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48. Jahrgang Dienstag, den 17. April 1883 diese ihr 100 jähriges Bestehen im Jahre 1876 am würdigsten dadurch feierte, daß sie in der Weltaus stellung zu Philadelphia den Beweis lieferte, daß sie die Zeit der Selbstständigkeit wohl angewendet habe, so will auch unser Gewerbeverein, nachdem er seinen 25. Geburtstag begangen hat, in der von ihm vor bereiteten Ausstellung zeigen, was er leisten kann und worin seine Mitglieder mit Anderen erfolgreich in Konkurrenz zu treten im Stande sind. Können selbst verständlich die Gr, Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde, den 16. April. Wie wir hören, sind die Vorbereitungen zu der mit der beabsichtigen landwirthschaftlich-gewerblichen Ausstellung zu verbin denden Berloosunst von Ausstellungsgegenstän den soweit vorgeschritten, daß in den nächsten Tagen mit dem Druck der Loose begonnen werden kann. Wir möchten bei dieser Gelegenheit nochmals daran mahnen. verständlich die Grenzen der Betheiligung an dem friedlichen Wettkampfe nur eng sein, so ist doch immer hin durch die Einladung des ganzen amtshauptmann schaftlichen Bezirks eine Arena eröffnet, von der wir eine Fülle der Belehrung, werthvolle Anregungen und auch Gelegenheit zur Erweiterung des Absatzgebietes für Diejenigen erwarten, die durch Tüchtigkeit und Preiswürdigkeit ihrer Leistungen sich geltend machen werden. Wenn wir schon früher, besonders bei Er öffnung unserer Eisenbahn, aussprachen, daß unsre Gewerbtreibenden sich die Möglichkeit erweiterten Ab satzes nicht entgehen lassen, sondern durch zweckmäßige Reklame in Dresdner und anderen Blättern Geschäfts und Vergnügungsreisende auf ihre Geschäfte auf merksam machen möchten, so brauchen wir wohl nicht weiter auseinander zu setzen, daß durch die Ausstellung eine Gelegenheit zur Empfehlung geboten ist, wie sie sobald nicht wiederkehren kann, daß die vor Augen gestellte Tüchtigkeit der Leistungen die beste Reklame ist, die jemand seinem Geschäfte machen kann. Selbst verständlich bezieht sich das nicht blos auf hiesige, sondern die Aussteller insgesammt. Um nun namentlich den letzteren Zweck, ein er weitertes Absatzgebiet, zu erreichen, ist vor allem die regste Betheiligung Aller nothwendig, die das Zeug dazu haben, Tüchtiges zu leisten. Es wird dabei keineswegs darauf ankommen, seltene, außerordentliche Gegenstände zu arbeiten, um die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, sondern es kommt nach unserer Ueber- zeugung nur darauf an, daß die gewöhnlich in einem Geschäfte erzeugten Gegenstände sauber, solid, praktisch und zu entsprechenden Preisen dargeboten werden. Das „Billig und schlecht", was damals in Philadelphia der deutschen Industrie vom deutschen Kommissar selbst als ernster Tadel in's Gesicht gesagt werden mußte, möge bei dein hiesigen Unternehmen als überwundener Standpunkt erscheinen. Die Ausstellung besonders ausgediftelter, unpraktischer, wenn auch ganz vorzüglich gearbeiteter Gegenstände ist ein Mißgriff, vor dem nicht genug gewarnt werden kann, Ivie auch vor der Herstellung solcher Objekte, die wohl in einein Geschäfte gut, aber nicht zu Preisen und in der Menge produzirt werden können, die der Konkurrenz die Spitze zu bieteu im Stande sind. Die Frage also, die sich jeder Aus steller vor seiner Betheiligung vorlegen möchte, ist die: Bist du im Stande, die ausgestellten Gegenstände bei Bestellungen, in derselben Güte und zu den ange gebenen Preisen in größerer Nachfrage genügender Anzahl zu liefern? Nur Das, was diesen Bedingungen entspricht, sollte ausgestellt werden. Sind wir überzeugt, daß das AusstellungScomitü es nicht daran fehlen lassen wird, weitere Kreise zum Besuche unserer Ausstellung einzuladen, daß auch solche Persönlichkeiten nicht fehlen werden, auf deren Urtheil etwas zu geben ist. Seien mir dann aber anch ge rüstet und lassen wir nichts daran fehlen, um aus dem Feuer der Prüfung bewährt und mit Ehren hervorzugehen. die Abgabe der Anmeldungsformulare nicht bis zum letzten Termin zu verschieben, sondern möglichst bald dem Ausstellungscomitee die Betheiligung anzuzeigen. — Nachdem der hiesige Stadtrath der Volksbibio- thek wiederum einen namhaften Beitrag zur Erweite rung der Volksbibliothek gewährt, sind die bestell ten Bücher nunmehr eingetroffen, und es kann also manches neue Werk zur Ausgabe gelangen. Möchte die Benutzung dem Werthe des uneigennützig gebotenen Bildungsmittels entsprechen. — Der Laudwirthschaftliche Kreisverein zu Dresden hat in seiner Sitzung am 13. April u. A. beschlossen, für die landwirthschaftliche Ausstellung in Dippoldiswalde einen Beitrag von 200 M. zu gewähren. — Auch wurde als Ort für die am 16. Juli abzuhaltende diesjährige Hauptversammlung die Stadt Dippoldiswalde bestimmt. — Oeffentliche Schöffengerichlssihung vom 11. April Der am 30. September 1869 geborene Schulknabe Karl Gust. Werner in Kreischa wird wegen Diebstahls mit einem Tag Gefängniß bestraft. Er hatte der verehl. Tietze in Kreischa ein Markstück ge stohlen, um dasselbe bei dem Ankauf einer Harmonika mit zu verwenden. — Der Handarbeiter Ernsts Heinrich Berndt in Lungkwitz ist geständig, am 2. März d. I. aus der Scheune des Rittergutes Bärenklause, in welcher er als Tagelöhner beschäftigt war, eine geringe Quantität Korn entwendet zu haben, um solches in seiner Wirtschaft zu verbrauchen. Mit einem Tage Gefängniß wurde dieser Diebstahl für gesühnt erachtet. — Ebenfalls wegen Diebstahls wurde die Dienstmagd Auguste Wilhelmine Wagner in. Quohren bestraft und zwar mit 5 Tagen Gefängniß. Um ihrem Kinde zu einem für sie nicht zu kostspieligen Bette zu verhelfen, entwendete sie, wie sie ohne Weiteres einräumt, während ihres Dienstes auf Rittergut Theisewitz aus den von ihr zu überziehenden Gesindebetten 2 Pfund Federn, ebenso aus der Wäsche einen Ueberzug im Gesammt- werthe von 7 Mark. — Der Gutsbesitzer Julius Zill- cher in Quohren beleidigte bei seiner Anwesenheit in der Ganzauge'schen Schankwirthschaft zu Quohren am 31. Januar d. I. den ebenfalls daselbst anwesenden Gutsbesitzer Schiffel von dort, so daß Schiffel Straf antrag stellte. Zillcher hatte unter Anderm geäußert: wenn Schiffel sterbe, würde nur ein Heuchler und Schmeichler sterben, wenn er, Zillcher, aber sterbe, verlören seine Kinder einen wirklich guten Vater. Diese Aeußerungen brachten Zillchern 30 Mark Geld strafe ein. — Bei derselben Gelegenheit erging sich Zillcher auch in beleidigenden Redensarten über die Ehefrau des Zimmermann Ernst Heine in Quohren, sowie über diesen selbst, sodaß auch dieser die Bestra fung Zillchers beantragte. Unter Ausschluß der Oef- fentlichkeit kam die Sache zur Verhandlung und endete mit der Verurtheilnng Zillchers zu 75 Mark Geld strafe. — Auch über die gegen den Barbier Caspar Theodor Gillhaus hier wegen Beleidigung erhobene Anklage wurde nicht in öffentlicher Sitzung verhandelt, die mit der Verurteilung des rc. Gillhaus zu 20 M. Geldstrafe ihren Abschluß fand. — Durch Rücknahme des Strafantrags kam die vom Handarbeiter Ernst Wilhelm Fleischer in Paulsdorf gegen Steinbruchsar- arbeiter Carl Nietzelt in Wendischcarsdorf erhobene Privatanklage zur Erledigung. — Am Donnerstag Abend, 12. April, hat sich in Reichstädt auf dem Bodenraum des seinem Vater/ dem Handelsmann Zimmermann daselbst gehörigen Wohngebäudes, der 12jährige Schulknabe Hermann Zimmermann — das einzige Kind seiner Eltern— durch Erhängen selbst entleibt. Jugendlicher Leicht sinn, bez. Furcht vor einer ihn zu erwartenden Strafe, sollen den Genannten zu dem gethanen Schritt ver anlaßt haben. — Am nächsten Sonnabend wird der Dresdner Gesangverein „Apollo" gelegentlich einer Sänger- Dcr militärische Wettkampf im Frieden. Seit dem Vorhandensein der stehenden Heere in den europäischen Staaten hat es unter denselben auch immer einen militärischen Wettkampf inr Frieden ge geben, Fortschritte des einen Heeres hinsichtlich seiner Organisation und Bewaffnung sind auch stets Ursachen zu ähnlichen Neuerungen bei den übrigen Heeren ge worden, denn so will es das unerbittliche Naturgesetz auch bei der staatlichen Selbsterhaltung und diejenigen Staaten, welche nur auf ihre altbewährten Heeres- einrichtungen pochen und sich nicht eifrig um die Fort schritte in denselben, sei es auf Grund der eigenen Erfahrung, sei es infolge der Beobachtungen fremder Heere, bemühen, gehen in der Regel beim nächsten eisernen Würfelspiel, wo über die Schicksale der Völker entschieden wird, sehr trüben Erfahrungen entgegen. Der militärische Wettkampf bleibt daher als bittere Wahrheit für die Steuerzahler auch im tiefsten Frieden bestehen, denn kein Staatslenker, kein General und kein Patriot überhaupt vermag diesem kostspieligen Wettkampfe Einhalt zu thun, wenn er die Interessen des Vaterlandes nicht schwer gefährden will, er muß Millionen und abermals Millionen einsetzen, um die Erhaltung des Friedens oder im Kriege die günstige Entscheidung zu gewinnen, daran läßt sich in unserm Zeitalter der stehenden Heere nichts ändern. Es sind nun zumal die großen Fortschritte der Waffentechnik, welche sozusagen unfern Kricgsminister beständig im Athem halten, denn obwohl es auch fest steht, daß eine heldenmüthige Truppe mit schlechten Waffen eine desorganisirte Heeresmasse, auch wenn sie die besten Waffen hätte, dennoch schlagen würde, so bieten vorzügliche Feuerwaffen in den Händen einer gut geschulten Truppe gegenüber einer solchen mit weniger leistungsfähigen Feuerwaffen doch solche ent schiedene Vortheile dar, daß kein Kricgsminister der Gegenwart die Verantwortung übernehmen dürfte, für das von ihm geleitete Heer den Sieg in Anspruch zu nehmen, wenn das Heer des wahrscheinlichen Gegners mit bessern Feuerwaffen ausgerüstet ist. Eine Zeit lang stand nun die Ausrüstung der meisten europäischen Heere hinsichtlich der Feuerwaffen auf ziemlich gleicher Stufe, die Hinterlader der Fußtruppen leisteten fast allenthalben dasselbe, wenn sie auch nach verschiedenen Systemen hergestellt waren, und hinsichtlich der Ka nonen wahrte sich allerdings Deutschland mit den Kruppschen Geschützen das Privilegium der besten Ar tillerie, aber die übrigen Nationen haben für ihre Ar tillerie auch Riesensummen verausgabt und Lze An nahme, daß ihre Kanonen weniger leistungsfähig seien als die Kruppschen Geschütze, darf nicht unbed? igt als stichhaltig angesehen werden. Seit mehreren Jahren hat nun aber wiederum die Frage der Einführung eines Repetir- oder Ncvolvergewehres, welches bei nur einmaligem Laden sechs oder ächt Schüsse hintereinander abgiebt, eine große Aufregung in unsere militärischen Kreise gebracht, denn daß eine sonst gut geführte und geübte Truppe mit dem Nepetirgewehre mehr leisten kann, als mit dem einfachen Hinterlader, ist klar, zu mal in kritischen Gefechtsmomenten gegen eine anstür mende Uebermacht. In Frankreich ist auch bereits die Einführung des Repetirgewehres beschlossen und wenn unsre militärischen Fachleute und Autoritäten bei ihren mit dem Repetirgewehr angestellten Versuchen große Vorzüge erkennen, so befinden wir uns in Deutschland ebenfalls in der Zwangslage, Nepetirgewehre einzu führen. Die Ausstellung gewerblicher Erzeugnisse der Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde, den 18.-19. Juni 1883. Wenn es erlaubt ist. Kleines mit Großem zu ver gleichen, so bekundet der Gewerbeverein zu Dippoldis walde jetzt eine unverkennbare Aehnlichkeit mit niemand anders, als mit der — nordamerikanischen Union. Wie Uchmtz-IcitW Verantwortlicher Redacteur: Carl Jehnt in Dippoldiswalde. Amtsblatt für die Königliche Umtshauptmmnschast Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte nnd die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein ^scheint wöchentlich drei mal: DienStaz, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 25 Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — All« Postan stalten, Postboten, sowie vie Agenten nehmen Be stellungen an. Inserate, welche bei der bedeutenden Auflage des Blattes eine sehr wirk sam« Verbreitung finden, werde,» mit 10 Pfg. die Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirt« Inserate mit entsprechen dem Ausschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeile 20 Pfg.