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DK „«eißerttzZettun«" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. Sb Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 4L Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — All« Postan- «alten, Postboten, sowie die Aaenten nehmen Be stellungen an. Wchentz-ZitilW. Amtsblatt Inserat«, w«lch« b«i der bedeutenden Auflage de« Blatte« «ine sehr wirk sam« Verbreitung finden, «erden mit 10 Pfg. dir Spaltenzeile oder der«« Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirt« Inserate mit entsprechen« dein Ausschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theil«, die Spaltenzeile »0 Pfg. für die Königliche Umtshauptmannschast Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte nnd die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Verantwortlicher Redacteur: Carl Ikhne in Dippoldiswalde. Nr. 35. Sonnabend, den 24. März 1883. 48. Jahrgang. Öfter«. Horch, die Osterglocken tönen fromm und hell hinan« in« Land Und auf ihrer Töne Schwingen künden sie: Der Herr erstand! Der de« Tode« starre Fesseln brach mit göttlich hehrer Macht, Der zum Licht sich durchgerungen au« de« Grabe« düstrer Nacht! Und gleich ihm, der einst gelitten für die Welt am KreuzeSstamm, Und der ihre Schuld getragen — wahrlich, welch' ein Opferlamm — Winkt auch unv ein Auferstehen, wenn geendet diese Bahn, Wenn all' unser Erdenwallen scheinbar in ein Nicht« zerrann! Regt sich'« doch an allen Enden ring« herum in der Natur Und von neuem frischen Werden finden wir lebend'ge Spur, Denn nach langen Winterstürmen ist Natur auf« Neu' erwacht Und in tausendfachen Keimen kündet sich de« Lenze« Macht. Vor der FrühlingSsonne Strahlen schmolz de» Winter« EiSgewand, Da« in seine starre Hülle Monde lang die Erde band — Hain und Feld und Wald und Fluren athmen jetzt in neuer Lust Und de« nahen Lenze« Wehen fühlt beseeligt jede Brust! Drum in diesem Werden, Keimen, mögen wir ein Zeichen sehn, Daß auch wir zu andern: Leben einstenö sollen aufersteh», Daß wir retn're Sphären schauen, wenn der Leib zu Staub zerfiel, Und daß un« trotz Tode« Schrecken dennoch winkt ein herrlich Ziel! Drum gegrüßt, du Ostermorgen, der du neue Hoffnung bringst, Und mit diesem lichte» Hoffen unsre Herzen froh durchdringst, — Der du ja seit ewgen Zetten schon de« Frühling« Herold bist — Heilger, hehrer Ostermorgen, sei unö Allen laut gegrüßt! Politische Wochenschau. Deutsche» Reich. Das Osterfest steht abermals vor der Thür und mit seinem Erscheinen ist auf poli tischem Gebiete wieder eine jener größeren Ruhepausen eingetreten, die sich naturgemäß an die hervorragendsten kirchlichen Feste des Jahres zu knüpfen pflegen. Diese Ruhe macht sich zunächst auf dem Felde der parlamen tarischen Thätigkeit bemerkbar, denn allerwärts haben sich — zum Theil schon seit einer Woche — die Parla mente vertagt, um sich in der Osterpause einmal Er holung von anstrengendem und verantwortungsreichem Wirken zu gönnen. Aber auch, wenn wir die allge meine politische Lage ins Auge fassen, so erscheint hier die Osterzeit ebenfalls einen gewissen Moment der Ruhe gebracht zik haben, denn nirgends sind in dieser Beziehung beunruhigende Symptome zu entdecken. Als ein besonders günstiges Zeichen muß es erscheinen, daß erst vor Kurzem die Verhandlungen der Londoner Donau-Konferenz eine gerade in orientalischen Ange legenheiten seltene Uebereinstimmung der Großmächte gezeigt haben, so daß hiermit wieder ein Stück der großen orientalischen Frage in befriedigender Weise gelöst ist. Dagegen sind die fenischen Attentats-Versuche in England, sowie die anarchistisch-revolutionären Be strebungen in Frankreich und Spanien allerdings ge eignet, die Besorgniß der betreffenden Regierungen zu erregen; indessen sind alle Maßregeln ergriffen, um sowohl erneute Putsche der Anarchisten in Frankreich und Spanien im Keime zu ersticken, als auch aber maligen verbrecherischen Anschlägen der irisch-fenischen Verschwörer wirksam entgegenzutreten, so daß das Osterfest hoffentlich auch nach dieser Richtung hin durch keinen Mißton gestört werden wird. — Der Wechsel in der Leitung unserer Marine ist nun zu einer defini tiven Thatsache geworden. Durch Kabinetsordre vom 20. März hat der Kaiser das erneuerte Abschiedsgesuch des bisherigen Marineministers v. Stosch genehmigt und den General-Lieutenant v. Caprivi, bisher Kom mandeur der 30. Division (Metz), zum Chef der Ad miralität ernannt. Zugleich hat der Kaiser bestimmt, daß General v. Stosch, in ehrender Anerkennung seiner großen Verdienste um die Marine, auch ferner in den Listen der Marine als ü la suite des See-Offizierkorps mit dem Range eines Admirals und a la suito des See-Bataillons stehend, fortgeführt werden soll. Außer dem ist v. Stosch noch durch eine besondere Orvre des Kaisers ausgezeichnet worden, in welcher dem scheiden den Chef der Admiralität in den wärmsten Worten der allerhöchste Dank für seine Leistungen ausgedrückt und das bleibende Wohlwollen seines Monarchen ver sichert wird. — General v. Caprivi, der neue Chef der Admiralität, wurde Anfang der dreißiger Jahre in Berlin geboren und machte den Feldzug von 1870/71 als Oberstlieutenant und Chef des Generalstabes des 10. Armeekorps mit; im Dezember vorigen Jahres erhielt er das Kommando der 30. Division, v. Caprivi genießt den Ruf eines ungewöhnlich befähigten Offiziers und soll sehr große Energie und Selbstständigkeit be sitzen; namentlich letztere Eigenschaften lassen ihn als geeignet zur Uebernahme seines neuen verantwortungs reichen Postens erscheinen. Oesterreich-Ungarn. In Oesterreich hat selbst die gegenwärtige Festzeit den nationalen Hader nicht ganz verstummen lassen. Der Erlaß des Landeskomman- direnden in Böhmen, FZM. Baron Philippovich, wo nach den Offizieren der Prager Garnison eingeschärft wird, sich auch im Verkehr unter einander in Zukunft der deutschen Sprache zu bedienen, wird von der czechischen Presse auf das Heftigste angegriffen, was deutlich darauf hinweist, daß die Verdrängung des Deutschen selbst aus der Armee ebenfalls einen Pro grammpunkt national-czechischer Politik bildet. Im Donaureiche ist nachgerade so ziemlich Alles dem unter dem Taaffe'schen Regime zur Herrlichkeit emporgeblühten Nationalitätsprinzipe geopfert worden und fast nur noch die Armee repräsentirte Oesterreich als Einheits staat, Dank ihrer deutschen Grundlage. Will man auch an dieser zu rütteln beginnen, wie jetzt die Czechen thun, so würde die Wehrkraft Oesterreichs in verhäng- nißvollster Weise getroffen werden. Frankreich. Der anarchistische Hexentanz, den die Parteigänger der Kommune am 18. März, zur Ver herrlichung des Jahrestages der „rothen Republik" in Frankreich zu arrangiren gedachten, ist unterblieben. Sichtlich hat die feste Haltung, welche die Regierung des Herrn Fern, den Putschgelüsten der Ultraradikalen gegenüber beobachtete, auf letztere sehr abkühlend ge wirkt und so ist dieser gefürchtete Tag in der franzö sischen Hauptstadt selbst ohne nennenswerthe Störungen vorübergegangen. Auch die revolutionären Elemente in der Provmz haben sich im Allgemeinen ruhig verhalten. England. Die „irische Vehme", wie sich der ge heime irisch-fenische Mordbund selbst zu nennen beliebt, scheint entschlossen zu sein, seine unheimliche Thätigkeit jetzt mit erneuter Energie aufzunehmen. Der Dynamit- Explosion im Lokal-Gouvernement zu London ist ein Attentat auf Lady Florence Dixie gefolgt, welche sich durch ihre, gegen das Treiben der Landliga gerichtete journalistische Thätigkeit den Zorn der irischen Ver schwörer zugezogen hatte und Gerüchte von sonstigen geplanten oder schon entdeckten Frevelthaten der Fenier durcheilen die geängstigte Metropole an der Themse. Die englische Regierung thut denn auch ihr Möglichstes, um dem verbrecherischen Treiben der fenischen Send lings Schranken zu ziehen. Zunächst wird die Polizei macht Londons eine beträchtliche Vermehrung erfahren, wenn auch nicht um 1000 Mann, wie anfänglich ge meldet wurde, so doch, wie Staatssekretär Harcourt in der Unterhaussitzung vom 19. März mittheilte, um 500 Mann. Auch die Geheimpolizei soll vermehrt werden und die mit dem Nachtdienst in London be trauten Polizeimannschaften will die Regierung ver doppeln lassen. Einstweilen sollen die Soldaten die Polizei in der Beschützung der öffentlichen Gebäude unterstützen. Rußland. Der Tag für die feierliche Krönung des russischen Herrscherpaares in der alten Czarenstadt Moskau soll nunmehr auf den 27. Mai festgesetzt sein, eine offizielle Bestätigung dieser Nachricht liegt aber noch nicht vor. Die auswärtigen Höfe werden nun doch, entgegen der ursprünglichen Annahme, durch Mit glieder der einzelnen Regentenfamilien bei den KrÜ- nungsfeierlichkeiten vertreten sein. Soweit bekannt, wird Prinz Albrecht als Vertreter des preußischen Königshauses, Erzherzog Wilhelm als Vertreter des Wiener Hofes, der Herzog von Aosta als Vertreter der italienischen Königsfamilie und der Herzog von Edin burgh als Vertreter des Londoner Hofes in Moskau anwesend sein. Die französische Regierung würde in Moskau nach einer Version durch General Pithiö, nach einer andern durch den ehemaligen Unterrichtsminister Waddington vertreten sein. Holland. Holland ist jetzt wirklich in Nöthen, nämlich in Ministernöthen. Seit zwei Wochen ist das Kabinet von Lynden-Rochusien von den Geschäften zurückgetreten, ohne daß bis jetzt ein neues Ministerium zu Stande gekommen wäre. Auch dem Präsidenten der zweiten Kammer, van Rees, ist es nicht gelungen, ein neues Kabinet zusammen zu bringen. Es ist nun niit diesem schwierigen Unternehmen der ehemalige Minister für Holländisch-Indien, Gleichmann, vom König beauftragt worden. Türkei. Aus Arabien wird wieder einmal von einem der nicht ungewöhnlichen Naufhändel zwischen Türken und Arabern berichtet. In der Provinz Jemen griff eine starke Bande Araber eine vier Bataillone zählende türkische Truppenmacht an, wobei sich ein ziemlich heftiges Gefecht entspann, bei dem es auf beiden Seiten Todle und Verwundete gab, unter den Ge- tödteten befinden sich auch vier türkische Offiziere; die Araber wurden schließlich zurückgeschlagen. Der ganze Vorfall zeigt, wie so manche ähnliche Ereignisse in den letzten Jahren, wie bedenklich es mit der türkischen Autorität in einem Theile Arabiens steht. Zum Wechsel in der Leitung des Marine-Ministeriums. Dem Rücktritte des Kriegsministers v. Kameke ist, wie eine kaiserliche Ordre vom 20. März kundgiebt, nun auch der Rücktritt des Marineministers v. Stosch gefolgt und der Generallieutenant Caprivi ist der neue Chef des Marineministeriums geworden. Die Ver- muthung liegt nahe, daß ein Theil der Gründe, welche Herrn v. Kameke zum Rücktritte veranlaßten, auch ent scheidend auf die Entschließungen des Marineministers v. Stosch gewirkt haben, denn dieser und Herr v. Ka meke galten als zwei sehr intime Berufsgenossen. In dessen darf auch nicht unerwähnt bleiben, daß Herr v. Stosch seit längerer Zeit nicht unbedenklich an einer Fußkrankheit leidet, die ihn im Hinblick auf die mit vielen Inspektionsreisen nach den Häfen verbundenen schweren Pflichten eines Marinechefs auch bewogen haben kann, vom Kaiser seine Entlassung zu erbitten. Man hat auch viel von Differenzen geschrieben, welche Herr v. Stosch mit dem Reichskanzler gehabt habe, doch wollen wir uns in dieser Richtung, wo noch nichts Authentisches bekannt ist, nicht in vagen Konjunkturen ergehen. Zu bedauern ist es aber unter allen Um-