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MHklitz-MiW Di« „Wei-tritz-Zeitung" «scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. Lk Pfg., zweimonatlich SS Psg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 16 Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehnien Be- ö""""""' Amtsblatt für die Königliche Amtshauptmannschast Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Inserat«, welche bei der bedeutenden Auflage deS Blattes «in« sehr wirk same Verbreitung finden, werden mit 16 Pfg. di« Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische mü> complicirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Meile, die Spaltenzeile 26 Pfg. Verantwortlicher Redacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Nr. 25. Donnerstag, den I. März 1883. 48. Jahrgang. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde, 28. Februar. Gestern hielt Hr. Professor Robert von Schlagintweit aus Gießen vor einem sehr zahlreichen Zuhörerkreise den mit Spannung erwarteten Vortrag über die mit dem Namen der Südpacifikbahn bezeichnete interessante und wich tige Verkehrsstraße zwischen dem Atlantischen und und Stillen- oder Pacific-Ocean. Unterstützt von einer deutlichen, instruktiv angelegten Wandkarte in großen Dimensionen und einer großen Anzahl von Photo graphien und Stereoskopbildern, wußte der berühmte Reisende den voluminösen Stoff so anschaulich und fesselnd zu gestalten, daß gewiß Niemand aus der auf merksam folgenden Zuhörerschaft darüber im Unklaren geblieben sein dürfte, welche Bedeutung die betreffende Bahnstrecke für die Gegenwart und Zukunft in An spruch zu nehmen berechtigt ist. Wenn man auch Vor träge, wie den gehörten, nicht wohl in den engen Rahmen eines Zeitungsreferats wiedcrzugeben im Stande ist, so können wir uns doch nicht versagen, die Hauptlinien desselben für weitere Kreise zu zeichnen, müssen das aber wegen der Kürze der Zeit auf eine spätere Nummer verschieben, wo wir in den Stand gesetzt sein werden, dies in einiger Ausführlichkeit zu ihun. Jetzt aber wollen wir nicht unterlassen, zu kon- statiren, daß lauter Beifall den geehrten Vortragenden belohnte. Dank sei aber auch im Namen des hochbe friedigten Auditoriums Hrn. Bankpräsident Schmidt abgestattet, durch dessen Vermittelung und Munifizenz es möglich geworden ist, einem weiteren Kreise einen so hoch interessanten Genuß darzubieten. Dippoldiswalde. Das Felsstück, welches in der Nacht zum 26. Februar oberhalb der sogen. „Gold stampe" zwischen den Stationen Spechtritz und Rabenau auf das Geleis unserer Bahn gestürzt war, hatte einen ziemlichen Umfang und wird sein Gewicht auf min destens 200 Zentner geschätzt. Durch 3 Schüsse wurde es zersprengt und der Bahnkörper geräumt, und nach dem neue Schienen gelegt (die Schwellen waren merk würdigerweise nicht beschädigt) wurde der Verkehr am Nachmittage wieder eröffnet. — Auf der Schäferei Paulsdorf ist die Maul- und Klauenseuche ausgebrochen. Durch in Plauen i. V. von Hrn. Nittergutsbes. Lehmigen auf Berreuth am vergangenen Mittwoch gekaufte Ochsen ist die Krankheit hier eingeführt worden und sind 2 Ochsen an derselben erkrankt. — Seit Mitte vor. Mts. sind die drei Hengste der hiesigen Beschälstation in ihren vorigen Stallungen bei Hrn. Restaurateur Gelke angekommen. Dresden. Wie feiten des Finanzministeriums der Generaldirektion der Staatsbahnen gegenüber bestätigt wird, steht die Regierung der Einführung des Spar markensystems für Beamte und Arbeiter von Staatsanstalten sehr sympathisch gegenüber. — Am Dienstag Mittag ist unser Königspaar von hier nach Berlin abgereist zu den in diesen Tagen dort stattfindenden Festlichkeiten zu Ehren des deutschen Kronprinzenpaares. — Die heurige Generalversammlung des Kan toren und Organistenvereins der Kreishauptmannschaft Dresden wird am dritten Osterfeiertage in Dresden stattfinden. Für die Verhandlungen ist der Saal im Waldschlößchen-Stadtrestaurant, für die Mitgliedervor träge die Silbermann'sche Orgel in der evangelischen Hofkirche vorgesehen. Leipzig. Von demselben Konsortium, welches gegenwärtig in Dresden ein Panorama mit der Schlacht von St. Privat baut, ist der Ban eines Panorama in Leipzig in Aussicht genommen und beim Nathe um die Genehmigung nachgesucht worden. Das Panorama soll die großartige Reitecschlacht bei Mars-la-Tour darstellen, deren Bilder von dem Professor Braune in München gemalt werden. Letzterer ist deshalb im letzten Sommer an der Stelle des Kampfes gewesen, um die erforderlichen Aufnahmen zu machen. Für das Panorama ist ein Grundstück am Noßplatz im Gehalt von 1700 Quadratnietern erworben worden. Treuen. Die seit Jahren schwebende Frage, wel ches von den Amtsgerichten Treuen und Lengen feld aufgehoben werden wird, ist zu Gunsten von Treuen entschieden worden. Tagesgeschichte. Berlin. Den Reichstag wird nach seinem Wieder zusammentritt nach Ostern in erster Reihe das Kranken versicherungsgesetz beschäftigen, an dessen Annahme nach den Beschlüssen der Kommission zwar nicht zu zweifeln ist, das aber jedenfalls noch lange und zeitraubende Debatten verursachen wird. Wie verlautet, gedenken die Socialdemokraten einen eigenen Gesetzentwurf ein zubringen, mit dessen Ausarbeitung mehrere ihrer Fraktionsgenossen gegenwärtig beschäftigt sind. Die Sozialdemokraten wollen, daß, im Gegensatz zu der Regierungsvorlage, jeder deutsche Staatsbürger, gleich viel welcher Gesellschaftsklasse er angehöre, verpflichtet werden soll, sich bei einer Krankenkasse zu versichern. Zu den Krankenkassen für die Arbeiter sollen die Ar beitgeber keine Beiträge entrichten, dafür untersteht die Verwaltung der Kaffe ausschließlich den Arbeitern. In diesen prinzipiell wichtigen Punkten wird sich der sozialdemokratische Entwurf, der selbstverständlich nicht die geringste Aussicht auf Annahme hat, von der Re gierungsvorlage unterscheiden. — Der letzte Brief des Kaisers an den Papst ist am 21. Februar abgegangen. — Das Kostümfest im weißen Saale des königl. Schlosses findet heute Mittwoch statt; es stellt den Einzug der Königin Minne dar, und wirken dabei die Prinzessin Wilhelm, Prinzessin Friedrich Karl und viele andere Damen und Herren vom Hofe mit. Die Kostüme des Minnezuges sind prachtvoll unter künst lerischer Leitung hergestellt, und wirken insgesammt gegen 440 Herren und Damen mit. Oesterreich. Die Ankündigung, daß man in Ru mänien die Absicht hege, die Donaufreihäfen aufzu heben, hat genügt, um in den Kreisen des österreichi schen Auswärtigen Amts eine gewisse Erregtheit, ver bunden mit peinlicher Unruhe, hervorzurufen. Ohne dies ist man in Wien nicht sonderlich gut auf die Re gierung in Bukarest zu sprechen, deren Haltung der Londoner Donaukonferenz gegenüber sehr verdrossen hat. Sollte Rumänien wirklich, was jedoch noch von gutunterichteter Seite bezweifelt wird, dazu schreite», das Privilegium der Freihäfen auszuheben, so darf man sich auf einen schärferen Konflikt gefaßt machen. Frankreich. Der Herzog von Chartres (Prinz von Orleans) hat am 26. Februar sein Kommando in Rouen niedergelegt, nachdem er einen Regiments befehl erlassen, in welchem es heißt: „Unterstützt meinen Nachfolger, beweist durch Eifer, Hingebung und ab soluten Gehorsam gegen die Landesgesetze und mili tärischen Vorschriften, daß die Lehren, welche ich Euch gab, stets der Ehre und der Vaterlandsliebe entsprungen sind." — Der Senat nahm in seiner Sitzung am 26. Februar mit 156 gegen 115 Stimmen einen Antrag an, durch welchen die gerichtliche Eidesformel abge ändert und der religiöse Eid zu einem fakultativen ge macht wird. Aus Belgien wird gemeldet, daß anläßlich einer am Freitag in einem Dorfe bei Brüssel erfolgten Dy namit-Explosion zwei Männer verhaftet wurden, von denen der eine tödtlich verwundet war. In dem Ver hör wurde, festgestellt, daß dieselben Cyvat und Metayer heißen und beide wegen Theilnahme an den Unruhen in Montceau-les-mines in Frankreich vernrtheilt wor den sind. Die vorgefundenen Briefe und Dokumente, meistens in russischer und italienischer Sprache ge schrieben, beziehen sich auf eine ausgedehnte und gut organisirte internationale Anarchistenverschwörung. Rußland. Nachdem die Krönungskommission den Auftrag erhalten hat, innerhalb des Monats Mai einen passenden Krönungsiag zu wählen, so hat dieselbe sich in Anbetracht traditioneller und anderer Gründe für den 15. oder 20. Mai entschieden, und ist dieser Vorschlag und die Bitte, zwischen den beiden Tagen zu wählen, dem Kaiser unterbreitet worden. — Die bisher mit ungefähr 10 bis 11 Millionen Rubel be rechneten Krönungskosten sollen bereits auf 16 bis 17 Millionen veranschlagt werden. — Der Moskauer Adel warf bereits für die goldene Schüssel und das Salzfaß, welche bei Begrüßung des Kaiserpaares mit Brod und Salz überreicht werden, 5000 Rubel aus. Zur Ausschmückung des Adelsaals wurden 15000, für Neumöblirung 8000, für das Ballfest daselbst, zu welchem aber, um allzu großem Gedränge vorzubeugen, nur 2700 anstatt 4000 Personen geladen werden, 11000 Rubel bestimmt. 28000 Rubel, die an dem Budget des Adels noch fehlen, beschloß derselbe durch Subskription oder aber durch Repartition auf die Mo bilien des Adels des Moskauer Gouvernements auf zubringen. Die Hotelpreise in Moskau beginnen in horrenter Weise zu steigen. Das Hofministerium bot einem Hotelier für Ueberlasiung seines Hotels während der Krönungszeit täglich 1000 Rbl.; das Gebot wurde aber abgelehnt. England. Am Sonnabend wurde im Postamt Ballydehob in Irland ein mit Dynamit gefüllter, an den Vizekönig von Irland adressirter Brief gefunden. Türkei. General Kähler, der nach der Türkei ge gangene deutsche Militär, wird in den ersten Tagen des März in Berlin sein. Vorläufig begleiten ihn da hin nur sieben Mulazims (Unterlieutenants), unter denen alle Waffen vertreten sind. Ob eine größere Zahl nachfolgt, hängt von verschiedenen Bedingungen ab, über welche Kähler Pascha in Berlin unterhandeln wird. Für die jungen Offiziere ist ein Aufenthalt in Deutschland von drei Jahren in Aussicht genommen. Sie sollen im ersten Jahre bei den Truppen Dienst thun und dabei die deutsche Sprache sich zu eigen machen, um im zweiten und dritten Jahre den Vor trägen auf der Kriegs-Akademie folgen zu können. Der Padischah läßt die Gelegenheit der Entsendung eines seiner Paschas nach Berlin nicht vorübergehen, ohne dem deutschen Kaiser ein neues Zeichen seiner besonderen Verehrung zu geben. General Kähler ist demnach beauftragt, eine Sammlung vorzüglicher An sichten aller Theile des malerischen Bosporus-Gestades als Geschenk des Sultans zu überbringen. Vermischtes. Bon der Orientreise des Prinzen Friedrich Karl erzählt Brugsch-Bcy in der neuesten Nummer von „Ueber Land und Meer" folgenden interessanten Zug. Vor der Abreise von Triest unternahmen die Reisenden einen Ausflug nach Schloß Miramare. Die Besichtigung der inneren Räume des Pracht baues und die stille Prüfung der wcrthvollen Gegenstände, welche im Trcppenhause und in den Sälen und Gemächern seit dem Tode des unglücklichen Kaisers Maximilian ihren alten Plag nicht verlassen hatten, entlockten dem Prinzen das offene Geständniß, Miramare sei das schönste und geschmack vollste Schloß, das er je im Leben bewundert habe. Vor Allem verrathe die Anlage des Treppenhauses und die waid- männische Dekoration der Wände desselben einen unvergleich lichen seinen Geschmack. Wehmüthigen Blickes betrachtete der große Feldherr das lebensgetreue Bild des Kaisers Maximi lian, dessen sanfte, edle Züge ihm einen stummen Dank zu zurufen schienen, und seine» Lippen entrang sich ein herrliches, des feierlichen Momentes würdiges Wort! „Ich habe Dich an Bazaine gerächt." Zu der Hinterlassenschaft des Prinzen Karl gehört auch der Kaiserstuhl aus Goslar. Derselbe befand sich ursprünglich