non Mende nicht blos 93, sondern