Volltext Seite (XML)
Mchmtz-IkitW Verantwortlicher Redacteur: Carl Jehm in Dippoldiswalde. Nr. 27 Dienstag, den 6. März 1883 48. Jahrgang liche Wohlthätigkeit die Hinterlassenen jener Bergleute annahmen, die am 1. Juli 1867 hier auf der neuen Fundgrube durch Verschütten ihren Tod fanden. 366000 Mk. flössen aus ganz Deutschland zusammen in die Hände eines Ausschusses, an dessen Spitze der jetzige Minister, v. Könneritz, damals Amtshauptmann von Chemnitz, stand. Ein kleiner Theil wurde zu den laufenden Unterstützungen verwendet. Bei der Haupt- vertheilung erhielt jede Wittwe 1500 Mk., die Eltern eines Verunglückten 375 Mk., die Kinder wurden in ähnlicher Weise bedacht, so daß auf mehrere Familien mehr als 9000 Mk. kamen. Ein volles Drittel der Hilfsgelder, 122000 Mk., wurde zur Errichtung eines Leibrentenfonds verwendet und einem besonderen Aus schuß unterstellt, mit der Anordnung, daß die Leib renten auf Lebensdauer gewährt und die Höhe der Renten alle 10 Jahre auf Grund neuer Berechnungen festgestellt werden sollten. Zunächst erhielt jede Wittwe 108 Mk. jährlich, Eltern dagegen die Hälfte, 54 Mk. Neuerdings hat nun die anderweite Berechnung der Renten stattgefunden, und da soivohl die Sterblichkeit unter den Empfängern, als auch die Verzinsung der Gelder den Voranschlag übertroffen hatte, konnte die Rente nicht unansehnlich erhöht werden, so daß gegen wärtig eine Wittwe jährlich 144 Mark, Aszendenten aber 83 Mark beziehen können. TagesgefchiHte. Berlin. Am 2. März fand die Verhandlung gegen den Schlaffer Wagenknecht wegen fahrlässiger Brandstiftung in der Hygiene-Ausstellung statt. Der Staatsanwalt beantragte und der Gerichtshof erkannte auf Freisprechung. Ersterer erwähnte, er habe den Erbauer anklagen wollen, die Klage aber aufgegeben, weil sich herausgestellt, daß gefährliche Ausstellungsgebäude nicht Ausnahmen, sondern Regel gewesen. (Das Gebäude der neuen Hygiene-Aus stellung, die nächstens eröffnet wird, ist ganz aus Glas und Eisen erbaut. — Der derzeitige Garnisonstand der deutschen Armee wird zu 304 Garnisonen angegeben, worunter sich jedoch die Garnisonen ver bayrischen Armee nicht mit inbegriffen befinden. 39 dieser Garnisonen stellen sich über einen Bestand von 2000 Mann. Nur zwei jedoch ragen über den Mannschaftsstand von 10,000 Mann hinaus. Es sind dies Berlin und Metz, wovon die erste Stadt 17,813, die letzte 14,441 Mann Garnison besitzt. Seit 1879 hat für Metz, das damals nur 10,793 Mann Besatzung enthielt, eine Verstärkung um 3648 Mann stattgefunden. Straßburg hat im Gegensatz hierzu seit 1880 eine kleine Verringerung der Garnison von 9048 auf 8968 Mann erfahren. Mainz besitzt 7712, Köln 7655, Koblenz 6353, Königs berg 6383, Magdeburg 6068 Mann Garnison. Mit den Garnisonen von Potsdayr 6580 Mann und Spandau 4339 Mann können m Berlin unmittelbar 28,732 Mann konzentrirt werden. — Wie aus Kiel geschrieben wird, erhält die alte Holz-Korvette „Arkona" gegenwärtig die Einrichtung eines Lazareth-Schiffes. Die Batterie wird zu einem großen Spital umgewandelt, das neben Operations tischen, Verbandstellen, Apotheken u. s. w. auf Steuer- und Backbordseite eine lange Reihe von Betten erhalten soll, die sich in elastischen Ständen wiegen, um so den Schwerkranken die Bewegungen des Schiffes weniger fühlbar werden zu lassen. An Deck wie auch außen bords werden besondere Vorrichtungen angebracht, die dem Transport der Kranken aus den Booten hinab durch die Luken des Decks in den Spitalraum dienen sollen. Die ganze Einrichturg hat zunächst den provi sorischen Zweck, den bestmöglichen Modus für Spital- schiffe festzustellen, mit deren Aquisition unsere Marine leitung sodann wohl vorgehen dürste. Deshalb wird die „Arkona" auch voraussichtlich an einem Theile der Uebungen unseres Panzergeschwaders Theil nehmen. Inserate, welch« Lei der bedeutenden Auflage d«S Blattes ein« sehr wirk same Berbreitunä finden, werden mit 1V Pfg. di« Spaltenzeile oder veren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, ,m redaktionelle« Theile, die Spaltenzeile SOM. „Wek-eritz^Zleltung" «scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — «reis vierteljährlich 1 M. 25 Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan- ktalten, Postboten, sowie Vie Agenten nehmen Be stellungen am Es sollen die Spitalschiffe nämlich nicht etwa die Auf gäbe eines schwimmenden Lazareths haben, sondern vielmehr dem rothen Kreuz auch auf dem Schlachtfelde zur See Geltung verschaffen, daher nicht eine feste Station im Hafen erhalten, sondern Geschwader-Ab- theilungen unserer Flotte attachirt werden und diese in's Gefecht begleiten. — Die Verordnung über die Verwendung gif tiger Farben bei Herstellung von Nahrungs- und Genußmitteln und bei der Spielwaaren-Industrie, welche vom Reichstage bekanntlich bedeutend abgeschwächt worden ist, wird zur Zeit, wie ein offiziöser Korre spondent meldet, im Neichsamt des Innern umge arbeitet. — Die für den Geburtstag des Kaisers ge planten Festlichkeiten werden, da der Geburtstag selbst Heuer in die geschloffene Zeit fällt, bereits am 17. März stattfinden. — In der Familie des Prinzen Wilhelm sieht man gegen Ausgang Juli einem neuen freudigen Ereignisse entgegen. — Der Präsident des Reichstages, Hr. v. Levetzow, hatte im Ganzen noch 900,000 Mark für die Ueber- schwemmten in Verwaltung. Davon sind 400,000 M. vertheilt worden. Hessen, Unterfranken und die Pfalz erhalten je 80,000 Ri., die Nheinprovinz 60,000 M., Baden 40,000 M., der bayrische Donaubezirk und der Regierungsbezirk Wiesbaden je 20,000 M., Elsaß- Lothringen und Württemberg je 10,000 Mark. Zur weiteren Disposition verbleiben nun also noch eine I halbe Million Mark. Bayern. Die hier erscheinende sozialistische „Süd deutsche Post" (Verleger Referendar Viereck) wurde von der Regierung Oberbayerns verboten und das Wiedererscheinen des Blattes überhaupt untersagt. Schwerin. Das Befinden der Großherzogin- Mutter von Mecklenburg-Schwerin, Alexandrine, Schwester des deutschen Kaisers, giebt zu den größten Besorgnissen Veranlassung. Oesterreich. Der frühere Theaterdirektor Jauner (Ringtheater) hat am Abend des 28. Februar die im Ringtheater-Prozeß über ihn verhängte 4monatliche Arreststrafe im Wiener Landesgerichtsgebäude angetreten, nachdem er vor einigen Tagen vom Kaiser in Audienz empfangen morden war und demselben ein Gnadenge such übereichen durfte. Durch den Strafantritt am 28. Februar erspart er von seiner Haft 2 Tage, da der erste Monat derselben bereits am 28. März endet. Belgien. Die Nepräsantenlenkammer lehnte am 1. März zwar die Herabminderung des Gehaltes für die Bischöfe ab, beschloß aber die Beseitigung der Ka- nonikate und derjenige Vikariate, welche über die im Gesetze vom Jahre 1866 bestimmte Zahl hinausgehen. Dem Minister wurde die Freiheit gelassen, in jedem besonderen Falle geeignete Bestimmungen zu treffen. Frankreich. Am 1. März wurde in Havre ein Irländer verhaftet, welcher die Theilnahme an der Er mordung der Lords Cavendish und Bourke im Phö nixpark zu Dublin eingestanden hat. — Der bonapartistische Deputirte Pieyre hat den Antrag eingebracht, das man den Eltern einen gewissen Kinderreichthum mit einer Prämie belohnen solle. Dieser Antrag findet seine Begründung in der bekann te,! Geringfügigkeit der französischen Bevölkerungszu nahme. In den fünf Jahren von 1876 bis 1881, den glänzendsten Erwerbsjahren, die man sich denken kann, hat in 42 Departements die Bevölkerung um 755000 Einwohner zugeüommen, in 45 anderen De partements um 339 700 abgenommen, was einen Zu wachs von nur 415300 ergiebt. Von dieser geringen Ziffer müssen indeß 199 300 Fremde abgezogen werden, welche in der genannten Zeit in Frankreich eingewan dert sind, und die regelmäßige, natürliche, durch Ge burten entstandene Vermehrung ist daher nicht größer Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Am Freitag, den 2. März traf Nachmittags Se. Excellenz, der Minister des Innern, Herr von Nostitz-Wallwitz, in Begleitung des Herrn Geheimen Regierungsrathes von Koppe nfels unerwartet hier ein, besichtigte zunächst die hiesige Ni- kolaikirche, verweilte sodann längere Zeit in der Bezirks- Arbeitsanstalt, wo er von der Einrichtung und Ver waltung derselben eingehend Kenntniß nahm; nahm ferner noch von den amtshauptmannschaftlichen Lokali täten das neu hergestellte Archiv in Augenschein und verließ nach genommener kurzer Rast in der Wohnung des Herrn Amtshauptmann von Kessinger mit dem Abendzug die Stadt wieder. — Die Ziehungsliste der 1. Serie der Ulmer Münsterbau-Lotterie ist erschienen und in unsrer Expedition cinzusehen. — Die für den Bezirk des königl. Schwurgerichts zu Dresden ausgeloosten Hauptgeschworenen, die in unserer Nähe ihren Wohnsitz haben, sind für die 2. diesjährige Sitzungsperiode die Herren: Königl. Oberförster Oskar Klette in Bärenfels, Oberingenieur I. A. Nägel in Döhlen, Buchdruckereibesitzer F. C. Landgraf in Potschappel und Kammergutspachter I. B. Mathe in Döhlen. Altenberg, 4. März. Heute haben wir einen unserer besten Bürger begraben: den Herrn Stolln- faktor Carl Heinrich Richter, ein Mitglied des Stadt- gemeinderathes und des Kirchenvorstandes, Kassirer der Knappschaftskaffe, sowie des Spar- und Vorschußver eins. In allen seinen Aemtern übte er die treueste Pflichterfüllung; sein biederer, liebevoller Sinn machte ihn überall beliebt, und dies bewies auch die überaus zahlreiche Theilnahme an seinem Begräbniß. Am Grabe wurden ihm Worte der Anerkennung und des Dankes gezollt aus Priestermund sowohl, als von Hrn. Stadt rath Rößler aus Freiberg und Hrn. Bürgermeister Schönherr von hier. Möge dem einfachen braven Manne die Erde leicht sein; sein Andenken wird bei uns immer fortleben. Glashütte. Das Landesgesängbuch wird nach Beschluß des Kirchenvorstandes mit dem 1. Juli in hiesiger Parochie eingeführt. Dresden. Die diesjährigen Herb st Übungen des sächsischen Armeekorps werden in der Umgebung von Zittau stattfinden. — Der König und die Königin, in Begleitung des Prinzen und der Prinzessin von Hohenzollern, des Grafen und der Gräfin von Flandern sind am Freitag Nachmittag mittels Extrazuges von Berlin wieder in Dresden angekommen. Freiberg. Behufs Ergänzung der Spruchliste für die am 12. März 1883 beginnende erste Sitzungsperiode des hiesigen kgl. Schwurgerichts wurden in öffentlicher Sitzung des kgl. Landgerichts an Stelle der Herren Dannenberg-Hänichen, Treutler-Naundorf und Anhalt- Hainichen nachträglich ausgeloost die Herren: 1) Wil helm Ed. Otto, Rittergutsbes. in Naundorf 2) Gustav Georg von Oppen, königl. Förster in Holzhau, und 3) Friedrich August Biedermann, Stadtgutsbesitzer und Lohgerber in Sayda. Zittau. Der 1. März war für viele Familien in Zittau ein Schreckenstag, denn im Laufe des Nach mittags verbreitete sich die betrübende Nachricht, daß sämmtlichem Personal der Lebenstein'schen Orleans- Fabrik gekündigt worden sei und in derselben nur noch Vorräthe aufgearbeitet werden würden, alsdann aber alle Fabrikation ganz aufhören würde. Es ist dies nun seit Kurzem bereits die zweite dortige Fabrik, welche durch die Zeitverhältniffe gezwungen wird, ihre bisherige Fabrikation einzustellen. Leider werden da durch wieder gegen 400 Personen brodlos. Lugau. (Voigtland.) Es ist gewiß noch Vielen erinnerlich, in welch glänzender Weile sich die öffent- Amtsblatt für die Königliche Umtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein